Am Rande des Pacours stehend beobachtete Mamoru mit regloser Miene, wie die ersten die einzelnen Stationen anpackten. Manche hielten sich sehr gut, die meisten aber scheiterten, mal früher, mal später. Eigentlich hatte er schon immer gerne Sport gemacht. In seiner früheren Vergangenheit hatte er dazu jedoch kaum Zeit gefunden. Aber selbst wenn er hier scheiterte, würde es ihm nichts ausmachen.
Ohne den kleinsten Gefühlsausdruck im Gesicht ging er zum Anfang der Pacours. Im Laufen strich er sich wie so oft die Strähnen aus dem Gesicht. Beim Klettern fand er schnell ein langsames, aber konstantes Tempo. Durch seine Größe und die damit verbundene Reichweite seiner Arme und Beine, fand er reichlich Möglichkeiten, sich halt zu verschaffen. Ab und zu jedoch, rutschte er mit seinen Füßen ab oder drohte umzuknicken. Etwas stimmte noch nicht!
Mit einem letzten Klimmzug konnte er über die Kante der Wand blicken. Aus dieser Höhe wirkten die Bambusstangen um ein vielfaches wackliger als von unten. Eine etwas stärkere Windböe zerrte an seiner Kleidung. Einen kurzen Augenblick schaute er steil in den bewölkten Himmel. Vielleicht würde es heute noch Regen geben...
Mit einem dumpfen Ton fielen die Turnschuhe auf den Boden. Kurz darauf balancierte Mamoru schon mit einem Fuß auf der höchsten Bambusstange. Dass sein ganzes Gewicht auf so einem kleinen Fleck seiner Fußsohle lastete, schmerzte zwar etwas, jedoch fühlte er sich jetzt wesentlich sicherer. Er war so darauf konzentriert, das Gleichgewicht auf den schwankenden Pfälen zu halten, dass der Abstieg ihm erstaunlich schnell vorkam.
Im Tunnel brachte ihm seine Körpergröße jedoch keinen Vorteil! Er hob den Kopf zu schnell wieder an und schürfte sich etwas seine Stirn. Wesentlich schwieriger jedoch fiel ihm das Gerüst. Keuchend und mit vor Anstrengung brennenden Muskeln kam er zur nächsten Station. Selbst barfuß fand er an der glatten Wand kaum halt. Jedes noch so kleine Stück musste er seinen mittlerweile vor Krämpfen schmerzenden Armmuskeln abtrotzen.
Vor lauter Erschöpfung nahm er kaum noch wahr, was danach noch kam. Er seilte sich an einer Schräg gespannten leine ab und musste dann einen steilen, gewundenen Pfad hinauf. Schließlich kam er an diesen komischen Pfad.
Auch wenn ihm der Sand komisch vorkam, erkannte er nicht den Sinn dieser Übung. Diese Station hatte er von seinem Standpunkt unten schlecht einsehen können. Er entschloss sich einfach zu Springen. Bei der Landung sackte er ungewöhnlich weit in den Boden ein. Und er schien immer weiter zu sinken! Um den Treibsand zu entrinnen schmiss er sich nach vorne. Halb kriechend, halb gehend erreichte er wieder sicheren, festen Boden.
Sein ganzer kurzer Triumph wurde binnen einen Augenblicks wieder zerstört. Diese Wand war wohl ein schlechter Scherz! Der Trotz kam in ihm hoch. Er hatte sich so weit vor gekämpft, und sollte jetzt an diesem Ding scheitern?
Die letzten Kräfte in seinen Beinen mobilisierend rannte er auf die Wand zu und sprang kurz vorher ab. Vielleicht zu kurz. Mamoru meinste mit den Fingerspitzen die Kante zu fühlen, dann krachte sein ganzer Körper mit dem ganzen Schwung seines Anlaufes gegen die Mauer. Aus Reflex zog er die Arme zurück und rollte sich etwas unglücklich am Boden ab. Benommen kam er mit einem merkwürdigen Geschmack auf der Zunge wieder hoch. Mit dem Handrücken fuhr er sich über den Mund. Das Blut bekräftigte ihn in der Annahme, dass er sich wohl etwas härter auf die Unterlippe gebissen hatte.