[Hayato Akuma]
Tag 3 – 10:20 Uhr – Gelände der Schule - Lehrerwohnheim – Direktorenzimmer
Obwohl sie mit der Frage einen wichtigen Punkt berührt hatte, schien sich die Zicke viel zu schnell wieder auf andere Gedanken zu verlegen. Was auch immer ihr wegen Leo durch den Kopf ging, schien wieder mehr auf irgendwelche territorialen Überlegungen hinaus zu laufen. Das sie deswegen auch gleich noch wütend wurde, spielte ihm in diesem Moment in die Hände.
Falls sich die ganze Grundüberlegung zu einer Zusammenarbeit als richtig herausstellte, war er auch bereit, das richtige Passwort mit den anderen zu teilen. Aber im Augenblick war diese Information sein einziger Trumpf in einem Spiel mit vielen Unbekannten.
Das Yukiko sich inzwischen auch gegen diese Angriffe wappnen konnte, bewies ihm schon ihre bewusste Übergehung der ersten Bemerkungen. Als sie dann auch noch zum Gehen aufforderte, war ihm das mehr als willkommen.
[Rika Sumiyoshi]
Das "Miss Eisenhart" auf den Punkt mit Leo so ansprang, obwohl Yuki nur ausgesprochen hatte, was alle hier bereits gedacht hatten, war wieder so ein Charakterzug, den Rika nicht einordnen konnte.
Wollte die Kamikazeterroristin damit von Leo und dem Passwort ablenken? Oder war sie aus einem anderen Grund wütend, der mehr für sie selbst relevant erschien?
Durch diese sprunghaften Wechsel schien sie jedenfalls gut zu Leo zu passen, da dieser ebenfalls nicht in sich selbst ruhte.
"Wollen wir dann gehen? Oder gibt es noch etwas Wichtiges zu besprechen?" wandte sich Yuki dann wieder an sie und Akuma-san.
Rika warf noch einen Blick auf den Rechner, der momentan auch keine weiteren Geheimnisse preisgeben wollte und betätigte mit der Maus den "Schließen"-Button des Managers. Damit wurde wohl auch gleich die Medienanwendung geschlossen und die Leinwand hob sich wieder.
"Ich glaube, für den Anfang ist alles gesagt!" meinte sie dann und schritt um den Schreibtisch herum. Ohne einen weiteren Kommentar machten sich alles auf den Weg zur Tür, wo Akuma-san wieder etwas zurück blieb.
Ob nun wirklich alles gesagt worden war, oder im Augenblick einfach die Fronten sich aufgebaut hatten, sie gingen alle schweigend die Treppe hinunter. Von den Fenstern des Treppenhauses schien die Sonne herein und wärmte die beschienenen Körperteile.
Als sie auf dem Hof oder auch Parkplatz ankamen, wenn auch keine Fahrzeuge bislang zu sehen gewesen waren, hatte noch immer niemand gesprochen. Alle hingen ihren eigenen Gedanken nach.
Nachdem sie die Straße überquert hatten, nahmen sie wieder die schmale Treppe hinunter zur Bibliothek, da dies der kürzere Weg war.
Rika hatte den insgesamt erzielten Konsens zwischen den Anwesenden als positive Annäherung eingestuft, den zumindest hatten sie die meiste Zeit vernünftig miteinander gesprochen. Ob daraus nun wirklich eine Zusammenarbeit wurde, konnte nur die weitere Zukunft zeigen.
Allerdings waren die Charaktereigenschaften einiger Personen eher auf Vorspiegelung ausgelegt, wobei sie sich nicht ausnahm. Schließlich hatte sie auch einige Tatsachen ohne mit der Wimper zu zucken weggelassen.
Auch waren jetzt mehr Waffen im Umlauf, denn Rika war sich sicher, dass die Pistole in Akuma-sans Jacke geladen war. Er hatte auch beim Gehen die Jacke des seltsamen Jungen angezogen, was ihn von den übrigen Schuluniformen abhob.
Es dauerte wieder einige Zeit, bis sie an der Bibliothek und dem Transformatorhaus vorbei in den Gartenbereich kamen. Somit erreichten sie dann auch wieder das Agrargebäude, in dem immer noch zwei unbewegliche Körper auf den Tischen lagen, während ein dritter Körper zusammengesunken am Boden lag.
Tag 3 – 10:31 Uhr – Gelände der Schule - Gemüsegarten (14) - Agrargebäude
"Die Wunden haben sich bereits wieder geschlossen, es kann nicht mehr lange dauern", informierte Rika die anderen, nachdem sie einen Blick auf die beiden auf den Tischen geworfen hatte. Da sie ihn bislang nicht bewusst wahrgenommen hatte, wollte sie jetzt auch kein Mitgefühl heucheln, indem sie den Shakespeare am Boden nun näher untersuchte. Bislang war er nur mit fordernden Fragen an sie heran getreten, ohne etwas im Gegenzug zu bieten. Außerdem analysierte er die Situation nur aus seiner Sicht der Dinge, wenn er hier die übrigen angesprochen hatte. Sie konnte nicht sagen, dass sie das mochte.