[Geschichte] Angel Beats! Again

  • [Yukiko Sakamato]
    15:47 Uhr - Cafeteria (2) - Speisesaal


    Erst nachdem Jester die Cafeteria verlassen hatte, fiel die Spannung von Yukiko ab. Ihre angezogenen Schultern sackten zusammen und sie ließ hörbar ihren Atem entgleiten, auch wenn sie damit nicht die besten Manieren zeigte. Ihre verkrampften Finger lockerten sich und sie strich sofort wieder ihren Rock glatt.
    "War es das jetzt? Oder kommt es noch schlimmer? Noch einmal werde ich das bestimmt nicht durchstehen...", flüsterte sie zu sich selbst, für einen Moment in der Welt ihrer Erleichterung gefangen.
    Dass sie sich gegenüber dieser Jester zur Ruhe gezwungen hatte, hatte ihren Nerven mehr abverlangt, als sie vermutet hätte. Ein zweites Mal würde sie die Tränen garantiert nicht mehr zurückhalten können. Sie war ausgelaugt und erschöpft.
    Trotzdem suchte sie Hayatos Blick und brachte ein müdes, aber dankbares Lächeln zustande:
    "Danke für die Unterstützung, Hayato-sempai. Ich habe das Gefühl, dass sie mich ohne deine Unterstützung noch mit sich gezogen hätte..." Nach einer kurzen Pause wandte sie den Blick beschämt ab und fügte ehrlich hinzu:
    "Oder noch schlimmer, wenn sie mich überredet hätte..." Sie schluckte und schüttelte abwehrend den Kopf. Wäre sie allein gewesen, wäre das garantiert geschehen. Diese Jester hatte eine beunruhigend beruhigende Wirkung auf sie gehabt.


    "Warum nicht, Leo-san?", vernahm Yukiko dann plötzlich Rikas Stimme. Dankbar mit ihren Gedanken wieder in Bereiche zurückkehren zu dürfen, die sie nicht an den Rand ihrer Belastbarkeit trieben, fragte sie schnell:
    "Ich würde auch gerne mitkommen, wenn das in Ordnung ist."

    • Offizieller Beitrag

    [Rika Sumiyoshi]
    15:48 Uhr - Cafeteria (2) - Speisesaal


    Rika hatte Yukis Worte an Akuma-san mitbekommen, sie aber absichtlich nicht kommentiert. Es schien ihr so schon, als hätte Yuki genug damit zu tun, sich selbst beieinander zu halten.
    "Ich würde auch gerne mitkommen, wenn das in Ordnung ist." wandte sich Yuki kurz darauf an sie.
    Rika nickte bestätigend und erhob sich. Mit einer geübten Bewegung zog sie das Tablett vom Tisch, so dass die Behälter auf dem glatten Plastik nicht zu stark rutschten.
    Akuma-san würde offensichtlich andere Wege gehen, denn er machte keinerlei Anstalten aufzustehen.
    Honoka hatte ebenfalls nichts gesagt, aber ihre Aufmerksamkeit wurde von drei Mädchen in Anspruch genommen, die gerade mit Musikinstrumenten die Cafeteria verließen. Sie stand ohne jede Erklärung auf und folgte den Mädchen, wobei sie gedankenlos ihr Tablett auf dem Tisch zurück ließ.
    Rika wechselte ihr Tablett in eine Hand und nahm mit der freien Hand Honokas Tablett auf. Bislang hatten sie nicht über die Vergangenheit und das Leben vorher gesprochen, deshalb ließ sich schlecht einschätzen, was da dahinter steckte.


    Ganz in der Nähe befand sich eines der automatischen Laufbänder, auf dem Rika die beiden Tabletts deponierte. Yuki und Leo-san waren ihr gefolgt und taten es gleich.
    Mit einem Nicken in Richtung von Akuma-san verließ Rika in Begleitung der beiden die Cafeteria und machte sich auf den Weg zur Bibliothek.
    Sie entdeckte Honoka draußen, die sich nach links auf das große Gebäude (16) zu bewegte, ein Stück vor ihr waren die drei Schülerinnen mit den Musikinstrumenten.
    Rika wählte wieder den kurzen Weg über die obere Brücke (6), um dann auf dem Trampelpfad im Grünstreifen am Lehrerwohnheim vorbei zulaufen.
    So brauchten die gerade mal fünf Minuten bis zur schmalen Treppe, die dort den Hang zur Bibliothek (13) hinunter führte.


    [Hayato Akuma]
    Noch immer brannte der Zorn in ihm. Der Rotschopf hatte sich als erstaunlich einfühlsam erwiesen, indem sie ihn erst gar nicht ansprach. Die Worte der immer noch blassen Yukiko hallten noch in ihm nach: "Danke für die Unterstützung, Hayato-sempai. Ich habe das Gefühl, dass sie mich ohne deine Unterstützung noch mit sich gezogen hätte..."
    Diesmal hatte er ihr wenigstens helfen können, aber ihre nächsten Worte "Oder noch schlimmer, wenn sie mich überredet hätte..." hatten den Zorn gegen die Worte dieser Jester wieder entfacht. Was dachte sich dieses Weibstück eigentlich, wenn sie andere manipulierte?
    Die Modulation der Stimme war einfach zu gekonnt gewesen, als dass es sich um einen Zufall handelte... Diese Jester gehörte ja ebenfalls zum Schülerrat... Hatte er da vielleicht eine Kostprobe davon bekommen, wie die hier die Schüler in regelkonforme Zombies verwandelten?
    Hayato bekam schmale Augen. Es würde zu dem perversen Spiel dieser Welt passen, wenn die solche Figuren einsetzten!
    Da dieses Weibstück ja nur die Stellvertreterin war, könnte der Präsident ja noch schlimmer sein.
    Zumindest würde es Yukikos plötzliche Begeisterung für diesen grünäugigen Würgereiz erklären. Wenn der Typ sie ebenfalls mit so einer Methode eingewickelt hatte, dann würde sie plötzlich der Meinung sein, dass der Schülerratspräsident eine Person ihres Vertrauens war!
    Hayato musste vorsichtig sein, denn solche Manipulationen konnte man nicht durch offene Worte klären. Würde er damit anfangen, dass man sie manipuliert hätte, dann würde sie es nicht glauben.
    Er musste sich etwas überlegen, um die anderen ohne die Aufdeckung dieser Manipulationen bei der Stange zu halten! Ansonsten würden sie alle zu braven Schülern werden, die bis in die Unendlichkeit hier die Schulbank drücken würden.

  • [Yukiko Sakamato]
    15:57 Uhr - Bibliothek


    Bevor sich Yukiko mit Rika und Leo auf den Weg machte, verbeugte sie sich noch einmal vor Hayato und lächelte ihm dankbar zu. Dann drehte sie sich um und folgte den anderen beiden mit schnellen Schritten.
    Die frische Luft auf dem Weg tat ihr gut und half ihr wieder ein wenig Farbe ins Gesicht zu bekommen.


    Als sie in der Bibliothek ankamen, staunte sie nicht schlecht. Irgendwie hatte sie erwartet ein altes Gebäude vorzufinden mit verstaubten Regalen, wenig Platz und einer alten Hexe mit strenger Brille als Verantwortliche. In Wirklichkeit machte es einen mehr als modernen Eindruck. Es gab einen großen, durch viele Fensterfronten hellen Eingangsbereich in dessen Mitte sich ein Roundtable mit diversen Barcodescannern und Computerbildschirmen befand. Das Informationssystem verriet Yukiko, dass man die Bücher, die man ausleihen wollte, zuerst mit dem Code einscannen musste. Jeder Schüler hatte einen Account, dem die Ausleihe dann durch einen Handabdruckscann zugeordnet wurde, der durch die Bildschirme neben den Scannern stattfand. Mit anderen Worten war das Ausleihsystem vollständig durch die Technik geregelt.


    Neugierig sah sich weiter um und entdeckte, dass sich die Fensterfronten an allen Wänden des Erdgeschoss wiederfanden. An einer Treppe hing ein Schild, was den Besuchern verriet was sich in den jeweiligen Stockwerken finden ließ. Bücher gab es auf allen drei Stockwerken, Mangas im Erdgeschoss und DVDs im 1. Stock. Als Yukiko das las, bekam sie große Augen und eine plötzliche Freude stieg in ihr auf.
    An Rika gewandt sagte sie sich fast überschlagender Stimme:
    "Ich schau mich hier im Erdgeschoss um, falls du mich suchst."
    Und dann wuselte sie auch schon davon. Es dauerte nicht lange da hatte sie die Abteilung für die Mangas gefunden. Für einen Moment stand sie vor den Regalen mit den hunderten bunten Buchrücken und starrte sie mit leicht geöffnetem Mund und vor lauter kindlicher Freude glänzenden Augen an. Dann stieß sie einen innerlichen Jubelschrei aus und durchwühlte die Regale.


    Schneller als es ihr lieb war, hatte sie mehrere Bände gefunden, die sie lesen wollte. Allerdings machte ihr das System da einen Strich durch die Rechnung. Sie durfte sich nur maximal fünf Bücher gleichzeitig ausleihen. Definitiv würde sie noch öfters hier her kommen, um sich etwas auszuleihen. Schweren Herzens entschied sie sich in einem quälend langsamen Prozess für eine 3 teilige Liebesgeschichte und für zwei erste Teile eines Krimis und eines Mystery Mangas.


    Sie durchzog die Prozedur mit den Scannern und wartete dann im Eingangsbereich auf die anderen. Gut gelaunt wippte sie im Stand auf den Füßen auf und ab, bis sie Rika erblickte. Sie sah die Mangas in ihren Händen und Yukiko bildete sich ein, einen belächelnden Ausdruck zu erkennen. Sie lief rot an, drehte ihren Fuß nach innen, drückte die Bücher fester an sich und erklärte:
    "Ich durfte Mangas nie lesen... Deshalb... Ich... Auch wenn es für Kinder ist..."

    • Offizieller Beitrag

    [Rika Sumiyoshi]
    16:07 Uhr - Bibliothek (13) - Empfangshalle


    Nachdem sie zu dritt die Eingangshalle der Bibliothek erreicht hatten, teilten sie sich ziemlich schnell auf. Yuki lief mit einem begeisterten Gesicht in Richtung der Manga-Abteilung, wie Rika anhand der Schilder erkennen konnte. Es schien ihr zumindest wieder besser zu gehen.
    Rika orientierte sich kurz selbst an den Schildern und ging dann direkt in die technische Abteilung. Diese Fähigkeit, hier etwas erschaffen zu können, setzte ein sehr komplexes Wissen voraus. Sie hatte so viele Dinge zerlegt und wieder zusammengesetzt, dass sie eigentlich viel mehr erschaffen können musste. Aber auch wenn man solche Informationen im Gedächtnis hatte, so ließen sie sich nicht einfach so abrufen, wie Daten an einem Computer.
    Sie suchte also in der Abteilung ein paar große gebundene Bücher heraus, um ihren Erinnerungen etwas auf die Sprünge zu helfen.
    Als sie mit ihrer Ausbeute in die Empfangshalle zurückkehrte, machte sich Rika mit dem elektronischen Entleihen vertraut und buchte fünf Exemplare für sich ein.


    Yuki stand bereits beim Ausgang und wippte auf den Füßen. Sie schien Rikas Näher kommen zu spüren und wandte sich um. Die bunten Cover in ihren Händen gehörten zu Mangas, von denen sie sich fünf Stück ausgeliehen hatte. Und es schien ihr eine unheimliche Freude zu bereiten. Rika musste lächeln. Yuki wirkte bedeutend gesünder, als bei der Rede von Vizepräsidentin Jester.
    Yuki bemerkte ihren Gesichtsausdruck und errötete.
    "Ich durfte Mangas nie lesen... Deshalb... Ich... Auch wenn es für Kinder ist..." platzte es aus ihr heraus.
    "Wieso denkst du, dass es mir etwas ausmachen würde? Ich lese auch Mangas zur Entspannung", erwiderte Rika ruhig. Die großen technischen Bücher wirkten viel wuchtiger als die Mangas, aber im Augenblick war ihr einfach nicht nach Entspannung.

  • [Yukiko Sakamato]
    16:07 Uhr - Bibliothek (13) - Empfangshalle


    "Wieso denkst du, dass es mir etwas ausmachen würde? Ich lese auch Mangas zur Entspannung", sagte Rika. Erst war sich Yukiko unsicher, ob sie das nicht einfach so sagte, um den guten Willen zu wahren. Besonders als Yukiko die technischen Bücher entdeckte. Sofort regte sich in ihr wieder der Konkurrenzgedanke, der ihr eingepflanzt wurde. Stets hatte sie besser sein müssen, stets hatte sie die andere übertreffen müssen. Das war ein Grund warum es ihr verboten gewesen war Mangas zu lesen. Kinderkram. Wenn sollte sie zu guter Literatur greifen von namenhaften intellektuellen Schriftstellern.
    Dann aber schüttelte sie innerlich den Kopf und verwarf den Gedanken. In dieser Welt galt das nicht. Hier war sie frei zu lesen und zu tun was sie wollte. Ebenso wie die anderen. Also lächelte sie entschuldigend und erwiderte:
    "Tut mir leid, Sempai... Macht der Gewohnheit."
    Schnell schob sie hinterher:
    "Wofür brauchst du die Bücher, Sempai? Möchtest du damit versuchen andere Dinge zu erschaffen?"

    • Offizieller Beitrag

    [Rika Sumiyoshi]
    16:08 Uhr - Bibliothek (13) - Empfangshalle


    Rika verspürte einen kurzen Wechsel in der Ausstrahlung bei Yuki, aber sie konnte nicht sagen, was es gewesen war. Jedenfalls begann Yuki gleich darauf zu lächeln und meinte entschuldigend: "Tut mir leid, Sempai... Macht der Gewohnheit." Ihr Blick auf die Bücher in Rikas Arm hatte wohl etwas ausgelöst, was irgendwie mit der Einstellung zum Lesen von Mangas zu tun hatte.
    "Wofür brauchst du die Bücher, Sempai? Möchtest du damit versuchen andere Dinge zu erschaffen?" schob Yuki gleich noch hinterher.
    Jedenfalls behielt sie die Notwendigkeiten im Auge und schien darin sogar geübt zu sein. Rika strich eine Strähne ihres roten Haares beiseite und blickte Yuki direkt an.
    "Ich habe viele Dinge genau studiert, indem ich sie zerlegte und wieder zusammenbaute, aber die Erinnerungen sind offenbar nicht klar genug. Diese Fähigkeit in dieser Welt Dinge zu erschaffen, gibt sich nicht mit Halbheiten zufrieden. Deshalb hab ich diese Bücher ausgewählt, um bestimmte Erinnerungen wieder zu beleben", erklärte sie offen.
    Leo-san war noch nicht in die Empfangshalle zurück gekommen, wie sie vorher schon bemerkt hatte.

  • [Yukiko Sakamato]
    16:08 Uhr - Bibliothek (13) - Empfangshalle


    Yukiko nickte verstehend und dankbar dafür, dass Rika nicht weiter nachbohrte, was sie mit ihrer Aussage gemeint hatte. Stattdessen wurde ihre Neugier geweckt und sie fragte:
    "Wie bist du zu diesem Hobby gekommen, Senpai? Wenn ich das fragen darf? Zumindest in meinem damaligen Bekanntenkreis gab es nicht ein einziges Mädchen, das so technisch visiert war, wie du. Ein paar haben sich zwar sehr gut mit Computern und so einem Kram ausgekannt, aber sie... nun ja den Vorurteilen entsprechend verhalten. Und sahen meist auch dann so aus."
    Yukiko machte eine winzige Pause, in der sie Rika bewundernd ansah und fuhr dann fort:
    "Aber du brauchst dich nicht hinter einem Image verstecken. Du bist hübsch und schlauer als die meisten von uns, sonst hättest du niemals deine Fähigkeit zum Erschaffen entdeckt. Also... Wie bist du dazu gekommen?"


    Während sie fragte, nahm ihr von kindlicher Neugierde gespeister Mut immer weiter ab, was sich darin äußerte, dass ihre Stimme geringfügig leiser wurde und sie die Mangas wieder an sich drückte.

    • Offizieller Beitrag

    [Rika Sumiyoshi]
    16:08 Uhr - Bibliothek (13) - Empfangshalle


    Damit schien Rika bei Yuki die Phantasie nur noch mehr angefacht zu haben.
    "Wie bist du zu diesem Hobby gekommen, Senpai? Wenn ich das fragen darf? Zumindest in meinem damaligen Bekanntenkreis gab es nicht ein einziges Mädchen, das so technisch visiert war, wie du. Ein paar haben sich zwar sehr gut mit Computern und so einem Kram ausgekannt, aber sich... nun ja den Vorurteilen entsprechend verhalten. Und sahen meist auch dann so aus." platzte es aus Yuki heraus. Rika verspürte sofort ein gewisses Unwohlsein in den Tiefen ihres Wesens. Sie war alleine gewesen, da ihr noch lebender Elternteil hart arbeiten musste und sie größtenteils sich selbst überließ. Ihr handwerkliches Geschick war deshalb nicht unter gesellschaftlichen Zwängen erstickt worden. Aber es hatte sie auch zu einer Einzelgängerin gemacht, da sie es vor ihren Klassenkameradinnen verbergen musste.
    "Aber du brauchst dich nicht hinter einem Image verstecken. Du bist hübsch und schlauer als die meisten von uns, sonst hättest du niemals deine Fähigkeit zum Erschaffen entdeckt. Also... Wie bist du dazu gekommen?" fuhr Yuki nach einer winzigen Pause, in der sie Rika bewundernd gemustert hatte, fort.
    Rika sah die gierigen Blicke einiger Mitschüler wieder vor ihrem inneren Augen und auch den Neid und die Missgunst in den Augen ihrer Mitschülerinnen. Sie hätte es um ein vielfaches leichter gehabt, wenn sie mehr wie einer dieser Technik-Freaks ausgesehen hätte. Vieles wäre ihr erspart geblieben...
    Aber in dieser Welt war sie nicht mehr so fest mit den Narben verbunden, so dass sie trotzdem auf Yukis leiser werdende Stimme achten konnte. Hier konnte sie einiges versuchen, dass sie in ihrem Leben vorher nicht gemacht hatte.
    "Es ist nicht ganz leicht, darüber zu sprechen", setzte Rika langsam an. "Ich glaube, dass du ebenfalls um die Zwänge der Welt weisst, Yuki. Ich habe ein Talent für Mechanik gehabt und es auch ausbauen können." Sie blickte sich um. aber im Augenblick befand sich niemand in der Nähe.
    "Meinen Vater habe ich nie kennen gelernt, weil er meine Mutter noch vor meiner Geburt verlassen hat. Meine Mutter musste deshalb schwer schuften, um uns beide durchzubringen. Deshalb konnten wir uns auch wenig neue Dinge kaufen. Noch bevor ich acht Jahre alt war, konnte ich besser nähen als meine Mutter. Dann konnte ich bald darauf den Fernseher reparieren. Ich lernte einen alten Herrn kennen, der eine kleine Autowerkstatt betrieb, aber langsam zu alt dafür wurde. Er hielt mich wohl anfangs für einen Jungen, aber auch als die Pubertät einsetzte schien es ihn nicht zu stören. Mit 13 Jahren konnte ich fast alle Arbeiten an den Autos alleine ausführen!"
    Da sie alte amerikanische Armeehosen selbst zerlegte und passend nähte, war sie bis zu diesem Zeitpunkt noch ganz gut klar gekommen. Zwar nörgelten einige Mädchen in ihrer Klasse, dass sie nie in ihrer Freizeit mit ihnen was unternahm, aber eine fand auch heraus, wie es finanziell aussah. Danach ließ man sie eine ganze Zeit in Ruhe. Aber je weiter ihr Körper sich entwickelte, desto schlimmer wurde es!
    Die Jungs an der Schule begannen ihr nachzuschauen, dann traten sie an sie heran. Aber sie kam damit nun gar nicht klar und wies sie wütend ab.
    "Und ein Image verpassen sie doch jedem von uns, oder nicht? Mein Spitzname war Shred, was kurz für Shredder steht. Eben weil ich alles zerlegen konnte und dabei meist besser war als die Jungs!" setzte sie mit leiserer Stimme ihre Beantwortung fort. Sie spürte in sich schon den Drang, lauter zu werden, um die Ungerechtigkeit einfach nieder zu brüllen. Aber noch hielt Rika es in sich zurück.
    "Ich hatte ja schon einmal gesagt, dass wir hier alle nicht unbedingt ein schönes Leben hatten, Yuki. Mein Aussehen hat mir viel unerwünschte Aufmerksamkeit eingebracht und da wir arm waren, wollten sich einige wenige was rausnehmen. Als ich einem von diesen abwehren musste, habe ich ihn fast getötet. Vor Schreck lief ich weg und rannte vor einen fahrenden Wagen, der mich hochschleuderte und dann meine Hände einklemmte..." sie hob bei den letzten Worten ihre freie Hand mit den dünnen Mechanikerhandschuhen. "...noch bevor ich gestorben bin, konnte ich das mir Liebste auf Erden nicht mehr vollbringen! Ich habe das Gefühl, dass ich in dieser Welt aus diesem Grund diese Hanfschuhe trage. Jedenfalls war ich überglücklich, dass ich hier wieder meine Hände benutzen kann!"
    Rika wurde sich bewusst, dass sie noch niemals vorher jemandem so viel von sich erzählt hatte. Eine leichte Röte zog sich über ihre Wangen. Yuki hielt die Manga-Hefte immer noch an sich gepresst. Rika stieß einen langen Seufzer aus.
    "Ich glaube, so viel habe ich noch niemandem vorher erzählt!" stellte sie fest. "Vielleicht magst du irgendwann einmal deine Geschichte erzählen? Wenn du dazu bereit bist?!"
    Sie sah sich noch einmal um, damit auch niemand zufällig dem Gespräch gefolgt war.

  • [Yukiko Sakamato]
    16:09 Uhr - Bibliothek (13) - Empfangshalle


    Gespannt hing Yukiko an Rikas Lippen. Schon während ihrer ersten Sätze bemerkte sie, dass es ihr nicht leicht fiel so offen zu sprechen, was sie nur zu gut nachvollziehen konnte. Dadurch wuchs auch ihre Bewunderung für sie noch weiter an.


    "Ich glaube, so viel habe ich noch niemandem vorher erzählt!" stellte sie fest. "Vielleicht magst du irgendwann einmal deine Geschichte erzählen? Wenn du dazu bereit bist?!"

    Yukiko blinzelte überrascht und sie blickte zu Boden. Ihre Kehle war urplötzlich trocken und sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Doch dann hielt sie ihr Verhalten für undankbar. Rika hatte sich ihr gegenüber geöffnet und ihr damit Vertrauen bewiesen. Wollte sie sich nicht ein Beispiel an ihr nehmen? Bilder blitzten vor ihrem geistigen Auge auf... Von ihren Entführern und von ihrem Vater. Bilder, die sie lieber vergessen wollte.
    Trotzdem straffte sie ihre Schultern. Sie wollte Rika zeigen, dass sie ihr Vertrauen zu schätzen wusste und es nicht missbrauchen würde.
    Langsam hob sie wieder ihren Blick und versuchte sich an einem Lächeln.
    "Danke, dass du mir das erzählt hast, Senpai. Das bedeutet mir wirklich viel...", antwortete sie ehrlich, während sie ihren Blick suchte. Dann sagte sie:
    "In gewisser Weise weiß ich auch wie du dich gefühlt haben musst... Oder zumindest kann ich es nachvollziehen. Bei mir war es meine Mutter, die ich nie kennengelernt habe. Mein Vater hat mir gesagt sie sei nach meiner Geburt gestorben, aber ich bin mir sicher, dass es nur eine Lüge war. Jedenfalls habe ich sie nie kennengelernt und bin als Einzelkind bei meinem Vater aufgewachsen.
    Aus der finanziellen Sicht ging es mir gut... Mein Vater ist der Chef einer großen Bank gewesen... Und... Und...", sie stockte und musste sich erst wieder ins Gedächtnis rufen, dass es in dieser Welt keine Relevanz besaß bevor sie fortfuhren konnte.
    "Ein führendes Mitglied in der Yakuza." Sie atmete hörbar aus.
    "Die Zwänge von denen du sprachst, habe ich deswegen wohl stärker zu spüren bekommen, als manch anderer. Mein Tag war vollständig durchorganisiert. Erst im Nachhinein, als es schon längst zu spät war, wurde mir klar, dass mein Vater jeden noch so kleinen Aspekt meines Lebens kontrollierte. In der Öffentlichkeit hatte er natürlich keine Verbindungen zur Sumiyoshi-kai, doch es gab Gerüchte und seinen nicht unerheblichen gesellschaftlichen Einfluss. Mit anderen Worten mieden mich meine Klassenkameraden, weil sie Angst vor mir hatten. Meine einzigen Kontakte waren von meinem Vater ausgesuchte Kinder seiner Geschäftspartner. Und die... Nun ja befanden sich im selben Boot. Sie waren keine Freunde, die Mädchen Konkurrentinnen, die Männer potentielle Heiratskandidaten. Und sie alle wussten, dass Verbindungen lediglich geschäftlicher Natur waren. Wenn es profitabel gewesen wäre, hätten wir uns alle gegenseitig verraten, weil es von uns verlangt wurde."
    Erneut stockte sie und wusste nicht, wie sie fortfahren sollte. Jedes Wort das sie sprach, führte ihr erneut vor Augen wie schwach und willenlos sie gewesen war.
    "Ich... hatte durch diverse Umstände keine Möglichkeit mich gegen meinen Vater zu wehren. Ich bin im wahrsten Sinne des Wortes abhängig gewesen. Und dadurch wurde ich halt zu einem halbwegs hübschem Püppchen, das zur Verbesserung seines öffentlichen Images und seiner Beziehung zu Geschäftspartnern benutzt wurde. Nur... hatte mein Vater viele Feinde, was mir schließlich zum Verhängnis wurde..."
    Ihre Stimme wurde noch leiser und gleichzeitig springend in ihrer Tonhöhe, während sie sich gegen die aufkeimenden Erinnerungen zur Wehr setzte:
    "Vater und Sohn einer Familie, die von meinem Vater ruiniert worden war, hatten mich entführt, um ein Geständnis von meinem Vater zu erpressen. Er sollte sich stellen und ihnen ihr Leben zurückgeben. Dann würden sie mich freilassen. Anfangs glaubte ich auch noch daran... Daran gerettet zu werden. Ich weiß nicht für wie viele Tage... sie mich dort festhielten. Der Raum war dunkel und abgeschottet. Ich hatte keinerlei Zeitgefühl. Nie... Und.. Sie... Versuchten meinen Vater immer wieder dazu zubringen ihre Forderungen zu erfüllen... Erfolglos. Ich meine mich daran zu erinnern, dass sie Bilder und Videos von mir sogar veröffentlichten. Irgendwann gingen sie dazu über mich auszufragen, ob ich nicht etwas wüsste. Nein, sie wollten glauben, dass ich ihnen geben konnte, was sie wollten, weil mein Vater nicht reagierte... Egal, was sie mir antaten... Und dann wurde ich erlöst. Zumindest dachte ich das in dem Moment.... Bis ich in dieser Welt aufwachte in der man immer wieder sterben kann... Und jedes Mal..."

    Die Erinnerungen überkamen sie und ihre Rede ging in ein Schluchzen über. Während sie mit einer Hand noch die Mangas an sich drückte, wischte sie sich mit der anderen über die Augen, um ihre Tränen wegzuwischen. Ihr Gesicht war leichenblass und Übelkeit stieg in ihr auf.
    "Entschuldige", schniefte sie.
    "Ne? Das bleibt doch unter uns, oder? Selbst Okamura-sama habe ich nicht so viel erzählt, als ich den Zusammenbruch hatte..."

    • Offizieller Beitrag

    [Rika Sumiyoshi]
    16:10 Uhr - Bibliothek (13) - Empfangshalle

    Yuki hatte es wohl viel Kraft gekostet, diese Dinge von sich zu erzählen. Rika war bei dem Namen der zweitgrößten Yakuza-Gruppe leicht zusammengezuckt, da dieser doch ihren Familiennamen enthielt. Ihre Mutter hatte nie viel über ihren Vater gesprochen, wäre es da möglich?
    Allerdings ließ sie sich nicht so weit ablenken, um nicht den weiteren Ausführungen von Yuki zu folgen. Die Art, wie sie "im wahrsten Sinne abhängig" benutzte, ohne weiter darauf einzugehen, sprach für Rika Bände.
    Unter dem Eindruck der Erinnerungen veränderte sich Yukikos Stimme bis sie sich schließlich schluchzend entschuldigte.
    "Ne? Das bleibt doch unter uns, oder? Selbst Okamura-sama habe ich nicht so viel erzählt, als ich den Zusammenbruch hatte..." kam es abschließend unter Tränen aus Yukikos Mund.
    Rika legte ihr vorsichtig die freie Hand auf die Schulter und drückte sie leicht.
    "Das ist doch wohl keine Frage, Yuki. Aber ich danke dir, dass du so offen warst. Solche Dinge sollte man Männern sowieso nicht einfach so erzählen!" sagte sie leise und beugte dazu den Kopf noch etwas näher heran. "Ich hab den Kaicho vom Schülerrat noch nicht persönlich kennen gelernt, aber du konntest wohl schon mit ihm sprechen. Was man so sehen konnte, scheint er eigentlich ein umgänglicher Typ zu sein."
    Sie ging nicht näher auf die Jungen aus ihrer Gruppe ein, denn die erschienen beide nicht gerade umgänglich. Während Akuma-san irgendwie getrieben wirkte, war Leo-san auf eine andere Weise unheimlich.
    "Wir sollten runter in den Park gehen, damit du dich wieder sammeln kannst", schlug sie Yuki vor.

  • [Ibuki Nukui]
    16:10 Uhr - Cafeteria (2) - Speisesaal


    Ibuki sah sich lange um. Nach einer Weile fand sie eine kleine Gruppe, drei Jungen im Alter von 13 bis 15 Jahre und ein Mädchen, die sie auf rund 16 schätzte, auch wenn sie um einiges jünger sein könnte. Die Jungs waren eher drahtig, nicht sehr muskulös und zwei von ihnen trugen dicke Hornbrillen - möglicherweise waren sie sogar Brüder - der dritte war dick mit winzigen Augenschlitzen und einer gigantischen Nase. Das Mädchen war ebenfalls pummelig, jedoch bei weiten nicht so sehr wie ihr Freund, der ihr gegenüber saß und gierig seine zweite Schüssel Reis vertilgte. Sie hatte ihr Essen noch nicht einmal angerührt, weil sie zu vertieft in ein Gespräch mit den beiden Hornbrillen-Brüdern war. Diese Gruppe würde ein perfektes Ziel für sie abgeben, sie würden sich kaum verteidigen und lieber den 'taktischen Rückzug' antreten.
    Während sich Ibuki auf sie zu bewegte bekam sie langsam mit worüber sie diskutierten :"...diese wunderbaren Haarspangen bekommen. Das waren ein paar der Neuen, ich hab aber leider keine Ahnung in welcher Klasse die sind. Ansonsten -."
    Einer der Brüder; er hatte weitaus dunkleres Haar als sein Blutsverwandter, eine stark zerzauste Frisur und hochgekrempelte Ärmel, welche seine stark behaarten Unterarme entblößten; unterbrach das Mädchen kurzerhand um mit einem Grinsen einzufügen :"...dann hättest du uns doch bestimmt welche mitgebracht, oder? Vielleicht sogar ein paar Baby-blaue für Toshi hier." Der Dicke verschluckte sich an seinen Reis und fing an schallend zu lachen, allem Anschein nach hatten sie schon öfter über ihn hergezogen. Ibuki blieb stehen, sie wollte den nun folgenden Kampf nicht unterbrechen. Doch trotz all ihrer Erwartungen schlug Toshi seinem Bruder den Arm um die Schultern und lächelte genau wie sein Brüder.
    "Genau wie ich sie mag! Du kennst mich nur zu gut, mein Spatz. Und welche Farbe hätten deine gehabt, wenn wir schon dabei sind?", und wieder hoffte Ibuki darauf, dass bei einem von den Beiden nun der Geduldsfaden reißen würde und eine kleine unterhaltsame Schlägerei die Folge wäre.
    "Meine hätten unbedingt Rosa sein müssen, aber nicht so ein wischi-waschi-allerwelts-rosa, nein ein strahlendes, knallendes Neon-Pink muss es schon sein." der Dicke konnte sich kaum noch einkriegen vor Lachen, er hielt sich den fetten Bauch und fiel beinahe von seinem Stuhl, das Mädchen fing ebenfalls schon hinter hervor gehaltener Hand vor Freude zu grunzen.
    'Wieso schlagen die sich noch nicht?! Sie stellen sich gegenseitig vollends bloß, lachen sich gegenseitig aus, lachen sich selbst aus, spucken den jeweils anderen quasi ins Gesicht und trotzdem lachen die?!'
    Ibuki ballte ihre Fäuste so fest zusammen, dass ihre Knöchel weiß hervortraten, ihre Zähne knirschend und ihre Stirn warf Falten während sie ihren Blick senkte. Zu sehen das selbst nach ihrem Tod es allen anderen besser ging als ihr machte sie wahnsinnig. Dies war die Hölle, kein Ponyhof. Warum ging es dann nur ihr scheiße, warum hat nur sie furchtbare Alpträume von kopflosen Mädchen, wieso war der Horror den sie erleben würden nicht auf alle verteilt? Oder merkten die anderen einfach nicht das sie hier auf Ewigkeiten gefangen sein würden. Oder haben sie sich damit abgefunden? Vielleicht versuchen sie einfach das Beste aus der Situation zu machen. Das musste es sein, eine andere Möglichkeit fiel Ibuki nicht ein. Doch ihr Gedankengang wurde schleunigst unterbrochen als das Pummelchen sie ansprach
    "Was ist denn mit dir passiert? Bist du etwa durch den Wald gestolpert?" Das Mädchen stand auf und machte sich unverzüglich auf den Weg zu Ibuki, welche nun verdutzt aufblickte. Ohne reagieren zu können, denn die pummelige Brünette war erstaunlich flink, lag ihr schon ein Arm über den Schultern und hielt sie stützend, als würde sie jeden Augenblick umfallen. Auch wenn es lieb und nett gemeint war, es engte Ibuki enorm ein und ließ sie unglaublich unwohl fühlen. Sie hasste es wie die Pest eingesperrt zu sein, auch wenn sie es niemals wahr haben wollte, sie hatten sie gigantische Angst vor Enge und den Raub ihrer Freiheit. Was sich hier nicht nur einmal gezeigt hatte, als sie im Keller steckte, sie war generell weit aus schneller auf 180 als vor ihrem Tod, wegen der Befürchtung die ihr der Rotschopf eingeflößt hatte, dass sie hier auf diesem Schulgelände gefangen wären, bis zum Ende der Zeit. Mit einer schnellen Drehung befreite sie sich auf dem Griff und stand nun rund 2 Schritte vor der fragend dreinblickenden Braunhaarigen.
    "Ich brauch dein Mitleid nicht." schoss es nur so aus Ibuki heraus. Sie sah noch wie das Pummelchen zu einer Frage ansetzte, als sich der Dicke vom Tisch meldete, welcher sich von seinem Lachanfall erholt hatte.
    "Sei nicht so undankbar! Sie wollte dir doch nur helfen! Kapierst du das etwa nicht?", er wirkte nicht nur verwirrt darüber, dass Ibuki die Hilfe nicht annahm, er schien mehr persönlich verletzt, dass sie sich nicht helfen ließ. Die Gebrüder Hornbrille schienen ihm vollkommen zuzustimmen, der eine starrte Ibuki an als wäre sie eine rare Tierart, der andere sah nach links zu seinem Freund und nickte ihm zu. Das Mädchen versuchte nach Ibukis Hand zu greifen, jedoch zog sie diese ruckartig weg, als würde ein Krokodil versuchen danach zu schnappen und Ibuki brüllte sie an :" Lass deine Finger von mir!"
    Ibuki schrie lauter als sie wollte, denn ihre Kopfschmerzen schlugen ihr nun wie ein Hammer gegen den Hinterkopf, weshalb sie leicht zur Seite fiel, sich jedoch noch wackelig auf den Beinen hielt, aber das Pummelchen hielt ihre Hand fest und half ihr wieder ihr Gleichgewicht zu finden.
    "Wir bringen dich zum Sani-Raum, keine Angst. Wie hast du es eigentlich geschafft dich in diesem Zustand hier zur Schule zu schleppen? Wieso bist du nicht zu einem der Krankenhäuser hier in der Nähe gegangen." Sie bombardierte Ibuki geradezu mit Fragen, während Ibuki bei all den Hammerschlägen auf ihren Kopf schon Schwierigkeiten hatte die erste Frage zu beantworten. Mittendrin sah die Brünette fragend zu ihren Freunden :"Kann mit einer von euch helfen sie in den Sani-Raum zu schleppen, ich brauch Hilfe, sie dahin zu tragen."
    "Lass sie doch! Sie will doch eh nicht, dass wir ihr helfen, Shimo, wozu also die Mühe?" Der Dicke saß weiterhin feist auf seinem Stuhl, sein Tablett vollkommen geleert und sein Blick noch immer wütend auf Ibuki gerichtet.
    "Chio, du sturer Esel! Helf mit gefälligst, statt hier dumm rumzuhocken und Däumchen zu drehen!" Shimo, das Pummelchen gab sich alle Mühe Ibuki zu halten, obwohl diese sich erfolglos versuchte freizukämpfen; starrte den Chinesen mit der gewaltigen Nase grimmig an. Sie hatten sich definitiv schon früher deswegen in die Wolle gekriegt. Chio befeuchtete seine Lippen, öffnete den Mund, jedoch ließ die Antwort auf sich warten. Stattdessen meldete sich der glotzende Hornbrillenträger Toshi zu Wort :"Bild dir bloß nicht ein, dass ich das für dich mache, Schandmaul, ich tue das nur weil Shimo dir helfen will." Daraufhin stand er auf und war Ibuki von der anderen Seite eine Stütze.
    "Weshalb tust du das, Braunhaar? Der Fettwanst hat Recht, ich brauch deine Hilfe nicht. Ich bin kein Krüppel, ich kann lau-", doch harsch unterbrach sie Shimo, "Sag, bist du wirklich so dumm wie du dich gerade anstellst? Ich werd dir helfen, mir egal ob dir das peinlich ist oder was auch immer du für ominöse Gründe hast, dir nicht helfen zu lassen, Schandmaul." Am liebsten hätte Ibuki ihr ins Gesicht geschlagen, aber die Kopfschmerzen waren zu stark, ihre Arme wurden von den Beiden festgehalten und ihr Gleichgewicht war ebenfalls nicht auf der Höhe. Sie würde sich von ihnen helfen lassen müssen und fühlte sich so unbeschreiblich schwächlich, doch mehr wegen der Tatsache, dass ihr geholfen werden musste und sie sich nicht verteidigen konnte, als wegen den Kopfschmerzen. Ein paar Minuten nach dem sie die Cafeteria verlassen hatten änderte Ibuki ihre Meinung wieder, als sie ein paar Gruppen grölen hörte. Die Kopfschmerzen waren doch furchtbarer als die Tatsache das ihr geholfen wurde. Statt also weiter ihre Helfer zu beleidigen sprach sie eines der winzigen Probleme, die sie gerade hatte, an.
    "Ich hab auch einen richtigen Namen, weißt du? Der ist auch sehr viel passender als 'Schandmaul'."
    Shimo grinste während sie Ibuki weiter trug - hatte Ibuki etwa etwas witziges gesagt? - und erklärte ihr :" Dann lass mal hören, ich bin gespannt."
    "Nukui, Ibuki." entfuhr es Ibuki in ihrer Wortkargheit und Perplexität. Hatte sie gerade wirklich einen Witz erzählt? Worauf wieder ein Lächeln Shimos rundliches Gesicht umspielte.
    "Du bist nicht nur stur, sondern auch eine furchtbare Lügnerin, Schandmaul passt bei weitem besser als dein richtiger Name." Nun lächelte auch Toshi ein neckisches Lächeln. Ibuki war noch immer mulmig zumute, aber sie fühlte sich ein kleines wenig besser, ein kleines bisschen weniger monströs. Und letztendlich zuckte ihr Mundwinkel nach oben und ließ sie lächeln, aber auch nur ein kleines bisschen.

    • Offizieller Beitrag

    [Takeshi Okamura]
    16:10 Uhr - Wohnheime der Schüler (4) - Jungenwohnheim


    Nachdem er sich ein Bento und etwas zu trinken in der Cafeteria geholt hatte war Takeshi gleich weiter zum Wohnheim gegangen. Der Zugang erfolgte über einen Weg mit Treppen direkt von der Cafeteria den Berg hinauf. Damit thronten die Unterkünfte an einem der höchsten Punkte des Schulgeländes, was ihnen auch einen ziemlich guten Ausblick verschaffte.
    Durch das Informationssystem hatte er problemlos sein Zimmer gefunden, das an der Tür wie alle anderen nur eine Nummer aufwies. Vom Informationssystem wurden keine weiteren Zimmerbelegungen außer der eigenen übermittelt und im Gebäude gab es keine Belegungspläne. Also musste man schon die Zimmernummer von dessen Besitzer genannt bekommen, wenn man wissen wollte, wo diese Person untergebracht war.
    Nachdem er also sein Zimmer ohne Probleme gefunden hatte, nahm er dieses erst einmal genauer in Augenschein. Das Bett war eines mit Gestell, wie es im Westen benutzt wurde. Nach einer kurzen Probe empfand er die Matratze als genau richtig und nicht zu weich.
    Das kleine Bad war zwar nicht üppig, aber entsprach in etwa dem Gegenstück in einem Mittelklasse-Hotel. Ein Schreibtisch mit Schublade, eine Stuhl, eine kleine Garderobe und ein Schrank, in dem sich Schuluniformen zum Wechseln befand.
    Interessant fand er, dass auf seinem Schreibtisch hier ein Laptop stand. Neben der Schreibtischlampe lehnte außerdem ein ziemlich dicker Ordner.
    Takeshi hatte diesen als erstes in die Hand genommen, nachdem er seine Mahlzeit gut abgelegt war.
    "Angel Player Handbuch und Bedienungsanleitung...", las er den Titel halblaut ab.
    Danach hatte er sich mit dem Buch hingesetzt und scheinbar die letzte Dreiviertelstunde darin gelesen. Als er aufblickte, war die Digitalanzeige des Weckers auf dem Sideboard des Bettes bereits auf 16:10 Uhr umgesprungen.
    Allerdings war der Inhalt auch zu faszinierend, so dass er nur einen Schluck von seinem isotonischen Getränk nahm, bevor er das Laptop aufklappte und einige der gerade gelernten Funktionen aus dem Buch dort aufrief.
    Diese Welt schien noch ein paar Dinge mehr bereit zu halten, da konnte ein Trumpf im Ärmel nicht schaden.


    Während er weiter mit dem Handbuch und dem Laptop arbeitete, gingen auf den Sportplätzen die Aktivitäten weiter. Auch in einigen Clubräumen und in der Bibliothek waren weiterhin Schülerinnen und Schüler mit Freizeitaktivitäten beschäftigt.
    Gegen 18:30 Uhr trat noch einmal ein Ansturm auf die Cafeteria auf, als die Abendbrotzeit viele hungrige Sportler und Clubmitglieder herbei rief.
    In seinem Zimmer konnte Takeshi zu dem Zeitpunkt bereits einen ersten Erfolg verzeichnen. Auf einen bestimmten ausgesprochenen Befehl konnte er eine leuchtende Klinge von 75cm erscheinen lassen.
    Auch er unterbrach dann kurz seine Studien und nahm das Bento zu sich.
    Was er durch das Arbeiten mit dem Laptop sonst noch so herausgefunden hatte, gab zumindest auf ein paar Fragen Antworten. Den eigentlichen Zweck dieser Welt hatte er aber auch dort nicht beschrieben gefunden.


    Gegen 20 Uhr unternahm er noch einen kleinen Joggingausflug, den er im Sportoutfit der Schule durchführte. Dabei fand er bei den Gebäuden oberhalb der Schule auch noch ein paar Wege durch die grüne Landschaft. Danach lief er noch einen Bogen bis runter zu den Parkplätzen und danach wieder bergan am Baseballfeld vorbei in Richtung Wohnheim.
    Wieder in seinem Zimmer angekommen ging er duschen und zog sich danach frische Sportkleidung an.
    Gegen 22:30 Uhr legte er sich auf das Bett und verschränkte die Hände im Nacken. Viele Fragen hatte er nicht beantworten können. Da es auch nicht so viele Freizeitmöglichkeiten gab, würde er bald das Licht ausschalten.

  • [Jester]
    23:08 Uhr - Wohnheime der Schüler (4) - Mädchenwohnheim


    Es war mittlerweile Nacht geworden. Die Aktivitäten auf dem Schulhof, den Jester von ihrem Zimmer aus sehen konnte, waren nach und nach abgeebt, bis sie schon vor Stunden zum Erliegen gekommen waren. Der Vollmond schien durch die dünnen Vorhänge und tauchte das Zimmer in ein stilles Blau.
    Seitdem sie bei Ibuki gewesen war, hatte sie ihr Zimmer nicht mehr verlassen. Dies war nicht mehr die Welt, die sie gekannt hatte. Ihr Zimmer war leer und stellte nur bereit, was wirklich gebraucht wurde. Es war nicht vorgesehen, hier viel Zeit zu verbringen. Generell schien die Welt mehr darauf erpicht zu sein, die Menschen in eine Gruppe zu bringen. Unter normalen Umständen hätte Jester darauf gewettet, dass dies zu manipulativen Zwecken genutzt werden könnte, doch in dieser Welt stimmten ihre Erfahrungen und Erwartungen nicht mit dem überein, was der Erschaffer wollte.
    Dass Jester dieses schüchterne Mädchen nicht überzeugen konnte, war eigentlich nicht das Problem. Vielleicht hatte ja auch nicht viel gefehlt, bis sie sich hätte umstimmen lassen. Doch irgendwie... "Nun gut, egal. Ich will jetzt nicht mehr darüber nachdenken." sagte sie laut zu sich selbst, als sie sich umzog und auf das Bett setzte. Jester blickte noch eine Weile hinauf zu dem schönen, großen Vollmond, bis ihr irgendwann die Augen zufielen.


    [Jester's Traum]
    Irgendwo in einer Jugendherberge in Japan


    "Ja! Ja, wirklich!" sagte Beatrice. Sie lag auf dem Bett und lächelte Jester an. Das Zimmer der Herberge, in der sie sich befanden, war nicht wie bei jeder anderen Herberge in Japan. Es war eher italienisch angehaucht, der Grund, weshalb die Schulgruppe diese Herberge gewählt hatte. Zwei Betten waren dort, jeweils an einer Wand eines. Wenn man durch die Tür eintrat, sah man direkt ein kleines Bild an der Wand, rechts von dem Eingang war Jester's Bett, links Beatrices. Neben Jesters Bett stand ein Nachtschränkchen, welches hauptsächlich jedoch von Beatrice benutzt wurde. Diese hatte ebenfalls das Bett bekommen, welches dem Fernseher zugewandt war, doch das war Jester egal. "Er hat wirklich nach dir gefragt! Er will dich sehen! Also los, Vic... ich meine, Jester! Schnapp ihn dir!" Während Beatrice auf Jester einredete, blickte sie selbst aus dem kleinen Fenster über ihrem Bett. 'Jack will etwas von mir? Mir, Victoria Lacrime? Seit einem Jahr warte ich schon darauf...' Beatrice war zwar keine Person, die man Freundin nennen konnte, doch sie hatte Kontakt zu Jack. Und so komisch es ihr vor kam, konnte Jester nur noch an eines denken: Ihn sehen und in seinen Armen liegen.
    Sie stieg aus dem Bett, zog sich um und begab sich zu Jack. Nun hatte sie ihr gewohntes Outfit an. Ihre silbermetallenen Haare waren zu zwei Zöpfen gebunden, die jeweils mit violetten und türkisen Strähnen durchzogen waren. Sie trug die weißen Katzenöhrchen, welche sie sich an diesem Tag gekauft hatte. Sie waren zwar nicht billig gewesen, doch sie bewegten sich realistisch. Sie konnten bis zu einem gewissen Grad die Richtung nachempfinden, in die der Träger seine Aufmerksamkeit lenkte. Zum einen hatte sie diese Necomimi gekauft, weil sie ihr gefielen und zum anderen, weil sie wusste, dass Jack auf Nekos stand. Ihre selbst geschneiderten Klamotten waren an die Narren des Mittelalters angelehnt, wenn sie auch deutlich enger am Körper lagen als zu der Zeit der Könige und Ritter. Der rechte Arm war in einem violetten Ärmel, der an die türkise Hälfte des Oberteils anschloss. Die linke Seite trat in umgedrehter Farbkombination auf. Das Oberteil schloss im Zickzackmuster ab und gab ungefähr fünfzehn Zentimeter des dünnen Bauches frei. Auf ihrem Gesicht waren Tattoos, die jeweils ein Pik zeigten, ein umgedrehtes, türkises auf der rechten Wange und ein normal stehendes, Violettes auf der linken. Ihre Augen waren verbunden, doch durch den Stoff, den sie benutzte, konnte sie hindurch gucken, doch niemand konnte ihre Augen sehen. Es war unfassbar schwierig, einen so gut wirkenden Stoff zu finden! Ihre Hose war eine violette Leggings, die entlang der Oberschenkeln ganz an den Seiten jeweils ein fünf Zentimeter breites Rechteck ausgeschnitten hatten. Dies war zu keinem besonderen Zweck, sondern einfach, weil es Jester gefiel.
    Nun stand sie vor seiner Tür, klopfte. Ihr Herz pochte so stark, dass sie sich sorgen machte, ob er es hören konnte. Es war immer das gleiche bei ihm. Sie verlor ihre Selbstsicherheit, ihre Knie wurden weich und ihr Brustkorb schien zu explodieren, während sie gegen den Fluchtreflex kämpfte und darum rang, etwas gescheites sagen zu können.
    Die Tür sprang auf und da stand er. Jack Frost. Er hatte eine unfassbar angenehme Stimme und wundervolle, grüne Augen. Er war siebzehn und trug hauptsächlich dunkle Klamotten. Sein schwarzes Hemd und seine dunkle Hose passten ihm wie angegossen. Er lächelte selbstgefällig und bat Jester mit einer Handbewegung hinein. Diese folgte der Bitte und weil sie so unsicher war, stellte sie sich in die Mitte des Zimmers. Dies war ein Einzelzimmer, mit einem großen Bett und ebenfalls großen Fenster, welche gegenüber der Eingangstür thronten. Rechts stand ein alter Schrank, links hing das Gemälde einer Frau im Kimono und auf dem Boden war ein scheinbar sehr dicker Teppich, denn Jester hörte ihre Schritte nicht, als sie darüber ging.
    Was sie ebenfalls nicht hörte, war das schnelle tapsen von vier Beinen. Das Klicken eines Schlosses und das Ziehen des dazugehörigen Schlüssels auf der anderen Seite der Tür. Jack trat zu ihr. "Hallo Victoria. Ich denke, du hast kein Problem damit, wenn ich dich so nenne, oder?" Er ging um sie herum und blieb vor ihr stehen. Obwohl er nicht muskulös schien, besaß er doch einen athletischen Körper und sehr viel Kraft. Er strich Jester mit dem Handrücken über die Wange. Es war ihr nicht möglich, sich zu bewegen. "Wie schön, dass du hier bist. Ich möchte ehrlich zu dir sein." Sie hatte auf den Boden geguckt, doch nun hob sie ihren Blick. Irgendetwas passte nicht. "Ich möchte das hier wegen dir machen. Ich weiß, dass du auf mich stehst und ich weiß...", Jack senkte die Stimme, bis nur noch ein lustvolles Flüstern zu hören war. "...dass du mich willst. Du solltest mittlerweile wissen, dass ich eigentlich Mädchen mit... weiblicheren Körpern bevorzuge." Langsam kam sie aus ihrer Starre heraus. Jester glaubte nicht, was sie gerade hörte! "Doch, weil du es bist und mich schon seit einem Jahr zum Lachen bringst und mich verehrst, mache ich eine Ausnahme." Er grinste sie an, wie wenn eine Katze vor einem Mausloch hockte und fuhr mit seinen Händen an ihren Armen hinunter. Seinen Mund brachte er ganz nah an ihr Ohr und wisperte "Ich werde dich entjungfern und dir damit einen Gefallen tun, Victoria Lacrime!" Jack griff mit der Rechten ihren Hintern und ging mit der Linken an ihre Brust, als sie sich wehrte. Sie trat einen Schritt zurück und blickte ihn ängstlich an. "Ich, ich will nicht..." "Was willst du nicht? Das hier? Es ist doch das, worauf du seit einem Jahr wartest! Also komm her!" Er blickte sie fordernd und wütend an, als sie weiter sprechen wollte. "Ich will eine Beziehung, nicht das du mich einmal in dein Bett zerrst und dann nicht wieder anguckst..." Er schien sie überhaupt nicht gehört zu haben, denn er griff wieder nach ihr. Sie wich dem Griff aus und stand nun zwischen ihm und dem Bett. Erneut trat er auf sie zu. Jack griff Jesters Handgelenk und durch seine Wut beflügelt, warf er sie praktisch auf sein Bett. Sie wollte den Sturz abfangen, sich abrollen...
    Doch sie schaffte es nicht. Wie in Zeitlupe verstrichen die Sekunden nun.
    Sie sah, wie er seinen Arm zurückzog und seine Augen sich weiteten, als sie das Fensterglas durchbrach. Sie spürte, wie die Scherben sich durch ihre Kleidung und Haut kämpften und ihr höllische Schmerzen bereiteten. Jester's Augenbinde wurde durchschnitten, während sie durch die Luft flog. Der Stoff segelte langsam zu Boden. Sie selbst fiel gerade aus dem dritten Stock. Die Zeit schien immer langsamer zu vergehen. 'Warum? Warum passiert mir so etwas? Was habe ich falsch gemacht?' Tausende Fragen schossen durch ihren Kopf, als sie sich scheinbar nur Zentimeter für Zentimeter durch die kalte Abendluft bewegte. Ihre violetten Augen schlossen sich kurz, Tränen rannen über ihr Gesicht.
    Die Herberge hatte einen Zaun aus dicken Holzpfählen, die oben angespitzt waren, damit keine Vögel sich darauf setzten. Jester wusste, dass es zu spät war, doch sie griff noch ein letztes Mal nach Jack. Ihre Augen weiteten sich ein letztes Mal, als der Holzpflock sich durch ihr Herz bohrte und ihrem Leben ein Ende setzte.

    02:37 Uhr - Wohnheime der Schüler (4) - Mädchenwohnheim


    Jester schreckte auf. Tränen rannen über ihre Wangen. Sie zog die Beine an den Oberkörper, schlang die Beine darum, verbarg ihr Gesicht und konnte nichts mehr tun, als zu weinen.
    Erst nach fast einer Stunde hätte man, wenn man vor ihrem Zimmer stehen würde, nur noch ein leises Wimmern gehört.


    Gewappnet gegen Rechtschreibfehler!
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    2 Mal editiert, zuletzt von Soulshadow () aus folgendem Grund: Rechtschreibung

  • [Honoka Kaminari]
    16:10 Uhr - Brücke A
    Eigentlich hatte Honoka mit den anderen die Bibliothek besuchen wollen, aber als sie diese 3 Mädchen mit den Musikinstrumenten sah, konnte sie nicht anders als ihnen zu folgen. 2 von ihnen waren blond, die eine mit offenen, langen Haaren und die andere zu zwei Zöpfen gebunden. Die dritte hatte schwarze, lange Haare und einen Pony. Das Mädchen mit den blonden, offenen Haaren schien die älteste zu sein. So um die 18 Jahre würde Honoka sie schätzen. Die Mädchen gingen aus dem Schulgebäude nach draußen. Sie schienen rüber in das Gebäude auf der anderen Seite des Gelände zu wollen. Honoka folgte ihnen vorsichtig. Sie wollte unbedingt dabei nicht ertappt werden, wie sie ihnen folgte. Sie tat so, als würde sie eine Runde Joggen. Um nicht verdächtig zu werden, joggte sie über die linke Brücke, während die Mädchen über die Rechte gingen. Vielleicht spreche ich die doch mal an.. Doch sie blieb dabei und folgte ihnen unauffällig. Es verstrichen einige Minuten und langsam hatte sie keine Lust mehr zu Joggen. Sie hielt kurz an und beobachtete die 3, wie sie in ein Gebäude gingen. Aus diesem Gebäude ertönten schöne Klavierklänge.
    Honoka ging ebenfalls in das Gebäude und sah wie die Mädchen um die Ecke bogen und schon bald in einem Raum verschwanden. Sie wollte ihnen hinterher, doch ein Junge ihres Alters hielt sie auf.
    "Ehm hallo.." sagte Honoka während der Junge vor ihr stand und sie anstarrte.
    "Ist was..? " Doch der merkwürdige Junge gab keine Antwort. Honoka wollte links an ihm vorbei gehen, doch dann plötzlich hielt er sie mit seinen Armen fest. Dann fing er an zu sprechen: "Ich, an deiner Stelle, würde ihnen nicht weiter folgen. Sie gehören zum Chor dieser Schule." Normalerweise hätte Honoka sich schon längst losgerissen und ihm eine geklatscht. Doch irgendetwas machte ihn sympathisch. Nun ließ der Junge sie los und schaute sie freundlich an. Dann fuhr er fort.
    "In der Cafeteria bist du mir aufgefallen. Keine Ahnung warum, aber du schienst interessant zu sein. Ich vermute du magst Musik und hattest oft genug etwas damit zu tun. Du kommst mir bekannt vor." Honoka musterte ihn, er schien nicht sehr Japanisch auszusehen. Eher wie ein Amerikaner. Kennt er mich etwa? Sie wurde nervös. "Ach Quatsch. das bilde ich mir nur ein. Tut mir Leid, dass ich dich so komisch angequatscht habe. Du hältst mich bestimmt für verrückt. Ich heiße... ach nenn mich einfach Taiga" Er lächelte Honoka nun an. "Ehm.. hallo Taiga. Ich mach es kurz, du scheinst dich hier besser auszukennen als ich. Also eigentlich suche ich Kopfhörer und einen MP3 Player oder ähnliches. Kannst du mir da weiter helfen? Sie lächelte Taiga hoffnungsvoll an und er sprach "Klar kann ich dir helfen. Ich habe aber nur 15 Minuten Zeit, da ich gleich Bandprobe habe. "Bandprobe? Du bist in einer Band?"
    Vielleicht kann ich ja auch dort mitmachen.

    "Ja das bin ich. Unsere Musik geht eher in Richtung Rock, Metal, Deathcore aber in letzer Zeit vorallem auch Pop auf Wunsch der Schüler hier. Komm, wir gehen jetzt in den Musikraum, dort zeige ich dir ein paar Sachen."
    Statt um die Ecke zu biegen gingen in geradeaus und dann links. Dann gingen sie in den letzten Raum des Ganges. Dort standen einige E-Gitarren und E- Bässe. Das freute Honoka sehr. Taiga erzählte dann was in diesem Raum alles möglich ist und dann ging er zu einem Schrank und holte Kopfhörer und MP3 Player heraus. "Hier nimm das, schenk ich dir" sagte Taiga und lächelte. Honoka freute sich darüber noch mehr. Aber sie versuchte dies etwas zu unterdrücken. "Toll, danke Taiga. Echt nett von dir. Ach übrigens, ich bin Honoka."
    "Ein schöner Name, Honoka-san. Ich muss jetzt aber auch schon los wir können uns ja morgen hier treffen. Ich werde hier morgen den ganzen Tag lang sein." sagte Taiga und wollte schon zur Tür hinaus da rief Honoka ihm noch etwas hinterher: "Ich werde da sein! Mach's gut und danke nochmal"
    Dann war sie alleine. Sie setzte sich auf einen Stuhl und schaute sich die Songs auf dem MP3 Player an.
    Nicht alles entsprach ihrem Geschmack, aber alleine, dass sie wieder Musik hören konnte, stimmte sie fröhlich.
    In ihrer Begeisterung achtete sie gar nicht mehr auf die Zeit. Erst als es draußen bereits dunkel wurde, fiel ihr auf, wie sehr sie sich in die Musik vertieft hatte.
    Weiterhin mit dem Kopfhörer auf machte sie sich auf den Weg zum Wohnheim der Mädchen.
    Durch diese in ihrem Kopf erscheinenden Informationen fand sie problemlos ihr Zimmer und warf sich erst einmal auf das Bett. Der kleine Wecker auf dem Nachtschrank zeigte bereits nach 22 Uhr an. Sie streckte der Zeitanzeige die Zunge raus und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Mit geschlossenen Augen lauschte sie weiter der Musik...

  • [Leo Leopold]
    16:10 Uhr - Bibliothek (13) - Empfangshalle

    Als Leo seine Lehrbücher gefunden und eingescannt hatte, bewegte er sich in Richtung der Mädchen. Aus einigen Metern Abstand konnte er wahrnehmen, dass die Beiden ein wohl wichtiges Gespräch führten. Leo dachte kurz nach was er tun sollte,''hin gehen und sie unterbrechen? Nein!''. Seine zweite Idee war einfach zu warten, welche er als sinnvoller betrachtete. Während Leo an ein Regal angelehnt saß, hörte er plötzlich Yukikos Stimme "Ne? Das bleibt doch unter uns, oder? Selbst Okamura-sama habe ich nicht so viel erzählt, als ich den Zusammenbruch hatte...". Leo sah dies als sein Stichwort und lief auf die Mädchen zu. Kurz bevor er bei ihnen war, sagte Sumiyoshi "Wir sollten runter in den Park gehen, damit du dich wieder sammeln kannst."
    "Entschuldigt bitte meine Verspätung... aber ich konnte mich nicht entscheiden, welche Bücher ich nehmen soll", sagte Leo mit einem freundlichen Lächeln, welches nicht aufgesetzt war sondern echt. Leo fuhr fort ''Der Park klingt super, es sei denn ihr möchtet unter euch Mädchen sein, dann lasse ich euch natürlich alleine." Er selbst bemerkte, wie gut gelaunt er auf einmal war. Nach kurzem Nachdenken fiel ihm ein, dass er vor seinem Tod immer in der Bibliothek seiner Schule gewesen war und alle möglichen Bücher gelesen hatte.
    Auf einmal begann er sich zu verändern. Am Anfang verhielt er sich wie in zu Lebzeiten in England, doch das war einmal. Als er die Japanisch-Lehrbücher in den Händen hielt schnallte, Leo es endlich.
    "Mein neues Leben in Japan'' Nicht seine Eltern suchten sich das Ziel, Japan, aus. Nein, Leo ganz alleine wollte nach Japan umziehen. Ihm wurde nun endlich klar, auch wenn es nicht genau das war, was er sich vorgestellt hatte, lebte er nun in einem Land welches er immer schon besuchen und kennenlernen wollte. Leo konnte sich nicht mehr zurückhalten und sagte bevor jemand auf seine Frage antworten konnte ''Ich möchte mich bei euch Beiden entschuldigen! Bei dir Sumiyoshi-san, weil ich immer so nerviges und kleinkindliches Verhalten an den Tag legte, und bei dir Sakamato-san für mein sehr aufdringliches Verhalten!'' Bei seinen Worten wandte er sein gerade neu gelerntes an und verbeugte sich. Als er wieder hoch sah strahlten seine Augen vor Freude und Demut in einem. Ihm war es ernst, diese Freundschaft zu pflegen und wachsen zu lassen.


    Nachdem die Drei im Park waren wollte Leo noch nicht nach Hause gehn. Die Mädchen verabschiedeten sich und Leo ging wieder zum Sportplatz, bei welchem er zu Beginn schon war. Er sass auf der Bank und stöberte durch seine Lehrbücher. Seinem Gesicht sah man an wie konzentriert er war, ja sogar schon fast überfordert.


    22:00 - Wohnheime der Schüler (4) - Jungenwohnheim


    Am Abend begab sich Leo in sein Zimmer im Wohnheim. Aus für ihn unerklärlichen Gründen wusste er wo es sich befand. Im Zimmer angekommen war er sichtlich erstaunt darüber, dass sein Zimmer in Englischen Nobel-Stil eingerichtet war. Ein Teppich der fast den ganzen Boden abdeckte, Ein Glastisch der mit Holz dekoriert war und ein Teeset als Dekoration welches er noch nie gesehen hatte. Einige Sekunden nach dem er sein neues Zimmer erkundet hatte, wurde ihm klar, dass dieses Zimmer so aussah wie sein Zimmer bei seiner Grossmutter. Klar die Möbel waren anders, aber es war eindeutig der selbe Stil. Kurz darauf legte er seine Uniform schön gefaltet auf den Sessel und legte sich in sein Bett.


    Als er am Morgen aufwachte, befand er sich nicht mehr in diesem Zimmer, sonder bei seiner Grossmutter. In dem Moment, in dem Leo sich umdrehte um das Bett zu machen, bemerkte er dass er selbst noch im Bett lag, nur im Alter von 12 Jahren. ''Träume ich?'' dachte er sich. Leo erinnerte sich wie viel es ihm bedeutet hatte, wenn er zu seiner Grandma gehen durfte. An den einzigen Ort an dem er sich wohl fühlte. Ein ganzer Tag verstrich bei seiner Oma, obwohl er nur zusehen konnte. Er sagte zu sich ''Meine Grandma ist mein Vorbild, so nett und liebevoll wie sie, will ich auch sein!''.


    Nach diesen Worten wachte Leo auf. Ziemlich erleichtert sagte er ''Danke Grandma'', und sah aus dem Fenster. Irgendwie wusste er das sie ihn hören konnte, auch wenn er tot war und sie nicht. Einige Minuten später schlief er wieder ein.

    Even if I cant see you... no matter how far away you may be...



    I will always be watching you.

    4 Mal editiert, zuletzt von Natsu-Dragonil () aus folgendem Grund: Rechtschreibung

  • [Yukiko Sakamato]
    16:11 Uhr - Bibliothek (13) - Empfangshalle


    Rika legte Yukiko die Hand auf die Schulter und drückte leicht zu. Ihre erste Reaktion war ein schwaches Zusammenzucken, doch dann entspannte sie sich sofort wieder und genoss die Wärme hinter dieser kleinen Geste.
    Sie wollte gerade auf Rikas Vorschlag in den Park zu gehen eingehen und ihn bejahen, um ihr dort von ihrem Treffen mit dem Schülerpräsidenten und dem fehlgeschlagen Brötchenklau zu erzählen, als Leo zu ihnen stieß. Sofort als sie das registrierte, drehte sie sich von ihm weg und wischte sich hastig mit den Handrücken über die Augen, um die letzten Tränen zu bekämpfen. Sie unterdrückte ein weiteres Schluchzen und schaffte es irgendwie den Tränenfluss zu stoppen. Zwar waren ihre Augen noch immer feucht und gerötet und ihre Wangen brannten Rot vor Scham. Trotzdem sah sie Leo wieder an und hörte seiner Erklärung zu.


    ''Ich möchte mich bei euch Beiden entschuldigen! Bei dir Sumiyoshi-san, weil ich immer so nerviges und kleinkindliches Verhalten an den Tag legte, und bei dir Sakamato-san für mein sehr aufdringliches Verhalten!", sagte er. Darauf schlich sich ein schwaches Lächeln auf Yukikos Lippen, das sie Rika zuwarf. Am liebsten hätte sie ihr jetzt "Siehst du? Er ist kein schlechter Kerl. Nur ein wenig tollpatschig", gesagt. Aber sie behielt es bei sich und wandte sich stattdessen wieder Leo zu.
    "Keine Sorge, Leo-san. Du brauchst dich bei mir nicht zu entschuldigen. Ich habe schon bedeutend schlimmere Männer erlebt", sagte sie.


    Sie freute es, dass er wieder zu seinem anfänglichen Ich zurückgefunden hatte. Allerdings waren ihre Gedanken noch wo anders, als dass sie dies voll und ganz zeigen konnte. Vielleicht war das auch besser so, damit er keinen falschen Eindruck bekam.
    Jedenfalls entschieden sie sich dazu die Bibliothek zu verlassen. Nach einem kurzen Aufenthalt im Park trennten sie sich wieder und zusammen mit Rika ging Yukiko zu dem Mädchenwohnheim. Dort angekommen leistete das Informationssystem seine Arbeit und verriet Yukiko wo sich ihr Zimmer befand. Sie fand diese Art der Übermittlung noch immer mehr als gruselig, auch wenn ihr bewusst war, dass sie dieses akzeptieren musste. Sie glaubte kaum, dass es die letzte Injektion von Informationen in ihr Hirn gewesen war.


    Da sie einige Klassen unter Rika war, trennten sich nun auch ihre Wege. In ihrem Zimmer angekommen wurden all ihre Erwartungen zerschlagen. Zu ihren Lebzeiten war sie trotz ihrer Abstammung traditionell japanische Behausungen gewöhnt gewesen. Nur wenn sie im Ausland waren, hatten sie Villen im westlichen Stil besucht. Deswegen hatte sie ein Zimmer mit einem Wandschrank, einem niedrigen Schreibtisch, einem Bett und sonst nichts erwartet. Doch erstaunlicherweise war davon nichts zusehen. Die Einrichtung widersprach ihren Erwartungen mit einem westlichen Stil völlig. Nach einem verblüfften Blinzeln, ließ sie die Tür ins Schloss fallen und schaute sich verunsichert um, ohne sich von der Stelle zu bewegen. Anstatt ihrer Erwartungen, schienen ihre Wünsche als 12 jähriges Kind bei der Erschaffung dieses Zimmers als Vorlage gedient zu haben. Und wie viele kleine Mädchen hatte sie damals Herzen, die Farbe Pink und Schmetterlinge furchtbar toll gefunden, was sich direkt im Farbschema wiederfand.


    Die vorherrschende Farbe der Wände war ein helles Pink, der massive aber dennoch elegante Kleiderschrank war in einem angenehmen Himmelblau angestrichen, ebenso wie der Schreibtisch, der direkt vor einem Fenster mit rosa angehauchten Gardinen mit eingestanztem Schmetterlingsmuster stand. Rechts und links daneben waren gleichfarbige Bücherregale an der Wand angebracht. In der hinteren rechten Ecke des Raums stand das Bett, mit seinem weißen Gestell, rosa Decke mit Herzmuster, dazu passendem Kopfkissen und einem guten halben Dutzend roter und pinker Herzchenkuschelkissen.
    Vor dem Bett am Boden reichte ein flauschiger rosa Teppich bis zum Schreibtisch und bedeckte damit einen Großteil des Parkettbodens.


    In Yukiko erzeugte dieser Anblick wechselnde Gefühle. Zuerst war sie einfach nur völlig verdutzt, dann ungläubig und dann beschämt, was sich darin zeigte, dass sich die Farbe ihrer Wange der des Teppichs anpassten.
    "Ich bin doch keine 12 mehr! Hättest du nicht etwas passenderes aussuchen können, Gott??? Oder auch wer immer du bist?!", zischte sie fassungslos.


    Sie zog sich ihre Schuhe aus und sah sich das Zimmer genauer an. Doch ihre Hoffnung, dass es nur ein Scherz gewesen war, erfüllte sich nicht. Nichts veränderte sich vor ihren Augen. Alles blieb rosa, pink und kindlich. Mit einem resignierenden Seufzen setzte sie sich auf ihr Bett. Immerhin überraschte sie die Matratze sie angenehm. Sie war genauso weich, wie die teuren Designerdinger, die sie gewohnt war.
    Während sie Druck auf sie ausübte, um sie zu testen, verrutschte die Decke und gab den Blick auf zwei lange Stoffohren frei, die neben dem Kopfkissen lagen. Ihre Augen weiteten sich ein weiteres Mal, als sie mit zitternden Händen die Decke weiter zurück schlug und einen Stoffhasen damit enthüllte. Sofort spürte sie wie die Tränen wieder hoch kamen.
    "Joshi..." flüsterte sie geistesabwesend, während sie den Hasen in die Hände nahm und ihn an sich drückte. Ihr Vater war immer strikt gewesen und hatte ihr nicht erlaubt sonderlich viele Spielzeuge zu besitzen. Deswegen hatte sie eines, ihren Stoffhasen, besonders lieb gewonnen. Sie hatte sogar mal eine Phase, wo sie ihn überall mit hingenommen hatte und ihr Vater musste das zulassen, weil sie sonst nur am weinen gewesen wäre. Als sie dann jedoch 12 wurde und sie erwachsener werden musste, hatte ihr Vater ihr Joshi als Bestrafung für ihr Verhalten gegenüber einem Sohn einer anderen einflussreichen Familie abgenommen. Und danach hatte sie ihn nie wieder gesehen, obwohl ihr Vater versprochen hatte ihn zurückgeben, wenn sie das wieder gut gemacht hätte.


    Sie drückte den Hasen noch ein Stückchen fester an sich und sah sich noch einmal durch ihre feuchten Augen im Zimmer um. Vielleicht war es doch gar nicht schlecht. Nur würde sie niemals die anderen freiwillig zu sich einladen. Das wäre viel zu peinlich.
    Liebevoll platzierte sie den Hasen wieder neben ihrem Kissen und deckte ihn wieder zu. Dann legte sie sich auf das Bett und begann ihre ausgeliehenen Mangas zu lesen.


    Nach einigen Stunden warf sie einen Blick auf das kleine Nachtschränkchen direkt neben dem Kopfende des Betts und stellte erstaunt fest, dass es schon fast elf Uhr war. Sie gähnte und legte den dritten Mangaband beiseite. Sie wollte nicht schlafen. Denn ihr war klar, was in ihren Träumen geschehen würde. Und das machte ihr Angst.

    • Offizieller Beitrag

    [Rika Sumiyoshi]
    21:08 Uhr - Wohnheime der Schüler (4) - Mädchenwohnheim


    Rika hatte ihr Zimmer, wie es zu erwarten gewesen war, ohne Probleme gefunden. Der Raum war von der Größe einem Zimmer in einem guten Wohnheim angemessen. Der stabile Schrank wies eher westlichen Einfluss auf. Ein kleiner Schreibtisch mit einem Stuhl und einer Gelenklampe. Das Fenster hatte seitlich Stores und eine Lamellenjalousie, was sie doch sehr an ihr eigenes Zimmer erinnerte. Das Bett hatte eine westliche Größe, so dass sie sich lang ausstrecken konnte, ohne anzustoßen.
    "Der Schöpfer dieser Welt hat einen merkwürdigen Sinn für Humor!" meinte sie halblaut.
    Nachdem Yuki sich etwas beruhigt hatte, waren sie zusammen mir Leo-san, der sich nach seiner Entschuldigung sehr viel angemessener verhielt, im Park gewesen. Aber auch nur so lange, bis die Aufregung wieder verschwunden war. Danach hatten sich Yuki und sie auf den Weg zum Wohnheim gemacht.
    Rika hatte nur kurz vor der Tür ihres Zimmers gestanden und gerade mal die Bücher drinnen um die Ecke gelegt.
    Danach hatte sie sich in den Keller des Gebäudes begeben, wo sie nach "Dreck" gesucht hatte.
    Wie schon vorher, fand sich in Bereichen, wo sich normalerweise keine Schüler aufhielten, genügend von dem Rohmaterial. Rika benutzte einen Putzeimer, um eine größere Menge zu transportieren, und war erst dann zu ihrem Zimmer zurück gegangen.


    In einem der Bücher hatte sie eine kleine Heftbroschüre versteckt, die sich in einem kleinen Teil der Bibliothek befunden hatte. Auf keinem Fall hätte sie gewollt, dass jemand von den anderen etwas davon mitbekommen hätte. Noch wusste sie nicht genau, ob es ihr gelingen würde, diese Dinge herzustellen, sie einfach "werden" zu lassen, aber sie würde es eindringlich versuchen!


    "Hast du gesehen, dass sie in der Klasse die größte Oberweite hat?"
    "Hab ich beim Sport gesehen! Meist versteckt sie es ja unter möglichst weiter Kleidung."
    Meinten diese Idioten aus der Klasse eigentlich, dass sie taub wäre? Aber ein Blick unter dem extra lang belassenen Haaren, die sie wie eine Schutzmaske über den Augen trug, zeigte ihr, dass reine Absicht dahinter steckte. Die anderen Mädchen aus der Klasse hielten sich zwar in der Nähe auf, aber ihren Blicken nach zu urteilen, brauchte sie von denen keine Hilfe zu erwarten.
    Nibutani war einer der Schwätzer, der dabei auch immer wieder zu ihr blickte. Die Sache aus der Werkstatt hatte er ihr nicht vergessen!
    Wenn die anderen Mädchen nicht selbst betroffen gewesen wären, hätten sie in der letzten Woche gegen das Loch in der Wand des Umkleideraumes bestimmt auch nichts unternommen.
    Zu den verschiedenen Cliquen der Klasse hatte sie ja noch nie gehört, aber jetzt wurde sie regelrecht gemobbt. Diese Sticheleien begannen sobald der Lehrer die Klasse verlassen hatte. Und einige hatten dabei längst jeden Anstand hinter sich gelassen...
    Warum konnte man sie nicht einfach in Ruhe lassen?

    Mit brennenden Augen schreckte Rika hoch. Sie war einfach auf dem Boden hockend eingeschlafen! Missmutig verdrängte sie die letzten fetzen der Erinnerung, die sich da wieder in ihrem Kopf breit gemacht hatte. Als sie im Badezimmer in den Spiegel blickte, waren ihre Augen gerötet und sie hatte wohl einen offenen Mund beim Schlafen gehabt...
    Wütend wusch sie sich das Gesicht und putzte auch gleich ihre Zähne. Die Augen waren immer noch gerötet und auch leicht geschwollen.
    Es muss unbedingt noch etwas Make-Up her, dachte sie.
    Der Wecker zeigte bereits nach 23 Uhr an, als sie sich ins Bett legte. Eine quälende Ungewissheit hatte sich in ihr breit gemacht, denn es schien nicht so, als würden sie in dieser Welt ihre Vergangenheit einfach so vergessen können.
    Sie bemühte sich, durch das Lesen in einem der Bücher ihre Gedanken auf andere Bahnen zu lenken, damit sie nicht gleich wieder von Dingen träumte, die sie vergessen wollte.

  • [Yukiko Sakamato]
    23:00 Uhr - Wohnheime der Schüler (4) - Mädchenwohnheim


    Unschlüssig vergrub Yukiko ihr Gesicht im weichen Kissen. Dann seufzte sie, schwang ihre Beine aus dem Bett und holte sich die restlichen zwei Mangabände. Sie entledigte sich ihrer Uniform und schlüpfte in einen blauen Schlafanzug mit rosa (Gott sei dank keine pinke) Schmetterlingen. Sie nahm sich fest vor Rika zu fragen, ob sie ihr mit ihrer Fähigkeit nicht aushelfen konnte. Yukiko war es egal, ob dabei dann ein viel zu großes Kleidungsstück herauskommen würde. Fast alles war besser, als dieses auf kindliche Niedlichkeit getrimmte Schiene.
    Immerhin war der Stoff ungeheuer weich und fühlte sich auf der Haut einfach großartig an. Er verleitete gerade dazu sich in ihn reinzukuscheln. Sie legte sich ins Bett und begann zu lesen.


    Anderthalb Stunden später forderte die Erschöpfung des Tages ihren Tribut. Ihre Augen vielen zu und sie driftete ab in die Dunkelheit der Nacht.


    Zuerst schwebte sie in der Schwärze, die sie vollends umgab. Doch dann bemächtigten sich unsichtbare Kräfte ihres Körpers. Ihre Hände und Beine wurden in Position gepresst. Sie schrie und kämpfte dagegen an, doch sie war zu schwach um sich zu wehren. Ehe sie sich versah, waren ihre Beine an Stuhlbeine gebunden, ihre Hände hinter ihrem Rücken an die Stuhllehne und ein stinkender Knebel steckte in ihrem Mund. Ein modrig glimmendes Licht tauchte vor ihr auf. Sie befand sich in einem dunklen Raum, das Licht flackerte und reichte gerade eben so bis zu den schwarzen Wänden und der niedrigen Decke. Das Einzige, was sie mit Sicherheit erkennen konnte, war die bis zum Glanz polierte Videokamera, die direkt vor ihr aufgebaut wurde und auf sie zeigte. Und die beiden schwarzen Fratzen, die links und rechts neben der Kamera in der Luft zu schweben schienen. Weiße Augen, gelb leuchtende Öffnungen als Münder. Sie wandte sich unter den Fesseln, bäumte sich auf, nur um dann wieder in Resignation zurück in den Klammergriff des Stuhls zu fallen, dessen kalte Metallstreben sie durch die Risse in ihrem Cocktailkleid zum zittern brachten.
    Die Fratzen fingen an zu tanzen, zu hüpfen, auf und ab, zur Seite, vor und zurück.
    "Die Wahrheit. Die Wahrheit. Die Wahrheit."
    Yukiko schrie, doch der Knebel ließ keinen verständlichen Laut zu.
    "Gib sie uns. Gib sie uns. Gib sie uns."
    Ungeheure Schmerzen durchzuckten ihren Körper ausgehen von ihrem Gesicht. Ihre Haut trennte sich und saubere Schnitte durchzogen ihr Gesicht. Zuerst nur kleine, dann wurden sie immer größer und zahlreicher. Sie wanderten von ihrem Gesicht ihren Körper hinab, während das Blut aus ihr strömte und sich mit ihren Tränen vermischte.
    "Sprich. Sprich. Sprich."
    Sie wollte es. Doch der knebel löste sich nicht. Sie konnte es nicht. Denn sie wusste, den Knebel zu lösen, würde bedeuten ihren Vater zu hintergehen. Und obwohl sie es wollte, konnte sie es nicht.
    "Stirb. Stirb. Stirb."
    Vor ihr erschien eine Pistole. Die gleiche, die auch ihr Vater benutzte. Die Fratze drückte ab und ein lauter Knall ertönte, der ihr geradezu das Trommelfell zerfetzte. In Zeitlupe sah sie die Kugel auf sich zufliegen. Unfähig zu denken, oder sich zu wehren. Sie sah sie kommen. Sah, wie sie ihre Haut durchbohrte und in ihre Schulter eindrang. Ein greller Lichtblitz nahm ihr die Sicht und ein Schmerz der alles übertraf, was sie jemals erlebt hatte, bemächtigte sich ihrer.


    Und dann wachte sie auf. Schweißgebadet ruckte sie in ihrem Bett hoch. Ihr Körper zitterte und die Tränen strömten ungehemmt aus ihren geröteten Augen. Noch immer unfähig klare Gedanken zu fassen, presste sie ihre Hände gegen ihr Gesicht und weinte. Irgendwann fiel sie zurück in ihr Kissen. Irgendwann übermannte sie die Erschöpfung ein weiteres Mal. Und erneut hatte sie den selben Traum, von dem sie diese Nacht noch zwei weitere Male geweckt werden sollte.

    • Offizieller Beitrag

    Tag 2 – 06:30 Uhr – Schülerwohnheime (4) – Takeshis Zimmer

    Takeshi hob den Kopf beim ersten Klingelton von seinem Wecker. Die Nacht war Traumlos gewesen, weswegen sein Denken gleich zielgerichtet wieder einsetzte.
    Der Abend war mit diesem merkwürdigen Buch schnell vergangen und hatte ihm einige interessante Alternativen aufgezeigt. Dieses Angel-Player-Programm hatte ihm einige Dinge gezeigt, die er nach ein paar Anpassungen durch einen mündlichen Befehl aktivieren konnte. Besonders gefiel ihm die gerade Schwertklinge, die ihn an das westliche Ritterschwert erinnerte. Nur das diese Klinge eher wie ein Lichtsäbel aus Star Wars schneiden konnte.
    Wozu man ihm solche Möglichkeiten gegeben hatte, wusste Takeshi auch nicht zu sagen.

    Nachdem er gut geschlafen hatte, kam er auch problemlos aus dem Bett und gönnte sich eine Dusche, bevor er eine saubere Schuluniform anzog. Zähne putzen und dann noch die Jacke anziehen, so war er bereits 20 Minuten später auf dem Weg zu Cafeteria, wo es Frühstück gab.


    07:00 Uhr - Cafeteria (2)
    Auf den Tischen waren Kannen mit grünem Tee, aber er holte sich an einem Automaten lieber einen Kaffee.
    Einer der Automaten hatte frisch geröstetes Toastbrot, zu dem man sich eine Marmelade aussuchen konnte. Ein anderer Automat gab gegen eine Marke Butterhörnchen. Beides holte sich Takeshi und packte es auf sein Tablett. Dazu zog er sich noch drei verschiedene Onigiri, die verpackt ausgegeben wurden.
    Noch waren viele Tische frei, aber die Schüler strömten zielstrebig herein.
    Takeshi nickte freundlich zurück, wenn er von anderen gegrüßt wurde und suchte sich einen kleinen Tisch etwas abseits.
    Während er sich seinem Frühstück widmete, dachte er weiter über diese Welt nach.

    Die Schülerinnen und Schüler, die sich hier wie die Hauptmasse an allen Schulen verhielten, waren trotz ein paar kleinen Abweichungen wohl die Hauptgruppe dieser Welt. Soweit Takeshi bisher wusste, waren sie der eigentliche Grund dieser Welt.
    Dann waren da noch die anderen, die gestern Morgen oben an der Treppe vor dem Haupteingang gesessen hatten. Sie waren im Leben vorher noch in der Schulzeit gestorben und hatten dabei nicht gerade angenehme Erfahrungen gemacht. Die einzelnen Gründe waren ihm nicht offenbart worden, denn zumindest in einigen Punkten legte diese Welt Wert auf Privatsphäre.
    Während viele der eigentlichen Schülern am Ende ihres Lebens aus privaten Gründen den Wunsch gehabt hatten, noch einmal ein unbeschwertes Schülerdasein zu führen, waren die Anderen tatsächlich noch Schüler gewesen, wie er auch.
    Takeshi vermutete, dass dieses Angel-Player-Programm irgendwie nachträglich in diese Welt gekommen war. Möglicherweise hatte sich das auf die ursprüngliche Welt ausgewirkt. Ohne harte Fakten konnte er nur vermuten.
    Jedenfalls waren in dieser Welt jetzt zwei Strömungen zu verzeichnen. Warum diese anderen, zu denen ja auch Sakamato-san gehörte, sich nicht einfügen wollten, mochte unterschiedliche Gründe haben. Aber das Versorgungssystem sah keine Abweichungen vor, weswegen Schüler, die nicht am Unterricht teilnahmen, dann auch die Automaten nicht benutzen konnten.
    Mit dem Tauschgeschäft hatten sie gestern das Problem umgangen, was nicht gegen die Regeln der Schule verstieß.
    Allerdings könnten sie es ja auch mit Gewalt versuchen, was er dann nicht tolerieren konnte. Mindestens zwei aus der Gruppe von Gestern wären zur Gewalt bereit und befähigt, trotzdem hatten sie sich ruhig verhalten. Zumindest waren ihm keine Beschwerden oder Angriffe auf Schüler gemeldet worden. Takeshi beschloss diese anderen Schüler erst einmal in Ruhe zu lassen. Vielleicht brauchten sie nur etwas mehr Zeit.

  • [Ibuki Nukui]
    Tag 2 - 06:58 Uhr - Schulgebäude - Sanitätsraum


    Langsam öffnete Ibuki die Augen. Sie befand sich im Erste-Hilfe-Raum, so vermutete sie zumindest, da es hier viele steril wirkende Betten gab, fein säuberlich mit weißen Laken bezogen auf denen sich ebenso weiße Decken breit machten. Der Raum war mit Fliesen in einem Sandstein-ähnlichen Farbton, einer recht satten Gelb-Braunmischung, verkleidet und wurde immer wieder von weiß heraus blitzenden Fugen unterbrochen. Sie fühlte sich fehl am Platz, der Raum war ihr zu steril und wirkte zu menschenleer, als dass sie sich wirklich hätte entspannen können. Das Hämmern in ihrem Kopf trug ebenfalls reichlich wenig dazu bei sich wohl zu fühlen.
    Sie sah sich weiter um, fand jedoch niemanden hier der ebenfalls erkrankt war. Anscheinend waren die ganzen ober-pünktlichen Schüler extrem vorsichtig was ihre Gesundheit betraf. Sie ließ den Blick weiter über die sterilen Betten wandern, über einige Nachttische bis sie zu ihrem eigenen gelangte. Der Tisch war nichts besonderes, einfaches weißes Aluminium oder dünnes Eisen bildeten die Beine, während weiß lackiertes, dünnes Holz die Tischplatte ergab. Auf der Tischplatte neben ihrem Bett lag ein Brief, oder anders ausgedrückt, ein säuberlich aus einem Blatt herausgerissenes Stück Papier. Auf dem Stück Papier stand in geschwungener Schrift 'Hoffe es geht dir nun besser, muss mir jedoch Schlaf holen wegen Schule. Findest mich entweder in Raum 259 Mädchenwohnheim oder Raum 107 Schule, wenn du mich suchst.'
    Zwar stand nicht drauf von wem es war, jedoch war sich Ibuki hundertprozentig sicher das dieser Brief von Shimo sein musste. Sie war sich immer noch nicht sicher warum ihr das Pummelchen half, jedoch konnte sie das auch später hinterfragen. Die Kopfschmerzen machten sich noch immer breit, aber sie hat sich einigermaßen an sie gewöhnt, was sie leider nicht weniger nervtötend und irritierend machte.
    Schlapp ließ sich Ibuki wieder ins Kissen fallen, holte ein paar mal tief Luft und versuchte die Hammerschläge zu ignorieren. Sie fragte sich noch immer ob es hier im Sanitätsraum überhaupt Medizin gab, woraufhin sie kurz lächelte, die Idee als lächerlich abtat und verwarf. Wahrscheinlicher war das sie einfach keine Kopfschmerztabletten hatten, weil so was sich doch recht schnell von alleine löste oder das Shimo einfach nicht gesucht oder beim Suchen nichts gefunden hatte.


    Nach einer Weile wurde Ibuki so müde, dass sie einschlief, nur um ein paar Sekunden später, noch bevor sie anfangen konnte zu träumen, wieder aufzuwachen. Dieser Vorgang wiederholte sich einige Male, ab den vierten Mal hat sie aufgehört zu zählen. Wie viel Zeit sie auf diese Weise verpasst hatte war ihr nicht klar, es hätten Stunden sein können seit sie das erste Mal dieses Zimmer sah.
    In den Momenten in denen sie nicht gerade schlief, überlegte sie, ob sie vielleicht zu Shimo gehen sollte, war sich jedoch unschlüssig was sie dann tun sollte, sobald sie bei ihr war. Einen auf Friede, Freude und was sonst nicht alles zu tun war nicht ihr Ding und die Brünette half ihr ja nur, weil es ihr schlecht ging. Sie spielte mit dem Gedanken, sich bei ihr und dem Hornbrillen-Kerl, dessen Name sie nicht mehr ganz in Erinnerung hatte, zu bedanken. Immer wieder nahm sie diese Idee auf, konnte sich aber nie überwinden aufzustehen und es einfach durchzuziehen.
    Im Halbschlaf kamen plötzlich wieder Erinnerungen hoch, von der Zeit vor ihrem Tod. Die paar Sekunden, die sie im Krankenhaus verbracht hatte wiederholten sich immer und immer wieder. Sie lag in einem Bett sie dem jetzigen, diesen verschwommenen, hellen, weißen Raum, die verschwommene Gestalt des Arztes und der Schwester, die Schläuche an ihrem Körper wie auch das Beatmungsgerät. Dann die Stimme ihres innig geliebten Vaters, der wunderschöne Morgen und dann ihr unbarmherziger Tod, welcher ihr all das wieder entriss.


    Ohne ein Wort zu sagen, ohne zu schluchzen, fingen Tränen an ihre Wangen runter zu rollen. Wieder wurde ihr klar, dass sie sich nicht in einer Schule, nicht unter Lebenden befand. Sie war tot und befand sich in der Hölle, wenn auch eine Hölle in der man leben konnte, ohne ständig zu leiden.