Beiträge von Tsubaron

    Also... essentiell die Story von 'After Earth' mit Will Smith und Sohnemann, nur das statt dem Mars eine Stasiskapsel besiedelt wird. Richtig?


    Und weiter hast du auch recht wenig erklärt. Wie viele Leute befinden sich in einer Kaspel? Wie sehen diese 'Mutationen' aus, also ähnlich wie Zerg aus Starcraft oder die Tyranniden aus WH 40K?Oder ganz etwas anderes? Wie hat sich die Erde gegen ihre Einwohner gewendet? Naturkatastrophen? Was ist der Grund für diesen Zustand? Ein interplanetares Ereigniss, siehe Meteor etc.?
    Auch was das grobe Ziel ist. Was sollen die Leute machen, sobald sie aus dem Kryoschlaf erwachen? Rausgehen, gucken und wahrscheinlich sterben?
    Oder was uns als Schreibern zur Auswahl steht, in welchen Rahmen wir uns einen Charakter erstellen können? Aus welchem Land müssen sie sein? Werden wir eine gewisse Altersgrenze haben? Oder Waffen?


    Es stellen sich halt schon ein paar Fragen, wenn ich nur dieses bisschen Info bekomme.

    [Ibuki Nukui]
    Tag 2 - 17:18 Uhr - Gelände der Schule - Brücke B


    Nachdem Ibuki die beiden Neuen gefragt hatte, warum sie ihr denn nun geholfen hatten, drehten die Beiden komplett durch. Zuerst Yoshio, der wie vom Affen gebissen und ohne Grund um sein Leben rannte. Sie sah dem Jungen kurz mit einem fragenden Gesichtsausdruck hinterher, wollte schon Leo darauf ansprechen, als das dürre Mädchen anfing zu schreien, zu weinen und ihr in die Arme zu fallen.
    "Sag mal, was ist denn jetzt los?!" rief Ibuki genervt.
    "Wieso muss ich mich die ganze Zeit mit Verrückten herum schlagen?" ergänzte sie, während sie versuchte das Mädchen richtig greifen zu können. Ibuki verstand nicht, warum sie von einen auf den anderen Moment angefangen hatte zu heulen. Es waren keine Schreie um den Schülerratspräsidenten, so viel stand fest. Ansonsten wäre sie entweder zum Brückengeländer gegangen und hätte unter der Brücke nach ihm gesucht, oder hätte versucht Abstand zu Hayato zu gewinnen. Darüber hinaus hätte sie schon früher angefangen zu weinen. Nichts davon war der Fall, stattdessen verhielt sie sich nur wie ein übergroßes Baby. Ibuki konnte noch nie sonderlich gut mit Kleinkindern umgehen. Sie kam ja gerade so mit sich selbst zurecht.
    "Shhh! Sei ruhig. Was soll das Affentheater? Steh auf!" Sie hielt das Mädchen an den Schultern und versuchte ihr einen festen Stand zu gewähren, indem sie sie mit beiden Füßen auf den Boden stellte und immer mehr losließ, bis sie dann wieder um zufallen drohte und Ibuki ihren Griff wieder festigten musste.
    "Verdammt, was soll der Mist? Hallo!" schrie sie das Mädchen an, während sie Augenkontakt suchte, "Mai-san, oder? Mai! Aufwachen!"
    Doch vergebens, das Mädchen schrie weiter, plärrte weiter und benahm sich weiterhin wie ein Riesenbaby.
    "Leo. Hilf mal! Die Trulle bricht zusammen oder so was."
    Kurz blinzelte sie zu Leo, doch dann sah sie das Hayato noch dastand. Ibuki hatte vermutet, dass er nach seinem Racheakt verschwunden war. Dem war aber allem Anschein nach ja nicht so. Sie hatte es sich aus ihrem eigenen Verhalten hergeleitet. Nach jeder mehr oder minder blutigen Rache, die sie selbst durchgeführt hatte, ging sie instinktiv gründlichst ihre Hände waschen. Anfangs diente es nur, um das Blut wegzuwischen. Doch nach jedem Mal wurde es immer mehr zu einer Art Ritual, um eine gelungene Vendetta zu bestätigen und sich danach wieder normal zu fühlen.
    Sie überprüfte ihn noch einmal von Kopf bis Fuß, um sich ein besseres Bild vom Perversen zu machen. Er machte einen recht kühlen Eindruck. Wäre es eine spontane Aktion gewesen, hätte schon die Realisation eingesetzt und er würde mehr Zittern. Hilfloser gucken. Möglicherweise sogar versuchen sich zu entschuldigen. Und selbst wenn er sich aber und abermals eingebläut hätte, das hier der Tod nur vorübergehend ist, so war es doch etwas anderes, wenn man es dann durchzog. Ibuki hatte schon oftmals einen Anschlag vermasselt, alleine aus dem Grund, dass sie im Kampf selbst nicht alles so durchzog, wie sie es sich Tage- und Wochenlang bereitgelegt hatte. Dieser Junge hatte schon gemordet. Es interessierte ihn auch kaum, dass er jemanden getötet hatte, was nur durch die Konzentration oder der Skrupellosigkeit, die ein Mörder kennen konnte, möglich war.
    "Du bist ja immer noch da. Ich hatte ja viel von dir erwartet, Hayato-sama, aber Mord? Na ja, wenigstens kannst du das so gut, wie du starrst." Sie machte eine kurze Pause, um sich mit dem Mädchen zusammen auf den Boden zu setzen, es wurde ihr schlicht und ergreifend zu blöd sie aufrecht zu halten. Während sie das Mädchen an ihre Schulter drückte, damit sie sich vielleicht an ihrer Schulter ausweinen würde, was Gott sei Dank, die Lautstärke erheblich drosseln würde, sah sie noch einmal kurz zu Leo und dann wieder zu Hayato.
    "Und woher kennt ihr beiden Hübschen euch?"

    [Ibuki Nukui]
    Tag 2 - 17:18 Uhr - Gelände der Schule - Brücke B

    Wie aus dem Nichts tauchte plötzlich der Perversling von der Treppe auf und stach dem Schülerratspräsidenten in wilder Wut in die Seite. Er schien mit nicht mehr bewaffnet zu sein als einem kleinen Stück Metall, welches er möglicherweise auf dem Weg irgendwo abgebrochen hatte. Das Blut lief ihm in Strömen über die Hand, welche seine improvisierte Waffe fest im Griff hielt, während dem Präsidenten das Leben ausgepresst wurde. Zwar dauerte diese Szene nicht mehr als ein paar Sekunden, aber ihr kam es vor wie eine Ewigkeit. Eine wundervolle Ewigkeit.
    Mit einem Schrei des Hasses wuchtete der Junge mit den braunen Augen den Dämon über die Brücke, welcher in den Fluss fiel und dort starb. Auch wenn er es irgendwie schaffen würde, die Stelle, wo der Junge ihn mit einem Stück Metall das Fleisch aus dem Körper herausgerissen hatte, am ausbluten zu hindern, so würde er es nicht rechtzeitig schaffen. Er war tot. Keiner konnte einen solchen Sturz mit einer derartigen Wunde überleben.
    In dem Moment bemerkte Ibuki Kim die vor ihren Füßen lag. Sie schnappte es sich so schnell, wie ein Kleinkind seine Süßigkeiten, und begann sofort die Klinge nach Gebrauchsspuren zu untersuchen und zu säubern. Sie war aber in einem guten Zustand, weshalb Ibuki sie sorglos in die Scheide, die an ihrem Oberschenkel befestigt war, stecken.
    "Hayato-san, egal warum du das getan hast, verdanke ich dir wahrscheinlich mein Leben. Ich weiß nicht, was der Typ mit mir gemacht hätte, wäre ich ihm in sein Büro gefolgt!", erklärte Leo hastig, nur um dann schnurstracks zu ihr zu kommen. Sie war noch wütend auf ihn, da er aus irgend einem unerklärlichen Grund versucht hatte, sie im Sanitätsraum zu niederzuschlagen.
    "Es tut mir leid, dass ich meine Hand gegen eine Lady erhoben habe. Dieses Verhalten ist unverzeihlich und trotzdem bitte ich dich darum mir zu verzeihen. Ibuki...-san... Es tut mir leid, wirklich! Du bist eine tolle junge Frau und ich würde mich geehrt fühlen, wenn wir von Null aus anfangen könnten und etwas spazieren gehen!"
    Bevor sie Leo antwortete, ging sie zum Geländer der Brücke und sah hinunter zum Fluss. Nichts war dort zu sehen, er hatte wahrscheinlich keine Kraft gehabt sich an Land zu ziehen und war mit der Strömung mit getrieben. Ihr Grinsen wurde immer breiter, bis sie anfing zu Kichern, wie sie es sonst in Kämpfen tat. Aus dem verhaltenen Kichern wurde ein Lachen und daraus ein makaberes Gackern, bis sie so laut lachte, dass sie sich den Mund zuhalten musste.
    Mit der einen Hand vor dem Mund und der anderen um den durchtrainierten Bauch drehte sie sich wieder zu Leo, der noch immer verbogen vor ihr stand. Sie riss sich zügig zusammen, wobei sie hin und wieder doch etwas mehr lachend als sprechend erklärte.
    "Nein. Wird werden nicht wieder von vorn anfangen. Warum auch, du hast schließlich nichts getan und ich hab, wenn ich will, einen Grund dich trotzdem zu bestrafen."
    Sie griff sein Kinn und hob sein Gesicht nach oben, um ihn in die Augen sehen zu können.
    "Aber bitte hör mit der scheiß Heulerei auf. Das kotzt mich an." Sie ließ von ihm ab und sah zu den beiden Schülern rüber.
    "Übrigens... Ich glaub... Ich denke, ich muss mich bei euch beiden wohl bedanken. Ihr habt was gut bei mir, also wenn ihr mal irgendwo meine Hilfe braucht, dann macht's Maul auf und ich komm. Ok? Außerdem..."
    Sie ging zu dem dürren Mädchen und holte eine ihrer Essensmarken, die sie in ihrem BH versteckt hatte, hervor und legte sie dem Mädchen in die Hand.
    "Du musst essen Mädchen. Ansonsten verreckst du uns doch noch auf dem Weg zum Wohnheim. Keine Ahnung, warum du nichts isst, aber ich hab das schon selbst durchgemacht, als ich in deinem Alter war." Sie sah zu Yoshio rüber, der neben dem blonden Mädchen stand.
    "Für dich gibt es keine", erklärte sie ihm mit einem schelmischen Schmollmund. "Kannst nachsehen."
    Ihre Züge wurden etwas ernster während sie anfing zwischen den Beiden hin und her zu schauen.
    "Warum habt ihr mir vorhin aber überhaupt geholfen? Ihr wart mir doch nichts schuldig und du wirst wohl noch in ein paar Wochen einen Schreck bekommen, wenn dich jemand am Hals berührt."

    [Ibuki Nukui]
    Tag 2 - 17: 17 Uhr - Gelände der Schule - Brücke B

    Als der Präsident Kim aus seiner Jacke hervorholte, schien die Welt um Ibuki herum zu zerfallen. Alles was sie gerade getan hatte, die Lügen, der Stress, die neuen Feinde die sie sich gemacht hatte, die Tränen, die absichtlich aufgerissenen Wunden der Vergangenheit, alles umsonst.
    Darüber hinaus wurde ihr etwas anderes klar. Takeshi hatte diese Diskussion nie führen müssen. Er hatte von Anfang an ein klares Indiz dafür, dass sie mehr als nur der gewöhnliche Raudi auf dem Pausenhof war. Er wollte sie nicht nur für ihre Tat bestrafen, er wollte sie fertigmachen, und das aus keinem anderen Grund als dem Spaß daran, sie fertig zu machen. Er hat bemerkt, dass er hier weit aus mehr Macht hat als vor seinem Tod, und diese Macht will er nun entweder testen oder sich an ihr ergötzen. Es gibt immer Probleme, wenn zwei Personen, die Macht über andere ausüben wollen und daran Spaß haben, aufeinander treffen.
    Ibuki war schon drauf und dran sich ihm zu ergeben und nach dem Messer zu greifen als plötzlich der Junge, den sie vorhin noch gewürgt hatte, eingriff.
    'Was soll das? Wieso hilfst du mir?' Sie fühlte sich gewaltig vor den Kopf gestoßen, als der Junge, der doch am meisten Grund hatte, sie in die sprichwörtliche offene Klinge laufen zu lassen, ihr anfing aus der Situation zu helfen. Er behauptete, dass sie ihn hätte umbringen können, wenn sie gewollt hätte und auch, dass er eine Reaktion von ihr provoziert hatte, aber auch, dass sie ihn mit Absicht leben ließ, weil er für sie noch von Nutzen war. Sie war verblüfft, wie schnell er die Idee einer durchschnittlichen Moralvorstellung in den Wind schoss und erkannte, dass er für sie nichts weiter war als ein Werkzeug. Wieder meldete sich das Mädchen von vorhin zu Wort, dem sie vor lauter Konzentration auf die Diskussion zwischen ihr und dem Präsidenten, keine Beachtung geschenkt hatte.


    Sie war unfassbar dünn, als hätte sie lange Zeit hungern müssen, hatte blonde, armlange Haare, welche ihr bis zum Bauch hingen, mit lilanen und blauen Strähnen durchsetzt, und rundum die Ausstrahlung eines Mauerblümchens, die Aufmerksamkeit suchte. Sie erinnerte Ibuki an sich selbst, als sie mit 14 Jahren ihr Zuhause verlassen hatte, um im Untergrund Tokios die Yakuza zu erforschen. In dieser Zeit aß sie nur sporadisch, wenn überhaupt und schlief nur wenige Stunden am Tag. Ihre Angst, von Menschenhändlern gefangen genommen, in andere Länder verkauft und wohl möglich bei der Überfahrt noch zu verhungern, wahr zu groß als dass sie Nachts hätte beruhigt schlafen können. Tagsüber gab es mehr Zeugen, die eingreifen könnten, auch wenn wahrscheinlich nur sehr wenige es wirklich tun würden.
    Dazu musste sie meist großen Abstand vor genau den Leuten nehmen, die sie auszuspionieren versuchte. Nur eine Flasche Alkohol, hätte gereicht sie so abhängig von diesen Leuten zu machen, dass es ihnen vollkommen offen stand, mit ihr anzustellen, was sie wollten. Diese Paranoia in Verbindung mit dem Schlafmangel zerbrach sie und zeichnet ihren Charakter bis heute aus. Traue keinem, außer dir selbst.


    Das dürre Mädchen schrie Takeshi beinahe schon an, was ihr selbst auch erst am Schluss auffiel, als sie erschrocken ihren Mund zu hielt, als wolle sie allen weiteren Anschuldigungen den Weg nach draußen versperren. Ibuki war überwältigt und hatte keine Ahnung was sie nun diesen Schülern sagen sollte. Sie hatten keine Ahnung mit wem sie sich einließen oder wen sie hier überhaupt verteidigten. Sie vertrauten ihr oder waren auf ihre Heul-Masche reingefallen. Aber sie halfen ihre, statt sie einfach in dieses sonst so sichere Ende laufen zu lassen. Auch wenn es ihr nicht leicht fiel, doch diesen Beiden war sie noch etwas schuldig, sobald alles hier vorbei war.
    Ibuki öffnete den Mund, als wollte sie etwas sagen, doch nichts kam heraus. Sie hätte wahrscheinlich diese Arbeit der Beiden ruiniert, hätte sie etwas gesagt. Daher blieb sie stehen, wischte sich die letzten Tränen aus dem Gesicht und wartete ab, während sie weit aufmerksamer als vorhin diesen Streit verfolgte und bei der nächsten Möglichkeit, die sich ihr bat, alles dran zu setzen die Diskussion in ihrem Interesse zu gewinnen.

    [Ibuki Nukui]
    Tag 2 - 17:17 Uhr - Gelände der Schule - Brücke B

    Ibuki war geschockt. Dieser Kerl hat nicht einmal daran gedacht von ihr abzusehen und Yoshio zu überprüfen. Entweder hatte er etwas gegen Frauen, oder einen unglaublich guten Riecher was solche Sachen anging. Natürlich dachte sie nicht, dass der Posten an irgendeinen daher gelaufenen Dämonen gegeben wird, aber er war schlimmer als Sherlock Holmes und Adrian Monk zusammen. Glücklicherweise konnte sie diesen Schock nutzen, um weiter ihre Lüge auszubauen.
    "Soll das ein schlechter Scherz sein?" Sie fuhr sich verzweifelt durch die Haare und starrte kurz auf dem Boden, um sich zu sammeln. Sie musste ihn irgendwie dazu bringen, seine Entscheidung anzuzweifeln und das ging am besten, wenn sie stur auf ihrer Meinung beharrte.
    "Woher soll ich denn bitte wissen, wie es in dem Kopf eines Perversen wie ihm vorgeht? Wieso glauben sie mir denn nicht?" Ibuki begann unruhig zu werden, fing an ihr Gewicht von einem Fuß auf den Anderen zu verlagern und fuhr sich ein weiteres Mal durch die Haare, während sie hoch zum Himmel blickte, um einen möglichen Tränenfluss zu dämmen, bevor er begann. Mit zittriger Stimme fuhr sie fort :" Ich weiß, ich hab Mist gebaut. Ich hätte sofort zu ihnen gehen sollen, aber hätte ich ihn davonlaufen lassen, hätte sich das Gerücht verbreitet wie ein Lauffeuer. Ich... Ich wollte doch nicht-." Ihre Worte überschlugen sich, was zwar nicht gewollt war, aber dennoch einen guten Eindruck hinterlassen musste. Schließlich spielte sie gerade die Ibuki Nukui, das Mädchen, dass ohne jeden Grund von einem daher gelaufenen Schüler befummelt, bedroht und nun von der einzigen Person, die dieses Drama aufklären könnte, in den Wind geschossen und stattdessen für ihre eigenen Verbrechen herhalten musste.
    "Ich habe eben ein cholerisches Temperament. Ich arbeite ja auch daran, dass ich nicht mehr so ausraste... wie eben gerade. A-Aber sie können doch nicht von mir verlangen, dass ich vollkommen ruhig bleibe, wenn...", mit jedem unvollendeten Satz wurde sie unruhiger als zuvor, wischte sich immer öfter Tränen aus den Augen und tapste immer nervöser.
    Um sich über ihren Fortschritt zu erkundigen und zu sehen ob er schon den Blick von ihr ab wand, oft blinzelte oder ähnliche Indizien aufwies, sah sie ihm tief in diese grüne, kalten Augen. Doch sein Blick war starr und kalt wie ein Gletscher im Meer und ebenfalls genauso unergründlich. Es war, als würde er das Gesicht eines Toten als Maske tragen, zwar besaß er Mimik und zuckte ab und an, aber seine Augen schienen tot.
    Sie wand ihren Blick ab und sah hinter Takeshi Leo hervorlugen. Sein Gesichtsausdruck zeigte eindeutig Furcht, jedoch nicht ob es Furcht für oder vor ihr war, und darüber hinaus sah es so aus, als hätte er vor kurzem erst geweint.
    "Ich...", noch bevor sie den Satz beenden konnte rannen ihr Tränenflüsse über die Wangen. Ihre Stimme versagte vollkommen und pendelte zwischen ihrer gewohnten dunklen Tonlage und einer weit Helleren.
    "Wieso glauben sie mir nicht?! Ich flehe sie an! Ich weiß, ich bin in keinster Weise perfekt, weit entfernt davon sogar, aber er ist ein Monster und sie lassen ihn einfach so gehen!? Einfach so!?" Wieder versuchte sich Ibuki zu fangen, jedoch nicht so sehr wie beim ersten Mal, nur so sehr das sie einfach leiser wurde. Sie wollte in diesem zertrümmerten Zustand bleiben, da man ihr den Boden unter den Füßen weg riss und sie nun alleine die Strafe auf sich nehmen sollte.
    "Das ist doch nicht gerecht. Bitte..." Sie sah ihn mit zitternder Lippe an, während ihr weiter dicke Tränen übers Gesicht rutschten. Mehr musste sie nicht sagen, er wusste genau, was sie nicht auszusprechen wagte.

    [Ibuki Nukui]
    Tag 2 - 17:16 Uhr - Gelände der Schule - Brücke B


    Als der dreiste Zwerg anfing, mit seinen Schultern ihren Busen durchzukneten, sprang Ibuki die letzte Sicherung heraus.
    'Mickriger, perverser, dreister Saftsack! Schmor in der Hölle!', dachte sie, während sie den Druck auf ihrem Würgegriff noch ein letztes Mal erhöhte. Jeder Gedanke, der sie alarmierte, dass er wichtige Informationen beinhalten könnte und deshalb weiterleben musste, warf sie in den Wind.
    Doch bevor Ibuki ihren Wunsch erfüllen konnte, wurde sie unterbrochen, von einer Stimme, welche sie, seit dem sie sie das erste Mal gehört hatte, nicht ausstehen konnte.
    Und dort stand er. Der Kerl von der Treppe, welcher diese furchtbar emotionslose Stimme hatte.
    "Dürfte ich erfahren, was dieser Aufstand zu bedeuten hat?"
    Das war ein kritischer Punkt für Ibuki. Wie hätte sie ihm erklären können, dass sie gerade ein Jungen erwürgt hatte und es halbwegs glaubhaft klingen lassen, damit er sie nicht wegsperrte oder was auch immer ein Schülerratspräsident der Hölle macht. Sie hätte es nicht wie ein Spiel erklären können, ansonsten hätte Yoshio einfach das Gegenteil behauptet und im Zweifelsfall würde er noch immer ihr eine Strafe verpassen. Sie hätte es auch so klingen lassen können, dass sie verrückt ist, aber das würde auch nichts ändern, man würde sie ebenfalls wegsperren. Auch weglaufen war keine Option, der Präsident war wahrscheinlich eine Art Dämon in Verkleidung und könnte sie einfach fliegend einholen. Oder teleportierend.
    'Verdammt, was konnten Dämonen noch einmal alles?' schoss es ihr durch den Kopf, während sie weiter nach einer Möglichkeit suchte, ungestraft abzuhauen. Die einzige Lösung die sie sah war, ihm zuvor zu kommen und ihm vorzuschlagen, sie zu bestrafen. Natürlich musste sie dabei einen halbwegs guten Grund nennen, weshalb sie so ausgerastet ist, aber ihr fiel nichts ein was stark genug war um ihre Aktion zu rechtfertigen und doch ein bisschen auf der Wahrheit beruhten.
    Sie konnte nur darauf vertrauen, das er das Beste für die Schüler wollte.
    "Endlich sind sie hier Schülerratspräsident Okamura." Sie rollte den Winzling zur Seite und stand auf, wobei sie sich den Staub von den Klamotten klopfte. Bevor sie antworte räusperte sie sich noch einmal. Wie sehr sie Notlügen doch hasste.
    "Ich, Ibuki Nukui, bitte sie diesen Kerl wegen sexueller Belästigung festzunehmen. Er hat mir in aller Öffentlichkeit an die Brüste gefasst und verlangt, ich müsse von nun an alles tun, was er sagt." Sie versuchte sich wieder an die Szene von gestern zu erinnern, um verletzter zu wirken, was ihrer Geschichte weitaus glaubhafter gestalten würde. Wimmernd fuhr Ibuki fort:"Er hat gesagt das er, wenn ich nicht ab heute Abend jede Nacht zu ihm kommen und ihn 'dabei helfe gut einzuschlafen', jedem erzählen würde, das er mit mir mehrmals geschlafen hätte. Ich würde von allen Schülern ausgelacht und ausgestoßen werden, hätte er das erzählt. Was hätte ich machen sollen" Zu ihrer eigenen Überraschung bekam sie es sogar fertig zu weinen, wobei sie die paar Tränen sofort wegwischte, als wäre es ihr peinlich beim Weinen erwischt zu werden. Langsam beruhigte sie ihre Stimme wieder, sie konnte hier nämlich auch nicht wie ein Häufchen Elend wirken. Sie musste diesen Balanceakt zwischen dem toughen Mädchen, das einem Jungen erwürgen wollte und dem zutiefst bestürzten Mädchen, was sich am liebsten vor Scham von einem Gebäude stürzen würde, perfekt meistern müssen. Zwar hatte sie schon so viel Erfahrung darin, dass sie mit dieser Masche selbst alt eingesessene Polizisten davon überzeugen konnte, ein Unschuldiger hätte sie versucht zu vergewaltigen, aber meist hatte sie auch mehr Zeit sich vorzubereiten. Es würde hart werden, den Präsidenten zu überzeugen.
    "Aber mir ist bewusst, dass ich falsch gehandelt habe. Ich bin bereit mich jeder Strafe, die sie mir auferlegen, zu beugen, aber bitte sorgen sie dafür, dass er sich erst wieder anderen Schülerinnen nähert, wenn er seine Lektion gelernt hat."

    [Ibuki Nukui]
    Tag 2 - 17:16 Uhr - Gelände der Schule - Brücke B

    Nach einigen Minuten ununterbrochenen Sprintens konnte Ibuki ihr Ziel auf der Brücke einholen. Er war keine 30 Zentimeter mehr entfernt, aber sie weigerte sich ihn einfach zu greifen und so zu stoppen. Bei dieser Geschwindigkeit war es zu einfach sich aus den Griff zu lösen und ungehindert weiterzulaufen, während sie selbst drastisch an Tempo verlieren würde. Darüber hinaus hatte sie ohnehin das Gefühl, das er nicht so einfach davon kommen sollte. Er hat sich über sie lustig gemacht, nun musste er den Preis dafür zahlen.
    Mit einem Satz hob sich Ibuki vom Boden und sprang in den Rücken ihres Ziels, wobei sie ihre Arme um seine Taille schlang, um eine Flucht weitaus schwerer zu gestalten. Doch zu ihrem Unglück begann der Junge sich abzurollen. Er warf sich über seine rechte Schulter, was zur Folge hatte, dass Ibuki mit voller Wucht auf ihrer rechten Gesichtshälfte landete. Für einen Bruchteil einer Sekunde lockerte sie wegen dem Schock des plötzlichen Aufpralls sogar ihren Griff, festigte ihn aber sofort wieder.
    Als die beiden endlich anhielten und nicht mehr wie zwei raufende Katzen über die Brücke schlitterten, bemerkte Ibuki erst, was dieses minimale Lösen ihres Griffs zur Folge hatte. Sie lag nun unter ihrem Ziel, ihre Nase gegen seinen Rücken gedrückt und ihre Kopf dröhnend von dem Schlag auf den Beton der Brücke, ihre Arme nur ein Stück unter seinem Bauch und sie vermutete, das er jetzt schon überlegte, wie er sich am besten über diese Aktion lächerlich machen könnte.
    Ohne ihn antworten zu lassen, zog sie seinen winzigen Körper hinunter, bis sein Kopf über ihren Brüsten lag. Ibuki lehnte ihren Kopf zur Seite, umschlang seine Hüften mit ihren Beinen und nahm ihn in den Schwitzkasten. Sie drückte dabei ihren Ellbogen weniger stark hinunter als sonst, er sollte ja noch in der Lage sein zu sprechen, ansonsten würde er ihr schwer antworten können.
    Zum Teil aus Scham und zum Teil vor Wut schäumend brüllte sie ihn mit hochrotem Kopf an, während sie sich noch einmal vergewisserte, dass sie ihn stark genug festhielt.
    "Hat dir jemand ins Hirn geschissen?! Wenn dir dein kleines Leben etwas wert ist, dann wirst du mir antworten, klar?!" Sie zwang sich dabei zu einem Grinsen, damit man ihr nicht ihre Scham ansah. Jedenfalls nicht sofort.

    Voller Furcht rannte die zusammengewürfelte Gruppe aus ambitionierten Piraten über ihr Schiff, in der Hoffnung es vor den kommenden Sturm zu retten. Befehle schallten und wurden sogleich ignoriert, Diskussionen starteten und komplette Verwirrung machte sich breit. Und mit jeder Minute, die die Flut näher kam wurden die Schreie verzweifelter und schriller.
    Jeder versuchte seinen eigenen Kopf durchzusetzen, seine Art den Anderen auszuzwingen, sodass die Sturmfront die Gruppe erreichte, noch bevor diese überhaupt wenden konnte. Die riesigen Wellen zermamlten das Schiff, brachen es entzwei und zog die angehende Crew in die Tiefe. Es wird gemunkelt, das ein oder zwei der Mitglieder, welche nicht am Fluch des Meeres litten, sogar überlebt haben könnten, aber sich aufgrund ihrer Scham versteckt halten und jeden Verweis auf ihre Vergangenheit ausgelöscht haben.


    "Und so endet die Geschichte." Der alte Mann klappte sein Buch zusammen und zog noch einmal an seiner Pfeife. Es war eine unbewöklte und frische Nacht. Vor dem Alten lagen seine zwei Enkel und hörten gespannt der Geschichte ihres Großvaters zu. Das Feuer im Kamin knackte gemächlich vor sich hin und erfüllte den ganzen Raum mit flackernden Licht und gemütlicher Wärme.
    "Deswegen habe ich euch auch verboten Piraten zu werden, Kinder. Ihr hört zwar immer von den großen Abenteuern von Hawkeye und Whitebeard und Kid und Strohhut. Aber sie sind nur eine Handvoll glücklicher Piraten, welche nicht aus Pech oder purem Unwissen ums Leben kamen. Deshalb bitten ich und eure Mutter euch immer wieder euch diese Flausen aus den Kopf zu schlagen." Er beugte sich hinuter zu seiner Enkelin und fuhr ihr fürsorglich durch die Haare.
    "Und jetzt macht euch ab ins Bett, es ist schon spät."
    "Aber Opa! Woher weißt du denn das alles? Hast du einen der Piraten gefunden? Können wir ihn auch sehen?" verlangte der Junge zu wissen. Seine Schwester hingegen machte sich schon auf den Weg in ihr Zimmer.
    "So könnte man es ausdrücken, ja. Aber das ist eine andere Geschichte, die ich euch ein nächstes Mal erzähle. Siehst du es denn nicht auch so, meine Liebe?"
    Ohne ein Ton von sich zu geben glitt die Mutter der Kinder um den Türrahmen und griff im Vorbeigehen die Hand ihrer Tochter.
    "So ist es. Und jetzt komm, lass Opa schlafen. Du wolltest doch morgen früh raus und mir bei den Gartenarbeiten helfen."
    Der Junge lößte sich sofort von dem Gedanken, noch mehr über Piraten herauszufinden und lief seiner Mutter in die Arme.
    "Mein Liebes, dieses Kopftuch hast du lang nicht mehr getragen. Und dabei steht dir Pink doch so gut.", erklärte der Alte grinsend. Die Mutter schmunzelte kurz und verschwand danach mit ihren Kindern.

    [Ibuki Nukui]
    Tag 2 - 17:13 Uhr - Treppe - Schulgebäude A


    Während Ibuki zu dem vorhin erst erschienen Jungen lief, fing Toshi plötzlich an sich einzumischen.
    "Kennst du den Kerl?" fragte er erstaunt, während er versuchte mit ihr Schritt zu halten. Deshalb ignorierte sei seine Fragerei vorerst, um nicht diesen Jungen aus dem Blick zu verlieren. Möglicherweise handelte es sich bei ihm um eine Art Boten oder Späher Gottes, welcher sich über die Lage und das Verhalten der Schüler informierte. Die Möglichkeit, das er ein ganz einfacher Schüler war, wollte sie nicht wahr haben. Doch plötzlich wurde sie aus ihren Gedanken gerissen, als der Schüler, der ihr vielleicht gerade mal zur Brust ragte, anfing sich über sie lustig zu machen.
    "Hallo, die werte Dame, wie kann ich einer solch feinen Person denn behilflich sein? Oh, wie ich sehe hast du deinen Herren dabei! Erlaubt dir dein Freund denn, mit anderen Jungen zu sprechen?" Sie biss sich stark in die Wange, um ihm nicht sofort den Kopf abzureißen, das hatte Zeit.
    Rund 5 Meter vor dem Jungen hielt Toshi Ibuki an der Schulter fest.
    "Mach mal halblang! Wer ist das? Kennst du ihn?", fragte er wieder, diesmal jedoch um einiges entschlossener als zuvor. Sie riss sich aus seinem Griff und fing wieder an loszusprinten.
    "Das geht dich einen feuchten Dreck an.", war noch von ihr zu hören, während sie den Abstand zwischen ihr und dem Boten verringerte. Doch bei rund 3 Meter Entfernung wurde sie erneut von Toshi aufgehalten.
    "Spuck schon aus Schandmaul!"
    "Na schon, wenn du es unbedingt wissen musst.", erklärte sie in rasanten Tempo, "Er ist der Ex-Freund von meiner Freundin Kim und ich hab noch ein Hühnchen mit dem Arsch zu rupfen. Reicht das?" Mit einem Mal ließ er sie los und machte keinerlei Anstalten sie wieder aufzuhalten.
    Ibuki drehte sich schleunigst um, wobei ihr die noch immer ungebundenen Haare ins Gesicht klatschten. Doch der Schüler, der vorhin noch 3 Meter entfernt vor ihr stand und lächelte wie ein Honigkuchenpferd, war urplötzlich mit Riesensätzen in Richtung Cafeteria gerannt. Einen Moment stand sie wie angewurzelt da, überrascht darüber, dass so ein Winzling so schnell rennen konnte. Doch das lag sich im nächsten Augenblick wieder.
    Wie ein tobendes Tier rannte sie den direkten Weg zu dem Jungen und riss dabei einige unaufmerksame Schüler von den Füßen. Alles war ihr egal, wenn sie dafür nur ein kleines wenig näher an ihr Ziel kommt diese Welt zu verlassen.

    Ich sehe es relativ wissenschaftlich. Wahrheit ist die Meinung einer Person, somit kann meine Wahrheit eine andere sein als die meines Nachbarn, Kollegen etc. und darüber hinaus ein Mittel die Meinung einer anderen Person zu ändern.
    Beispiel: Ich sage meinem Bruder, er hat 5 Dosen Cola getrunken. Um ihm noch ein wenig Druck zu machen und meinem Standpunkt zu festigen, füge ich hinzu das es wahr ist. Er guckt nach und er findet nur 4 getrunkene Dosen. Somit war das was ich gesagt habe falsch, auch wenn ich behauptet habe, es wäre wahr. Deshalb sagt mein meist "Es ist wahr" oder "Das ist die Wahrheit" wenn man vollkommen überzeugt von einer Theorie ist. Das passiert auch in Religionen, aber ich will jetzt nicht zu hohe Wellen schlagen (vor allem bitte nicht mich schlagen ;-; )
    Was du noch angesprochen hast waren Theorien, die, wie du schon gesagt hast, nur Vermutungen sind die auf Tatsachen aufgebaut wurden. Siehe die Evolutionstheorie. Wir wissen, dass es versteinerte Knochen von früheren Tieren gibt und wir sehen Veränderungen und Mutationen in der Tierwelt. Das sind beides Tatsachen, was wir daraus machen ist eine Theorie.
    Tatsachen ist ganz einfach gesagt ein Fakt der unumstößlich ist und somit das, was du als Wahrheit auffasst.


    Wie gesagt, ich sehe es recht einfach und strukturiert.

    [Ibuki Nukui]
    Tag 2 - 17:09 Uhr - Sporthalle - Dach der Sporthalle

    Langsam öffnete Ibuki ihrer Augen, als sie von dem wilden Geschrei eines Jungen aufgeweckt wurde.
    "Schandmaul! Komm runter da! Was machst du da überhaupt?!" schrie Toshi so laut er konnte. Verschlafen richtete sich Ibuki auf und begab sich zur Linken der Sporthalle, wo auch die Feuerleiter befestigt war. Für einen kurzen Augenblick hatte er keine Ahnung, wie er darauf hätte reagieren sollen, da er nicht wusste ob sie ihn überhaupt verstanden hatte oder ihn schlichtweg ignorierte. Toshi hielt viel auf seine Menschenkenntnis, doch Ibuki war ein Fall für sich. Hatte sie etwas auf dem Dach gesucht und ist eingeschlafen? Hatte sie sich dort oben versteckt? War ihr wohl möglich einfach langweilig und sie dachte sich, auf dem Dach einer Sporthalle zu schlafen wäre witzig?
    Er schüttelte kurz den Kopf und lief zur linken Seite der Sporthalle. Alles was Ibuki tat schien so willkürlich, er hätte den ganzen Tag darüber grübeln können, ohne zu einer Antwort zu kommen, daher zog er es vor sie einfach zu fragen.
    An der Ecke des Gebäudes angekommen sah er sie gerade noch von der Hälfte der Feuerleiter auf das Dach des Schuppen springen und gleich danach von dort auf den Boden. Ohne lange zu zögern lief er zu ihr, wobei er sich immer noch wunderte, warum sie so entspannt bei alle dem wirkte.
    "Was zur Hölle hast du auf dem Dach verloren?" fragte er mit der Befürchtung die dümmsten Grunde für ihr Verhalten zu hören.
    "Ach das. Wir haben schönes Wetter, darf man das etwa nicht genießen?"
    Völlig entgeistert starrte er Ibuki über seine Brille hinweg sehend an, während sein Kiefer runter sackte.
    'Das ist dein Grund auf das Dach eines 7 Meter hohen Gebäudes zu klettern und dort ein Nickerchen zu halten? Schönes Wetter?! Ehrlich?!'
    Er rückte sich seine Brille zurecht bevor er entgegnete, "Dir hat nicht zufällig jemand etwas sehr Schweres an den Kopf geschmissen oder Ähnliches?"
    "Worauf willst du hinaus?" zischte Ibuki hervor. Toshi stoppte sich im letzten Moment, bevor er ihr anfing zu erklären, was eine Gehirnerschütterung alles für Probleme bereiten kann. Stattdessen schluckte er nur und hielt seinen Blick gefasst auf der Schwarzhaarigen.
    Nach einer Ewigkeit peinlichen Schweigens, schnaubte Ibuki und ließ von dem Thema ab. Als sie an Toshi vorbei schlenderte beginn ihr Magen plötzlich an wie wild zu knurren. Ihr kam erst jetzt wieder ins Gedächtnis, das sie seit ihrer Ankunft hier nichts gegessen hatte. Ihr Kopf lief hochrot an, während Toshi noch nicht sicher war, ob er nun lachen konnte, ohne auf Übelste angeschrien zu werden. Er wollte vorerst vorsichtig mit Ibuki umgehen, bis er wusste wann sie durchknallte.
    "D-Du hast Hunger, Schandmaul?"
    Ohne ihn anzusehen bis sie sich auf die Lippe und schüttelte mit dem Kopf. "Alles in Ordnung, ich bin nicht hungrig." erläuterte sie noch immer schamerfüllt, wobei sich ihr Magen wieder lautstark beschwerte.
    "Versteh mich nicht falsch, aber irgendwie habe ich eine Vermutung, dass du mich anlügst."
    Gedanklich setzte sie schon eine Standpauke zusammen, um ihn zu erläutern wie wenig ihn ihr Wohlbefinden anginge und wie wenig sie von seiner Meinung hielt, aber da unterbrach er sie auch schon wieder.
    "Ok, ich hab noch ein oder zwei Marken übrig, die kannst du nehmen. Aber das nächste Mal, wenn du den Unterricht schwänzt und wieder nichts zu Essen hast, musst du alleine zusehen wie du klarkommst. Verstanden?" Er durchsuchte kurz seine Taschen und holte dann aus seiner Hosentasche zwei Essensmarken. Gierig griff sie die Marken und verstaute sie kurzerhand, während sie ihm mit einem Nicken antwortete.


    Als sie um die Ecke der Sporthalle schritt sah sie über der Treppe eine gelblich leuchtende Kugel auf die Stufen hinunterfallen.
    'Was zur Hölle?!' Ohne auf Toshi zu achten, rannte sie zu den Stufen, wo nun statt der Kugel ein Junge zu finden war. An sich unterschied ihn nichts von den Anderen, bis auf die Tatsache, dass er vollkommen verdutzt dastand und keine Ahnung zu haben schien.
    "Hey, Junge!", schrie sie den vorhin erst erschienen Schüler an. Sie hoffte darauf, dass er Verbindung zu dem Haupt dieser Welt darstellen könnte.

    Ich denke nicht, dass jemand damit gerechnet hätte, das es nun noch großartig weitergehen wird. Zu einem haben sich Never und Major seit Monaten nicht mehr blicken lassen, was uns alle natürlich vollkommen aus der Bahn geworfen hat. Ich bin auch der Meinung, dass ich als Leiter schlicht und ergreifend viel zu schlecht bin und nicht genug Elan mitbringe, um es mit nur 3 weiteren Schreibern weiterzuführen.
    Darüber hinaus kommt ein Problem, was ich mit Elogan schon einige Male besprochen habe, nämlich das wir viel zu abgesprochen waren. Was am Anfang nett und einsteigerfreundlich war, da weniger gute Schreiber von Besseren unterstützt wurden, ergab im Nachhinein das Problem, das keiner alleine schreiben konnte. Jeder musste sich immer absprechen und jeder braucht zu allem Rückmeldung.


    Alles in allem sehe ich keinen Sinn mehr dieses RPG weiter zu führen, da es nicht gut geleitet wurde und den massiven Verluste von zwei Schreibern erlitt.
    Wir könnten einen Zeitraum von rund 3-4 Tagen einbauen, sollte jemand etwas gegen die Schließung haben, aber ich denke nicht, dass es so weit kommen wird.

    [Ibuki Nukui]
    11:30 Uhr – Gelände der Schule – Sanitätsraum

    "Das beruht auf Gegenseitigkeit, Missy. Deine Dummheit macht mich ganz krank." erläuterte sie, während sie die Tür öffnete und verschwand, bevor die Schwarzhaarige weiter reden konnte.
    'Sie kann froh sein, dass ich sie noch brauche, ansonsten hätte ich ihr ihre verdammte Zunge raus gerissen. Dumme Schlampe.'
    Lange Zeit wanderte Ibuki fluchend und schimpfend durch die Flure und dachte darüber nach, was sie nun tun konnte. Doch sie war zu aufgebracht um zu Shimo zu gehen, und einfach in ihr Zimmer im Mädchenwohnheim zu kriechen kam ihr wie ein Eingeständniss einer Niederlage vor. Nach einer Weile ziellosen Umherirrens betrat sie den vollen Pausenhof. Überall haben sich kleine Gruppen aus 3 bis 6 Personen gebildet, die sich über die Schule, über den Alltag und ihre Hobbys austauschten. Es verwunderte sie, das zu keinem Zeitpunkt berührt wurde, selbst als sie an zwei rangelnde Jungen vorbei ging und der etwas größere Schüler seinen Gegner in Richtung Ibuki warf. Und das war ihr auch recht so, da sie wahrscheinlich der ersten Person, die sie angerempelt hätte, den Kiefer neu gerichtet hätte.
    Während ihrer Wanderung fiel ihr wieder die Sporthalle auf. Sie war froh, dass die Informationsströme nur bei dem ersten Anblick eines unbekannten Gebäudes kamen, ansonsten würde sie vollkommen durchdrehen. Sie näherte sich der Vordertür, welche zu ihrer Enttäuschung verschlossen war. Trotzig ging sie ein paar Schritte zurück, nahm Anlauf und versuchte die Tür mit ihrer Schulter aufzubrechen. Doch statt dem gewünschten Ziel bewegte sich die Tür keinen Zentimeter, nur einen dumpfen Aufprall, der von ihrem Fehlschlag verkündete.
    "Ouch!" zischte Ibuki fast lautlos. Schleunigst sammelte sie sich wieder, um nicht weiter Aufmerksamkeit zu erregen, als sie durch diese Aktion ohnehin schon hatte.
    Weiterhin auf der Suche nach einem Eingang umrundete sie die Halle, wobei ihr eine kleine Abstellkammer auffiel, in der mit hoher Wahrscheinlichkeit Besen, Kehrbleche und Ähnliches verstaut waren. Ihr Interesse galt jedoch weniger dem Inhalt oder dem Sinn der Kammer, als mehr die Möglichkeit, die sie ihr bot. Neben dem kleinen Hüttchen lief eine Feuerleiter hinunter und führte auf das Dach der Halle. Zwar hatte Ibuki keinerlei Grund auf das Dach zu gehen, aber sie wollte sich an irgendetwas abreagieren und körperliche Aktivitäten halfen ihr in solchen Situationen immer.
    Sie ging zu der Abstellkammer und konnte mit einem einfachen Sprung die Kante greifen und sich auf das Dach der Kammer hochhiefen. Von hier aus waren noch rund 5 Meter bis zum Dach, was ihr schwierig genug erschien.
    Nachdem sie sich ihre Schuhe ausgezogen hatte, begann sie in die Leiter hinaufzuklettern, wobei sie stark darauf achtete nicht zu fallen. Nach rund 2 Minuten zog sich Ibuki schwitzend und keuchend auf das recht flache Dach, schleppte sich noch bis zur Mitte und lies sich dort fallen, beruhigte sich schnell bis zu dem Punkt an dem sie genüsslich in der Sonne auf dem Dach lag und schlief.

    [Ibuki Nukui]
    11:30 Uhr – Gelände der Schule – Sanitätsraum

    Also Yukiko das mit dem Desinfektionsmittel getränkte Tuch nahm, biss sich Ibuki wieder in die Wange. Die Flüssigkeit brannte stark, als sie in die Wunde eindrang, woraufhin sie ein Zischen ausstieß.
    "Ich würde dich bitten, das alles also zu vergessen, oder ihm zumindest keine Bedeutung beizumessen.", sagte sie während sie die Wunde reinigte.
    'Wie soll ich das denn bitte hin bekommen? Du bist eine verdammte Yakuza, wieso hast du denn so viel Schiss vor ihnen? So viel sogar, dass du selbst nach deinem Tod nicht mit ihnen in Verbindung gebracht werden willst.' Eine ganze Weile sagte Ibuki kein Wort, während die ehemalige Yakuza ihre Wunde säuberte. Sie überlegte kurz hin und her und kam zu dem Schluss, das dieses Mädchen vollkommen verweichlicht war. Sie hatte ihr Leben in der Yakuza verbracht und sich nicht an den Lauf der Dinge gewöhnt. Und weil sie sich nicht an die Dinge gewöhnen konnte oder wollte, hat sie sich von ihren Gefühlen gelöst, um nicht verletzt zu werden. Sie hatte diese Leute nicht retten können, weil sie zu viel Angst hatte selbst verletzt zu werden.
    Plötzlich wurde Ibuki wieder aus ihren Gedanken gerissen, als das Desinfektionsmittel sich in eine der tieferen Wunden grub. Als der Schmerz wieder nachließ, versuchte sie wieder an ihre vorherigen Gedanken anzuknüpfen, stattdessen schossen ihr Bilder von einem Anime, den sie gesehen hatte, durch den Kopf. Bei diesem Anime handelte es um einer Abwandlung der Göttlichen Komödie von Dante Alighieri, in der Dante nach seinem Tod in der Hölle landete und durch das Töten des Teufels wieder zum Leben erwachte.
    'Natürlich. Dieser Italiener, Dante, er ist aus der Hölle geflohen. Er musste nur den Obersten Höllenfürst, in der Mitte der Hölle töten und schon kam er wieder hinaus.' Ibukis Blick schwenkte zu Leo hinüber, ihre Miene starr und grimmig.
    'Und bis jetzt habe ich noch niemanden mit einer Waffe gesehen. Möglicherweise muss man, um hier zu verschwinden, den Höllenfürst "überreden", dass man es wert ist wieder zu leben.' Ihr Blick verweilte auf Leo, welcher trotz seiner ungesund roten Hautfarbe recht bleich aussah und hastig zu atmeten schien.
    'Bevor ich aber hier raus kann, brauch ich die Informationen von Yukiko. Und momentan wird sie wahrscheinlich nichts von ihrer Vergangenheit erzählen, vor allem nicht mir. Vielleicht sollte ich doch die Lesbe zu Rate ziehen.' Noch während sie das dachte, lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken. Sich freiwillig zu ihr zu begeben und mit ihr ernsthaft über ein anderes Mädchen zu sprechen, würde sie auf die unanständigsten Gedanken bringen.
    Als Yukiko fertig war, ihre Wunde zu reinigen, stand Ibuki langsam auf und betrachte ihre Knöchel noch einmal. Bei jedem Versuch die Finger zu strecken durchzuckten ungeheure Schmerzen ihre Glieder. Sie ging an der angehenden Schwester vorbei zu einem der Schränke, die Leo schon durchwühlt hatte und griff sich den ersten Stoff, der sich für einen Verband eignete. Während sie ihre Hand verarztete sagte sie in einem enttäuschten Ton :" Du hast mein Angebot, dass ich dich und deine Freunde in Ruhe lasse, ausgeschlagen. Du hast mir, als ich klar meine Achtung der Yakuza gegenüber ausgesprochen habe, erzählt, ich solle alles, was ich heute über dich erfahren habe, vergessen. Darüber hinaus hast du mir keinerlei Grund gegeben, dich oder deine Freunde zu verschonen, sollte ich es für nötig halten euch zu töten." Sie sah Yukiko grimmig über die Schulter an.
    "Ich hoffe das du weißt, dass dieses Verhalten, deine komplette Unfähigkeit eine Bedrohung zu erkennen und aus der Welt zu schaffen, der Grund ist, warum du für den Tod so vieler Menschen verantwortlich bist."
    Als sie ihre Hand schließlich verbunden hatte, schlenderte sie zum Ausgang, drückte die Klinke und fügte in einem bleiernen Ton hinzu:
    "Auf Wiedersehen, Miss Sakamato."

    [Ibuki Nukui]
    11:29 Uhr – Gelände der Schule – Sanitätsraum

    "Sakamato Yukiko." antwortete die Schwarzhaarige, während sie Ibuki die Scherben aus den gebrochenen Fingern zog.
    "Was?! Du bist Yukiko 'Papetto' Sakamato, Tochter des Bankiers und Mitglied der Sumiyoshi-kai Sakamato-sama?!" Ibuki konnte nicht begreifen wessen Tochter hier saß. Sakamato-sama war ein weit gefürchteter Mann, Leiter einer der zentralen Banken in Tokio, von dem man schon lange vermutete, dass er Verbindungen zu der Sumiyoshi-kai hegte. Ibuki fühlte sich dumm, nicht schon vorher erkannt zu haben, dass sie es mit Yukiko Sakamato zu tun hatte. Sie hatte sie einige Male bei Nachforschungen ihres Vaters gesehen, jedoch war sie nie mehr als eine Galionsfigur für ihren Vater, weshalb Ibuki ihr nie viel Aufmerksamkeit schenkte. Dennoch war auch sie ein ranghohes Mitglied der Yakuza und nicht ohne ihren Einfluss.
    Mit einem freudigen Grinsen erklärte Ibuki :" Tut mir leid, dass ich das nicht schon früher erkannt habe, aber die letzten Yakuza-Mitglieder denen ich Beachtung geschenkt habe befanden sich eher in den Regionen Kitakyushu und Fukuoka. Du kennst nicht zufällig andere Mitglieder der Yakuza persönlich? Zum Beispiel Chiaki Kudo oder Yomaru Matsami? Was hast du überhaupt für Verbindungen geknüpft? Hat dein Dad dich mit einem anderen Mitglied der Sumiyoshi-kai zwangsverheiratet?" Ibuki war furchtbar aufgeregt ein Yakuza-Mitglied vor sich zu haben. Sie wollte alles erfahren, was ihr nützlich werden konnte, alle kleinen und großen Geheimnisse, alle Treffen, alle Verbrechen, alle Pläne, alle Verbindungen, einfach alles. Sie hatte sogar einmal nach einer Möglichkeit gesucht in die Yakuza einzutreten, um Informationen zu erlangen, aber als Frau hätte sie in die Yakuza hinein geboren werden müssen, um wirklich dazu zu gehören. Nicht zu vergessen, dass sie sich, sollte sie es doch irgendwie schaffen in eine der wohlhabenden Clans aufgenommen zu werden, doch nur als Handlanger verdient machen könnte. Um an wichtige Informationen zu kommen, hätte sie Jahre über Jahre buckeln müssen, nur um eine Chance zu bekommen, sofern sie nicht davor getötet wird versteht sich.
    Als sie ihren Strom von Fragen unter Kontrolle hatte, sah sie Yukiko wieder in die Augen, doch augenblicklich schossen die nächsten Fragen aus ihr heraus.
    "Wie bist du denn eigentlich gest-? Die Inagawa-kai, oder? Sie waren es schon lange leid sich mit der Sumiyoshi-kai herum ärgern zu müssen. Oder waren es doch die Kyokuto-kai? Die Matsu... Entschuldige, das war unangebracht. Das muss ich auch gar nicht wissen. Und du musst es mir nicht erzählen Sakamato-sama. Es sei de..." Sie hielt sich verlegen die Hand vor dem Mund und fing an rot anzulaufen, da ihr auffiel in was für eine Lage sie sich gerade manövrierte. Sie stellte viel zu viele Fragen auf einmal, dabei hatte sie noch keine einzige Antwort erhalten, geschweige denn eine auf Yukikos Frage gegeben.
    "Ähm... was war nochmal deine Frage? Achso, mein Name. Ibuki. Ibuki Nukui. Ich hätte nie damit gerechnet einer Sumiyoshi-kai gegenüber zu treten."

    [Ibuki Nukui]
    11:28 Uhr – Gelände der Schule – Sanitätsraum

    Nach Ibukis Frage, ob der Vater des Mädchens ein Yakuza war, zuckte sie zusammen, was Ibukis Neugier weckte. Die Kleine kam mit allerlei Mittelchen zu ihr zurück und erklärte, das sie so wenig Interesse an einer Freundschaft hegte wie Ibuki.
    "Und jetzt gib mir deine Hand. Wenn die Splitter nicht entfernt werden, könnten sich deine Wunden entzünden. Und glaub mir, das willst du nicht." befahl sie kurz darauf. Für einen kurzen Moment zögerte Ibuki und wollte rein aus Prinzip das Angebot ausschlagen, aber sie hatte schon einige Wunden, die dieser ähnelten und wusste genau, was auf sie zukommen würde, sollte sie es nicht behandeln lassen. Sie reichte dem Mädchen ihre Hand, biss sich in die Wange und bereitete sich auf die Prozedur vor.


    "Du erzählst mir, dass das Blut von unzähligen unschuldigen Menschen an deinen Händen klebt und du allein dafür verantwortlich bist. Aber wenn ich dich frage was dein Dad macht, etwas worauf du überhaupt keinen Einfluss hast, ist dir das plötzlich zu persönlich?" Sie stierte das Mädchen an und suchte nach Augenkontakt, um einfacher sehen zu können, wann sie log und wann nicht.
    "Nach der Aktion von vorhin kann ich also davon ausgehen, dass dein Dad ein Yakuza ist?" stellte sie mit leicht zusammengekniffenen Augen fest. Ibuki kannte ein paar der großen Yakuza-Familien und auch die Wichtigsten oder besser gesagt die interessantesten Familienmitglieder.


    So zum Beispiel die mittlerweile siebzehnjährige Chiaki 'Kyouki' Kudo, die verrückte Tochter von Yubara Kudo, Haupt des Kudo-kai Clans. Vor einigen Jahren hätte niemand in Chiaki etwas mehr als eine Yakuzatochter gesehen, aber im Jahr 2010 änderte sich das schlagartig.
    Yubara befand sich in einer Besprechung mit seinen Kobun, seinen direkten Untergebenen, neben ihm seine Tochter. Was er zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, war, dass ein aufsteigender Yakuzaclan, die Midomi-gumi, die Herrschaft der Kudo-kai stürzen wollte. Plötzlich sprangen sechs Midomi-Anhänger aus dem Flur in den Besprechungsraum und fingen an, die Kobun zu erschießen. Während all dem saß Kyouki still und ohne jegliche Züge in ihrem Gesicht neben ihrem entsetzten Vater. Doch als der erste Midomi mit seiner Pistole auf Yubara zielte, sprang sie auf und rannte lauthals schreiend auf den Mörder zu. Von der plötzlich rennenden Tochter verwirrt, blieb der Attentäter mit erhobener Waffe stehen. Kyouki rammte ihm ein Messer, welches sie in ihrem Ärmel versteckt hatte, in den Hals, so tief, dass die Spitze der Klinge aus dem Nacken heraus ragte. Verwundert drehten sich die anderen Attentäter um, wobei Kyouki schon drei von ihnen mit der Pistole des Ersten erschoss. Die zwei übrigen fingen an zu schießen, aber Kyouki hielt den Toten wie ein Schild vor sich, so das sie vor allen Kugeln geschützt war. Als der fünfte Midomi-Anhänger sein Magazin wechselte, schoss Kyouki aus ihrer Deckung, ließ den Toten auf dem Boden fallen und trat mit voller Wucht den Kopf des Mörders gegen die Wand. Nun unbewaffnet stand sie vor den Letzten, welcher sich nicht traute auch nur eine Sekunde unaufmerksam zu sein. Langsam glitt seine Hand in seine Weste und entblößte ein Klappmesser, wobei er in seiner Panik es nicht sofort aufklappen konnte. Nachdem er Kyouki aufforderte anzugreifen, sprang sie praktisch von der Stelle, wich den verzweifelten Messerattacken aus und riss ihn zu Boden. Kurzerhand entwaffnete sie den Midomi-Anhänger und stach ihm mit seinem eigenen Messer fünfzehn mal in die Brust. Als alles vorbei war stand sie auf, begab sich wieder neben ihren Vater und setzte sich an genau dieselbe Stelle, wo sie auch vor den Angriff gesessen hatte. Von diesem Tag an wurde sie immer öfter als Bodyguard ihres Vaters eingesetzt und jeder Mordversuch auf ihn wurde von Chiaki eisern niedergeschlagen. Ibuki war seit diesem Tag vor drei Jahren wahnsinnig fasziniert von ihr und ihren Talenten und hatte sich nichts mehr gewünscht als einen Zweikampf gegen sie, welcher zu ihrem Bedauern nie eintraf.


    Ihren Kopf etwas seitlich geneigt fragte Ibuki :" Wie heißt du denn eigentlich?" Sie war schon sehr gespannt, wie ihre Antwort sein würde. Möglicherweise kannte sie sogar den Vater der Schwarzhaarigen aus Zeitungsberichten oder aus Erzählungen von ihrem eigenen Vater.

    [Ibuki Nukui]
    11:28 Uhr – Gelände der Schule – Sanitätsraum


    Ibuki hatte gehofft, dass sie das Mädchen einschüchtern kann, wenn sie nur aggressiv genug vorgeht. Deshalb auch dieser Beweis ihrer Stärke und ihres Willens. Aber ganz ohne Effekt schien ihr Schlag nicht gewesen zu sein. Sie behielt zwar den von ihr so verhassten Ton bei, doch ihre Sätze wurden um einiges menschlicher, als sie anfing über sich selbst zu reden.
    'Ziemlich egoistisch, wenn man es genau nimmt. Nur wenn sie über sich selbst redet, verhält sie sich nicht wie ein Gott unter Sterblichen.' dachte sich Ibuki, während ihre Lippe kurz nach oben zuckte.
    Als die Schwarzhaarige ihr anfing zu erklären, was sie bei einem weiteren Angriff von Ibuki machen würde, spitze sie die Ohren. Doch sie brach mittendrin ab und sah zur Seite, worauf hin sich Ibuki in dieselbe Richtung umdrehte. Vor ihr stand Leo, der mit erhobener Faust und panischem Gesicht zum Schlag ausholte. In Ibukis Gesicht vermischten sich Wut und Entsetzen, doch ungeachtet dessen machte sie sich bereit dem Schlag auszuweichen und mit ihrem eigenen Hieb nachzulegen. Sie versuchte ihre Faust aus den zerbrochenen Fliesenscherben zu nehmen, aber durch die Bewegung fing der Schmerz an sich immens zu steigern. Es wurde so schlimm, das Ibuki die Hand einfach nicht von der Wand weg bekam. Es kostete sie ein paar Sekunden, bis sie wieder klar denken konnte.
    Als sie sich wieder auf Leo konzentrierte, sah sie wie er auf das Mädchen fiel und diese von ihm mitgerissen zu werden drohte. Ibuki packte Leo mit ihrer linken, nicht verletzten Hand bei der Schulter und hielt ihn zusammen mit der Grünäugigen aufrecht.
    Sie wartete ein paar Sekunden um sicher zu gehen, dass er nicht fiel und das Mädchen sich richtig hinstellen konnte, um ihr beim Halten helfen zu können. Ihre rechte Hand hatte sie instinktiv versucht zu benutzen, aber mehr als eine Klaue konnte sie einfach nicht formen, weshalb diese nun ohne Nutzen Leo ungefähr vor dem Bauch hing.
    "Ich werde ihn tragen, du bist viel zu schwach und klein dafür." erläuterte Ibuki gereizt. Zwar fiel ihr noch immer schwer sich einzugestehen, dass sie diese Diskussion mehr oder weniger verloren hatte, aber wenigstens konnte sie sich darauf verlassen stärker als sie zu sein. Sie begab sich zu Leos Rechten, schlang sich seinen rechten Arm hinter den Necken und hielt ihm mit ihrer verletzten rechten Hand unter fürchterlichen Schmerzen fest. Doch Ibuki wollte nicht wie ein Schwächling dastehen, weshalb sie sich wieder in die Wange biss und den Schmerz ertrug. Mit ihrer Linken griff sie ihm hinter seinem Rücken unter den Arm, während sie einen Großteil ihres Gewichts nach Rechts verlagerte, um nicht um zufallen.
    Leo tragend, sah sie wieder das Mädchen an und fragte:
    "Was hast du vorhin nochmal gesagt? Das mit dem Leute umbringen meine ich." Ibuki machte kurz eine Pause, damit das Mädchen sich wieder daran erinnern konnte, was sie vorhin gesagt hatte.
    "Ich meine, wie soll ein so kleines, unscheinbares Etwas wie du denn bitte in der Lage sein, so viele Menschen umzulegen, wie du es mir gerade erklärt hast?" Sie schleppte sich nach den Worten dem erstbesten Bett und legte dort behutsam Leo ab. Aufgrund des Tragens und der schmerzenden Hand völlig erschöpft, setzte sie sich auf das Bett neben Leo und atmete mehrere Male tief durch. Mit einem zugekniffenen Auge und immer noch keuchend fragte sie, noch bevor sie eine Antwort auf ihre letzte Frage erhielt: "War dein Dad etwa ein Yakuza und du hast ihn nicht verpfiffen oder so was in der Art? Meintest du das mit diesem 'weil ich einer Person, die mir wichtig war, immer wieder verziehen habe'?

    [Ibuki Nukui]
    11:27 Uhr – Gelände der Schule – Sanitätsraum


    Als das Mädchen anfing sie von oben herab in diesem gefühllosen Ton zu belehren, schlug Ibukis Herz vor Rage wie wild. Sie konnte es auf den Tod nicht ausstehen, wenn eine Person sich für mehr als einen normalen Menschen hielt und diese tote, verachtenswerte Stimme nutzte. Wie auch der grünäugige Junge vom gestrigen Tag verhielt sie sich wie ein Gott, nur weil sie einen kleinen, erbärmlichen Vorteil hatte. Es grenzte an ein Wunder, dass Ibuki stehen blieb und nur mit den Zähne knirschte. Ihre Fäuste so stark ballte, dass die Knöchel weiß hervortraten und wutentbrannt schnaubte.
    Als das Mädchen fertig war mit ihrer Erklärung und Leo die Creme gegeben hatte, konnte Ibuki sich nicht mehr länger zurückhalten.
    "Leo!" schrie sie durch den Raum, während sie sich auf den Weg zur Schwarzhaarigen machte und sie mit einem glühend heißen Blick durchbohrte. Dabei verfiel sie in eine Art Tunnelblick und sah nichts mehr als dieses Mädchen und ihre unbändige Wut auf sie. Ihr Herz schlug beinahe jede Sekunde und ihr Verlangen, diese Möchtegern-Schwester gepflegt in eins der Regale zu schmettern, wuchs mit jedem Schritt.
    "Mach dich ab, ich kann für nichts garantieren!" Zwar schrie sie Leo an, doch blickte sie ihn vorerst nicht an. Als sie sich dann zu ihr umdrehte, sah sie Leo an, welcher auf einer Art und Weise drein blickte, wie sie es schon so oft gesehen hatte und sonst auch genoss. Er wirkte vollkommen panisch und erschrocken über das, was das Mädchen so lauthals hinausposaunt hatte oder wie Ibuki auf sie zuging.
    "Verpiss dich!" schrie sie ihn noch lauter an als vorhin. Diese Schnepfe hatte ihr alles versaut. Und dass sie keine Ahnung hatte oder nur die Wahrheit sagte linderte Ibukis Zorn in keinem Maße.
    Als sie vor dem rund 10cm kleineren Mädchen ankam, baute sie sich über ihr auf und schlug mit all ihrer Kraft zu.


    Ihre Faust landete rund 2cm von dem Ohr des grünäugigen Mädchens entfernt in der Wand. Den Schlag hatte Ibuki nicht gehört, nur den Rhythmus ihres kochenden Blutes, welches ihr durch die Ohren sauste. Auch den Schmerz bekam sie nur teilweise mit. Gebückt sah sie der Kleinen direkt in die Augen und fesselte sie mit einem Blick, der keinerlei Widerspruch duldete.
    Mit einer recht leisen, aber nicht weniger zornigen Stimme fauchte sie: "Hör zu, Missy! Wenn du es unbedingt willst, das ich dir wieder deinen verdammten, kleinen Hals breche, dann sag es ruhig, ich bin jederzeit bereit. Aber komm mir niemals wieder mit diesen beschissenen 'Ich bin Perfekt'-Ton. Und wenn ich dir anbiete, ganz friedlich und ohne jeden gottverdammten Hintergedanken mit dir zu sprechen, dann solltest du das auch verdammt nochmal annehmen."
    Nach dieser Belehrung musste sie ein paar Mal kräftig durchatmen, wobei sie dem Mädchen mehrmals ins Gesicht schnaubte.
    "Ich weiß nicht wieso, aber aus irgendeinem Grund habe ich, seitdem ich dich getötet habe, die fürchterlichsten aller Alpträume. Ich hab nicht einmal ruhig durch schlafen können und bin jedes mal schweißgebadet aufgewacht. Möglicherweise trägt mir diese Welt meine Tat nach und will vielleicht, dass ich das irgendwie wieder gutmache. Und hier kommst du ins Spiel. Ich kann mich nämlich bei dir so oft entschuldigen, wie ich lustig bin, es bringt aber bestimmt nichts solange du es nicht annimmst."
    Sie knirschte mit den Zähnen, blieb jedoch wie ein massiver Golem stehen. Mittlerweile machte sich der Schmerz nun doch breit und Ibuki war sich sicher, dass sie sich gerade zahlreiche Finger gebrochen hatte. Die zerbrochenen Fliesen hatten ihr außerdem die Hand aufgerissen, weshalb nun ihr Blut anfing die Wand hinunter zu rinnen.
    "Ich mache dir ein Angebot und du sagst, was du davon hältst. Ich werde zum einen dich und all deine Freunde in Ruhe lassen. Und denk jetzt nicht, dass ich mit jedem von euch ganz Dicke werde will. Das will keiner von uns, aber ich werde keinen von deinen Freunden und dich mehr verletzen. Zum anderen..."
    Sie musste kurz schlucken, bevor sie weiter sprechen konnte, "...zum anderen helfe ich dir bei was auch immer du willst. Also wenn dir mal ein Junge näher kommt als dir lieb ist oder du sonst wie in einer misslichen Lage steckst, dann ruf mich. Aber behalte dabei im Hinterkopf, dass ich das nicht mache, weil ich dich ach so gerne mag oder weil ich ach so sehr möchte, dass wir BFF's werden. Es geht hierbei nur darum, dass ich nicht den Verstand verliere, während wir hier sind. Denn wenn deine liebe Freundin mit der Mörderoberweite recht hat, besteht diese Hölle nur aus diesem Schulgebiet. Somit gibt es keine Verstecke und keine Rettung. Alles was du tun kannst ist, die Zeit hier so angenehm wie möglich zu gestalten. Haben wir uns verstanden?"