Beiträge von Tsubaron

    [Ibuki Nukui]
    Tag 2 - 11:26 Uhr - Schulgebäude - Sanitätsraum


    Als das Mädchen den Raum betrat, spürte man förmlich die Spannung, die zwischen ihnen bestand.
    Mit einem kalten Blick fragte die Schwarzhaarige :"Was willst du hier? Du siehst nicht so aus, als würde dir etwas fehlen."
    Um ihr nicht sofort ins Wort zu fallen, ballte Ibuki ihre Hände zu Fäusten und biss sich leicht in die Innenseite ihrer linken Wange. Die Kleine begab sich, langsam und ihren Blick nicht von Ibuki wendend, zu einem Tisch in der Ecke des Raumes. Nach einem weiteren eisigen Blick erklärte sie gelassen: "Wenn du nichts brauchst, würde ich dich bitten zu verschwinden."
    Langsam ging Ibuki die Art dieses Mädchen gehörig auf die Nerven, weshalb sie anfing sich noch stärker in die Wange zu beißen. Ibuki fiel es furchtbar schwer, jetzt nicht aufzuschreien und dem Mädchen in allen Einzelheiten zu erklären, wie falsch sie lag. Und das sie niemals wieder auch nur daran denken sollte, ihr so respektlos gegenüber zu treten. Doch wie vorhin war ausrasten und herum zu schreien der falsche Weg.
    Nach ein paar Sekunden hatte sich Ibuki wieder genug beruhigt, um dem Mädchen in einem normalen Ton zu antworten.
    "Alles klar, bleib ganz ruhig. Ich würde liebend gern von hier verschwinden, aber es gibt zwei Sachen, die mich davon abhalten, das zu tun."
    Mit einiges an Überwindung konnte sich Ibuki zu einem Lächeln zwingen, welches nicht aussah, als wolle sie ihr Gegenüber auffressen.
    "Zum Einem hätten wir da meinen Freund Leo hier, mit seinem doch recht starken Sonnenbrand. Er wird sich unmöglich alleine behandeln können, also müssen wir entweder eine Schwester finden oder ich muss ihn selbst pflegen. Zum anderen muss ich mich noch mit dir unterhalten. Alleine." Mit ihrer rechten Hand zeigte sie über ihre linken Schulter auf die geschlossene Tür und signalisierte ihr deutlich, dass sie mit ihr gehen soll.
    Ohne sie antworten zu lassen, zuckte sie verständnisvoll mit den Achseln.
    "Mir ist schon klar, dass du nur wenig Grund hast mir zu vertrauen, es ist aber äußerst wichtig. Ich werde erst gehen und dich in Ruhe lassen, wenn du mir diese beiden Gefallen erfüllst." Nach einer kurzen Pause fügte sie verwundert hinzu, "Darüber hinaus, wieso sollte ich eigentlich verschwinden? Wie gesagt, ich verschwinde liebend gern von hier, aber weshalb tust du so, als wärst du hier der Big Boss und dürftest bestimmen wo ich mich aufhalten darf und wo nicht?"

    [Ibuki Nukui]
    Tag 2 - 11:24 Uhr - Schulgebäude - Flur vor dem Sanitätsraum


    Während Ibuki wieder in den Sanitätsraum huschte, wurde sie von Leo an der Schulter festgehalten. Sein Griff war nicht sonderlich fest, nur so stark das sie für einen Moment stehen blieb. Diesen kurzen Moment, in dem Ibuki erschrocken stehen blieb, ging er vor sie, sah ihr tief in die Augen und sagte noch immer recht laut:
    "Ich bin Leo, Leo Leopold aus England! Freut mich dich kennen zu lernen, Ibuki Nukui!" Wobei er ihr zuzwinkerte während er ihren Namen nannte.
    'Er hat's gehört und mich trotzdem nicht drauf angesprochen?' Doch dann fiel ihr ein, das er, wie er vor nur ein paar Sekunden erläutert hatte, Engländer war.
    'Natürlich. Er hat keinen Schimmer, dass 'Jiro' ein Männernamen ist. Oh gütiger Gott, danke.'
    Während sich Leo zum Sanitätsraum begab, starrte sie ihn noch einen Moment hinterher. Sich in der Nähe einer Person zu befinden, die ihren Zweitnamen wusste war ihr für gewöhnlich überaus peinlich. Aber bei ihm war es anders, auch durch die Tatsache das er damit nichts anzufangen wusste.
    Langsam ging sie wieder in Richtung Sanitätsraum, wo Leo schon nach einer Salbe suchte. Ibuki überlegte, ob sie ihm helfen sollte oder nicht. Sie sah sich noch einmal Leo genau an, während er durch den Raum eilte.
    Er war ein schmächtiger Kerl, hatte kaum Fleisch oder Muskeln auf den Rippen, kam aus Europa, was man ihm auch ansah, starrte gerne schöne Mädchen an und konnte seine Stimme kaum kontrollieren, nachdem er eine solche länger begutachtet hatte.
    Doch trotz alle dem ihr gefiel der Junge mehr und mehr, er tat ihrem Selbstbewusstsein gut und sie konnte wunderbar mit ihm spielen. Außerdem war er kein kompletter Idiot, was man daran sah, das er den Mund gehalten hatte, nachdem sie ihm aus Versehen ihren Zweitnamen gesagt hatte.
    Es gefiel ihr schlichtweg, ihn um sich zu haben.
    Nach ein paar Sekunden realisierte sie, wie lange sie ihn angestarrt hatte und begab sich schleunigst in den Raum, damit er ihr leicht gerötetes Gesicht nicht bemerkte. Leo wühlte in ein paar Schubladen herum, sah sich die Regale an und öffnete allerlei Kisten und Boxen. Doch statt ihm zu helfen, fand sie es weitaus erheiternder, ihn dabei zu stoppen. Für einen Moment überlegte sie, wie sie sich selbst zeigen kann, um Leos Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, überlegte sich Posen in allen Varianten, anzügliche, auffordernde, durch und durch perverse, züchtige oder einfach eine Weile lang überhaupt nicht mit ihm zu spielen, damit der Effekt jeder einzelnen Pose und Spielerei weitaus größer war. Sie überlegte so lange, dass ihr mittendrin langweilig wurde und sie sich einfach auf Bett legte, während sie ihre Hände hinter ihrem Kopf verschränkte.

    Eine Weile später öffnete sie den Mund um zu einer Frage anzusetzen und Leo somit aus seiner eifrigen Suche herauszuholen, als plötzlich jemand an der Tür klopfte.
    Irritiert stieg Ibuki aus dem Bett und hielt ihre Hand über den Türgriff, als sich die Tür zu öffnen anfing. Interessiert linste sie durch den immer größer werdenden Schlitz um kurz darauf zu erkennen, dass das Mädchen, was sie schon seit gestern gesucht hatte, die Tür öffnete.
    Ibukis Gesicht wurde wieder von ihrem unverkennbaren, wölfischen Lächeln geziert. Doch dieses verschwand sofort, als sie bemerkte was es bedeutete, dass das Mädchen hierher kam. Sie konnte sich unmöglich vor Leo bei der Schwarzhaarigen entschuldigen, da sie nicht dieses dominante Auftreten, was sie bei ihm bis dahin aufgebaut hatte, verlieren wollte.
    Unsicher darüber was sie nun tun sollte sah sie Leo an, welche ihren Blick bemerkte und sie ansah.
    'Das könnte komplizierter werden, als ich es mir gewünscht hatte.'

    [Ibuki Nukui]
    Tag 2 - 11:23 Uhr - Schulgebäude - Flur vor dem Sanitätsraum

    Noch während der Schüler unter ihr lag antwortete er "Klar, wobei denn!", was mehr aus ihm heraus geschossen kam, als wirklich zu einer Frage formuliert zu werden. Sie wollte schon antworten, da hörte Ibuki unter sich den Jungen flüstern: "Zum Glück bin ich schon rot im Gesicht, sonst würde auffallen wie rot ich anlaufe."
    Also war er doch nicht schwul, wunderbar. Ihr Grinsen wurde mit dieser Erkenntnis nur noch breiter. Als der Junge aufstand setzte sie zu ihrer Antwort an, wurde aber wieder vom ihm unterbrochen. Langsam ging es ihr auf die Nerven, doch nun auszuflippen wäre unangebracht. Sie wollte noch immer mit ihm spielen und er hatte ja schon angebissen. Es wäre also eine Verschwendung ihn anzuschnauzen und alles zu versauen.
    Plötzlich fing der Junge unter ihr an, ihr zuzuwinken und bat mit dieser Geste allem Anschein nach um Hilfe. Innerlich stöhnte sie kurz über diese Unannehmlichkeit, aber um weiterspielen zu können musste er ja irgendwie von dem Boden hochkommen. Für einen Moment dachte sich Ibuki, dass sie ihm nicht zwangsläufig aufhelfen musste um Spaß mit ihm zu haben, aber den Gedanken verworf sie direkt. 'Bin ich wirklich SO versaut das ich überlege ihn einfach liegenzulassen um mit ihm zu...?' Sie ignorierte ihre innere Stimme die lauthals 'JA!' schrie und packte seine Hand. Mit einem kurzen Ruck war er auch schon oben, auch wenn seine grünen Welpenaugen etwas verkniffener wirkten als davor.
    "Darf ich noch deinen Namen erfahren? Deinen Vorbau kenne ich ja schon."
    Er schien noch immer nervös zu sein, denn seine Stimme hatte er noch immer nicht unter Kontrolle, wodurch er viel lauter sprach, als eigentlich nötig war. Der Grund, warum er noch immer perplex zu sein schien, war jedoch eindeutig. Sein Blick wollte und wollte sich einfach nicht von ihrem Busen lösen, weshalb Ibuki ihm die Unterbrechungen noch einmal verzeihen wollte.
    'Ich hab noch nie einen Kerl so konzentriert glotzen sehen, nicht einmal der Perversling von gestern. Dieser hier hat aber wenigstens Geschmack, was seine Frauenwahl anging. Na ja, er und die Lesbe.' dachte Ibuki, während sie sich aufrichtete, ihre Hände ineinander faltete und mit ausgestreckten Armen genüsslich nach hinten streckte, so weit das einige Wirbel in ihrem Rücken anfingen zu knacksen. Das dabei ihre Brust weitaus mehr betont wurde als vorhin schon, war von ihr nicht ganz unbeabsichtigt. Es fühlte sich wunderbar an, begehrt zu werden.
    "Mein Name ist Ibuki Jiro Nuk-" Sie brach plötzlich ab und zuckte zusammen; ihr wölfisches Grinsen verschwand in Sekunden.
    "Ibuki Nukui! Nur Ibuki Nukui. Sonst nichts!" Es war ihr furchtbar peinlich ihren kompletten Namen gesagt zu haben.
    'Ich hab mich viel zu sehr amüsiert, das darf nicht wieder vorkommen!' Ihre Haltung schwang in eine defensivere um, ihre Arme vor der Brust verschränkt, den Blick peinlich ertappt von ihrem Gegenüber abgewandt. Sie hoffte inständig, dass er es nicht ganz mitbekommen hatte und sie so drum herum kam, eine Notlüge zu erfinden. Nicht das sie ein Problem damit hätte ihn anzulügen, aber Notlügen waren unzuverlässig und konnten einen schnell in widersprüchlichen Aussagen verfangen.
    Noch immer peinlich berührt versuchte sie schnell vom Thema abzulenken. Mit ihrer dunklen Stimme suchte sie verzweifelt nach Worten und einer Kombination, die irgendwie Sinn ergibt, alles war ihr recht, wenn er nur mit Information zugeballert wird und Gedächtnislücken entstehen.
    "D-Du bist doch bestimmt wegen deinen Sonnenbrand hier, oder? Dann lass uns mal in den Saniraum, ich wette da gibt es Etwas, was dir hilft." Ohne auf ihn zu warten machte sie sich schon auf den Weg zurück zum Sanitätsraum, ihre Arme noch immer vor ihren Brüsten verschränkt, ihre Schritte so groß, dass es gerade noch als Gehen durchging.
    'Bitte, bitte, bitte sei ein Idiot, sei zur Hälfte taub oder sonst irgendwas.'

    [Ibuki Nukui]
    Tag 2 - 11:23 Uhr - Schulgebäude - Flur vor dem Sanitätsraum


    Kurz nachdem der Junge ihr geantwortet hatte war er grinsend weitergelaufen und der Länge nach auf die Nase gefallen.
    "Dann kann ich ja sorgenlos japanisch sprechen, oder? Hör mal, wenn ich dir gefalle, musst du mir nicht gleich zu Füßen fallen. Es ist aber trotzdem gern gesehen." erklärte Ibuki während sie langsam zu dem auf den Boden Liegenden spazierte.
    Der Junge war zu ihrer Überraschung sogar rund einen Kopf größer als sie, seine rote Haut rührte von einen üblen Sonnenbrand und abgemagert war er auch nicht, er war aber dennoch recht dünn für seine Größe. Zu ihrer Überraschung lächelte er aber, statt schmerzverzerrt die Augen zu zukneifen. Vielleicht war er tougher als seine Augen ihn wirken ließen.


    Um zu erfahren, ob der Junge wirklich auf sie stand, kniete sie sich über seinen Kopf und stützte sich mit ihren Händen rund 3 Zentimeter von seinen Ohren, so dass ihr Vorbau nur eine Handlänge von seiner Nase entfernt war.
    Ganz unbewusste wollte sich auch Ibuki wieder etwas weiblicher fühlen, jetzt nachdem sie gesehen hatte, wie viel besser doch all die anderen Mädchen hier aussahen. Der Rotschopf hatte die größten Brüste, die Ibuki bei einer Frau in diesem Alter gesehen hatte, die Lesbe hatte endlos lange Beine, welche in ihrem Rock wunderbar aussahen und das Mädchen, das sie noch immer suchen wollte, hatte dieses kindliche Aussehen, was bei Männern manchmal einen Beschützerinstinkt auslöste. Ibuki hatte nur dieses rebellische, raue Auftreten, was zu ihrem Bedauern nur wenige Männer anmachte.
    Daher wollte sie mit diesem Fremden ein bisschen spielen. Wenn er schüchtern war, würde er die Augen schließen oder schnell aufstehen, wenn er was von ihr wollte, würde er liegen bleiben und die Aussicht genießen und wenn er schwul war, würde es ihn stören und sie bitten von ihr runter zu gehen. Dass waren die drei Stereotypen, die es gab oder besser gesagt, die sie schon erlebt hatte. Sie lächelte leicht, da es eine ihrer liebsten Beschäftigungen war Jungen in peinliche Situationen zu bringen. Am witzigsten waren ohne Zweifel die Schüchternen, welche dann anfingen zu stotterten, versuchten den Blick abzuwenden und hin und wieder doch hinsahen und die man dann mit weiteren Anspielungen total aus dem Konzept bringen konnte. Ihr leichtes Lächeln verwandelte sich in einen Augenblick in ein wölfisches Grinsen.
    "Und wo wir schon dabei sind, kannst du mir vielleicht helfen?" Zwar meinte sie damit die Suche nach dem Mädchen, aber das musste er ja noch nicht wissen, sie wollte sich ja schließlich noch einen Spaß mit ihm erlauben.

    [Ibuki Nukui]
    Tag 2 - 11:22 Uhr - Schulgebäude - Sanitätsraum


    Ibuki rieb sich die Tränen aus ruckartig aus dem Gesicht.
    'Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt in Selbstmitleid zu verfallen!' ermahnte sie sich selbst.
    Sie biss sich selbst auf die Lippe, da sie mal gehört hatte, dass man Schmerz mit anderen Schmerz lindern konnte. Sie hatte es sich so erklärt, dass sie sich einfach nicht mehr auf den ersten Schmerz konzentrierte. Und es funktionierte auch, zwar nicht so gut wie sie sich hoffte, aber besser als Nichts war es definitiv. Als sie aus dem Bett stieg, war sie zwar noch etwas wackelig auf den Beinen, dies legte sich aber nach dem ersten Schritt schon wieder. Ibuki hatte vermutet, dass sie nach der ganzen Zeit im Bett sofort anfangen würde zu rennen, wie es sonst ihre Art war, nachdem sie irgendwo eingesperrt wurde.


    Nachdem sie die Tür aufgestoßen hatte, versuchte sie sich ein Bild von dem Flur, auf welchem sie sich nun befand, zu machen. Sie war ja schließlich nicht selbst hierhin gegangen und hatte somit keine Ahnung wo sie herkam. Wo das Mädchenwohnheim war oder die große Treppe, von Shimo und den anderen Mal abgesehen. Doch noch während sie sich über all das Gedanken machte, prasselten schon wieder die Informationen auf sie nieder. Es war schwer sich daran zu gewöhnen, dass die Welt selbst einem im Kopf herum pfuschte und Erinnerungen erstellte, wo überhaupt keine waren.
    Sie ging gedanklich noch einmal den Weg zu Shimos Klasse ab, als sich langsam Schritte vom anderen Ende des Flures bemerkbar machten. Instinktiv griff sie zu ihrem Messer, oder vielmehr versuchte es, als ihr auffiel, dass Kim nicht da war, wo sie hingehörte.
    Ibuki versuchte sich verzweifelt daran zu erinnern, wo sie ihr Messer hätte verlegt haben könnte, nur um zum Schluss zu kommen, dass das praktisch überall gewesen sein könnte.
    Die Schritte kamen allmählich näher, weshalb sie sich selbst dazu veranlasste, eine Respekt einflößende, aber nicht bedrohende, Körperhaltung einzunehmen.


    Als um die Ecke ein Schüler kam stieß sie erleichtert einen Seufzer aus und ließ ihre Haltung fallen. Hätte es sich um einen Lehrer gehandelt hätte sie keine Ahnung gehabt, wie sie sich gegen sie hätte verteidigen sollen, da sie hier eine Art von dämonischen Sklaventreiber darstellen könnten, was ihre irdischen Abbilder nur all knapp verfehlte und bei dem Typen mit den grünen Augen wäre sie genauso ratlos gewesen.


    Da sie sich nun nicht darüber sorgen musste, dass dieses Treffen zu Komplikationen führen könnte, sah sie sich den Schüler genauer an. Sie schätzte ihn auf ungefähr ihre Größe, vielleicht kleiner mit grünen Welpenaugen, einer lächerlichen Japano-Stachelfrisur und unter Umständen sogar abgemagert, was sich auf die Entfernung nur schwer einschätzen ließ. Das aber vielleicht Auffälligste war die knallrote Hautfarbe, weshalb sie noch immer am Grübeln war, aus welchem Land er kommen könnte. Von dem was sie mitbekam waren ausnahmslos alle hier Asiaten. Möglicherweise sogar alle Japaner. Aber der Junge hier war entweder ein Europäer oder ein Amerikaner. Es konnte aber auch kein Südländer sein, da er rot war und nicht wie ein Italiener, Spanier oder Mexikaner braun. Er war auch nicht schwarz, hieß er kam auch nicht aus Afrika, Arabien oder Australien. Also kam er entweder aus einem der etlichen nordeuropäischen oder nordamerikanischen Länder, oder, was am Absurdesten wäre, vom Nordpol. Sie verwarf die Idee, dass ihr Schulkollege einer von Santa Claus heiteren Packsklaven sein könnte und rief das Erste was ihr einfiel.
    "Hey, Winnetou! You speak japanese, hai?!" Sie musste selbst leicht lächeln, als sie über diesen Ausruf noch einmal nachdachte.
    'Wirklich? Winnetou? Ist das alles was mir einfällt?! Ich sollte mich doch wieder hinlegen, dass war ja so was von grottig!' Der Junge blickte leicht verdutzt auf. Vielleicht hatte er sie nicht bemerkt, vielleicht war er auch nur überrascht, dass ihn eine Wildfremde 'Winnetou' genannt hatte.
    Ibuki tendierte zur zweiten These.

    Ich wollte mich hiermit für mein sehr langes Fehlen entschuldigen, Ereignisse haben sich überschlagen und ich wollte einfach mal einiges an Zeit nur für mich haben. DOch nun werd ich wieder aktiv mitschreiben, hoffen wir das ich nicht zu eingerostet bin :P

    Ohne auf den Ausruf von Slice zu achten befahl Albrecht in einem strengen Ton, "Gib den Rucksack her!"
    Leicht irritiert versuchte er sich den Rucksack abzuziehen, was Albrecht jedoch viel zu lange dauerte. Er hielt den Jungen kurzerhand fest und riss ihm den Rucksack von der Schulter. Seine knorrigen Finger fummelten am Verschluss des Rucksacks rum, bis dieser sich nach ewig langen Sekunden ergab und das Innere des Sacks freigab.
    "Hier muss es doch irgendeine süße Flüssigkeit geben." beinah panisch durchwühlte er den Rucksack und schmiss einige unwichtige Kleinigkeiten aus diesen.
    "Ist das.." Er hielt eine der paar Flaschen die Ryan in den Beutel gepackte hatte hoch und las die Aufschrift der Flasche halblaut vor. Sobald er las, dass es eine Wasserflasche war, ließ er sie ohne einen zweiten Blick auf diese auf den Boden fallen. Diese Prozedur führte er einige Male durch, bis er die Richtige fand. Eine Flasche Orangensaft.
    Er wusste das Ameisen wie auch beinahe alle anderen Insekten von Süßigkeiten fast magisch angezogen wurden. Albrecht drückte Slice den Beutel ohne ein weiteres Wort in die Hand und begann die Flasche zu öffnen.
    "Das hier wird sie vorerst aufhalten, lauft nach hinten zum Gang! Vielleicht hat Ryan schon einen Weg raus gefunden!" Er hielt seinen Daumen auf die Öffnung der Flasche, jedoch verschloss er so nicht komplett die Öffnung sondern ließ eine kleine Stelle am Rand der Öffnung frei, so das nur wenig Orangensaft aus der Flasche fließen würde. Im hohen Bogen bespritzte er den Ameisenhaufen, um deren Aufmerksamkeit auf den Saft zu lenken. Nachdem die ersten paar sich auf ihn und die vor ihm verstreuten Orangensafttropfen stürzten begann er den Saft auf dem Boden zu tropfen und ging langsam nach hinten in die rechte hintere Ecke des Raumes. Er hoffte inständig, dass ihm die Ameisen folgen würden und nicht versuchen würden ihr Territorium zu verteidigen. Er hoffte auch inständig das die Anderen seinen Rat befolgen, und sich auf den Weg zu Ryan machen würden.
    Generell hoffte er heute sehr viel.

    Albrecht wollte der Schlafmütze gerade antworten als der vorhin noch Ohnmächtige erklärte, dass sie doch irgendetwas machen sollten.
    "Sobald dir etwas einfällt, sag Bescheid, dann helfe ich dir. Aber momentan können wir nur auf Ryan warten."
    Er sah ihn eindringend an, versuchte ihn zu zeigen, dass er es ernst meinte, doch ob es ankam konnte er nur hoffen. Noch immer Slice ansehend antwortete er dem Möchtegern-Dalai Lama,
    "Du hast recht. Ich traue dem Gärtner nicht ganz und das beruht auf Gegenseitigkeit. Aber lass dich nicht davon mitreißen, mach dir lieber dein eigenes Bild als einem von uns einfach blind Recht zugeben. Möglicherweise haben wir beide keinen Grund uns zu misstrauen, tun es aber dennoch weil wir ignorant oder dumm sind."
    Er war sich nicht sicher wie er es auffassen würde, jedoch hoffte er, dass der Junge sich seine Worte zu Herzen nimmt. er sah intelligent aus, möglicherweise tat er auch wie ihm geheißen.


    Plötzlich krachte die Tür hinter Slice zu, schleuderte ihn in den Raum und ließ ihn auf die Nase fallen. In dem Moment bemerkte er den wabernden Teppich aus winzigen, roten Insekten, welcher sich langsam aber kontinuierlich ausbreitete.
    'Deshalb wollen wir den Raum fluten. Verfluchter Spieler!'
    Er wusste nicht wo sich Ryan momentan befand, möglicherweise sah er es, möglicherweise nicht. Nun mussten sie etwas unternehmen und der noch immer intensive Geruch der Blumen machte denken sehr kompliziert.
    "Steh auf!" schrie er während er im hohen Bogen um die Insekten auf den Jungen zu rannte. "Aufstehen!" Albrecht war sich nicht sicher ob diese Insekten überhaupt gefährlich war, jedoch würde man sie nicht einsperren, würden sie es nicht sein. Er hatte mal einen Film gesehen in dem ein Haufen kleiner, roter Ameisen einen ausgewachsenen Mann auffraßen, ob diese Insekten etwas solches vollführen können wollte er definitiv nicht herausfinden. Er war nur einige Meter vom Jungen entfernt, doch jede Sekunde kam ihm so furchtbar lange vor.
    'Steh endlich auf!'

    Albrecht machte sich Sorgen um Ryan oder viel mehr was seine Aktion bewirken könnte. Möglicherweise würde er nur ein Gegenstand Unterwasser suchen müssen, dann würde jedoch das Ablaufgitter in diesem Raum keinen Sinn machen. Es war sicher, dass zu irgendeinem Zeitpunkt größere Mengen Wasser in diesen Raum fluten würden, jedoch sollte der Raum nicht voll laufen. Albrechts Kopf drehte sich, ihm ging das alles zu schnell, doch er versuchte sich weiterhin darauf zu konzentrieren herauszufinden was sie tun sollten oder vielleicht noch besser herauszufinden was sie nicht tun sollten. Ihnen waren nur Tauchausrüstung für einen gegeben worden, jedoch Gummistiefel für jeden, darüber hinaus ein Messer mit einem äußerst glatten Griff. Albrecht war sich unsicher ob man Unterwasser mit der Klinge etwas würde anfangen können, er befürchtete jedoch das Gegenteil.
    Plötzlich wurde er aus seinen Gedanken gerissen, als Ryan wollte, dass man den jungen Mann, der auf dem Boden saß und allem Anschein nach die letzten Stunden seines Yoga-Kurses wiederholte, aufweckte. Das stille Mädchen mit der Brille begab sich zu ihn und weckte ihn den Umständen entsprechend sacht.
    Zur selben Zeit ging das junge Mädchen zu Ryan um ihn zu helfen, so dachte er. Er selbst wusste nicht wie er hätte helfen können, ihre Chancen waren also noch geringer.
    Albrecht begab sich zu dem Mädchen mit der Brille, wusste jedoch nicht was er hätte tun können oder wie er hätte helfen können, er hoffte einfach das sich eine Möglichkeit für ihn ergab.

    Noch immer unsicher was Ryan vor hatte oder was seine Beweggründe waren stand Albrecht neben dem Topf. Sein Mund öffnete sich langsam, formte Worte und schloss sich wieder. Stattdessen holte er das Messer aus seiner ausgebeulten Hosentasche. Er hielt das Messer an der Klinge, um Ryan zu symbolisieren, dass er keinerlei Gefahr darstellte; ihm gefiel die Art wie er ihn ansah nicht.
    "Das habe ich im letzten Topf gefunden. Keine Ahnung wofür es benutzt wird, jedoch könnte man nur sehr schwer jemanden damit verletzen."
    Es gefiel ihm nicht, wie sie sich jetzt schon aufeinander stürzten. Es war logisch, wenn man es von außen betrachtete. Alle waren sie verschleppt worden, alle waren eingesperrt worden und nun sollen sie gezwungenermaßen zusammenarbeiten. Die einzige Möglichkeit die er sah war allen möglichen Verdacht von sich abzulenken, so dass er den Anderen helfen konnte ohne immer über die Schulter schauen zu müssen.
    Während er Ryan das Messer hinhielt, drehte er sich zu Taylee um. Sie tat ihm noch immer Leid.
    Der intensive Geruch der Blumen stieg ihn wieder in die Nase, ihm wurde schwindelig. Lange wollte er nicht mehr hier bleiben.

    Ich persönlich würde den 6-7 Juli bevorzugen, da ich am 27.6 beim Internisten bin und daher wäre es schöner etwas Luft danach zu haben.
    Ist aber auch nur meine persönliche Meinung :P

    [Ibuki Nukui]
    Tag 2 - 06:58 Uhr - Schulgebäude - Sanitätsraum


    Langsam öffnete Ibuki die Augen. Sie befand sich im Erste-Hilfe-Raum, so vermutete sie zumindest, da es hier viele steril wirkende Betten gab, fein säuberlich mit weißen Laken bezogen auf denen sich ebenso weiße Decken breit machten. Der Raum war mit Fliesen in einem Sandstein-ähnlichen Farbton, einer recht satten Gelb-Braunmischung, verkleidet und wurde immer wieder von weiß heraus blitzenden Fugen unterbrochen. Sie fühlte sich fehl am Platz, der Raum war ihr zu steril und wirkte zu menschenleer, als dass sie sich wirklich hätte entspannen können. Das Hämmern in ihrem Kopf trug ebenfalls reichlich wenig dazu bei sich wohl zu fühlen.
    Sie sah sich weiter um, fand jedoch niemanden hier der ebenfalls erkrankt war. Anscheinend waren die ganzen ober-pünktlichen Schüler extrem vorsichtig was ihre Gesundheit betraf. Sie ließ den Blick weiter über die sterilen Betten wandern, über einige Nachttische bis sie zu ihrem eigenen gelangte. Der Tisch war nichts besonderes, einfaches weißes Aluminium oder dünnes Eisen bildeten die Beine, während weiß lackiertes, dünnes Holz die Tischplatte ergab. Auf der Tischplatte neben ihrem Bett lag ein Brief, oder anders ausgedrückt, ein säuberlich aus einem Blatt herausgerissenes Stück Papier. Auf dem Stück Papier stand in geschwungener Schrift 'Hoffe es geht dir nun besser, muss mir jedoch Schlaf holen wegen Schule. Findest mich entweder in Raum 259 Mädchenwohnheim oder Raum 107 Schule, wenn du mich suchst.'
    Zwar stand nicht drauf von wem es war, jedoch war sich Ibuki hundertprozentig sicher das dieser Brief von Shimo sein musste. Sie war sich immer noch nicht sicher warum ihr das Pummelchen half, jedoch konnte sie das auch später hinterfragen. Die Kopfschmerzen machten sich noch immer breit, aber sie hat sich einigermaßen an sie gewöhnt, was sie leider nicht weniger nervtötend und irritierend machte.
    Schlapp ließ sich Ibuki wieder ins Kissen fallen, holte ein paar mal tief Luft und versuchte die Hammerschläge zu ignorieren. Sie fragte sich noch immer ob es hier im Sanitätsraum überhaupt Medizin gab, woraufhin sie kurz lächelte, die Idee als lächerlich abtat und verwarf. Wahrscheinlicher war das sie einfach keine Kopfschmerztabletten hatten, weil so was sich doch recht schnell von alleine löste oder das Shimo einfach nicht gesucht oder beim Suchen nichts gefunden hatte.


    Nach einer Weile wurde Ibuki so müde, dass sie einschlief, nur um ein paar Sekunden später, noch bevor sie anfangen konnte zu träumen, wieder aufzuwachen. Dieser Vorgang wiederholte sich einige Male, ab den vierten Mal hat sie aufgehört zu zählen. Wie viel Zeit sie auf diese Weise verpasst hatte war ihr nicht klar, es hätten Stunden sein können seit sie das erste Mal dieses Zimmer sah.
    In den Momenten in denen sie nicht gerade schlief, überlegte sie, ob sie vielleicht zu Shimo gehen sollte, war sich jedoch unschlüssig was sie dann tun sollte, sobald sie bei ihr war. Einen auf Friede, Freude und was sonst nicht alles zu tun war nicht ihr Ding und die Brünette half ihr ja nur, weil es ihr schlecht ging. Sie spielte mit dem Gedanken, sich bei ihr und dem Hornbrillen-Kerl, dessen Name sie nicht mehr ganz in Erinnerung hatte, zu bedanken. Immer wieder nahm sie diese Idee auf, konnte sich aber nie überwinden aufzustehen und es einfach durchzuziehen.
    Im Halbschlaf kamen plötzlich wieder Erinnerungen hoch, von der Zeit vor ihrem Tod. Die paar Sekunden, die sie im Krankenhaus verbracht hatte wiederholten sich immer und immer wieder. Sie lag in einem Bett sie dem jetzigen, diesen verschwommenen, hellen, weißen Raum, die verschwommene Gestalt des Arztes und der Schwester, die Schläuche an ihrem Körper wie auch das Beatmungsgerät. Dann die Stimme ihres innig geliebten Vaters, der wunderschöne Morgen und dann ihr unbarmherziger Tod, welcher ihr all das wieder entriss.


    Ohne ein Wort zu sagen, ohne zu schluchzen, fingen Tränen an ihre Wangen runter zu rollen. Wieder wurde ihr klar, dass sie sich nicht in einer Schule, nicht unter Lebenden befand. Sie war tot und befand sich in der Hölle, wenn auch eine Hölle in der man leben konnte, ohne ständig zu leiden.

    Senin ging dorthin, wo er die Küche vermutete, am Heck des Schiffes auf der Höhe des Decks. Doch dort fand er statt einem Speiseraum oder ähnlichem nur ein Lager vor. Erst jetzt fiel ihm wieder ein, dass dieses Schiff nicht für lange Überfahrten gedacht war. Giro wurde schnell seekrank und hatte deshalb nur persönliche Kontakte in unmittelbarer Nähe seiner Heimatinsel, deshalb hatte dieses Schiff keinen Kojen für die Crew, keine Küche, keinen eigenen Navigationsraum für Karten und ähnliches. Da sie innerhalb von ein oder zwei Tagen das Ziel erreichten, war es auch unnötig so viele Räume, welche sich nur auf lange Fahrten rentieren, anzuschaffen.
    Das Lager vor ihm war gefüllt mit haufenweise Kisten, Kartons, Pakete und was sonst noch, einige schon aufgebrochen von den Kindern. Er hätte natürlich nach etwas zu trinken in den Kisten suchen können, das könnte aber sehr viel länger dauern als es ihm lieb war. Lieber behob er da dringendere Angelegenheiten.


    Senin machte auf der Türschwelle kehrt und zog noch einmal tief Luft bevor er anfing seine Rede zu halten. Er blieb lieber auf dem Deck, wie die meisten anderen. Sich selbst irgendwo erhaben hinzustellen und auf diese Kinder hinab zu blicken würde sie nicht wirklich zur Kooperation bringen. Er klopfte noch einmal kurz seinen Mantel auf und begann an die kleine Gruppe von Karura, dem Neuen, Shiori, welche sich schon wieder entfernte, wie auch dem Vogeljungen zu sprechen
    "Also!" begann er beinahe zu schreien. Jetzt jedoch aber die Lautstärke zu ändern war nicht drin. Er würde weich und unsicher wirken.
    "Wie ihr vielleicht wisst, ist dieses Schiff ein Handels- und kein Reiseschiff. Bedeutet das hier zwar viele Waren, aber wenig Proviant haben, von einer Küche oder ähnlichem mal ganz abgesehen. Wenn wir weiter auf diesem Schiff bleiben verrecken wir also einer nach dem anderen."
    Er setzt eine Pause ein um nach diesem Satz nun die volle Aufmerksamkeit der Crew zu genießen.
    "Folgender Plan: Wir steuern die nächstgelegene große Insel an. Dort werde ich ein neues Schiff, welches für lange Fahrten gedacht ist, beschaffen. Sobald wir an besagter Insel Anker geworfen haben, steht es euch frei zu tun was ihr wollt, mit Ausnahme von Lindwyn, welche ich weiter untersuchen muss. Wenn ihr euch entscheidet nicht unter meiner Flagge weiter zu fahren verstehe ich das voll und ganz."
    Wieder eine Pause um den Anderen Zeit zu geben das Gesagte zu verinnerlichen.
    "Aber die Marine... sie werden es nicht verstehen. Sie haben euch mit mir auf dieses Schiff fliehen sehen und dank Karura haben wir möglicherweise sogar einen Deserteur an Bord, was der Marine ebenfalls furchtbar missfallen wird. Zusammen mit mir, einem der Handvoll Überlebender Oharas, welche damals wegen ihres Wissens um die Welt und ihre Struktur von allen beneidet und schlussendlich als gefährlich eingestuft wurden, werden sie jede Informationsquelle, die sie kriegen können vollends ausnutzen. Kurz gesagt, sie werden euch fangen, foltern, befragen und wenn ihr nichts sagt weiterfoltern. Und wenn ihr etwas sagt, was nicht der Wahrheit entspricht, euch eine Zeit lang in Ruhe lassen und dann, wenn sie es herausgefunden haben, öffentlich exekutieren. Und anderen Piraten könnt ihr euch ebenfalls nicht anschließen, sie werden euch ebenfalls für das Kopfgeld, was auf mich und nun auch auf Karura ausgesetzt ist, fangen und foltern. Also habt ihr die Wahl entweder der Marine oder den Piraten in die Hand zu spielen, gefangen und gefoltert zu werden, oder ihr schließt euch mir an und genießt meinen Schutz bis ihr selbst gefürchtet genug und nicht nur eine Informationsquelle seit." Senin freute sich innerlich. Sein Gesicht erreichte diese Freude jedoch nicht. Er hatte ihnen eine wirklich gute, nicht entmutigende sondern realistisch klingende Wahl gegeben, was dazu führen würde, das vielleicht nur ein oder zwei Leute das Schiff verließen.
    "Aber eure Antwort auf diese Frage hat Zeit bis wir Anker geworfen haben. Zuerst das Wichtige, hat jemand von euch schon auf einem Schiff gearbeitet? Wenn ja, dann sagt mir was ihr gemacht habt und dementsprechend verteilen wir die Rollen, welche zu füllen sind. Wenn wir gut zusammenarbeiten, können wir die nächste Stadt in rund 15 bis 17 Stunden erreichen. In einer halben Stunde will ich Kurs auf die nächste Insel nehmen."
    Ich machte mich gut, dachte Senin. Selbstbewusst, fordernd, doch nicht verbissen.
    Er machte sich auf dem Weg zum Oberdeck, dort hatte er noch ein paar Räume gesehen wo sich möglicherweise etwas Nützliches befand.

    [Ibuki Nukui]
    16:10 Uhr - Cafeteria (2) - Speisesaal


    Ibuki sah sich lange um. Nach einer Weile fand sie eine kleine Gruppe, drei Jungen im Alter von 13 bis 15 Jahre und ein Mädchen, die sie auf rund 16 schätzte, auch wenn sie um einiges jünger sein könnte. Die Jungs waren eher drahtig, nicht sehr muskulös und zwei von ihnen trugen dicke Hornbrillen - möglicherweise waren sie sogar Brüder - der dritte war dick mit winzigen Augenschlitzen und einer gigantischen Nase. Das Mädchen war ebenfalls pummelig, jedoch bei weiten nicht so sehr wie ihr Freund, der ihr gegenüber saß und gierig seine zweite Schüssel Reis vertilgte. Sie hatte ihr Essen noch nicht einmal angerührt, weil sie zu vertieft in ein Gespräch mit den beiden Hornbrillen-Brüdern war. Diese Gruppe würde ein perfektes Ziel für sie abgeben, sie würden sich kaum verteidigen und lieber den 'taktischen Rückzug' antreten.
    Während sich Ibuki auf sie zu bewegte bekam sie langsam mit worüber sie diskutierten :"...diese wunderbaren Haarspangen bekommen. Das waren ein paar der Neuen, ich hab aber leider keine Ahnung in welcher Klasse die sind. Ansonsten -."
    Einer der Brüder; er hatte weitaus dunkleres Haar als sein Blutsverwandter, eine stark zerzauste Frisur und hochgekrempelte Ärmel, welche seine stark behaarten Unterarme entblößten; unterbrach das Mädchen kurzerhand um mit einem Grinsen einzufügen :"...dann hättest du uns doch bestimmt welche mitgebracht, oder? Vielleicht sogar ein paar Baby-blaue für Toshi hier." Der Dicke verschluckte sich an seinen Reis und fing an schallend zu lachen, allem Anschein nach hatten sie schon öfter über ihn hergezogen. Ibuki blieb stehen, sie wollte den nun folgenden Kampf nicht unterbrechen. Doch trotz all ihrer Erwartungen schlug Toshi seinem Bruder den Arm um die Schultern und lächelte genau wie sein Brüder.
    "Genau wie ich sie mag! Du kennst mich nur zu gut, mein Spatz. Und welche Farbe hätten deine gehabt, wenn wir schon dabei sind?", und wieder hoffte Ibuki darauf, dass bei einem von den Beiden nun der Geduldsfaden reißen würde und eine kleine unterhaltsame Schlägerei die Folge wäre.
    "Meine hätten unbedingt Rosa sein müssen, aber nicht so ein wischi-waschi-allerwelts-rosa, nein ein strahlendes, knallendes Neon-Pink muss es schon sein." der Dicke konnte sich kaum noch einkriegen vor Lachen, er hielt sich den fetten Bauch und fiel beinahe von seinem Stuhl, das Mädchen fing ebenfalls schon hinter hervor gehaltener Hand vor Freude zu grunzen.
    'Wieso schlagen die sich noch nicht?! Sie stellen sich gegenseitig vollends bloß, lachen sich gegenseitig aus, lachen sich selbst aus, spucken den jeweils anderen quasi ins Gesicht und trotzdem lachen die?!'
    Ibuki ballte ihre Fäuste so fest zusammen, dass ihre Knöchel weiß hervortraten, ihre Zähne knirschend und ihre Stirn warf Falten während sie ihren Blick senkte. Zu sehen das selbst nach ihrem Tod es allen anderen besser ging als ihr machte sie wahnsinnig. Dies war die Hölle, kein Ponyhof. Warum ging es dann nur ihr scheiße, warum hat nur sie furchtbare Alpträume von kopflosen Mädchen, wieso war der Horror den sie erleben würden nicht auf alle verteilt? Oder merkten die anderen einfach nicht das sie hier auf Ewigkeiten gefangen sein würden. Oder haben sie sich damit abgefunden? Vielleicht versuchen sie einfach das Beste aus der Situation zu machen. Das musste es sein, eine andere Möglichkeit fiel Ibuki nicht ein. Doch ihr Gedankengang wurde schleunigst unterbrochen als das Pummelchen sie ansprach
    "Was ist denn mit dir passiert? Bist du etwa durch den Wald gestolpert?" Das Mädchen stand auf und machte sich unverzüglich auf den Weg zu Ibuki, welche nun verdutzt aufblickte. Ohne reagieren zu können, denn die pummelige Brünette war erstaunlich flink, lag ihr schon ein Arm über den Schultern und hielt sie stützend, als würde sie jeden Augenblick umfallen. Auch wenn es lieb und nett gemeint war, es engte Ibuki enorm ein und ließ sie unglaublich unwohl fühlen. Sie hasste es wie die Pest eingesperrt zu sein, auch wenn sie es niemals wahr haben wollte, sie hatten sie gigantische Angst vor Enge und den Raub ihrer Freiheit. Was sich hier nicht nur einmal gezeigt hatte, als sie im Keller steckte, sie war generell weit aus schneller auf 180 als vor ihrem Tod, wegen der Befürchtung die ihr der Rotschopf eingeflößt hatte, dass sie hier auf diesem Schulgelände gefangen wären, bis zum Ende der Zeit. Mit einer schnellen Drehung befreite sie sich auf dem Griff und stand nun rund 2 Schritte vor der fragend dreinblickenden Braunhaarigen.
    "Ich brauch dein Mitleid nicht." schoss es nur so aus Ibuki heraus. Sie sah noch wie das Pummelchen zu einer Frage ansetzte, als sich der Dicke vom Tisch meldete, welcher sich von seinem Lachanfall erholt hatte.
    "Sei nicht so undankbar! Sie wollte dir doch nur helfen! Kapierst du das etwa nicht?", er wirkte nicht nur verwirrt darüber, dass Ibuki die Hilfe nicht annahm, er schien mehr persönlich verletzt, dass sie sich nicht helfen ließ. Die Gebrüder Hornbrille schienen ihm vollkommen zuzustimmen, der eine starrte Ibuki an als wäre sie eine rare Tierart, der andere sah nach links zu seinem Freund und nickte ihm zu. Das Mädchen versuchte nach Ibukis Hand zu greifen, jedoch zog sie diese ruckartig weg, als würde ein Krokodil versuchen danach zu schnappen und Ibuki brüllte sie an :" Lass deine Finger von mir!"
    Ibuki schrie lauter als sie wollte, denn ihre Kopfschmerzen schlugen ihr nun wie ein Hammer gegen den Hinterkopf, weshalb sie leicht zur Seite fiel, sich jedoch noch wackelig auf den Beinen hielt, aber das Pummelchen hielt ihre Hand fest und half ihr wieder ihr Gleichgewicht zu finden.
    "Wir bringen dich zum Sani-Raum, keine Angst. Wie hast du es eigentlich geschafft dich in diesem Zustand hier zur Schule zu schleppen? Wieso bist du nicht zu einem der Krankenhäuser hier in der Nähe gegangen." Sie bombardierte Ibuki geradezu mit Fragen, während Ibuki bei all den Hammerschlägen auf ihren Kopf schon Schwierigkeiten hatte die erste Frage zu beantworten. Mittendrin sah die Brünette fragend zu ihren Freunden :"Kann mit einer von euch helfen sie in den Sani-Raum zu schleppen, ich brauch Hilfe, sie dahin zu tragen."
    "Lass sie doch! Sie will doch eh nicht, dass wir ihr helfen, Shimo, wozu also die Mühe?" Der Dicke saß weiterhin feist auf seinem Stuhl, sein Tablett vollkommen geleert und sein Blick noch immer wütend auf Ibuki gerichtet.
    "Chio, du sturer Esel! Helf mit gefälligst, statt hier dumm rumzuhocken und Däumchen zu drehen!" Shimo, das Pummelchen gab sich alle Mühe Ibuki zu halten, obwohl diese sich erfolglos versuchte freizukämpfen; starrte den Chinesen mit der gewaltigen Nase grimmig an. Sie hatten sich definitiv schon früher deswegen in die Wolle gekriegt. Chio befeuchtete seine Lippen, öffnete den Mund, jedoch ließ die Antwort auf sich warten. Stattdessen meldete sich der glotzende Hornbrillenträger Toshi zu Wort :"Bild dir bloß nicht ein, dass ich das für dich mache, Schandmaul, ich tue das nur weil Shimo dir helfen will." Daraufhin stand er auf und war Ibuki von der anderen Seite eine Stütze.
    "Weshalb tust du das, Braunhaar? Der Fettwanst hat Recht, ich brauch deine Hilfe nicht. Ich bin kein Krüppel, ich kann lau-", doch harsch unterbrach sie Shimo, "Sag, bist du wirklich so dumm wie du dich gerade anstellst? Ich werd dir helfen, mir egal ob dir das peinlich ist oder was auch immer du für ominöse Gründe hast, dir nicht helfen zu lassen, Schandmaul." Am liebsten hätte Ibuki ihr ins Gesicht geschlagen, aber die Kopfschmerzen waren zu stark, ihre Arme wurden von den Beiden festgehalten und ihr Gleichgewicht war ebenfalls nicht auf der Höhe. Sie würde sich von ihnen helfen lassen müssen und fühlte sich so unbeschreiblich schwächlich, doch mehr wegen der Tatsache, dass ihr geholfen werden musste und sie sich nicht verteidigen konnte, als wegen den Kopfschmerzen. Ein paar Minuten nach dem sie die Cafeteria verlassen hatten änderte Ibuki ihre Meinung wieder, als sie ein paar Gruppen grölen hörte. Die Kopfschmerzen waren doch furchtbarer als die Tatsache das ihr geholfen wurde. Statt also weiter ihre Helfer zu beleidigen sprach sie eines der winzigen Probleme, die sie gerade hatte, an.
    "Ich hab auch einen richtigen Namen, weißt du? Der ist auch sehr viel passender als 'Schandmaul'."
    Shimo grinste während sie Ibuki weiter trug - hatte Ibuki etwa etwas witziges gesagt? - und erklärte ihr :" Dann lass mal hören, ich bin gespannt."
    "Nukui, Ibuki." entfuhr es Ibuki in ihrer Wortkargheit und Perplexität. Hatte sie gerade wirklich einen Witz erzählt? Worauf wieder ein Lächeln Shimos rundliches Gesicht umspielte.
    "Du bist nicht nur stur, sondern auch eine furchtbare Lügnerin, Schandmaul passt bei weitem besser als dein richtiger Name." Nun lächelte auch Toshi ein neckisches Lächeln. Ibuki war noch immer mulmig zumute, aber sie fühlte sich ein kleines wenig besser, ein kleines bisschen weniger monströs. Und letztendlich zuckte ihr Mundwinkel nach oben und ließ sie lächeln, aber auch nur ein kleines bisschen.

    [Ibuki Nukui]
    15:52 - Gelände der Schule - Schülerwohnheim der Mädchen


    Ibuki würde am liebsten behaupten, dass es ihr nun blendend ging und sie Bäume ausreißen könnte, dem war jedoch nicht so. Sie fühlte sich sogar noch schlechter als vor ihrem Schlaf. Sie hatte das Gefühl als würden ihr Gewichte auf der Brust die Luft abschnüren und ein kalter Angstschauer lief ihren Rücken herunter, während sie sich an ihren Alptraum erinnerte. Das kleine Mädchen war wieder da gewesen in diesem ausweglosen, dunklen Raum. Nirgendwo war eine Lichtquelle zu sehen, keine Farben, keine Schattierungen nur sie und das Mädchen, welches zusammen gekauert auf dem Boden saß. Ibuki machte ein paar Schritte auf die Gestalt zu, woraufhin diese aufsprang und sie durch die Gegend schmiss. Ihr fehlten die smaragdgrünen Augen, nur Blut verströmende Löcher klafften an der Stelle, wo sie eigentlich sein mussten. Es sah aus als hätte sie sich die Augen selbst mit einem scharfen Gegenstand entfernt und tatsächlich lag Kim hinten in einer roten Pfütze, trocknete langsam und hielt einen der Augäpfel noch fest in ihrem Griff. Das Blut rann der Gestalt in absurder Geschwindigkeit das Gesicht hinunter und ließ grotesk große Blutlachen entstehen, wenn sie stehen blieb. Doch trotz der Schmerzen, die sie hätte leiden sollen, grinste das Mädchen so breit sie konnte, während ihr Blut in den Mund lief und ihre Zähne dunkelrot färbte. Noch immer auf dem Boden liegend krabbelte Ibuki instinktiv nach hinten. Sie wusste das es kein Entkommen gab, aber sie würde nicht aufgeben, nicht sie.
    "Zuerst siehst du nichts." erklang es aus jeder Ecke, die Lippen des Mädchens bewegten sich nicht und bildeten noch immer das immer widerwärtiger wirkende Grinsen.
    "Danach spürst du nichts." langsam richtete sich Ibuki auf. Sie würde sich diesem Alptraum stellen müssen, ob sie nun gewinnen konnte oder nicht spielte keine Rolle.
    "Anschließend denkst du nicht und wenn alle dich hassen, jeder Mensch, jedes Tier, jeder Tote, dann..." rasend ging Ibuki zum Angriff über. Sie musste das Mädchen töten, bevor es sie tötete. Das war das Gesetz der Natur und niemand war eine Ausnahme. Kein Mensch, kein Tier, kein Toter, niemand!
    Wer der Stärkste ist überlebt, wer Schwäche zeigt stirbt. Wer weiter kämpft siegt, wer trauert stirbt. Wer sich selbst besser kennt als jeden anderen wird überleben, wer sich auf andere verlässt wird untergehen, wird getreten, bespuckt, verachtet, ausgestoßen und vergessen. Niemand wird Ibuki vergessen, niemand. Jeder wird sie fürchten, jeder wird sie hassen, aber niemand wird sie vergessen.
    Sie wird nie vergessen werden.
    "...dann wirst du endlich so sein wie ich." Die Fratze des Mädchens starrte sie weiter an, hatte sich nie abgewandt. Ibuki schlug mit all ihrer Kraft in ihr Gesicht, zielte auf das Kinn, wie sie es immer bei einem solchen wuchtigen Schlag tat. Eine Person, die sie so angriff, zog den Kopf ein und richtete das Gesicht nach unten, weshalb sie statt dem Kinn die Nase erwischen würde und einen direkten Treffer landete. Doch als der Schlag traf erkannte sie wieder, das dies kein Mädchen war, was sie bekämpfte, denn der Schlag erwischte direkt das Kinn des Mädchens und ließ es nach hinten sausen. Doch statt zu fallen nutze sie den Schwung des plötzlich nach hinten gerissenen Kopfes und schlug ihr in einem großen Bogen die blutgetränkten Zähne links in den Hals.
    Dann wachte sie auf.
    Sie rieb sich noch immer die Stelle wo der Biss sein sollte. Doch es war nur ein Alptraum. Das hoffte sie jedenfalls. Sie ging ins Badezimmer um sich ihren Hals anzusehen, oder generell nach Schrammen oder ähnlichem zu suchen. Sie kam sich lächerlich vor das untersuchen zu müssen, aber vielleicht hatten Träume hier in der Hölle eine größere Macht als in der normalen Welt. Möglicherweise gab es dort auch ein paar Medikamente gegen ihre fürchterlichen Kopfschmerzen.


    Sie ging in das Bad, und betrachtete ihren Körper. Weder an ihren für eine Frau muskulösen Armen und Beinen hatte sie Schrammen, sie war etwas verschwitzt, was aber wahrscheinlich daran lag das sie unter für diese Jahreszeit sehr dicken Decke lag. Stutzig hielt sie inne.
    'Warum zum Teufel lag ich unter diesen beschissenen Decke? Ich lag doch drauf, als ich einschlief.' Nun untersuchte sie sich so schnell es ihr mit ihrem mangelnden Schlaf und den schlimmen Kopfschmerzen möglich war, und plötzlich fand sie etwas. An ihrem Hals, an der ihr das Mädchen in den Hals gebissen hatte, war ein riesiger bläulich-roter Kreis zu sehen. Doch dies war kein Biss, nein, so etwas hatte sie schon oft genug bei irgendwelchen dummen Mädchen in ihrer Stadt gesehen. Hier war eindeutig ein Verehrer am Werk und er wusste nicht seine Spuren zu verwischen, oder es war ihm einfach egal gewesen das sie es mitbekam. Möglicherweise hatte er auch einfach gedacht, dass seine restliche Tarnung so perfekt war, dass eine solche Brandmarke sie nur noch eher an ihn denken lassen würde.
    'Oder sie... Oh diese Lesbe hat es doch tatsächlich gewagt mir im Schlaf einen Besuch abzustatten.' Natürlich war das nur eine Vermutung aber wer sonst bitteschön hätte genug Mumm in den Knochen solch einen Mist mit ihr abzuziehen. Auch wenn der Perverse von heute - möglicherweise auch gestern? - Mittag eine Möglichkeit wäre, die auszuschließen sie sich noch nicht vollends entschieden hatte, so stand sie mit ihm doch auf Kriegsfuß und ganz ehrlich gesagt hatte er viel mehr Augen für die Brüste der Rothaarigen. Möglicherweise auch für den Rest von ihr.
    'Naja, da hast du wenigstens einen wunderbaren Fang gemacht, Lesbe. Du wirst dennoch Höllenqualen hierfür erdulden.'
    Auch wenn sie es sich nicht eingestehen wollte, so war sie momentan auf einem Tiefpunkt ihrer physischen und psychischen Kräfte. Doch sie konnte aus dieser Situation wenigstens noch etwas herausschlagen, möglicherweise sogar später davon profitieren. Sie ging noch kurz zu einem der kleinen Wandschränke, fand jedoch keinerlei Medikamente, nicht einmal Pflaster.


    Schnell zog sie sich ein neues Paar der noch immer grauenhaften Klamotten an, riss jedoch die Ärmel und rund 4 Zentimeter des unteren Rand des Hemdes ab. Es war heiß und diese Stücke würden sie nur unnötig aufhalten. Außerdem sah dieses nun Ärmellose und bauchfreie Hemd jetzt wenigstens akzeptabel aus.
    Mit großen Schritten machte sie sich auf dem Weg zur Erste-Hilfe-Station der Schule, dort musste es einfach Medikamente geben. Plötzlich merke sie eine kleine Gruppe Schüler aus einem großen Gebäude gehen, welches sich dank des hilfreichen Service, den sie in der Hölle genoss als Kantine entpuppte. Ihr Magen fing an zu rebellieren und Hunger machte sich in ihr breit. Nach einem kleinen Richtungswechsel steuerte sie die Cafeteria an.
    Noch immer leicht benommen öffnete sie die Flügeltür der Cafeteria und begab sich zu einem der vielen Automaten. Doch dieser akzeptierte kein Geld - welches sie nicht besaß - und nicht umsonst. Stattdessen verlangte es nach einer Art Schein oder Coupon, was Ibuki nicht im entferntesten weiterhalf. Sie trat und schlug ein paar Mal wild gegen den Apparat und beendete es ein paar Sekunden später mit den lauthals geschrienen Worten :"Gottloser Mistladen!"
    Sie spähte kurz über die Köpfe der noch essenden Schüler, welche mit jedem Moment weniger wurden.
    'Irgendwo muss es doch ein paar picklige Nerds geben, denen ich ihr Essen nehmen kann.'

    Der Alte leckte seine Lippen, welche langsam zu trocknen anfingen. Jack ging, mit dem Kleinkind im Schlepptau, in den Raum, welchen er zu öffnen noch nicht gewagt hatte. Er streichelte ihr den Kopf, während sie sich an seinem Arm festklammerte. Es war eine Schande, dass ein solch junges Mädchen zu einer solchen Gräueltat gezwungen wird. Der Spieler wird bluten schwor sich Albrecht.
    Während die anderen die Kommode plünderten und keiner ihn antwortete, vom Gärtner abgesehen, waren nun einige mit Messern und Werkzeugen bewaffnet auf den Weg in den nächsten Raum. Doch der Gärtner beobachtete ihn einen Moment länger als es ihm lieb war. Daraufhin umspielte ein Lächeln sein Gesicht. Seine Mundwinkel zuckten und sein Gesicht wirkte fremdartig. Er würde ihn im Auge behalten sollen, wenn sie hier lebendig hinaus wollten.


    Albrecht folgte nun Jack und seinem jungen Anhängsel in den Raum voller Blumen und wabernder Glaswände.
    "Jesus im Himmel! Was ist hier los?" fuhr es Albrecht aus, ohne das er wirklich darüber nachdenken konnte was es für Konsequenzen hätte haben können. Er ging an dem sich umklammernden Paar herum und geradewegs auf die Mitte des Raumes zu. Dort bückte er sich vor das Gitter hin und untersuchte es.
    'Was soll hier ablaufen? Oder kommt von dort unten etwas heraus?' Er schüttelte den Kopf. Darüber konnte er sich jetzt keine Gedanken machen, davon hatte er nicht einmal die geringste Ahnung. Er umrundete das Gitter und sah sich die Töpfe genauer an. In einem war ein Messer, er steckte es lieber ein, bevor sich einer der anderen das Arsenal, was sie hier zu finden schienen unter den Nagel riss. Das Messer fühlte sich gut an, sehr geschmeidig und keinerlei Unebenheiten, und lag auch gut in der Hand. Er sah es sich im Licht des Raumes genauer an und steckte es danach in seine vordere rechte Hosentasche.
    "Kannst du uns sagen was das für Pflanzen sind, Gärtner? Ich hab wenig Lust jemanden an eine Pflanze zu verlieren, welche leicht umgangen werden kann." Er beobachtete Ryan genau.
    'Könnte es sein das der Spieler... Nein, der Gärtner kann unmöglich...' Er war sich sehr unsicher ob er Ryan trauen konnte.

    Albrecht nahm den Stuhl und stellte ihn neben die Tür. Möglicherweise konnte er eine Waffe gebrauchen und sobald dieser Fall eintrat, konnte er einfach eines der Beine des Stuhl abschlagen und es wie eine kurze Keule führen. Seine Hand legte sich um die Türklinke, während er mit der Flasche in seiner Hand spielte. Er hatte vor gar nicht erst so lange in den Räumen verweilen zu müssen, um das Wasser zu brauchen. Der Spieler konnte alles mögliche in die Flüssigkeiten gegeben haben und nur weil sie wie Ryan bewies nicht sofort tödlich waren hieß es noch bei weitem nicht das sie ungefährlich sind. Möglicherweise vernebelten sie einem die Sicht oder die Gedanken, machten einen müde oder rasend, vielleicht taten sie aber auch gar nichts bis auf erfrischen. Was auch immer der Spieler hier trieb, ihm zu trauen war das Dümmste was er jetzt hätte machen können.
    Doch statt raus zugehen verharrte er ein paar Sekunden in der Bewegung. Seine dünne Hand ließ die Klinke los und fiel schlaff nach unten.
    "Habt ihr etwas nützliches gefunden?" erkundigte sich der schlaksige, alte Mann während er seinen Kopf so weit nach hinten drehte wie es ihm möglich war. Sein Blick war fragend, jedoch entschlossen und schien keinen Widerspruch zu dulden. Eine Entschlossenheit die einem förmlich sagte, 'Mein Ziel ist es zu fliehen und nichts wird mich davon abbringen können.'

    Albrechts Augenbraue schoss in die Höhe als dieser Jack alle dazu aufforderte auf einem Knopf zu kauen. Er selbst dachte, dass es wahrscheinlich den gegenteiligen Effekt haben würde. Man würde irgendwann vergessen was man im Mund hatte, es schlucken und dann hustend und würgend nach etwas zu trinken suchen, von einem der Anderen Hilfe bekommen oder ersticken. Er schüttelte den Vorschlag des Jungen aus seinen Gedanken, ging zu einen der vielen Stühle und ließ sich in ihn hineinfallen. Der Stuhl war weich und gemütlich, aus schön geschliffenen, weichen Holz geschnitzt und zur Atmosphäre passend, was Albrecht einen Schauer über den Rücken laufen ließ. Der Spieler hatte lange an diesem Spiel gearbeitet um es zu perfektionieren und bis jetzt sind sie ihm auch auf den Leim gegangen. Alles was er von ihnen verlangt hatte haben sie erledigt, möglicherweise schlechter als er es erwartet hatte, was ihn rasend machen würde, würden sie sich nicht verbessern.
    Sie mussten schneller handeln als er, schneller denken als er, wenn sie hier lebendig herauskommen wollten.
    Albrecht nahm sich eine der Flaschen die auf dem Tisch standen und erhob sich aus seinem Stuhl. Dieses Rad bei der Tür war wahrscheinlich dazu gedacht die Tür wieder öffnen zu können. Entweder war es nötig irgendwann wieder in den Gang oder sogar den ersten Raum zu kommen oder er wollte ihnen einfach nur Auswahlmöglichkeiten geben. Er sträubte sich immer noch nur auf Grund von Vermutungen Theorien aufstellen zu müssen. Ein falscher Gedanke konnte alles versauen wofür alle hier durch standen.
    "Kann einer von euch bitte die Kommoden durchsuchen, vielleicht ist in denen etwas nützliches versteckt. Sucht auch nach doppelten Böden oder ähnlichem. Ein anderer sollte die Bilder untersuchen, vielleicht sogar die Decke. Sie kann nicht so weit oben sein, dass sie für zwei aufeinander stehende Personen zu hoch ist. Ich versuchen derweil die Tür aufzubrechen."
    Er schnappte sich den Stuhl auf dem er vorhin noch saß und stellte sich vor die Holztür, drehte sich jedoch noch einmal zu Ryan und Jack um, um zu sehen ob einer von ihnen eine bessere Idee hatte.
    "Wenn ihr Einwände habt, würde ich auch bitten sie mit uns zu teilen. Wir können hier nicht einfach auf unseren Hintern sitzen bleiben, denn ich weiß nicht wie es euch geht aber ich will nicht wissen was in 4 Minuten im ersten Raum passiert und ob es uns vielleicht sogar schaden kann."

    Albrecht war erstaunt. Die massive Tür, die Ryan, das war der Name des Jungen gewesen, öffnete, gab keinen Laut von sich und schien sich so leicht wie ein Zaungatter öffnen zu lassen. Einen kurzen Moment sah ihn der Gärtner an als wolle er ihm sagen 'Verrat uns nicht', was ihm nicht einmal in seinen kühnsten Traum eingefallen wäre. Doch er verstand den Jungen, der Rentner hatte sich bis dato nicht gerade beliebt gemacht.
    Während Ryan den Benommenen auflas machte Albrecht die ersten Schritte in den Gang. Nachdem er die Tür weit aufgestoßen hatte, um ein mögliches Zufallen der Tür so lange wie möglich dauern zu lassen, überwand Albrecht die vier Meter in ein paar Sekunden und hielt die am anderen Ende offene Tür weit auf.
    Während er noch den neuen Raum studierte brüllte er den anderen zu: "Schnell! Die Tür hier hinten ist offen! Bewegt euch!"
    Leichte Schweißperlen liefen nun seinen Nacken herunter.
    'Jedes Mal wenn wir etwas schaffen werden uns neue Steine in den Weg geschmissen. Was wird es wohl dieses Mal sein?'

    Kaum war der Teppich zusammengerollt worden und das Ziel zum Greifen nah, wurde ihnen alles wieder aus den Händen gerissen.
    'Es war also doch zu einfach.' dachte er vor sich hin. Der Junge der die Apparatur begutachtet hatte und sich wunderte, was nun passieren würde, fiel haltlos auf den Boden. Sowohl der Junge mit dem schwarzen Hemd wie auch das Mädchen in weiß fingen an nach einem Arzt zu brüllen. Gut, die Möglichkeit hätte da sein können, war aber, wenn man logisch überlegte, verschwindend gering. Vor allem wenn man in Betracht zog, dass der Spieler, welcher sie gefangen hielt, so viele Nachforschungen angestellt haben musste. Da würde er nicht den grob fahrlässigen Fehler begehen, einen Arzt in einen Raum, in dem ein Gift sein verlängerter Arm war, zu lassen. Oder vielleicht war genau das was er wollte, das sie sich zusammen schlossen. Der Spieler war viel zu undurchsichtig als das Albrecht jetzt schon eine korrekte Aussage über seine Beweggründe machen konnte. Bis dato war der Spieler nur ein herzloser Bastard, der den Tod und so vieles mehr verdiente.
    Natürlich war niemand hier im Stande etwas über die Vergiftung des Jungens zu sagen. Brian - er hatte den Namen des Gärtners schon wieder vergessen - ging zu dem Jungen und tastete nach seinem Puls.
    "Scheint als wäre er nur bewusstlos. Die Wunde selbst ist auch nicht weiter gefährlich. Die Chancen stehen gut, dass er nur betäubt wurde"
    Das war ein schwacher Trost wie Albrecht fand. Einen Jungen die ganze Zeit durch die Gegend schleppen zu müssen würde die Überlebenschancen von allen drastisch verringern. Doch ihn zurückzulassen würde er nicht fordern können, die Jungen und Mädchen waren noch zu jung um zu verstehen.
    Statt also die Moral aller zu senken würde er versuchen einen Weg nach draußen zu finden, etwas was er eigentlich schon längst hätte machen sollen. Die vom Projektor aus gesehene linke hintere Ecke hatte er schon durchsucht, mit nun ja mäßigen Erfolg wie es sich jetzt herausgestellt hat.
    "Einer von euch untersucht bitte in eine der anderen Ecke nach. Ich übernehme die vordere Linke!" woraufhin er seinen alten Körper wieder in Bewegung setzte.