Beiträge von Terades

    Tag 30 – 12:17 Uhr – Gelände der Akademie – Krankenstation


    [Ryu]
    Irgendwie hatte er überhaupt keine Lust hier zu sein. Er fühlte sich gut, doch wurde ihm Ruhe verschrieben. Er machte das Beste aus der Situation und versuchte seine "neuen" Fähigkeiten zu testen. Doch das einzige, was er erreichte, war der Zorn einer Krankenschwester, die ein verbranntes Bett aus dem Raum schieben musste. Ryu hatte sich zwar entschuldigt, aber innerlich grinste er. Na ja vielleicht würde man ihn ja freiwillig rauswerfen, wenn sie sahen wie gut es ihm eigentlich schon ging. Nein. Eigentlich wartete er förmlich darauf. Er wollte raus hier, doch einfach gehen wollte er nicht. Früher hätte er es vielleicht so gemacht. Er wartete einfach bis der Arzt kommen würde, um ihn ein letztes Mal durchzuchecken.
    "Hoffentlich braucht er nicht zu lange..."

    Tag 30 - 12:06 - Speisesaal
    [Kazumi + Fumiko]
    Die beiden Mädchen hatten sich nur schnell frisch gemacht. Danach ging es für sie auch direkt zum Mittagessen. Als sie den Speisesaal betraten hatten sie förmlich schon das Gefühl das hier dicke Luft herrschte. Vermutlich lag es an dem Training von dem Kazumi natürlich nichts mitbekommen hatte. Fumiko hatte vollstes Verständnis für diese Methoden, auch wenn viele wohl diesen Gedanken nicht teilten. Beide schnappten sich ihr Essen und setzten sich, vollkommen unbewusst, an den selben Tisch.
    "Meinst du Ryu geht es bald wieder gut?"
    "Natürlich. Er hat einen starken Willen."
    Beide schienen immernoch mit den Erlebnissen beschäftigt zu sein. Den Rest der Mahlzeit schwiegen sie sich an.


    Tag 30 - 12:10 - Krankenstation
    [Ryu]
    Ryu war schon nach kurzer Zeit erwacht. Nach so langer Zeit hatte er endlich mal wieder einen traumlosen Schlaf. Keine quälenden Gedanken. Dennoch fühlte er sich leer. Er saß aufrecht im Bett und schien nur an die Wand zu starren. Noch immer versuchte er das erlebte zu verarbeiten. Der Fluch der Yami's. Erst nachdem er sich an seine Kindheit vollständig erinnerte, erinnerte er sich auch wieder an den Fluch. Seine Eltern hatten ihm davon erzählt, doch als Kind sind es für einen nur Geschichten. Aber diese Stimme die er hörte... die Stimme die sagte er solle das Schwert ziehen. Die Stimme sagte, sie wäre sein Ur-Großvater. Seine Eltern hatten damals von ihm erzählt. Der einzige in der Familie Yami, der das legendäre Schwert, aus den Tiefen des schwarzen Abgrunds ziehen konnte. Und jetzt konnte er es auch...zumindest auf der virtuellen Ebene. Vielleicht würde er es auch irgendwann beherrschen, doch bis dahin würden wohl noch viele Trainingsstunden in Land ziehen. Er hob langsam die Hand und lies die Luft um sie herum erhitzen. Das er jetzt wirklich dazu bereit war seine Kräfte einzusetzen... es schockierte ihn selber. Er akzeptierte sich selbst so wie er ist. Vielleicht würde er nun sein Potenzial voll ausschöpfen können.

    Der böse Ryu kam mit einem Kampfschrei auf ihn eingestürmt, doch diesmal schienen die Schläge gezielter. Immer wieder setzte er nach und Ryu wich den Schlägen so gut es ging aus. Wenn es die Gelegenheit erlaubte versuchte er auch ein paar Treffer auszuteilen, doch auch der böse Ryu war ziemlich flink. Der Kampf schien ausgeglichen. Die Mädchen konnten nur tatenlos zusehen.
    "Wir müssen doch etwas tun können Fumiko..."
    "Wenn du seinen Stolz verletzen willst bitte..."
    Fumiko schaute gelassen. Sie fing an zu lächeln.
    "...dieser Kampf ist längst entschieden."

    Ryu wich einem Schlag aus und packte dabei den Arm des Bösen. Er sah eine offene Stelle. Der Böse griff zu Aggressiv an. Er war durchschaubar. Ryu ruckte am Arm und trat dem Bösen dabei die Beine weg. Gerade als dieser noch in der Luft war holte Ryu aus und schlug ihm direkt in den Magen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht segelte er zu Boden. Ryu war immer noch fest entschlossen. Doch den Bösen schien das alles nicht sonderlich zu interessieren. Er stand auf und grinste nur.
    "Und nun Ryu? Werden wir nun 2 Seelen im ewigen Kampf um die Herrschaft dieses Körpers sein? Ich bin schon viel zu lange hier als das du mich loswerden könntest. Erinnerst du dich etwa nicht?"
    "Doch... mittlerweile weiß ich es wieder. Der Fluch der Yami's nicht wahr?"
    "Bist cleverer als du aussiehst, Ryu."
    Fumiko schaute skeptisch.
    "Ein Fluch...? Das ist doch Blödsinn. So etwas gibt es nicht."
    "Hast du ihnen etwa nichts davon erzählt, Ryu? Dem alten Fluch der Yami's..."
    "Das geht nur dich und mich was an..."
    Der Böse lachte.
    "Was willst du denn tun? Du hast nicht die Macht mich zu erledigen! Du kannst ja nicht einmal... DAS!"
    Plötzlich schoss ein Feuerball auf diesen zu und mit einem gewaltigen Knall schlug er auch bei Ryu ein. Erst als sich der Rauch verzogen hatte sah man Ryu... unbeschadet und geschützt durch ein Schild aus Flammen.
    "Aber ich dachte..."
    "Falsch gedacht... denn ich bin nicht mehr der schwache Ryu, den du kanntest."
    Es war, als würde sich die Luft selbst um Ryu herum entzünden. Wabernde Schwaden umwogten ihn und ließen die Hitze erahnen, die sich gerade um ihn entwickelte.
    "Und du scheinst etwas vergessen zu haben. Dies ist nicht deine Welt... sondern meine."
    Ein schmales Grinsen zeigte sich auf Ryu's Gesicht bevor sich plötzlich ein Flammensturm entfesselte. Die Mädchen mussten sich festhalten, um nicht mitgerissen zu werden. Aus dem Auge des Sturms dröhnte Ryu's Stimme wie aus allen Richtungen.
    "Gleich wirst du spüren, was es bedeutet über Jahre angestaute Wut zu entfesseln... VERBRENNE!"
    Dadurch, das es nicht die Realität war, waren Ryu's Kräfte auch untrainiert zu gewaltigem Ausmaß fähig. Bevor er zu so etwas in der Realität fähig sein war, würde wohl noch einige Zeit vergehen. Der Flammensturm raste unaufhaltsam durch die Gegend und riss den schreienden Bösen mit sich. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit ebbte der Sturm ab und die Sicht klarte wieder auf. Der Böse stand auf wackeligen Beinen vor Ryu. Ryu selbst war auch erschöpft. Er atmete schwer. Dieser Angriff hatte viel Kraft gekostet.
    "Du solltest verschwinden... endgültig."
    Der böse Ryu fasste sich ins Gesicht und fing an zu lachen. Immer lauter und... immer verrückter. Bis er anfing zu sprechen. Seine Stimme verhieß nichts gutes.
    "Du begreifst es nicht oder? Es ist zu spät! Du kannst mich nicht mehr verbannen, so wie es dein Vater damals mit mir tat..."
    Plötzlich konnte man sehen wie sich der Körper des Bösen regenerierte. Ryu zuckte zurück.
    "Das... Das kann nicht sein!"
    Mit einem Mal schnellte der Böse hervor und schlug Ryu mit voller Kraft ins Gesicht. Dieser segelte unsanft zu Boden.
    "Meine Kraft ist unendlich, denn ich beziehe sie aus der Dunkelheit. Deine hingegen... ist vergänglich... so wie dein kümmerliches Leben. Du wirst genauso Enden wie dein Onkel. Als mein williger Sklave. Und jetzt... gib auf!"
    Plötzlich schien Ryu's Körper zu leuchten. Ein leichtes Glimmen.
    "Was..."
    Ryu stütze sich aus dem Liegen auf die Hände und wirbelte mit den Beinen im Kreis. Damit zog er dem bösen die Beine weg und brachte sich gekonnt wieder in den Stand. Ryu wischte sich das Blut vom Mundwinkel und schaute böse auf ihn herab.
    "Du hast nur eins vergessen... ich bin nicht mehr alleine."
    Die Mädchen standen hinter ihm und stärkten ihn mit ihren Fähigkeiten. Ryu fühlte es. Es war als wären sie alle eins. Wie eine Symbiose. War es das was die Lehrer herbeiführen wollten? Plötzlich war ihm als würde er eine Stimme hören. Eine Stimme aus ferner Vergangenheit. Der Böse rappelte sich wieder aus und stand vor Ryu.
    "Und dennoch... hast du keine Möglichkeit mich loszuwerden."
    Ryu schien zu Grinsen.
    "Nicht ganz richtig..."
    Ryu schien mit seinen Händen einen flammenden Kreis zu erzeugen. In dessen Inneren schienen schwarze Flammen zu lodern.
    "Mit diesem alten Trick? Der einzige, der es je geschafft hat, ist schon seit Jahrzehnten tot. Nur er war mächtig genug!"
    Ryu griff in die lodernden Flammen und schien an etwas zu ziehen. Über Gedanken teilte er den Mädchen mit das er sie noch mehr brauchte als je zuvor... und sie halfen ihm nur zu gerne. Der Böse bekam plötzlich Panik Er sprang auf Ryu zu, doch wurde er von einer Kinetik-Kugel zu Seite gerissen. Auch Mae hatte sich mit eingeschaltet.
    "Ryu! Ich weiß du kannst es schaffen. Zieh es!"
    Ryu packte mit der zweiten Hand ebenfalls in die lodernden Flammen. Fumiko hatte währenddessen reagiert und einen Kinetik-Schild zusammen mit Mae aufgebaut. Dem Bösen waren die Hände gebunden.
    "Ich warne dich, du Bastard! Wenn du das tust werde ich deine ganze Familie heimsuchen. Selbst deine Enkel werden noch Leiden!"
    Mit einem gewaltigen Schrei riss Ryu plötzlich ein in schwarzen Flammen gehülltes Katana, aus dem lodernden Gerüst. Die Erschöpfung war seinem Gesicht anzusehen, doch er grinste. Sein Atem ging schwer. Das Schwert hielt er Kampfbereit.
    "Das.. kann nicht sein!"
    "Dein Ende du Bastard! STIRB!"
    Ryu fetzte mit dem Schwert nach vorne und teilte den Bösen in zwei Hälften. Dieser konnte nichts tun. Die Oberhälfte des Körpers landete auf dem Boden. Langsam lösten sich beide Teile in schwarzen Schleim auf.
    "Du dreckiger Bastard! Ich verfluche dich! Auf ewig sollst du verflucht sein....AAAAAAAAARGH!"
    Der Böse zerfloss und Ryu ließ sofort das Schwert los, das dann auch wieder schnell verschwand.
    "Zu spät... meine Familie ist schon verflucht."
    Endlich war es geschafft. Das Böse in seinem Inneren war vernichtet. Der dunkle Schatten, der jeden des Yami-Clans einmal heimsuchte. Er hatte es geschafft, obwohl es längst zu spät war. Und er hatte etwas gelernt. Das man alleine stark sein kann, wie mächtig man auch sei... aber alleine ist man verloren. Die Verbindung der drei löste sich und die Mädchen kamen zu ihm gelaufen. Beide Mädchen waren wirklich froh das alles vorbei war, doch nur eine stand abseits. Mae schaute trübsinnig in die Ferne der verbrannten Gegend. Ryu wendete sich von den Mädchen ab und ging zu ihr.
    "Du weißt das es jetzt Zeit ist, Mae... aber ich danke dir... du hast mir das Leben gerettet."
    "Ryu...es tut mir Leid...was ich dir angetan habe war unverzeihlich."
    "Es ist aber verziehen, Mae."
    Er nahm sie in den Arm und schaute dann in die selbe Richtung wie sie.
    "Merkwürdig oder? Auf bizarre Art ist dieser Ort wirklich wunderschön..."
    Er wollte sie noch ansehen, aber da löste sie sich auch schon auf. Sie hatte ein Lächeln auf dem Gesicht. Eine Trauer überkam ihn und er fühlte das ein wichtiger Teil nun fort wahr. Aber er war auch glücklich das sie jetzt bei seinen Eltern war. Als die Mädchen bei ihm ankamen war Mae schon verschwunden.
    "Wo ist den Mae hin?"
    "Sie ist jetzt da wo sie hingehört... bei meinen Eltern."
    "Aber endlich ergibt es alles einen Sinn! Ein Fluch der auf eurer Familie liegt. Der hat das alles verursacht."
    "Ja aber das erzähle ich euch ein anderes Mal. Wir sollten wirklich..."
    Er versuchte sich zu bewegen, doch fiel er nach vorne weg. Kazumi fing ihn gerade noch so auf. Erst dachten sie das es etwas schlimmes wäre, doch ein Lächeln, das Ryu so selten Zeigte, lag auf seinen Lippen. Er war einfach nur erschöpft. Es war Zeit zu gehen.

    Tag 30 - 10:45 Uhr - Ryu's Welt


    Noch immer versuchte er die Gedanken zu sammeln. Der Schmerz von vielen Jahren hatte sich mit einem Mal entladen und er fühlte sich schwach. 'Ist es das was man empfindet, wenn man stirbt?' Ryu versuchte sich zusammen zu reißen. Er kämpfte sich hoch und konnte gerade so stehen. Der Andere kam grinsend und siegessicher auf ihn zu.
    "Siehst du Ryu... ich sagte dir ja... Wir werden gute Freunde."
    Er richtete beide Hände auf Ryu und es schien als würden wellenförmige Ströme auf Ryu treffen. Es war ein widerliches Gefühl. Doch konnte er nicht lange darüber nachdenken denn ihm schwanden die Sinne und alles verstummte um ihn herum.


    Der Andere war plötzlich verschwunden und nur Ryu stand da. Das böse Grinsen ließ leider nicht viel gutes erahnen. Der Andere hatte es geschafft und sich seinem Körper bemächtigt. Die Flammenwand verschwand vor den Mädchen und Ryu kam langsam auf sie zu.
    "Macht euch keine Vorwürfe Mädchen... ihr konntet nicht gewinnen."
    "Ryu...Nein..."
    Kazumi fiel auf die Knie und Tränen kullerten aus ihren Augen. Fumiko konnte nur fassungslos da stehen. Sie konnte und wollte nicht realisieren, das alle Mühe umsonst war.


    [Der innere Konflikt]
    Als Ryu wieder denken konnte war er ein Gefangener seiner selbst. Der andere hatte es geschafft. Alle Hoffnungen schwanden. War es das? Vermutlich. Verzweiflung und Schmerz war alles was er noch spürte. Die Finsternis hatte ihn umschlossen. Ewige Dunkelheit. Doch plötzlich erschienen vor ihm Lichter. Wie Fackeln in der ewigen Dunkelheit. Er war Neugierig und schwebte zu ihnen rüber. Dort sah er seine Schuld und seine Kindheit.
    "Was wollt ihr hier? Es ist doch schon alles vorbei. Ich habe versagt."
    Kindheit: "Ryu...niemand gibt dir die Schuld daran. Jemand anderes hätte es vermutlich nicht einmal überlebt wenn der Schmerz von vielen Jahren auf ihn einwirkt."
    "Na und? Trotzdem hat er die Macht... ich bin nicht stark genug. Ich habe alles verloren!"
    Vater: "Und jetzt willst du in Selbstmitleid ertrinken? So wie du es viele Jahre getan hast? Du musst akzeptieren wer und was du bist. Dann kannst du ihn besiegen!"
    "Aber wie? Ich bin hier gefangen."
    Mutter: "Du musst uns akzeptieren. Deine Schuld... und deine Kindheit. Niemand kann Erwachsen werden, wenn er seine Kindheit nicht verarbeitet."
    "Ich weiß nicht ob ich das kann... Es ist..."
    Vater: "Ryu... es war nicht deine Schuld. Er hat dich benutzt. Meinst du nicht...Es ist Zeit für eine Revanche?"
    Ryu fing an zu Lächeln.
    "Ich denke du hast Recht."


    [Ryu's Welt]
    Der Böse in Ryu's Form stand nun direkt bei Kazumi. Sein böses Grinsen ließ schlimmes erahnen.
    "Tja, kleine Kazumi... jetzt wirst du leider... sterben."
    Er holte aus und schlug mit voller Wucht zu. Doch wie von Geisterhand blieb die Faust direkt vor ihrem Gesicht stehen.
    "Was zum..."
    Plötzlich zuckte er weg. Der Körper wankte hin und her.
    "Verschwinde! Du... gib endlich auf!"
    Plötzlich schien er zu würgen. Eine ekelhafte, schwarze Flüssigkeit landete auf dem Boden und formte sich schon bald wieder zu dem Bösen, das sie vorhin gesehen hatten.
    "Was... Was zur Hölle hast du getan? Wie hast du? Du dreckiger Bastard! Dann werde ich dich halt wieder fertigmachen, bis du endlich aufgibst."
    "Ryu! Du hast es geschafft."
    Eine seltsamer Anblick eröffnete sich für die Mädchen. Ryu stand ruhig und gelassen da. Die Entschlossenheit konnte man ihm ansehen und die Wut brannte nur in seinen Augen. Er brachte sich in Kampfposition.
    "Dann komm schon. Versüße mir den Tag."
    Voller Zorn kam der Angriff des Bösen. Mit der Faust schlug er nach Ryu's Gesicht, doch fing Ryu den Schlag sofort mit der flachen Hand ab. Zur großen Verwunderung des Bösen, denn dieser hatte nicht damit gerechnet das sein Geist nun so stark war. Doch bevor er lange darüber nachdenken konnte hatte Ryu ihn an der gefangenen Faust herangezogen und seine rechte in die Magengrube des Bösen vergraben. Dieser wurde durch den Druck des Schlages etwas zurückgeworfen. Röchelnd kam er wieder hoch. Er grinste.
    "Nicht schlecht... Dann eben auf die harte Tour."
    "Komm nur her..."
    Der Böse wusste es nicht, aber seine letzte Stunde hatte schon lange geschlagen.

    Tag 30 - 10:43 - Ryu's Welt


    Erst war vor ihnen nichts zu vernehmen. Gähnende Leere und tiefes Schwarz. Sie waren einige Schritte gegangen, doch wohin sie gingen wussten sie eigentlich nicht. Sie folgten nur dem kleinen Mädchen, das scheinbar genau wusste wo sie hin wollte. Mit einem Mal schien es Wellen zu schlagen! Plötzlich war es als würden von allen Seiten schmerzvolle Schreie ertönen. Alle drei musste sich, durch das Dröhnen, die Ohren zuhalten. Ein beängstigendes Gefühl überkam sie und plötzlich meldete sich eine gewaltige, zornerfüllte Stimme zu Wort.
    "Was wollt ihr hier? Wollt ihr mich verspotten? Wisst ihr eigentlich, was es bedeutet etwas wie Schmerz zu unterdrücken?"
    Die Stimmen um sie herum legten sich etwas. Es wurde wieder leiser und die Mädchen konnten endlich die Hände von den Ohren nehmen. Fumiko meldete sich zuerst zu Wort.
    "Nein, das wissen wir nicht... aber wir sind hier, um es Rückgängig zu machen."
    Wie ein glimmendes Licht schien plötzlich eine kleine Flamme vor ihnen zu schweben.
    "Ihr habt keine Ahnung, was dieses kleine Mädchen dem Jungen damit antut. Ihr wisst nicht was passiert, wenn der Schmerz von mehreren Jahren auf einmal auf ihn einschlägt. Es wird für ihn fast dasselbe sein, als würde man jemanden in nur einer Sekunde, den Sinn des Universums vermitteln."
    "Ich bin immer noch der Meinung, das ich ihm einen Gefallen getan habe!"
    "Ach wirklich? Ob du immer noch so darüber denkst, wenn er vor dir zusammenbricht, kleines Ding?"
    "Ich..."
    Das kleine Mädchen senkte traurig den Kopf. Kazumi legte ihr sanft die Hand auf die Schulter.
    "Du wolltest nur sein bestes, Mae... genau wie du es jetzt willst. Aber du solltest auch zu deinem Fehler stehen. Wir können nur hoffen, das unser Plan funktioniert."
    "Dann solltet ihr euch beeilen, denn ich werde mich jetzt auf den Weg machen. Nichts wird mich aufhalten können und ihr wisst am besten was uns erwartet."
    Alle Mädchen nickten. Dann öffnete Mae sogleich einen der Reisestrudel.
    "Ich wünsche euch viel Glück..."
    Schon raste die Flamme davon. Direkt vor dem steinernen Tor stand grinsend "der Andere". Die Flamme schoss an ihm vorbei in Richtung Ryu.
    "Es ist soweit..."


    Schon nach kurzer Zeit waren die Mädchen alle bei Ryu. Sie standen etwas fernab von ihm.
    "Schaut, da ist er!" rief Kazumi und lief los, doch weit kam sie nicht.
    Kurz vor den Mädchen erschien eine riesige Flammenwand, die sich um Ryu und den plötzlich aufgetauchten Bösen schloss. Grinsend schaute er zu den Mädchen.
    "Es ist vorbei... ihr habt verloren."
    "Lass ihn in Ruhe oder..."
    "...oder was? Ihr habt hier keine Macht. Das ist mein Reich."
    Schon kam die kleine Flamme angeschossen. Sie raste direkt auf Ryu zu. Mit einem wahnsinnigen Druck schoss sie auf ihn ein. Die Druckwelle ließ selbst den Bösen zurückweichen. Ryu schrie vor Schmerz. Sein Körper glimmte. Seine Schreie schienen immer lauter, bis er plötzlich in einem Licht aufging. Als es verschwand, war auch der Stuhl verschwunden, an den er gebunden war. Er saß auf Knien vor dem anderen. Er schien immer noch zu schreien, doch bekam er keinen Ton mehr raus. Vor Schmerz kippte er nach vorne auf den Boden. Der Böse ging grinsend zu ihm rüber. Die Mädchen konnten nur tatenlos zusehen.


    [In der Realität]
    Ryu's Diagramme schossen plötzlich in die Höhe und sein Körper schien zu zucken. Es brauchte mehrere Helfer in ruhig zu halten. Es war eindeutig, der Kampf hatte begonnen.

    Tag 30 - 10:41 - Ryu's Welt


    [Der Andere]
    "Verdammte Göre..."
    Er stampfte wütend in der Einöde herum.
    "Na ja immerhin ist sie berechenbar. Jetzt wird sie die Mädchen zu der Tür führen und vermutlich den "Schmerz" freilassen. Das wird meine Gelegenheit..."
    Mit einem verschmitztem Lächeln löste er sich in flammenden Wolken auf.


    [Kazumi und Fumiko]
    "Du bist also die 3. Person in seinem Geist?"
    "Ja, das ist richtig."
    "Aber wir haben gesehen wie du gestorben bist."
    "Mein Körper ist gestorben ja... aber Ryu konnte nicht loslassen. Er hat meinen Geist in sich aufgenommen. Er wollte mich nicht auch noch verlieren. Doch über die Zeit... hat er mich auch leider vergessen..."
    "Weil er seine Kindheit vergessen hatte?"
    "Zum Teil ist sein Zustand sogar meine Schuld... doch nun kann er mit eurer Hilfe sich selbst retten!"
    Kazumi schaute bedrückt.
    "Dazu müssen wir seinen "Schmerz" finden... er war nicht wo er sein sollte."
    "Ich weiß aber wo er ist!"
    Beide schauen das Mädchen an.
    "Du warst es oder? Du hast seinen "Schmerz" versteckt."
    "Ja, es war zu seinem Schutz. Aber nur durch mich ist er jetzt wie er ist. Er spürt nur noch den körperlichen Schmerz...aber den geistigen...dazu zählt auch Reue... Schmerz den er anderen zugefügt hat..."
    Fumiko schaute sie ohne Ausdruck an.
    "Das heißt im Klartext, wenn wir seinen "Schmerz" finden und freisetzen wird er durch die Ereignisse vor einigen Tagen..."
    "...extrem instabil..."
    "Eine Lücke... die andere ausnutzen könnten."
    "Aber wenn wir es nicht tun... wird er ewig diesen Zustand weiterleben."
    "Nein...nur bis der andere einen anderen Weg gefunden hat. Es gibt hier eine Tür, die ich errichtet habe damit der andere keine Gelegenheit hat,. den Schmerz frei zusetzen. Doch vor kurzem bekam sie einen Sprung..."
    "Es... passierte an "jenem" Tag als mein Bruder starb, oder?"
    "Ja."
    "Die Lage scheint so aussichtslos..."
    "Es gibt nur eine Möglichkeit ihn vielleicht zu retten..."
    "Seine Kindheit und seine Schuld..."
    "Genau. Aber ob er sie akzeptieren wird ist die Frage. Wenn wir seinen Schmerz zu ihm bringen, werden wir nicht viel Zeit haben. "Der Andere" wird alles unternehmen, um uns aufzuhalten. Ihr werdet dabei entscheidend sein, ob er es schafft sie zu akzeptieren oder nicht. Der "Schmerz" wird leicht sein, denn er sucht sich seinen Weg selbst."
    "Haben wir denn eine Wahl, wenn wir ihm helfen wollen?"
    "Nein."
    "Dann werden wir es tun..." sagte Kazumi nun.
    "Und wenn ich Himmel und Hölle in Bewegung setzen muss!"
    Mae grinste sanft. Dann nahm sie die Hände der beiden.
    "Dann haltet euch mal..."
    Sie beendete den Satz nicht und schon nach kurzer Zeit standen sie vor dem riesigen steinernen Tor.



    "Mein Gott ist das groß"
    "Wenn man so etwas wie "Schmerz" Wegsperren will kann man leider nicht einfach ein Schloss vor die Tür hängen. Doch eigentlich ist dieses Tor nur so wie Ryu sich es vorstellt."
    Das kleine Mädchen schaute die beiden ernst an.
    "Seid ihr wirklich bereit diesen Schritt zu gehen?"
    Beide hatten ein mulmiges Gefühl, doch nickten sie. Die kleine öffnete mit einigen Worten das Tor und mit zaghaften Schritten betraten sie es.

    Tag 30 - 10:40 - Ryu's Welt


    [Ryu]
    "Du kannst mir antun was immer du willst, ich werde nicht zulassen, das du meinen Körper übernimmst."
    "Du bist viel zu schwach um mich aufzuhalten...und schon bald...ist der Zeitpunkt gekommen an dem du ja sagen wirst..."

    Ryu grinste.
    "Du wirst mich nie dazu bringen..."
    "Oh, das weiß ich, mein Freund. Dir kann ich antun was ich will und dennoch wirst du nicht nachgeben, weil diese dumme Göre deinen "Schmerz" versteckt hält. Wäre sie nicht gewesen hätte ich dich schon viel früher überzeugen können. Erst als dieser Typ deine Albträume freisetzen wollte hat "die Tür" einen Sprung bekommen und ich konnte endlich... zumindest für eine kurze Zeit... deinen Körper übernehmen."
    "Aber mein Wille war immer noch zu stark als das du mich unterdrücken könntest."
    "Deiner Ja... aber...."
    Der böse blickte Ryu fies grinsend an.
    "...ist der deiner kleinen Freundinnen genauso stark?"
    "Lass deine Finger von ihnen oder ich zerreiße dich in der Luft!"
    Sein Puls schoss in die Höhe und er versuchte mit aller Gewalt die Fesseln zu lösen, doch war er nicht stark genug.
    "Bis dann, mein Freund."
    Ryu blieb verzweifelt zurück.


    [Kazumi und Fumiko]
    Erst nach einer ganzen Weile löste sich der Wirbel auf und sie landeten unsanft im Dreck. Eine vollkommen bizarre und fürchterliche Welt erstreckte sich vor ihnen. Hitze schlug ihnen ins Gesicht. Es roch nach verbanntem Holz und Lavaflüsse zogen sich durch die Ebenen. Ein wirklich gruseliger Anblick.


    "So sieht es in seinem inneren aus? Das ist ja furchtbar..."
    "Es zeigt aber auch das eine ungeahnte Kraft in ihm schlummert. Wenn er sie nur kontrollieren könnte..."


    Plötzlich riss Kazumi die Augen auf.
    "Da hinten liegt Ryu! Los wir müssen zu ihm!"
    Sofort liefen die beiden los. Er lag nur wenige Meter von ihnen weg, in den Ruinen eines Hauses.
    Kazumi lies sich, mit den Knien neben ihm, in den Dreck fallen und schüttelte ihn.
    "Ryu wach auf! Komm schon... du kannst nicht einfach hier rumliegen... Komm, wach schon auf!"
    "Was zur Hölle..."
    Er öffnete langsam die Augen und sah die beiden Mädchen.
    "Wo sind wir...?"
    "Wir sind in deinem Kopf... zumindest theoretisch..."
    Er rappelte sich auf und hielt sich den Schädel. Er schaute sich etwas um.
    "Na ja, wenigstens die Temperatur ist angenehm."
    Fumiko seufzte.
    "Vielleicht sollten wir uns auf den Weg machen... sag mal Ryu... wie bist du ihm eigentlich entkommen?"
    "Ich habe mit meinen Waffen den Arm getroffen und er ließ mich los. Kurz darauf saß Kazumi neben mir. Mehr weiß ich nicht. Aber ich muss dir Recht geben. Wir sollten diesen Schuft jetzt wirklich suchen."
    Fumiko blieb kurz stehen. Sie wurde misstrauisch. Irgendetwas war Faul. Hatte er gerade Schuft gesagt?
    "Ja... das sollten wir vielleicht."
    "Ich brauch noch kurz nen Moment. Ich komm gleich nach. Dieser Ort kommt mir irgendwie bekannt vor. Vielleicht erinnere ich mich wo er ist."
    Kazumi stand die ganzen Zeit neben Ryu und schien ihn anzuhimmeln. Sie war wirklich froh das es ihm wohl gut ging.
    "Kann ich nicht bei dir..."
    Fumiko zog sie am Ärmel weg.
    "Komm mit..."
    "Aber ich..."
    Fumiko schaute sie flehend an.
    "Bitte..."
    Jetzt wurde auch Kazumi etwas komisch. Irgendetwas war nicht richtig. War Ryu freundlicher? Warum hatte er sie nicht angemacht oder so.
    Sie gingen etwas vor.
    "Hast du es auch gemerkt?"
    "Ja ich habe etwas gemerkt... das du Ryu nicht vertraust."
    "Nein, das tue ich durchaus nicht! Immerhin hat er meinen Bruder getötet."
    "Das war nicht er!"
    "Indirekt schon..."
    Sie waren einige Schritte gegangen und standen plötzlich vor einer Klippe. An ihrem Grund war brodelnde Lava.
    "Ich weiß, das in Ryu ein guter Kern ist. Wir müssen ihm helfen!"
    "Merkst du es nicht... das ist nicht Ryu..."
    Sie hatte ja schon Zweifel, aber sie wollte das es nicht so war.
    "Natürlich ist er das! Du hast ihn doch..."
    "Gute Nacht, Lady's!"
    Plötzlich bekamen beide einen Stoß von hinten und stürzten in die Tiefe. Als sich beide im Fall drehten sahen sie Ryu mit einem bösen, grinsendem Gesicht an der Klippe stehen.


    Sie glaubten sich beide schon tot. Unaufhörlich rasten sie auf die Lava zu. Doch plötzlich schien es als würde sich ihr Fall verlangsamen. Eine wabernde Kugel bildete sich um sie und schien sie wieder nach oben zu tragen.
    "Was zum...?"
    Der böse Ryu schien wieder verschwunden. Stattdessen stand ein kleines Mädchen vor ihnen. Sie hatte Ansätze von Ryu's Gesichtszügen. Vorsichtig setzte sie die beiden wieder in Sicherheit ab und löste die Kugel auf. Das kleine Mädchen schien zu lächeln.
    "Hallo ich bin Mae Yami. Schön euch kennenzulernen."

    Tag 30 - 10:35 Uhr - Ryu's Welt


    Nachdem nun auch Ryu's "Schuld" sich aufgelöst hatte und ihnen folgte war ein weiterer Teil geschafft. Doch Fumiko sah wieder einmal nachdenklich aus.
    "Hmm... Irgendwie habe ich das Gefühl, das noch früher etwas passiert ist..."
    "Was meinst du damit?"
    "Zum Beispiel... wer oder was ist diese "böse" Persönlichkeit? Und wo kam sie her?"
    Kazumi sah nun auch nachdenklich aus.
    "Ob es eine Art Dämon sein könnte?"
    "Blödsinn...es gibt keine logische Erklärung für Dämonen. Das ist nur eine Erfindung um Einfältigen Angst zu machen."
    Obwohl sie dies sagte, hatte sie dennoch ein mulmiges Gefühl. Schon nach kurzer Zeit öffnete sich vor ihnen ein Wirbel.
    "Was uns wohl als nächstes erwartet..."
    "Sein Schmerz."
    Die Mädchen betraten gemeinsam den Wirbel.


    Schon kurz nachdem sie den Wirbel betraten, wurden sie auf einer anderen Ebene wieder abgesetzt. Um sie herum war alles schwarz, bis sich langsam wieder Bilder zeigten. Sie standen in einem Krankenzimmer. Der kleine Ryu sah dünner aus und wirkte müde. Vor ihm saß eine besorgte Krankenschwester.
    Krankenschwester: "Du musst was Essen, Ryu. Damit du wieder zu Kräften kommst."
    Der Junge schüttelte den Kopf.
    Krankenschwester: "Konntest du denn wenigstens schlafen?"
    Der junge schüttelte wieder nur den Kopf.
    Schon jetzt konnte man erkennen das sich in seinem inneren etwas abspielte. Für Fumiko war es nicht verwunderlich, wie der Junge reagierte. Nachdem, was er erlebt hatte, war es nur verständlich. Doch was hatte diese Situation mit seinem Schmerz zu tun? Plötzlich lief die Zeit schneller. Die Uhr im Zimmer lief erst bei Mitternacht normal weiter. Vor Ryu stand eine Art Schatten. Die Augen leuchteten rot.
    "Komm schon Ryu... lass uns wieder Freunde sein. Wir hatten doch so eine schöne Zeit, oder nicht?"
    Der Junge blickte böse. Statt Angst zu haben war nur tiefster Zorn in seinen Augen zu sehen.
    "Hast du nicht gesehen wozu du in der Lage bist? Uns könnte die Welt gehören! Wäre das nicht wunderbar? Komm schon, lass uns deine Fähigkeiten nutzen!"
    "Nein...ich...ich bin kein FREAK! Ich habe keine Fähigkeiten! Lass mich in Ruhe! Verschwinde endlich..."
    Ein böses Grinsen schien sich auf dem Schatten zu zeigen.
    "Irgendwann wirst du ja sagen, kleiner Ryu. Und bis dahin..."
    Der Schatten schien in den Jungen hineinzufahren. Man konnte den Schmerz und die Verzweiflung in seinen Augen sehen, doch konnte er nichts dagegen tun. Noch einmal erklang die Stimme:
    "...werde ich warten..."
    Der kleine Ryu fing leise an zu weinen. Er war zu schwach, um etwas gegen ihn zu tun. Doch plötzlich riss der Junge die Augen auf. Etwas schien mit ihm zu sprechen oder jemand, doch niemand war im Raum. Doch für die beiden Mädchen war eine Stimme zu hören. Es war nicht erkennbar wer oder was es war, doch war sie zu hören.
    "Ryu...willst du stark werden? Dann kann ich dir helfen....helfen den "Schmerz" zu vergessen. Willst du das?"
    "Ja...ich möchte stark sein."
    "Gut..."
    Kurz riss der Junge die Augen auf, bis er erschöpft einschlief. Die Zeit ging wieder schneller und es war morgens. Die Krankenschwester stand lächelnd neben dem Bett. Der kleine Junge war gerade beim Frühstück.
    Krankenschwester: "Ich freue mich das du zu Sinnen gekommen bist."
    Das Bild verschwamm und sie standen wieder im schwarzen Raum, doch diesmal geschah nichts. Sie warteten noch eine Weile... doch nichts.
    "Sollte sich nicht jetzt sein "Schmerz" zeigen?"
    "Hmm... sein Schmerz scheint nicht hier zu sein..."
    "Aber warum wurden wir dann hergebracht?"
    "Weil wir das sehen sollten... vielleicht..."
    Fumiko tippte mit dem Zeigefinger an ihr Kinn.
    "...weiß die "3. Person" wo sein "Schmerz" ist? Ich denke, sie ist es die ihn unterdrückt."
    "Aber wo sollen wir anfangen zu suchen?"
    "Das werden wir wohl schon bald sehen..."
    Wieder öffnete sich ein Wirbel, doch diesmal schien er anders. Schon beim hinein blicken schlugen ihnen heiße Schwaden ins Gesicht. Er war alles andere als einladend, doch gingen beide Mädchen darauf zu.

    Tag 30 - 10:30 Uhr - Ryu's Welt

    "Dazu müssen wir Ryu erst einmal finden..."
    sprach Fumiko gerade heraus. "Wir wissen ja nicht einmal wo wir jetzt sind."
    "Ihr seid da wo ihr sein müsst. Jemand wollte euch dies Zeigen, doch ist es nicht Ryu."
    "Wer ist es dann?"
    "Das werdet ihr schon bald erfahren. Ich werde euch folgen, auch wenn ihr mich nicht sehen werdet. Doch ich muss euch beide warnen. Es gibt noch zwei weitere, die Ryu versucht zu vergessen. Auch diese müsst ihr zu ihm bringen. Es ist die "Schuld" die er sich aufbürdet und der Schmerz, den er unterdrückt. Viel Glück..."


    Kurz darauf schien sich der Junge aufzulösen und um die beiden Mädchen herum wurde alles Schwarz.
    "Aber wie sollen wir sie in dieser Dunkelheit..."
    Sie konnte den Satz nicht vollenden, denn schon kurz darauf wurden sie von einem wirbelndem Strudel, wie der durch den sie her gelangten, erfasst und an einem anderen Ende wieder abgesetzt. Kazumi hielt sich die Hand vor den Mund und versuchte Übelkeit zu unterdrücken.
    "Es gibt wirklich bequemere Wege zu Reisen..."
    Wieder einmal formten sich Bilder vor ihnen. Sie erlebten sie wieder Hautnah.
    Sie standen in einem dunklen Zimmer. Es war wohl das eines Kindes. Im Bett lag ein kleiner Junge, es war wohl Ryu. Es war still und im Haus schienen alle zu schlafen. Plötzlich setzte sich der Junge auf. Es war als wäre er wach und wäre es zu gleich doch nicht. Seine Augen schienen leer. Fast wie grau. Und dieser Blick... es war derselbe, wie an jenem Tag, als er die beiden Jungen tötete.
    Wie in Trance stand er auf und verließ das Zimmer. Die beiden Mädchen folgten ihm. Der kleine Junge stand nun im Zimmer seiner Eltern. Beide schienen zu schlafen. Der Junge stand vor dem Bett, stumm und ausdruckslos. Seine Mutter schien zu erwachen. Sie schaute zu dem Jungen.


    Mutter: "Ryu... was machst du hier?"
    Der Junge hob die Hand und richtete sie auf das Bett.
    Mutter: "Ryu?"
    Plötzlich entbrannte ein Feuersturm im Zimmer! Alles stand in Flammen und die Schreie der Eltern waren zu hören. Danach schienen im ganzen Haus Funken zu sprießen. Überall entstanden Feuer. Als sie den Jungen wieder ansahen schien er einen innerlichen Konflikt zu führen. Er war wie hin und her gerissen, bis plötzlich sein Blick klarer wurde.
    "Nein...Mama... Papa..." Es liefen Tränen seine Wangen herunter. Doch plötzlich sprintete der Junge los. Er schien in ein anderes Zimmer zu wollen. Wieder folgten die Mädchen. Diesmal erreichten sie die Szene, die sie schon zuvor gesehen hatten. Der kleine Junge hatte vermutlich seine Schwester im Arm. Tränen liefen seine Wangen hinunter. Doch diesmal schien die Szene weiter zugehen. Eine Frau stürmte durch die Zimmertür. Erst nach einer Weile erkannten die Mädchen wer es war. Die Schulleiterin Amasowa. Als sie den Jungen mitgenommen hatte, endete die Szene.


    Die Mädchen standen wieder im leeren Raum. Wieder erschien ein Lichtstrahl in dem diesmal Ryu's Eltern standen. Sie lächelten die beiden Mädchen freundlich an.
    Mutter: "Ich finde es wirklich bemerkenswert, was ihr für unseren Sohn tut. Er ist eigentlich kein schlimmer Junge..."
    Die Mädchen schauten die beiden verwirrt an. Der Vater fing an zu lachen.
    Vater: "Keine Sorge, wir sind nicht wirklich seine Eltern. Wir sind nur das, was seine "Schuld" symbolisiert."
    "Ich hatte mich schon gewundert... da seine "Kindheit" ja nur von 3 Individuen sprach."
    Vater: "Hmm... auch ich würde gern wissen wer diese 3te Person ist..."
    "Ihr wisst es nicht?"
    Mutter: "Nein... aber wir wissen das sie wichtig für Ryu ist."
    Vater: "Naja... wir müssen euch wohl nicht mehr viel erklären..."
    "Es ist klar, warum ihr seine Schuld symbolisiert..."
    Mutter: "Cleveres Mädchen... Du wärst echt eine tolle Freundin für meinen Sohn."
    Fumiko's Wangen röteten sich und sie drehte das Gesicht weg.
    "Ich und dieser Gewaltverbrecher... sicherlich nicht."
    "Genau!" warf Kazumi geschockt ein.
    "Es ist... also..."
    Sie tippte mit den Zeigefingern schüchtern zusammen.
    Mutter: "Süß...na ja... wir wünschen euch noch viel Glück."
    "Ich hab aber noch Fragen..."
    "Die werden sicherlich bald gelöst..."
    Schon kurz drauf waren die beiden verschwunden. Fumiko sah wieder nachdenklich aus.
    "Dann müssen wir jetzt nur noch sehen, warum er seinen Schmerz unterdrückt. Dann werden wohl alle Puzzleteile zusammengesetzt..."

    Tag 30 - 10:25 Uhr - Ryu's Welt


    [Ryu]
    Wieder traf ein Schlag sein Gesicht und obwohl es nur virtuell war schien er es zu spüren.
    "Warum erledigst du mich nicht einfach...du hast mich doch wo du wolltest."
    Der böse Ryu fing an zu lachen.
    "Du bist so Naiv...Tot wärst du wertlos, mein Freund."
    "Das Thema hatten wir schon... Ich bin nicht..."
    "Oh, ich denke wir werden uns bald super verstehen. Aber vorher..."
    Der Böse trat Ryu voll ins Gesicht.
    "...werde ich mit dir meinen Spaß haben."


    [Kazumi und Fumiko]

    Gerade als sie ihr Gespräch beendet hatten, erschien die nächste Szene. Plötzlich roch es nach Rauch. Schwarzer Qualm stieg empor. Es war als würden sie diese Szene, wie schon die erste auch, direkt miterleben. Beide fingen an zu Husten und hielten sich instinktiv den Mund mit Stoff zu. Das Knistern des Feuer's, das Bersten von Holzbalken und ... das Geschrei eines Kindes? Beide kämpften sich durch den Rauch und folgten dem Geräusch. Als sie das Zimmer erreichten saß dort der junge Ryu. Die Tränen liefen seinen Wangen hinunter. Im Arm hielt er ein kleines Mädchen. Schon kurz danach wurde es abrupt Schwarz vor ihren Augen. Sie schienen wieder schwerelos.

    "Was sollte das bedeuten? Wer war das Mädchen und warum stand das Haus in Flammen?"
    Fumiko sah nachdenklich aus.
    "Denk doch mal nach... warum sollte er seine Fähigkeiten noch heute unterdrücken wollen?"
    Kazumi hielt sich vor Schreck die Hand vor den Mund.
    "Du meinst... er hat..."
    "Ja."
    "Das ist schrecklich..."
    "Aber ich fange an zu verstehen... es fehlen jedoch noch einige Stücke zu diesem Puzzle..."
    Plötzlich war ein Lichtstrahl vor ihnen. An seinem Ende schien ein Junge zu sitzen. Er hatte das Gesicht in die angezogenen Beine vergraben. Wie von alleine schwebten die Beiden näher an ihn heran. Erst kurz vor ihm stoppten sie.

    "Wer seid ihr?"
    Der Junge hob den Kopf und man erkannte, das es der junge Ryu war. Beide wussten erst nicht wie sie reagieren sollten.
    "Wir sind Freunde..."
    Die Blicke des Jungen schienen sie zu durchdringen, doch sein Blick schien leicht traurig.
    "Ich weiß warum ihr hier seid... euer Kampf ist vergebens... dieser Körper ist ein Chaos."
    "Es ist noch nichts verloren..."
    "Solange Ryu uns nicht akzeptiert, ist er verloren."
    "Aber wer seid "ihr"?"
    "Wir sind die Kindheit, die Ryu versucht zu vergessen..."
    "Er hat versucht seine Kindheit zu vergessen?"
    "Nein er hat es... Er hat versucht sich von dem Schmerz zu trennen, doch damit wurde er auch instabil."
    "Deshalb Chaos..."
    "Genau. Jemand der seine Kindheit vergisst, kann niemals Erwachsen werden."
    "Aber ich dachte er würde nur seine Kräfte unterdrücken."
    "Niemand kann das unterdrücken was er ist... man kann es nur vergessen... und Ryu hat es. Das ist der Grund warum "der Andere" versucht Ryu's Körper zu übernehmen! Er spürt das er geschwächt ist. Und solange Ryu uns nicht akzeptiert kann er niemals sein volles Potenzial nutzen."
    "Warte mal ganz langsam..."
    Fumiko schien ernst zu schauen.
    "Heißt das, in diesem Geist stecken gleich mehrere Individuen?"
    "Bis auf euch beide...ja. "Der Andere", "Ryu" und eine weitere Person."
    "3? Das ist unmöglich... Das würde niemand aushalten, der..."
    "...nicht einen verdammt starken Willen hat? Das ist das einzige was ihn am Leben hält."
    Kazumi schien verzweifelt.
    "Aber wenn er sich selbst nicht akzeptiert... wie können wir ihm dann helfen."
    "Ihr habt nur eine Möglichkeit... Er muss uns in sich aufnehmen..."
    Der Junge blickte ernst.
    "...und sich auch den Konsequenzen stellen."

    Tag 30 - 10:20 Uhr - Ryu's Welt


    Schon nach kurzer Zeit verschwamm alles vor ihren Augen. Es war als würden sie hin und her gerissen werden. Alles 3 schleuderten unkontrolliert durch die Gegen. Ein dunkles Lachen war zu hören.
    "Willkommen in meiner Welt... euch erwartet nur der Tod."
    Instinktiv griff Kazumi nach den Händen der beiden, doch erwischte sie nur Fumiko. Plötzlich erschien aus einer Art Portal, eine riesige,flammende Hand. Sie wirkte wie die eines Dämons. Die Hand packte Ryu am Bein und riss ihn durch das Portal. Ryu zog seine Waffen. Er wusste nicht, wo sie auf einmal herkamen, aber das war ihm auch egal.
    "Verschwindet! Ich kümmere mich um den Bastard."
    Es krachten noch einige Schüsse, bevor sich das Portal hinter ihm schloss.
    "NEIIIIN Ryu! Wir müssen ihn retten Fumiko."
    "Wir können jetzt nichts tun Kazumi. Sein böses "Ich" scheint uns trennen zu wollen. Wir haben keine andere Wahl als uns vorerst führen zu lassen."
    Kazumi kullerte eine Träne, doch musste sie zustimmend Nicken. Sie hatten wohl keine andere Wahl.


    Nach einer kurzen Zeit schien sich der Strudel zu beruhigen und schon nach kurzer Zeit löste er sich auf. Um sie herum war alles Schwarz und sie schienen zu schweben. Beide hielten sich noch an den Händen.
    "Wo sind wir?"
    "Warte noch..."
    Langsam formten sich Bilder. Bilder, die ihnen bekannt vorkamen. Bilder auf denen Ryu in Kindertagen zu sehen war.
    "...das scheint der Ort seiner Erinnerungen zu sein."
    "Wo sollen wir Anfangen."
    "Ich weiß es nicht..."
    "Oh schau mal Fumiko! Ist das süß."
    Ein Bild zeigte einen glücklichen kleinen Jungen. Es war unverkennbar Ryu. Er umarmte eine Frau, die wohl seine Mutter war. Daneben stand der Vater und lächelte. Es war unverkennbar, das Ryu der Sohn des Mannes war, denn sie ähnelten sich wirklich sehr.
    "Das ist zu früh. Wir müssen etwas jüngeres finden als das."
    Plötzlich schien eines der Bilder zu flackern. War es ein Hinweis? Beide hatten das Gefühl als wäre jemand in der Nähe. Ob das böse "ich" sie schon gefunden hatte? Nein...warum sollte er sie auch suchen? Sie würden zu ihm kommen, so oder so. Trotz des Gefühls traten beide auf das Bild zu und berührten es.


    [In der Zwischenzeit]
    Ryu war an einen Stuhl gefesselt. Man konnte Blessuren in seinem Gesicht sehen.
    "Nein...ich werde das nicht zulassen."
    Eine Faust schlug Ryu hart ins Gesicht. Aus seinem Mundwinkel lief etwas Blut.
    "Warum bist du nur so verdammt Stur. Du weißt das ich stärker bin. Das ist so sinnlos..."
    "Kennst du David gegen Goliath, du Bastard?"
    Der Böse Ryu kam grinsend, näher an sein Gesicht heran.
    "Nur das, das in diesem Fall nicht zutrifft mein Freund..."
    Ryu spuckte ihm Blut ins Gesicht und der böse Ryu zog sich angewidert etwas zurück.
    "Wir sind keine Freunde..."
    "Ach ja? Kannst du dich denn nicht mehr erinnern?"



    [Wieder bei Kazumi und Fumiko]
    Ein Raum bildete sich vor ihnen. Virtuell wurde alles zusammengesetzt und dann wie ein Film abgespielt. Mutter und Vater saßen, scheinbar besorgt, auf der Couch und schienen mit einem Mann zu reden. Sein Gesicht war verschwommen, also schien es nicht wichtig. Der kleine Ryu saß, scheinbar schlafend, auf einem Sessel.


    Person: "Er hat also jetzt schon Anzeichen gezeigt?"
    Vater: "Ja."
    Person: "Das ist Ungewöhnlich. Es zeigt sich normalerweise nicht so früh."
    Vater: "Kann es gefährlich für ihn sein?"
    Person: "Sie sind 2 speziell ausgebildete Pyrokinetiker. Sie sollten doch wohl damit klar kommen."
    Mutter: "Manchmal, wenn er auf dem Boden spielt, haben wir bemerkt das er apathisch in eine Richtung schaut. Dann fängt er an zu schreien und lässt sich nur schwer beruhigen. Als hätte er wahnsinnige Angst..."
    Person: "Und dann zeigen sich seine Fähigkeiten?"
    Vater: "Meistens ja... aber manchmal scheint es auch als würde er mit irgendetwas spielen was gar nicht da ist."
    Person: "Hmm. Vielleicht fühlt er sich alleine..."


    Abrupt endete die Szene. Es schien als würde die Zeit schneller laufen. Schon nach kurzer Zeit stoppte es.
    Ryu war nun schon etwas größer. Vielleicht 4 Jahren alt. Er stand neben einem Babybett und schaute an eine Wand. Er schien wütend.
    "Nein das darfst du nicht!"
    Schrie er plötzlich los, doch niemand war zu sehen.
    "Lass meine Schwester in Ruhe! Hau ab! Ich will nicht mehr mit dir Reden! Ich will nicht so sein! Ich brauch dich nicht mehr! Hau ab!"


    Es schien die Zeit ging wieder schneller. Es dauerte etwas und Kazumi schaute zu Fumiko.
    "Fumiko?Was hat das alles zu bedeuten? Es scheint alles so zusammenhanglos."
    "Er scheint das meiste zu unterdrücken. Aber alles weißt darauf hin, das er sein böses Ich schon früher kannte. Woher es wohl kam?"
    "Oder war es schon immer da..."
    "Hmm?"
    "Nur so ein Gedanke... Feuer symbolisiert Stärke...aber auch Zorn. Vielleicht wollte er unbewusst gar keine Fähigkeiten besitzen? Oder er hatte Angst vor sich selbst."
    "Und der abgetrennte Teil ist sein heutiges böses "Ich"."
    "Aber ich weiß, das man das nicht ewig aushalten kann... ich habe damals auch versucht, meine Fähigkeiten zu verstecken."
    "Du hast sie allerdings nicht versucht zu unterdrücken."
    "Es wäre zumindest eine Möglichkeit."

    Mit einem Nicken bestätigten alle 3. Etwas verwundert waren sie schon, denn alle waren sich sicher das sich die Lippen bewegt hatten. Es war schon ein wenig erstaunlich. Ryu hatte schon eine grobe Ahnung wie es in seinem Kopf wohl aussehen würde, aber ob die beiden Mädchen wirklich damit klarkommen würden? Sie begaben sich alle in das Zimmer und legten sich auf die liegen. Schon nach kurzer Zeit waren sie verkabelt.
    "Und nu? Hypnose?"
    Doch schon nach kurzer Zeit wurden alle schläfrig.


    Als Ryu die Augen öffnete stand er in einem Raum. Mit ihm waren die beiden Lehrer, sowie auch die beiden Mädchen hier. Dann konnte es nun ja losgehen. Doch ein leichter Schwindel überkam ihn. Sein Kopf musste sich erst an diese Situation gewöhnen. Den Mädchen schien es, wohl durch die Ausbildung ihrer Fähigkeiten, durchaus leichter zu fallen. Hoffentlich würde er bald besser damit klar kommen.
    "Kann's losgehen? Ich will hier nicht ewig rumlungern."
    Fumiko schien ihn zu ignoriern. Kazumi machte sich Sorgen. Sie sah das es ihm gut ging doch lehnte er ihre Hilfe immer wieder ab.
    "Was würde passieren wenn wir getrennt werden?"
    Fumiko war wieder nur an Fakten interessiert. Sie schien mehr zu denken als zu fühlen. Zumindest war das Ryu's Eindruck.

    Tag 30 - 10:10 Uhr - Gelände der Akademie - Krankenhaus

    Ryu war mehr als nur bereit diesen Schritt zu gehen. Er wollte dieses verdammte Böse in ihm endlich loswerden. Auch Fumiko schien nichts dazu zu sagen zu haben. Kazumi hatte sofort zugesagt und dementsprechend auch keine Einwände.
    "Kann man denn grob abschätzen, was uns erwarten wird?"
    "Ja kann man...ein verdammt übellauniger Ryu, mit einem noch schlimmeren Charakter als dem meinen, wartet darauf uns liebend gerne zu frittieren."
    Fumiko schüttelte genervt den Kopf.
    "Es wäre schön wenn du deine dummen Bemerkungen lassen könntest. Das war überflüssig und kindisch."
    Ryu ballte die Faust und wollte gerade etwas sagen als auch Kazumi sich einmischte.
    "Leider muss ich ihr vollkommen recht geben Ryu..."
    Er ließ den Kopf etwas sinken und ein paar Worte schossen ihm durch den Kopf. 'Auch du Brutus?'
    "Was auch immer...könnten wir endlich beginnen, damit ich es diesem Bastard endlich zeigen kann?"
    "Nachdem wir das beendet haben wieder zu meiner Frage bitte. Und was mich auch interessieren würde...welche Möglichkeiten haben wir, wenn wir dort sind."
    'Tze blöde Ziege...' dachte sich Ryu noch, bevor er auf die Antwort wartete.

    Sobald bei Ryu wieder alles "gerade Bahnen" läuft wirds auch besser bei mir laufen. Die "Scheißegal" einstellung wirds zwar beibehalten aber im geringeren Rahmen so das er auch umgänglicher und bereiter für ein Pentagramm sein wird.

    Tag 30 - 08:00 Uhr - Gelände der Akademie


    Nachdem er sein Frühstück beendet hatte, entschied er sich noch etwas mit Sport die Zeit zu vertreiben. Es war ja noch etwas Zeit. Der Weg zu seinem Zimmer verlief Ereignislos. Er traf nur auf ein paar Schüler, die über das Gelände flitzten. Sie hatten wohl die Befürchtung zu spät zu kommen. 'Gut das ich noch nicht diese Probleme habe' dachte er so bei sich. Ob Fumiko, nur für diesen Tag, auch nicht zum Unterricht musste? 'Warum interessiert mich das überhaupt?'


    Als er sein Zimmer erreicht hatte, ging er ohne Umschweife zum Schrank. Schnell hatte er seinen Sportanzug angezogen und die Gewichte angelegt. Er verließ das Haus wieder und lief ein paar Runden um die Insel.


    Tag 30 - 08:45 Uhr - Gelände der Akademie


    Nach ein paar Runden blieb er an einer Klippe stehen, dehnte sich ausgiebig und schaute dann aufs Meer. Dieser Anblick beruhigte sein Gemüt des öfteren. Die Seemöwen kreischten und die Wellen klatschen gegen die Felsen. Für einen kurzen Moment fühlte er sich wohl. Seine Dunkle Seite war ruhig geblieben. Vielleicht bereitete auch sie sich auf das kommende vor. Mit Überraschungsangriff war wohl nichts. Er gab es zwar nicht gerne zu, aber innerlich freute er sich das er hier war. Hier schien es Leute zu geben die ihn mochten, wie absurd dies auch klang. Nach gefühlten 5 Minuten drehte er sich um und lief dann weiter zum Haus der Direktorin.

    Tag 29 - 16:25 Uhr - Gelände der Akademie


    Ryu und Fumiko hatten nach dem Gespräch zusammen das Gebäude verlassen. Schweigend gingen sie nebeneinander. Ryu hatte ein mulmiges Gefühl. Er wusste selbst ja nicht mehr viel über seine Vergangenheit und jetzt musste er es noch 2 weiteren Personen offenbaren? Geschweige denn was passieren würde, wenn die Mission fehlschlägt? Er überlegte ob es wirklich so eine gute Idee war.
    "Ryu?"
    "Hmm?"
    "Ich spüre deine innere Unruhe."
    "Sollte mich das interessieren?"
    Mitten im Schritt blieb sie stehen. Ryu war noch einige Schritte gegangen, blieb dann jedoch ebenfalls stehen. Er drehte sich zu Fumiko. Ihre Haare wurden von einem leichten Luftzug zur Seite geweht und ihr Blick schien etwas weicher als sonst. Sie sah so viel süßer dachte sich Ryu, doch verwarf er den Gedanken schnell.
    "Du solltest dir nicht zu große Sorgen machen. Wir werden das schon hinkriegen und dich befreien."
    Ryu drehte sich wieder um und ging dann weiter.
    "Wie du meinst..."
    Sie blieb noch eine Weile stehen und schaute ihm nach. Auch wenn er es zu verbergen versuchte, spürte sie das es ihm wichtig war, das sie so dachte.


    Tag 29 - 18:20 Uhr - Gelände der Akademie - Ryus Zimmer


    Nachdem Ryu sich von ihr getrennt hatte, war nicht mehr viel passiert. Er hatte noch mitbekommen, das am morgigen Tag, alles wie geplant stattfinden würde. Kazumi hatte sogar ohne lange zu überlegen zugesagt.


    Mit einem Seufzen ließ er sich aufs Bett fallen und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Alles was heute passiert war lies er Revue passieren. Teilweise war es doch recht seltsam. Gerade die Personen, deren Freund und deren Bruder von "IHM" getötet wurde, wollten ihm helfen. Er war nie freundlich zu ihnen gewesen oder hatte sie als Menschen gesehen. Für ihn waren es alle doch nur "PSI-Freak's"! Aber letztendlich... Er war schließlich selbst einer. Es war wohl das erste mal, in der ganzen Zeit auf dieser Insel, das er sich dies selbst ein gestand.


    Er sprang von seinem Bett auf und ging zum Schrank. Nachdem er ihn öffnete sah er sofort den Anzug, den die meisten Schüler hier trugen. Er griff in eine Fach daneben und holte einen Sportanzug raus. Aus einem anderen Fach holte er Gewichte, die man sich an die Gelenke binden konnten. Sie waren etwas schwerer als gewöhnliche Gewichte. Dann zog er sich um, legte die Gewichte an und verließ sein Zimmer. Er rannte einige Runden um die Insel, das würde ihm zumindest etwas Ruhe geben.


    Nach dem ereignislosen laufen duschte er noch schnell und legte sich dann ins Bett. Schnell schlief er ein und hatte glücklicherweise mal einen Traumlosen Schlaf. Er würde die Ruhe wohl brauchen. Morgen war ein wichtiger Tag.



    Tag 30 - 07:00 Uhr - Speisesaal


    Als Ryu den Speisesaal betrat, schaute er sich um, ob er Kazumi oder Fumiko sehen würde, doch war niemand von beiden da. Allgemein war der Speisesaal schon ziemlich gefüllt. Warum wusste er nicht. Es interessierte ihn aber auch nicht. Er suchte sowieso seine Ruhe. Als er sich das Essen holte, erntete er dennoch einige Blicke von Schülern. Manche tuschelten andere versuchten wegzuschauen. Was er getan hatte saß bei einigen noch tief. War es Angst? Oder war es Hass? Er setzte sich an einen der Tische und versuchte die Blicke zu ignorieren. Sein Frühstück brauchte er jetzt.




    Tag 30 - 07:00 Uhr - Wohnräume


    Fumiko hatte kaum geschlafen, doch war das nichts neues für sie. Sie hatte sich einige Bücher besorgt, um sich auf den heutigen Tag vorzubereiten, doch leider hatte sie nicht viele Informationen bekommen. Es schien als wäre der Fall "Ryu" ein Einzelfall. Zumindest in der Zeit, wo diese Bücher verfasst wurden. Vielleicht hatte sie aber auch nur die falschen Bücher? Sie stand vom Stuhl ihre Schreibtisches auf und ging ans Fenster. Sie setzte sich auf die Fensterbank, atmete tief durch und trank dann einen Schluck Kaffee. Warum machte sie sich eigentlich so große Sorgen um einen Jungen der ihren Bruder auf dem Gewissen hatte? Das fragte sie sich immer und immer wieder, doch fand sie darauf keine Antwort.

    Ryu überlegte. Welcher Person würde er es erlauben sein innerstes zu betrachten, wobei das ja eher nebensächlich war. Er wollte es einfach nur loswerden. Dennoch musste er die richtige Entscheidung treffen. Doch ohne weiter darüber nachzudenken rutschte ihm ein Name über die Lippen.
    "Kazumi Akimoto..."
    Plötzlich schreckte er hoch. Es war als wäre er kurz weggetreten gewesen. Dennoch erinnerte er sich daran was er gesagt hatte. Er wusste nicht warum er gerade sie gewählt hatte, doch versuchte er nicht viel darüber nachzudenken. Vielleicht war es auch gut so. Er hatte sowieso an sie gedacht. Doch wer diese Entscheidung getroffen hatte interessierte ihn schon. Aber bald würde er die Antwort wohl eh finden.

    Ryu ballte die Hand zur Faust und senkte den Blick. Diese Entscheidung viel ihm schwer, das konnte man spüren. Er war sich nicht sicher ob er selbst überhaupt wissen wollte, was damals vorgefallen war. Und dann es auch noch fremden offenbaren? Er schaute entschlossen zu seiner Mutter.
    "Ich will diesen Schritt gehen..."
    Sein Blick schien entschlossen. Aber das er etwas wie Furcht empfand wollte er nicht zugeben.
    "Und ich melde mich freiwillig..."
    Ryu schaute etwas entsetzt zu ihr. Wollte sie ihn nicht gerade noch weggesperrt sehen? Vielleicht hatte sie aber auch nur die schnellste und einfachste Lösung vorgeschlagen. Dennoch nickte Ryu. Er hatte ihre Fähigkeiten ja schon kennengelernt und das am eigenen Leib. Doch hatte sie ihm so auch Bewiesen das sie keine Angst hatte. Vielleicht konnte sie ihm wirklich helfen. Wieder wandte er den Blick seiner Mutter zu.
    "Was muss ich tun?"

    Ryu zuckte mit den Schultern.
    "Mir Egal..."
    Er wendete sich nun vollends seiner Mutter zu.
    "Ich habe eine Entscheidung getroffen."
    Er senkte etwas den Blick. Es schien ihn viel zu Kosten diese zugeständnis zu machen.
    "Ich kann nicht länger Leugnen was ich bin...oder was ich kann..."
    Die Hand ballte er zur Faust und schaute dann entschlossen zu seiner Mutter.
    "Ich möchte mich dem Unterricht wieder anschliessen! Nicht weil ich irgendjemanden etwas zeigen oder Beweisen möchte...Nein... so wie ich jetzt bin, bin ich eine Gefahr für alle. Ich muss lernen es zu kontrollieren."
    Der Blick des weißhaarigen Mädchens schien sich kaum zu rühren. Erst als Ryu seinen Satz beendet hatte fing sie an zu sprechen.
    "Frau Direktorin. Ich habe vorhin meine Wut an diesem Schüler ausgelassen und dafür möchte ich mich im Vorfeld entschuldigen. Jedoch..."
    Nun haftet ihr Blick fast schon an den Augen der Direktorin.
    "...ich war sehr tief in seinen Geist vorgedrungen. Mein Wunsch war es ihn innerlich zu zerstören, doch ich stoppte. Ich sah Dinge..."
    Kurz schossen ihr Gedanken durch den Kopf, doch verscheuchte sie sie schnell.
    "...die ich lieber nicht gesehen hätte. Dieser Schüler ist eine Gefahr!"
    "Hey woah...so schlimm bin ich auch nicht!"
    Ryu hob verteidigend die Hände.
    "Du nicht...aber das was in dir ist schon!"
    "Woher..."
    "Deine Alpträume werden schlimmer oder?"
    Ryu wendete den Blick ab.
    "Was weisst du schon..."
    "Dieser Junge kämpft einen aussichtslosen Kampf. Er kann ihn nicht alleine gewinnen."
    "Pah! Ich brauch euch nicht. Ich bin stark genug das alleine zu schaffen!"
    Man konnte eine leichte Zornesfalte auf der Stirn des Mädchens erkennen. Sie erhob etwas die Stimme
    "Deine Körperliche Stärke zählt bei diesem Wesen nicht! Du kannst nicht alles durch Muskelkraft und Willenstärke erreichen! Bist du so dämlich oder willst du es nicht begreifen?!?"
    Sie versuchte sich etwas zu beruhigen und atmete tief durch. Ryu hatte zu diesem Zeitpunkt nichts gesagt. Vielleicht hatte sie sogar Recht.
    "Aber wenn ich lerne es zu kontrollieren, dann kann ich es schaffen..."
    "Dafür ist es schon zu spät."
    Sie wandte sich wieder an die Direktorin.
    "Mein Vorschlag wäre es ihn wegzusperren. Zum Wohl seiner selbst und zum Wohl der anderen Schüler und Lehrer."
    "Was?!? Hast du sie noch alle? Es muss doch noch eine andere Lösung geben!"
    Ryu schien schon fast verzweifelt. So hatte man ihn bisher noch nicht gesehen. Da wollte er sich endlich dazu herablassen seine Kräfte zu akzeptieren und dann sowas? Das konnte nicht sein. Es musste einen anderen Weg geben. Verzweifelt schaute er seine Mutter an. Ob sie etwas wüsste? Oder einer der anderen Lehrer? Immerhin war dieses Mädchen ja nur eine Schülerin und es gab bestimmt Lehrer die schon öfter mit sowas Erfahrung gemacht hatten.

    Tag 29 - 16:15 Uhr - Gelände der Akademie ~ Krankenstation
    Es war ihm etwas peinlich, das er das nicht wusste. Er steckte das Holocom weg und machte sich auf den Weg zur Rezeption. Ob sie dort auf ihn warten würde? Naja ein Versuch war es wert.


    Tag 29 - 16:20 Uhr - Gelände der Akademie ~ Rezeption im Hauptgebäude
    Ryu nahm einfach mal an das diese Rezeption gemeint war. Mit den Händen in den Manteltaschen ging er direkt zur Rezeption.
    "Ich bin hier um meine... ich meine Frau Amasowa zu sprechen. Es ist Wichtig."
    Plötzlich hörte er Schritte hinter sich. Er blickte kurz über die Schulter und sah wieder das weißhaarige Mädchen. Sie schien in Gedanken vertieft. Kurz vor der Rezeption blieb sie stehen.
    "Ich bin hier um die Frau Direktorin zu sehen."
    Sie schien Ryu zu ignorieren. Oder war sie zu abgelenkt ihn zu bemerken? Zumindest versuchte sie nicht wieder seinen Kopf zum Platzen zu bringen, dafür war er schon sehr dankbar. Er blieb einfach ruhig stehen. Zu einem kleinen Teil hatte er Respekt vor diesem Mädchen.