[Geschichte] Abunai-Akademie - Buch 2 "Dunkle Wolken"

  • Tag 30 - 18:08 Uhr - Gelände der Akademie - Speisesaal

    Metro sah Samirall an, der offenbar die Situation leicht überbewertete und seine Intelligenz unterschätzte. Metro' Mundwinkel zuckte kurz, dann wandte er sich ab und schickte sich an, seinem Herausforderer zu folgen. Auf dem Weg zu der Tür trat Ptolemäus auf ihn zu.
    Ptolemäus machte Anstalten etwas sagen zu wollen. Metro legte ihm die Hand auf die Schulter und sagte:
    "Keine Angst. Es wird nicht eskalieren."
    Metro ging weiter und verließ den Speisesaal. Draußen wartete sein Herausforderer.
    Er sah ihn an und sagte: "Du wählst den Ort und ich wähle die Regeln. In Ordnung?"
    Metro wartete seelenruhig die Reaktion seines Gegenüber ab.

    mfg
    Chaos-Mod
    Dissi
    [SIGPIC][/SIGPIC]
    [HR][/HR]
    Bei Fragen & Problemen einfach eine persöhnliche Nachricht (PN) an mich oder meine Kollegen schicken!
    Bei Computer-Problemen helfe ich auch gerne.

    Einmal editiert, zuletzt von Soulshadow () aus folgendem Grund: "wartete"

  • Ohne ein Wort deutete er dem Typen an, ihm zu folgen. Ihr Weg endete letztendlich auf dem Sportplatz. Dort gab es eine freie Fläche, auf der man wenigstens nichts beschädigen konnte. Waren ihnen einige Schüler gefolgt? Vermutlich Schaulustige. Ob wohl auch die beiden Mädchen unter ihnen waren?
    "Du willst Regeln? Ach was soll's! In ein paar Minuten wirst du eh im Dreck liegen, egal was für Regeln du aufstellst."

    Er zog den schwarzen Trenchcoat aus und warf ihn etwas beiseite. Seine Waffen hatte er an 2 Halftern an der Hose befestigt. Munition hatte er keine, aber die brauchte er in diesem Kampf auch nicht.
    "Also? Dann sag schon deine tollen Regeln..."

    Yami Ryu

    "You want to know what real Pain is? So follow my Path!"


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  • Tag 30 - 18:16 Uhr - Gelände der Akademie - Sportplatz


    "Regel Nummer 1: Gewinner ist, wer den Gegner zum aufgeben zwingt oder wenn dieser Kampfunfähig ist.
    Regel Nummer 2: Wer einen Unbeteiligten verletzt, hat sofort verloren.
    Regel Nummer 3: Das Töten oder das schwerwiegende verletzen des Gegners ist nicht gestattet.
    ", sagte Metro ohne Umschweife.
    Seine Hände schlossen sich um die Griffe der Äon-Zwillinge. Er zog die Schwerter und sagte:
    "Das Einhalten der Regeln ist selbstverständlich Ehrensache. Fang an!"
    Metro versetzte seine Kraft in den Bereitschafts-Modus und wartete darauf, dass sein Gegner beginnen würde.

    mfg
    Chaos-Mod
    Dissi
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    • Offizieller Beitrag

    Tag 30 - 18:16 Uhr - Gelände der Akademie - Außenfläche des Speiseraumes


    Hagen hatte sich die beiden im Inneren sozusagen anhören müssen. Weder Metro noch Ryu konnten ihre Gedanken in solchen Momenten abschirmen und strahlten sie wie eine voll aufgedrehte Musikanlage in die Umgebung ab.
    Typischerweise mussten diese beiden ja auch noch aufeinander treffen.
    Milani blickte ihn an. Sie hatte, nachdem es hier draußen keine weiteren Nutzer gab, wieder ihre menschliche Gestalt angenommen.
    "Wer waren die Beiden?" fragte sie.
    "Ryu kennst du noch vom ersten Tag auf dem Schiff. Er war derjenige, der mich verfolgt hatte und auch mit über Bord gesprungen war", erklärte er ihr. "Der andere gehört zu einem Clan, die sich für spezielle Arbeiten anheuern lassen. Er lässt sich meist Metro nennen."
    "Und warum sind die so aufeinander los?"
    "Die können beide nicht aus ihrer Haut! Ich möchte wetten, das die Direktorin deswegen schon Vorkehrungen getroffen hat."
    Milani blickte ihn nachdenklich an.


    Da es sich dabei um ein Männer-Ding handelte, machte Hagen sich erst gar nicht die Mühe, es ihr genauer erklären zu wollen. Wenn die beiden sich unbedingt ihre Kräfte beweisen mussten, dann würden sie mit oder ohne Erlaubnis eine Möglichkeit finden. Argumentationen halfen in solchen Situationen absolut nicht weiter.
    Obwohl Ryu nach dem Vorfall mit den beiden Toten kaum noch in den Vordergrund getreten war, schien es jetzt wieder so wie vorher zu sein.
    Natürlich waren auch einige Schüler den beiden gefolgt, wo auch immer sie sich hinbewegt hatten.
    Nach den letzten Informationen, die Hagen zu dem Trojimura-Klan besaß, sollte Metro doch eigentlich dessen Oberhaupt sein. Warum er dann noch immer so impulsiv handelte verstand Hagen nicht so ganz.
    Er selbst hatte auf die harte Tour gelernt, dass man sich lieber auf Abstand hielt. Aus der Entfernung zu beobachten beeinflusste das Urteilsvermögen nicht so stark. Außerdem konnte in seinem Leben vor der Insel ein Verbündeter am nächsten Tag schon ein Gegner sein. Deshalb war er keine tieferen Freundschaften eingegangen.


    Hier auf der Insel waren zwar kaum noch Informationen von außerhalb zu bekommen, da die Fernkommunikation beinahe ganz abgeschirmt war, aber er hatte noch einige Prognosen vor seinem Transport auf das Schiff einsammeln können. Als Telepath musste man sich ja nicht direkt mit seinem Informanten treffen, sondern konnte dessen bekanntes Gedankenmuster auch auf größere Entfernung finden.
    Nach den wenigen Fetzen, die er hier hatte aufschnappen können, war die Situation außerhalb in Bewegung geraten.
    Das bedeutete zwangsläufig, dass ihnen hier auf der Insel nicht mehr viel Zeit blieb. Wahrscheinlich ließ die Direktorin deshalb auch die beiden Streithähne ihren unvermeidlichen Disput austragen, damit dieser nicht zu noch unpassenderer Zeit eintreten würde.
    Obwohl das allgemeine Training inzwischen schon richtige Fortschritte erzielt hatte, waren diese doch hauptsächlich auf dem individuellen Sektor erzielt worden.


    Natürlich spielte auch die Simulation bei der momentanen Stimmung eine ziemlich große Rolle. Viele Schüler waren aufgebracht, weil sie die Hintergründe nicht verstanden. Deshalb waren wahrscheinlich auch mehr als üblich den beiden gefolgt, um sich den Kampf anzusehen. Als eine Art Ventil, um etwas Dampf abzulassen.
    Hagen würde die Zeit nutzen, da diese beiden so eine gute Ablenkung für die Schülerschaft waren und der immer noch bewusstlosen älteren Version der Schülerin im Krankenhaus noch einen Besuch abzustatten.
    Sie war aus einem bestimmten Grund hierher zurück gereist und den sollte er so schnell es ging herausfinden!

  • Tag 30 - 18:16 Uhr - Gelände der Akademie - Sportplatz


    Samirall war nicht sonderlich überrascht von Metros Reaktion auf seine Anteilnahme. Es wunderte ihn jedoch, dass er ihn nicht auch noch herausgefordert hatte.
    Beide Kontrahenten verließen mit den Schaulustigen den Speisesaal und trafen auf dem großen Sportplatz aufeinander.


    Samirall war verblüfft, wie viele sich diesen Kampf anschauen wollen. Zu seinem eigenen Kampf mit Metro waren nicht mal halb so viele aufgetaucht.
    Er erwischte sich dabei, eine Art Eifersucht zu entwickeln. Zentrale Figur eines Kampfes zu sein, war immer seine Welt gewesen. Zuschauer war er selten und vor allem bei diesem Kampf wollte er hautnah erleben, wie diese Kräfte auf einen wirkten.
    Den ganzen Simulationen und Übungen fehlte die Kampfeslust. Bei diesem Gedanken brachen die schmerzhaften Erinnerungen der letzten Gedankenübung wieder über Samirall ein. Er versuchte diese Gedanken zu verdrängen.


    Das Geheimnis um Metros Gegner wollte sich einfach nicht vor Samirall lüften. Die umher stehenden Schüler zeigten teilweise Angst, wenn sie über den anderen Schüler sprachen. Ihm selbst wollte es jedoch einfach nicht einfallen. Auch seine Kräfte hatte er vergessen. Irgendein Ereignis hatte ihn eigentlich von der Bildfläche verschwinden lassen, jedoch wusste er nicht mehr welches das war. Warum er wieder da war und weshalb er sich direkt einen solch starken Gegner suchte, ebenfalls nicht.
    Eins wusste Samirall aber ganz bestimmt. Der Gegner war gefährlich. Er hatte etwas an sich, was einen förmlich dazu zwang ihn anzugreifen. Die Gegner wurden wie Motten, die sich, wie bei einer Kerze, näherten und verbrannten. Auf der Suche nach Licht...


    Nachdem Metro die Regeln vorgetragen hatte machte er sich bereit. Samirall ließ seine Gedanken beiseite und beobachtete nun das Geschehen.
    Die Klingen, welche Metro häufig erwähnt, jedoch noch im Einsatz gezeigt hat, wurden an seiner Taille sichtbar. Es wurde also ernst und es wurde schlagartig still in der Menge. Die ausströmende Kraft von Metro ließ bereits die ersten Reihen erzittern und auch Samirall musste sich, in der vierten Reihe, zusammenreißen.
    "Standby" dachte Samirall unwillkürlich. Eine Art Knistern war zu hören und Samirall wurde bewusst, welche Fähigkeit der Schüler hatte.
    "Feuer!"

    • Offizieller Beitrag

    Tag 30 - 18:16 Uhr - Gelände der Akademie - Büro der Direktorin


    Valentina blickte auf die Nachricht. Man hatte sie zwar speziell für die Aufgabe hier auf der Insel geholt, aber scheinbar waren in dem Gremium ihrer Auftraggeber die Prioritäten ins Wanken gekommen. Nach den letzten Tagen gewann die Ich-zuerst Unterströmung gewaltig an Zuwachs.
    Natürlich hatte man es ihr übel genommen, dass sie "Jormungand" aktiviert hatte. Aber ohne diese Maßnahme wäre es vielleicht zu Sabotageaktionen gekommen.
    Sie wusste, dass es für die Schüler nicht mehr viel Zeit geben würde...
    Deshalb hatte sie auch nach der Meldung von dem Aufeinandertreffen von Metro und Ryu Keine weiteren Maßnahmen angeordnet. Die beiden mussten und sollten das jetzt klären!


    Wieder las Valentina die Nachricht durch, die eine Zusammenfassung der bislang entschlüsselten Informationen von Hagen enthielt.
    Noch niemals vorher hatte sie von einer solchen Möglichkeit gehört, aber diesmal schien eine Zukunft auf die Vergangenheit Einfluss nehmen zu wollen.
    Ob es nun Ereignisse waren, die in der Gegenwart auch wieder eintreten würden, oder erst durch diese Einflussnahme eintraten konnte sie nicht sagen.
    Es war nur ohne Zweifel daraus zu ersehen, dass die Zeit der Vorbereitungen auslief!

    • Offizieller Beitrag

    Tag 30 - 18:16 Uhr - Gelände der Akademie


    Während die Aufmerksamkeit von vielen durch den anstehenden Kampf gefesselt war, näherte sich bereits eine Gruppe von schweren Lastenseglern aus der Richtung der untergehenden Sonne der Insel. Einige Segelflugzeuge waren etwas leichter gebaut und hielten sich ein Stück vor der Hauptgruppe. Ihre Aufgabe war eine andere, als die der langsameren Lastensegler.
    Als sich der Startpunkt der Auseinandersetzung zwischen Ryu und Metro näherte, vernahm fast niemand das leise Rauschen über ihnen, mit dem die vorderen Segler die Insel überquerten. Hinter ihnen erblühte eine lange Spur von kleinen Schirmen, die mit ihrer Last schneller absanken.
    Die beutelartigen Behältnisse unten an den Schirmen zerplatzten beim Aufprall auf dem Boden und gaben ihren unter Überdruck stehenden Inhalt frei.
    Noch während die Schülerinnen und Schüler diese Ereignisse wahrnahmen, spürten sie bereits die ersten Auswirkungen...


    Das speziell in dieser Dosierung enthaltene Muskelrelaxanz, dass zusammen mit einem Fähigkeiten-Blocker freigesetzt wurde, sorgte dafür, dass niemand seine Entdeckung noch jemandem mitteilen konnte. Das ebenfalls enthaltene Schlafmittel konnte dann seine Wirkung tun.
    In ganzen Gruppen fielen die Jugendlichen zu Boden, ohne dass sie die Ursache dafür erkannt hatten.


    Erst jetzt erreichte auch die zweite Gruppe von Lastenseglern die Insel und setzte ihre Inhalte frei...
    Diesmal handelte es sich aber um normale Fallschirme mit Leuten dran, deren Spezialanzüge sie vor der Para-Blocker-Wolke am Boden schützte.
    Und auf der Oberfläche der Insel stand zu diesem Zeitpunkt keine Person mehr auf seinen Beinen, die etwas gegen die Landung dieser Einsatzkräfte hätte unternehmen können!
    Präzise geplant, lief die Aktion wie ein Uhrwerk ab.
    Kaum eine Minute später waren die Einsatzgruppen am Boden die einzigen aufrecht stehenden Personen.
    Maskierte Gesichter blickten über die verteilt am Boden liegenden Menschen...


    "Einsammeln!" ordnete ein Mann mit einem besonderen Emblem auf dem Ärmel an.

    • Offizieller Beitrag

    Tag 36 - 07:00 Uhr - Wohnheim - Yunas Zimmer


    Yuna wurde von der Sonne geweckt, die durch das Fenster in ihr Gesicht fiel. Munter schwang sie sich aus dem Bett und streckte sich.
    "Jetzt erst einmal schön warm duschen und dann frühstücken!" sagte sie laut und begab sich in das kleine Bad.
    Gut 15 Minuten später kam sie wieder heraus. Die Schuluniform hing vorbereitet auf einem Bügel an der Tür. Yuna föhnte sich die Haare und band sie sich danach zu einem Pferdeschwanz zusammen, bevor sie in die Uniform schlüpfte. Nach einem letzten Blick in den Spiegel nahm sie ihre wichtigsten Dinge mit und verließ das Wohnheim gegen 07:30 Uhr um zum Verwaltungsgebäude zu gehen.
    Im Speisesaal nahm sie sich eine große Tasse Tee, geräucherten Fisch, etwas Reis und einen Pfirsich. Mit all diesen Dingen auf dem Tablett suchte sie sich einen Tisch in der Mitte aus und nahm daran Platz.


    07:00 Uhr - Wohnheim - Harukas Zimmer


    Haruka wachte diesmal nicht so früh auf, wie sie es eigentlich gewohnt war. Ein wenig irritiert ob dieser Tatsache blickte sie auf den Wecker, den sie nicht einmal eingeschaltet hatte. Eigentlich wachte sie doch immer eine Stunde früher auf, deshalb brauchte sie den Wecker ja auch nicht. Mit einem ärgerlichen Schnaufen ging sie ins Bad. Nach dem Duschen zog sie sich ihre gelbe Uniform an, flocht sich die Haare zu zwei Zöpfen und ging zum Frühstück.
    Haruka nahm sich zuerst eine Schüssel Cornflakes, dann einen Croissant und noch einen Nutella-Toast und verputzte alles mit guten Appetit. Als sie zum vierten Mal vom Tisch aufstand, um sich diesmal gebratenen Schinkenspeck zu holen, blickten einige der Schüler sie verwirrt an. Die Frage, wie ein Vielfraß wie sie trotzdem noch so schlank sein konnte, stand ihnen deutlich ins Gesicht geschrieben. Hatten sich die anderen denn noch immer nicht daran gewöhnt? Eigentlich war es Haruka auch egal und sie mampfte froh weiter vor sich hin. Sie liebte es einfach zu Essen! Dazu trank sie auch noch reichlich Früchtetee, der ihr hier besonders schmeckte.


    07:00 Uhr - Wohnheim - Mais Zimmer


    Nachdem der elende Wecker sie aus ihren Träumen gerissen hatte, schlurfte Mai noch immer schläfrig ins Badezimmer und machte sich dann für den Unterricht fertig. Der Morgen war die einzige Tageszeit, an der Mai auch mal schlechte Laune hatte. Die Dusche brachte ihre Lebensgeister zumindest so weit in Gang, dass sie danach in die Uniform kam und den Weg zum Verwaltungsgebäude schaffte.
    Da sie so früh morgens einfach nichts essen konnte nahm Mai sich nur eine Tasse Tee und suchte dann nach einem freien Platz. Als sie Mamoru an einem der Tische erblickte ging sie rüber und setzte sich ihm gegenüber hin.
    "Ohayo...", war das Einzige, was sie hervorbrachte. Dann nahm sie erst einmal einen Schluck Tee, wobei Mai schlürfte.
    "Mh? Dir auch guten Morgen", kam die ebenfalls nicht gerade muntere Antwort von ihm.
    Sein Gehirn war auch noch im Halbschlaf, deshalb sagte er auch nichts weiter. Sachte in seine Tasse pustend versuchte Mamoru den Kaffee auf eine "ungefährliche" Temperatur zu bringen. Mai saß ihm auch nur still gegenüber und trank weiter ihren Tee.
    "Du bist auch nicht gerade ein Morgenmensch, oder?" stellte Mai einige Schlucke später fest. Irgendwie kam dabei ein merkwürdiges Gefühl in ihr auf, so als wäre etwas nicht in Ordnung. Hatte sie ein Deja-vu?


    07:55 Uhr - Gelände der Akademie - Großer Platz


    Mit einem musikalischen Ton machte das Informationssystem, zusammen mit einer Einblendung auf den holografischen Anzeigetafeln, auf den nicht mehr fernen Unterrichtsbeginn aufmerksam. Die Schülerinnen und Schüler bewegten sich vom Verwaltungsgebäude und den Wohnheimen in Richtung des Schulgebäudes. Ihre Gesichter wirkten ziemlich heiter, während sie sich über die PSI-Turniere des gestrigen Abends unterhielten. Das Kräfte-messen war auf der Insel das Thema schlechthin, denn die Turniere waren nach dem Unterricht und dem Training die wichtigste Veranstaltung. Natürlich hatte es wieder einige Verletzte gegeben, denn die Kämpfe wurden ja mit aller Kraft geführt.
    Die neuesten Kampfpaarungen würden bereits nach der Unterrichtszeit über die holografischen Anzeigetafeln verbreitet werden, denn bis dahin stand dann auch fest, wer von den Verletzten einsatzbereit war.
    Die Temperaturen waren deutlich gestiegen und die Sommeruniform gewann langsam die Überhand in der Menge der Schüler. Die uniformierten Lehrer liefen in der Menge mit, da sie im gleichen Speisesaal ihre Mahlzeiten einnahmen. Die Schülerinnen und Schüler grüßten die Lehrer respektvoll. Es war ein überaus friedlicher Anblick, wie alle einhellig auf dem Weg waren.


    Hagen behielt zwar äußerlich seine entspannte Miene bei, aber in seinem Inneren war er gerade ziemlich verwirrt. Die ganze Szenerie kam ihm nicht richtig vor. Wenn er versuchte über die Gründe dieses Gefühls nachzudenken, dann kam ein Gefühl wie weiche Watte in seinem Kopf auf. Um sich abzulenken tippte er auf sein Holocom, woraufhin sich die Projektionsfläche aufbaute. Als Grundfunktion erschien sofort der Ablaufplan des Tages darauf. Unterrichtsfächer, Trainingseinheiten, eben alles, was so über den Tag abgearbeitet werden sollte. Alles wirkte so normal, wie man es sich eben wünschen konnte, aber das ungute Gefühl wollte einfach nicht weichen.
    Die Sicherungsposten am Schulgebäude musterten die Schüler mit ausdruckslosen Gesichtern. Einige der Schüler maßen sie daraufhin auch mit finsteren Blicken. Hagen hatte schon beim Frühstück einiges von der Missstimmung wegen all der Wachen mitbekommen, die Direktor Grady überall auf dem Gelände für nötig hielt. Diese Wachposten waren aber keine PSI-Begabten, was ihre Anwesenheiteigentlich schon wieder überflüssig machte. Es erinnerte Hagen mehr an ein Militärcamp oder eine andere Anlage, wie die, in der man ihn früher einmal untergebracht hatte. Er war nun schon über einen Monat auf dieser Insel, auf der PSI-Begabte versammelt wurden, um dann als Sonderkommandos eingesetzt zu werden. Komisch fand er dabei allerdings, dass die Menschen in den Militäruniformen ihnen eigentlich nicht vertrauten.


    Bei seinem zweiten Blick auf die Projektionsfläche seines Holocoms machte seine Hand eine unbewusste Bewegung, die scheinbar etwas verändern sollte. Aber es erschien nur eine Fehlermeldung. Hagen blieb in diesem Moment sogar stehen, da dieser Vorgang das Gefühl in seinem Inneren nur noch verstärkt hatte. Ganz automatisch griff er auf eine seiner Schutzfähigkeiten zu, die seinen Geist eeigentlich vor Beeinflussungen schützte, aber wieder kam nur dieses Watte-Gefühl auf. Es erinnerte ihn inzwischen an seine Erfahrungen mit der Subpressordroge. Irgendwas stimmte mit seinen Fähigkeiten nicht!
    Ob er nun über den grund seiner Beunruhigung nachdenken, oder seine Fähigkeiten einsetzen wollte, dieses blockierende Gefühl setzte sofort ein! Und das war etwas, was er nur mit mutwilliger Beeinflussung in Verbindung bringen konnte.

    • Offizieller Beitrag

    Tag 36 - 13:10 Uhr – Großer Platz mit Brunnen – Vor dem Verwaltungsgebäude

    Der Unterricht hatte sich mal wieder etwas zäh dahin gezogen, weil die Dozenten einfach keinen Elan für ihre Themen aufbringen konnten. Mai fühlte sich schon jetzt vollkommen ausgelaugt. Sie durfte jetzt nur nichts Schweres zu Mittag essen, sonst würde sie noch vor dem Training einschlafen.
    Sie blickte zu Haruka hinüber, die ganz in ihrer Nähe lief. Sie wirkte auch nicht gerade begeistert.
    Ob wohl alle Schüler diese neuen Dozenten so einschläfernd fanden?
    Es kam ihr ja schon so vor, als würden die nur irgendwelche Vorlagen ablesen, ohne wirklich etwas von der Materie zu kennen.
    Wieder starrte sie auf die Soldaten, die sich an jedem Zugang zu Gebäuden aufhielten und dabei einen ziemlich verkniffenen Eindruck machten.
    Wahrscheinlich würden die Drill-Offiziere auch wieder so verbissen aussehen. Mai fragte sich, warum sie dann überhaupt diese Aufgaben erledigten, wenn sie offenbar nicht die geringste Lust dazu hatten. Und dieses dämliche Rumgebrülle war fast noch schlimmer.
    Sie waren hier doch nicht in einer Kaserne!

    „Ist doch fast wieder wie in alten Tagen“, meinte Lena Kurnikowa im Vorbeigehen zu ihr, während sie sich bei Samirall eingehakt hatte. Mai wusste zwar nicht, was für alte Tage Lena da meinte, aber sie nickte einfach.
    Dabei blitzte wieder so ein seltsames Gefühl in ihr auf, so als ob etwas nicht in Ordnung wäre.
    „Weitergehen!“ blaffte eine der Wachen einen großen Schüler an, der daraufhin einen finsteren Blick aufsetzte, dass dem Soldat seine nächsten Worte im Hals stecken blieben.
    Die holografischen Anzeigetafeln brachten schon die ersten Kampfaufstellungen, wie die Schüler am Nachmittag gegeneinander antreten sollten.
    „Jeder für sich und nur die Stärksten bestehen…“, seufzte Mai. Diese blöden Kämpfe machten einfach jeden freundschaftlichen Kontakt untereinander zunichte.
    Jeder stand hier mit jedem in Konkurrenz. Der einzige Lichtblick bei diesen Kämpfen war die Regel, dass niemand getötet werden durfte.
    Sonst hätten Ryu Yami oder dieser Merryman bestimmt schon einige andere getötet. Für die beiden schien dieses System das wahre Vergnügen zu sein…

    Mamoru fühlte sich einfach schlecht…
    Seine schlimmsten Befürchtungen waren auf dieser Insel entsetzliche Realität geworden! Er musste zwar nicht gegen andere kämpfen, aber dafür hatte er die Auswirkungen dieser Kämpfe zu behandeln!

    • Offizieller Beitrag

    Tag 36 - 13:30 Uhr – Verwaltungsgebäude - Speisesaal

    Obwohl der Anblick der Schülerinnen und Schüler ziemlich normal wirkte, waren doch immer wieder ein paar abwesende Gesichter darunter. Die Tische waren alle gut besetzt, ohne dass sich dabei bestimmte Gruppen gebildet hatten.
    Der Schuldirektor legte großen Wert darauf, dass alle Schüler an diesem Ort ganz korrekt miteinander umgingen. Dazu gehörte für ihn auch, dass man sich dorthin setzte, wo gerade ein Platz frei war. Anders als beim Frühstück kamen jetzt aber die Schüler gemeinsam zum Essen.
    Den teilweise abwesend wirkenden Gesichtern sah man die Gedanken nicht an, die dahinter abliefen.
    Wie schon zuvor wunderten sich die Meisten über einige Dinge, die nur scheinbar ins Bild passten.

    Hagen hatte das unbestimmte Gefühl, sich zwischen all den anderen Schülern nicht wirklich wohl zu fühlen. Dabei sollte er das doch schon seit über einem Monat so erleben. Da hätte sich doch eigentlich eine Gewöhnung einstellen müssen. Aber die ganze Umgebung wirkte auf ihn mehr wie eine Bildüberlappung. Natürlich stellten sich sofort wieder die Kopfschmerzen ein, als er in diese Richtung weiter dachte.
    Trotz der stärker werdenden Kopfschmerzen konnte er diesmal einen mentalen Sperrblock errichten, nachdem er am Morgen schon gewisse Vorbereitungen eingeleitet hatte.

    Etwa ein Jahr früher…
    Man hatte ihn nach dem letzten Auftrag wieder einem Forschungsprojekt innerhalb der Behörde zugewiesen. Die ganzen Weißkittel waren mit einer ganzen Batterie von medizinischen Geräten aufgetaucht und hatten ihn verkabelt. Natürlich hatten sie dabei nicht vergessen seine Mithilfe durch die Bombe am Spinalkanal sicher zu stellen.
    Da Drogen sich nachteilig auf seine Fähigkeiten auswirkten, versuchten sie etwas Neues. Ihre ersten Versuche hatten gar nichts gebracht, aber sie hatten ihm Kopfschmerzen beschert. Aber je mehr die Wissenschaftler ihre Einstellungen verfeinerten, begannen sich Auswirkungen zu zeigen. In seinem Kopf erschienen Bilder.
    Hagen erkannte, dass sie an seiner Wahrnehmung herumexperimentierten. Dabei wendeten sie ein Schmerz und Belohnungsverfahren an, um ihn zugänglicher zu machen. Allerdings zeigte es ihm auch, dass sie die Natur der PSI-Kräfte noch immer nicht richtig erfasst hatten. Mittels seiner Suggestion verschloss er sein Selbst vor dem Experiment und konnte diesem nun wie ein Zuschauer folgen.
    Da er keinen richtigen Widerstand leistete, begannen die Wissenschaftler mutiger zu werden.
    „Wenn wir die Wahrnehmung des Testsubjekts so weit beeinflussen, dann lassen sich die Erinnerungen verändern. Damit könnte man dann auch die Grundeinstellung des Individuums verändern und im Sinne der Organisation verändern!“ sagte einer der Weißkittel ein paar Tage später. Scheinbar waren ein paar hohe Herren zu Besuch, um sich nach dem Stand der Dinge zu erkundigen.
    „Sie sollten bei diesen PSI-Freaks lieber vorsichtig bleiben, Doktor. Dieser dort würde ohne den Sprengsatz an seinem Rückenmark liebend gerne seine Vorgesetzten in grunzende Tiere verwandeln!“ antwortete eine Stimme, die Hagen schon vorher einmal gehört hatte.
    „Sie würden bestimmt lieber eine dauerhafte Lösung anstreben, oder?“ fragte jemand anderes.
    „Das steht nicht zur Debatte, da wir diese PSI-Freaks brauchen, wenn wir der Bedrohung erfolgreich gegenüber treten wollen.“ Das war wieder die bekannte Stimme.
    „Das haben sie gut erkannt! Mit normalen militärischen Mitteln hätten wir keine Chance gegen die Bedrohung. Da der Gegner die Menschen beeinflussen kann, müssen wir entsprechende Gegenmaßnahmen treffen!“ meldete sich noch jemand zu Wort. Hagen war durch die Anlagen in seiner Position fixiert, so dass er nicht nachsehen konnte, wer diese Leute waren.
    „Nach der letzten großen Auseinandersetzung wissen wir, dass selbst einzelne PSI-Freaks keine Chance haben. Wir brauchen die Verbindung zu den Pentagrammen! Leider sind die Meisten dieser PSI-Freaks ziemlich Individualisten.“
    „Und der Gegner weiß, dass wir sie haben und genau zu diesem Zweck trainieren wollen! Deshalb hat er ja die amerikanische Anlage in Alaska weggeblasen!“
    „Und eben deswegen versuchen wir, die Zusammenarbeit dieser Individuen etwas zu beschleunigen“, wandte der Doktor ein. „Deshalb haben wir ja ein Testsubjekt wie diesen Burschen dort ausgewählt, der ein ausgeprägter Individualist ist!“
    „Ookami ist einer der begabtesten Telepathen, die bislang vom System aufgespürt wurden“, meldete sich wieder die bekannte Stimme. „Leider ist er ein Egoist und gewissen Notwendigkeiten gegenüber gar nicht aufgeschlossen. Er könnte dem System so viel besser dienen, wenn er auch daran glauben würde!“
    „Wenn wir dieses Experiment erfolgreich abschließen, wird genau das der Fall sein!“ Wieder der Doktor. Und damit hatte Hagen endlich den Zweck des Experiments erfahren. Die Maschinen, an die er angeschlossen war, beeinflussten seine telepathischen Kräfte, so dass er Schmerzen erlitt, wenn er sie einsetzen wollte. Und die Schmerzen konnten dann wieder von anderen Sensoren erfasst werden und warnten die Leute. Aber gegen normales Zuhören halfen die Sensoren nicht, da sie davon ausgingen, dass sein Bewusstsein ruhte.

    Aus dieser Erfahrung heraus hatte Hagen seine Maßnahmen abgeleitet und auch diesmal seine weniger bekannte Suggestitionskraft angewendet, um einen Teil seines Geistes abzukoppeln. Auf diese Weise konnte er seine Überlegungen vor der Überwachung verstecken, die offenbar sein Denken beeinflusste.

    • Offizieller Beitrag

    Tag 36 - 13:32 Uhr – Verwaltungsgebäude - Speisesaal

    Fumiko kaute schweigend einen Bissen, während sie Ryu zuhörte. Auf der anderen Seite hörte auch Kazumi den Ausführungen zu.
    Allerdings beschäftige Fumiko noch etwas anderes.
    Schon seit dem Aufwachen hatte sie ein merkwürdiges Gefühl, dass sie sich nicht erklären konnte. Und jedes Mal, wenn sie sich damit befassen wollte, traten Kopfschmerzen bei ihr auf. Sie hatte sich noch nie in ihrem eigenen Denken beschränkt gefühlt, bis sie heute Morgen erwacht war.
    Die ganzen Soldaten in taktischer Panzerung wollten auch irgendwie nicht in das Bild passen, das sie in ihrer Erinnerung hatte. Aber etwas legte sich wie ein Schleier über diese Eindrücke.
    Dazu kam noch eine ungewöhnliche Störung ihrer Telepathie.
    Die Schmerzen, die jedes Mal kamen, wenn sie sich mit diesen Dingen befasste, folgten eindeutig einem Muster. Weder Ryu noch Kazumi schienen aber damit Probleme zu haben.
    Fumiko hatte sich in ihrem Bewusstsein durch jahrelanges Training eine Art Kammer geschaffen, in der sie von äußeren Einflüssen abgetrennt war. Während ihr Körper ganz automatisch weiter die Nahrung zu sich nahm, zog sie sich dorthin zurück.

    Es war, als würde sie aus einem Bereich mit starken Winden, gegen die sie anlaufen musste, plötzlich in einen windstillen Bereich gelangen!
    Da sie selber auch die Gabe der Suggestition besaß, wusste sie auch gleich, was da um sie herum passierte. Jemand beeinflusste auf eine narkomechanische Art und Weise die Gedankenwelt der Schüler auf der Insel. Diese ganzen Soldaten gehörten überhaupt nicht hierher!
    Die Drogen verschleierten für den Geist die Beeinflussung, die kontinuierlich auf jeden Einzelnen einwirkte. Man wollte ihnen eine verzerrte Welt aufzwingen, in der die Soldaten und auch die fremden Gesichter am Lehrertisch als völlig normal einsinken sollten.
    Dieser Direktor Grady war auch ein Fremder, denn eigentlich hieß die Direktorin Amasowa. Leider konnte Fumiko dieses Wissen nicht nach außen kommunizieren, denn die beständige Beeinflussung ließ es nicht zu.
    Seltsamerweise konnte sie sich nicht an die letzten sechs Tage erinnern. Das letzte, was ihr noch bewusst war, schien ein kampfbereiter Ryu zu sein. Da war es Abend gewesen…
    Als Ryu sie direkt ansprach, musste Fumiko wieder in ihr Bewusstsein zurück und verspürte augenblicklich einen starken Kopfschmerz, der gleich darauf von einer wattigen Wolke bedeckt wurde, die sie ohnmächtig werden ließ.

    Hagen schaute gerade in dem Augenblick an den anderen Tisch, als das Mädchen mit den langen weißen Haaren plötzlich flackerte, so als würde einem Hologramm die Energie ausgehen. Im nächsten Augenblick war sie verschwunden. Im beeinflussten Teil seines Bewusstseins war das vollkommen normal und auch die Schülerinnen und Schüler am Tisch machten sich deshalb keine Gedanken, sondern unterhielten sich ganz normal weiter.
    „Das ist nicht echt!“ stellte er für sich fest.

    • Offizieller Beitrag

    Rückblick:
    Milani Gabrielle D’Annunzio war seit Tagen wieder eine Katze. Als die Flieger am Abend des 11.05.2010 ihre Fracht über der Insel abgeworfen hatten, war sie gerade wieder in der Form gewesen. Als die Menschen anfingen umzufallen, hatte sie einen Sprung ins Gebüsch gemacht…
    Da sie die Katzenform mit dem weißen Ohr auch schon über lange Zeit verwendet hatte, war ihr Körper nicht in die menschliche Form zurückgekehrt, als sie gleich darauf das Bewusstsein verlor.
    Wie lange sie danach bewusstlos unter den Büschen gelegen hatte, wusste sie nicht.
    Als sie wieder zu Sinnen gekommen war, hatten fremde Männer die Insel bevölkert.
    Milani hatte vorsichtig das Gelände erkundet.
    Von den bewusstlosen Schülern hatte sie dabei nichts mehr gesehen. Aus einigen Gesprächsfetzen, die sie auf der Erkundung auffangen konnte, hatte sie erfahren, dass man sie irgendwohin gebracht hatte.


    Sie hatte die Insel abgesucht, was sie einen ganzen Tag gekostet hatte. Dabei waren die Strände vollkommen leer. Die ganzen fremden Leute waren mit Transportschiffen gekommen, die am Anleger der Insel vertäut waren.
    Als Katze wurde sie zwar manchmal von den Leuten gesehen, aber niemand machte sich deswegen scheinbar Gedanken.
    Nachdem man sie nicht verschifft hatte und sie auch nicht in den übrigen Bereichen zu finden waren, hatte sie sich an die fremden Leute gehalten, um aus ihren Gesprächen weitere Informationen zu erhalten. Dabei erfuhr sie von der speziellen Landungsgruppe, die mit Fallschirmen als erstes abgesprungen waren, um den Erfolg ihres Blitzangriffes zu kontrollieren.
    Diese waren noch immer hier und Milani konnte auch welche ausfindig machen.
    So gelang es ihr, die Ereignisse einigermaßen nachstellen zu können, die am Dienstagabend abgelaufen waren. Der Blitzangriff hatte alle Lebewesen auf der Insel mit einem hochwirksamen Schlafgas ausgeschaltet, so dass die Fallschirmtruppen unbehelligt landen konnten. Nachdem sie das Gelingen des Planes bestätigt hatten, waren die auf offener See bereitliegenden Schiffe zur Insel gekommen und hatten begonnen, die bewusstlosen Bewohner einzusammeln.
    Dabei hatte es in der Küche beim Personal Verletzte gewesen, die sich am Herd verletzt hatten, als sie von dem Mittel umgehauen wurden. Einer der Wachleute war bewusstlos ins Wasser gestürzt und ertrunken.


    Die Fremden hatten einen Plan, wie sie sich die Fähigkeiten der Mutanten zunutze machen wollten. Dazu hatten alle Schüler an einen besonderen Ort gebracht werden müssen. Jetzt wurde es langsam interessant für Milani.
    Die Fremden waren alle Angehörige von Einheiten, die eigentlich zu dem Geheimdienstverbund gehörten, der auch die Akademie mit finanzierte. Dort hatten einige Gruppen wohl nach den letzten Übergriffen kalte Füße bekommen und wollten sich jetzt ihre „Aktiva“ sichern. Leider wussten auch diese Einsatzagenten nicht, was nun weiter mit den Schülern passieren sollte.
    Milani musste also einen neuen Ansatzpunkt suchen, um mehr über das Schicksal der Schüler zu erfahren. Aber dazu musste sie versuchen, auch jemanden zu finden, der dazu entsprechende Informationen hatte.
    Da auch die Geheimdiensttruppen sich im Speisesaal versorgten hatte Milani wenigstens einen Ansatzpunkt, um nach diesen Leuten suchen zu können. Dabei kam es ihr gelegen, dass es auch einige Katzenliebhaber unter den Besatzern gab, die sie schnell adoptierten.


    Hagen hatte sie niemals offiziell irgendwo gemeldet, so dass keine Unterlagen existierten, dass sie ebenfalls PSI-Kräfte besaß. Da er selber ein paar Nachforschungen angestellt hatte, wusste sie nun auch, dass ihre Fähigkeit einen dimensionalen Effekt hatte, so dass sie bei Wandelformen die kleiner waren Körpermaterie in eine Art Taschendimension, das ihr Gehirn anzapfen oder sogar erst erschaffen hatte, auslagern konnte. Deshalb wog sie jetzt auch nur so viel, wie eine Katze es auch tat. Sie ließ sich also streicheln und natürlich füttern, um bei Kräften zu bleiben.
    Nach fünf Tagen hatte sie noch immer keinen Hinweis bekommen, wohin man all die Schüler gebracht hatte. An diesem Montag wurden die Leute dann unruhiger und es wurden Bemerkungen zu einem Start einer Anpassungsphase gemacht. Milani hatte sich an diesen Aspekt geheftet und war so zwei Frauen gefolgt, die zu dem Thema noch etwas mehr zu sagen hatten.
    „Die ganzen Vorbereitungen waren der schiere Horror. Bei den ganzen Personen die Tanks vorzubereiten, ich sag es dir!“
    „Die Verkabelung war auch kein Pappenstiel, da wir andauernd individuelle Anpassungen vornehmen mussten!“
    Die beiden Frauen unterhielten sich weiter über Arbeiten, die eindeutig mit den vermissten Schülern zu tun hatten. Dabei waren sie aus dem Verwaltungsgebäude gegangen und über den Vorplatz gelaufen. Milani wusste nicht, was die Leute weiter vorhatten und fühlte sich auf dem großen Platz nicht wirklich wohl. Noch irritierender fand sie es, als die Frauen plötzlich kleiner zu werden schienen. Es dauerte einen Moment, bis sie begriff, dass diese eine Rampe hinunter liefen. Doch eigentlich war hier doch gar keine Rampe…

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    Milani hielt kurz an der Rampe an, die plötzlich unter den großen Teich führte. Die beiden Frauen waren bereits am unteren Ende angekommen und bogen nach rechts um eine Ecke. Milani beeilte sich, diese unerwartete Wendung für sich zu nutzen und erreichte mit ein paar Katzensprüngen die untere Ebene, bevor die Rampe wieder hochfuhr.
    Ihre Schnurrhaare vibrierten, als sie die neue Umgebung aufnahm. Dass es unter dem Platz noch eine Ebene gab, hatte wohl kaum jemand gewusst.
    Milani folgte dem Korridor, der von der Zugangskammer am unteren Ende der jetzt wieder verschwundenen Rampe weiter in die Tiefe führte. Sie hielt sich eng an der Wand und identifizierte die Kameras bevor diese sie erfassen konnten. Auf lautlosen Pfoten schlich sie sich an den Überwachungssystemen vorbei. In der Ferne hörte sie noch die Stimmen der beiden Frauen.
    Der Korridor mündete in einen Verteilerknoten, von dem aus fünf weitere Gänge abgingen. An der Decke gab es außer Kameras auch noch Bewegungsdetektoren, die den Bereich des Knotens abdeckten.
    Bei diesen Sicherheitsmaßnahmen konnte sie nur richtig sein!
    Vorsichtig glitt sie um die Ecke und schlich in den nächsten Korridor hinein. Die Stimmen der Frauen waren inzwischen verklungen, so dass sie einfach erkunden musste, was es hier unten gab.
    Es gab verschiedene Türen, die mit Kartenschlössern gesichert waren, rechts und links in diesem Gang. Milani konnte in ihrer jetzigen Form nicht durch diese Türen gelangen, selbst wenn sie eine Karte besessen hätte. Aber die Sicherheitseinrichtungen, wie zum Beispiel Feuerlöscher, gaben ihrer kleinen Gestalt genug Deckung.


    Nachdem in dem ersten Gang offenbar nur gesicherte Türen in irgendwelche Bereiche führten, machte sich Milani an die Erkundung des nächsten Ganges. Auch hier gab es wieder diese Kartenschlosstüren. Nur dass ihre feinen Sinne diesmal Personen hinter den Türen ausmachen konnten. Der dritte Gang hatte nur drei Türen, die ebenfalls verschlossen waren.
    Bei dem vierten Gang konnte sie noch mehr Sicherheitssysteme erkennen, so dass sie diesen erst einmal ausließ. Je länger sie unbemerkt hier unten blieb, desto mehr Informationen würde sie erhalten. Der fünfte Gang lief in einem Bogen von dem Verteilerkreis weg. Milani konnte auch keine Türen erkennen. Der Korridor war etwa doppelt so lang wie die ersten drei. An seinem Ende gab es eine elektrische Tür mit einem Bodenkontaktschalter.
    Diesen konnte sie mit einem kühnen Sprung auf die Platte gerade so aktivieren. Die Tür glitt mit einem leisen Zischen zur Seite. Dahinter lag ein großer dunkler Raum, der von vielen Anzeigen matt erleuchtet wurde. Milani huschte in den Schatten der nächsten Operatorstation, die überall im Raum verteilt standen. Aus der Deckung der im Augenblick unbesetzten Station beobachtete sie die Umgebung.


    Leise Stimmen teilten irgendwelche abgelesenen Werte an andere Stationen mit. Es waren nicht einmal die Hälfte der im Raum vorhandenen Stationen besetzt, aber an diesen herrschte hektisches Treiben. Aus ihrem Bodenwinkel konnte sie nicht sehen, was auf den holografischen Projektionsflächen dargestellt wurde. Ähnlich wie bei bestimmten Plasmabildschirmen war auch hier eine Darstellung nur aus einem bestimmten Winkel vorgesehen.
    In der leisen Art einer Katze sprang sie über den Stuhl auf die Arbeitsstation, die ihr zurzeit als Deckung diente. Von dort aus konnte sie zumindest bei einigen Projektionen erkennen, was sie gerade darstellten.
    Während einige dabei verwirrende Wellenlinien und andere Werte anzeigten, konnte sie auf einem die Darstellung einer riesigen Halle sehen. Dort standen unzählige Zylinder, die mit einer Flüssigkeit gefüllt waren. Und innerhalb konnte sie die Körper von Schülern erkennen, die über Elektroden und ein merkwürdiges Kopfgeschirr mit dem oberen Deckel des Zylinders verbunden waren.
    Sie hatte die vermissten Schüler gefunden!
    Nur leider konnte sie nicht genau sagen, wo diese im Augenblick waren. Aber jetzt konnte sie sich besser auf die leisen Informationsaustausche konzentrieren, die an den besetzten Stationen stattfanden.


    „Diese Telepathen machen Schwierigkeiten!“ hörte sie aus einer Übermittlung heraus.
    „Wir haben das Mädchen erst einmal aus dem System getrennt“, kam es zurück. Milani zuckte aufgeregt mit dem Schwanz.
    „Die Matrix ist weiterhin stabil, aber wir haben auch weiterhin Widerstand. Die induzierten Erinnerungen werden bei vielen nicht akzeptiert, auch wenn wir sie aus bestehenden Erinnerungen erstellt haben.“
    „Halten sie die Dosierung vorerst auf diesem Level und geben sie ihnen Zeit sich an die Matrix zu gewöhnen. Wir haben fast sechs Tage für die Vorbereitungen gebraucht, da sollten wir es jetzt nicht überstürzen!“


    Milani verstand nun zumindest, was diese Leute hier versuchten zu realisieren. Hagen hatte ihr von den Experimenten erzählt, die sie an ihm durchgeführt hatten. Dies hier war offenbar eine Weiterentwicklung.
    Die Schüler befanden sich in den Zylindern mit der Flüssigkeit, die sie von der Außenwelt isolierten. Über diese Gerätschaften wurde ihnen eine künstliche Welt aufgezwungen, die für sie gerade wirklich erscheinen musste. Man wollte sie dabei manipulieren, damit sie bestimmte Änderungen an der Realität akzeptierten. So hofften die Auftraggeber anscheinend auf eine friedliche Anpassung, bevor sie die Schüler wieder aufweckten. Und dazu hatten sie die letzten Tage gebraucht, um alle heute ihren ersten Tag in der künstlichen Umgebung erleben zu lassen.

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    Milani huschte wieder unter die Konsole, um nicht zu viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Eine Katze, die interessiert auf Anzeigen schaute, würde irgendwann Misstrauen erzeugen. Nun wusste sie zwar, was man mit den Schülern gemacht hatte, aber wo diese samt der Zylinder waren, hatte sie noch nicht erfahren.
    Der besonders gesicherte Korridor war mit hoher Wahrscheinlichkeit der Zugang zu der Halle, die auf den holografischen Anzeigen dargestellt wurde. Leider gab es für sie keine Möglichkeit an all den Überwachungssystemen vorbei zu kommen.
    Vorsichtig schlich sie näher an den Bereich mit den meisten besetzten Konsolen, um zumindest weitere Informationen zu bekommen.


    „Wir haben derzeit nur wenige Mutanten, die der künstlichen Umgebung Misstrauen entgegen bringen, Sir. Es ist dabei ein Zusammenhang mit den Kräften der Telepathie und der Suggestion erkennbar. Offenbar sind diese PSI-Begabungen dem Verfahren so ähnlich, dass es den jeweiligen Personen auffällt. Fumiko Yoshida zeigte dabei die stärkste Reaktion. Deshalb haben wir sie erst einmal aus dem System genommen, da sonst der Schaden an ihren Hirnbereichen zu groß geworden wäre.“ Nachdem etwas vorgefallen war, hatte sich wohl jemand genötigt gefühlt einen Bericht abzugeben. Milani konnte das nur Recht sein.
    „Es hat ja vor einiger Zeit die ersten Feldversuche innerhalb der Organisationen gegeben, da wird Yoshida wohl eine Probandin gewesen sein!“ schloss eine entspannte Stimme daraus. Diese Person war offenbar so etwas wie ein Verantwortlicher hier.
    „Nein, Sir. Der einzige Telepath, der als Proband an einem solchen Projekt teilgenommen hat und sich hier auf der Insel befindet ist Hagen Kosaka.“
    „Ookami? Wie sind seine Kontrollwerte?“
    Milani spürte selbst eine Anspannung, obwohl es mehr eine freudige bei ihr war. Der Verantwortliche wirkte ziemlich beunruhigt, was dafür sprach, dass er Hagen kannte.
    „Er hatte ein paar stärkere Ausschläge, aber im Augenblick ist er wohl nur etwas irritiert“, kam nach einem kurzen Moment, wo die sprechende Person wohl den aktuellen Stand abgelesen hatte, die Antwort.
    „Das kann ich kaum glauben! Dieser Bursche war immer eine wandelnde Komplikation, seit wir ihn für die Organisation eingesetzt haben.“ Der Verantwortliche schien zu dem teil der Organisation zu gehören, die Hagen für ihre Kommandoeinsätze benutzt hatten.


    Seit dem Tag, an dem Hagen in das Haus ihrer Eltern gekommen war, lag inzwischen fast schon drei Jahre zurück. Milena war damals vierzehn Jahre alt gewesen und Hagen gerade mal ein Jahr älter. Ihr Vater, der sich vollkommen auf seine Arbeit konzentrierte, war wohl einigen Dingen auf die Schliche gekommen, die von den Geheimorganisationen nicht bekannt gegeben werden sollten. Durch die Möglichkeiten der PSI-Begabten hatten diese Organisationen, wie auch andere, ihre Attentäter fast ohne Spuren einsetzen können. Sie selbst fühlte sich von der Familie im Stich gelassen, als die ihre neu hervorgetretene Begabung aus den Augen der Öffentlichkeit fern halten wollten. Während sich ihre Schwester in die Musik vergraben hatte, um den Beanstandungen der Eltern zu entgehen, war Milani von dem Hausmädchen unterstützt worden. Ihre damaligen Schulfreundinnen hätten es wahrscheinlich kaltschnäuzig gefunden, dass ihr das Leben dieses Hausmädchens wichtiger war, als das ihrer Familie. Den Zwang der Gesellschaft hatte sie bereits kennen gelernt, als ihre Eltern sie zu einem bestimmten Verhalten gezwungen hatten. Ihre Mutter hatte sich dabei ganz andere Freiheiten genommen, die sie wohl meinte gut verborgen zu haben. Und ihr Vater…
    All dies war an dem Tag von ihr abgefallen.
    Als man Hagen mit ihr in Katzenform wieder eingesammelt hatte, waren die Agenten nicht begeistert. Aber er hatte ihr Bleiben durchgesetzt. Nach dem Bericht, den er ablieferte, war sie genau so tot wie der Rest ihrer Familie. So wurde aus Milena dann Milani, die Katze. Und entgegen einer normalen Katze, hatte sie immer mit Hagen in Kontakt gestanden.


    „Das will ich mir persönlich ansehen!“ riss die Stimme des Verantwortlichen sie aus den Erinnerungen. Ohne eine Erwiderung abzuwarten setzte sich der Mann in Bewegung. Milani setzte sich auch sofort in Bewegung. Vielleicht war das die einzige Chance zu Hagen zu kommen.

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    Es ging tatsächlich in den Korridor hinein, den sie wegen der vielen Sicherheitssysteme nicht erkundet hatte. Milani huschte dicht hinter den beiden Personen her, um ihre Anwesenheit so gut wie möglich zu verschleiern. Da die Anlagen ja bereits von den beiden Leuten aktiviert worden war, hatte sie bei ihrer geringen Größe gute Chancen, erst gar nicht wahrgenommen zu werden.
    Als die beiden Personen vor einer Tür ankamen und plötzlich stoppten, wäre sie beinahe in einen gelaufen. Gerade noch rechtzeitig brachte sie sich zum Stehen.
    Über ihr piepte etwas, aber sie konnte nicht sehen, ob es ein Zahlen- oder ein Kartenschloss war. Vor ihr schien die ganze Wand zur Seite zu weichen, was nicht nur an der Perspektive zu liegen schien.
    Aus der entstehenden Öffnung kam ein kühler Lufthauch, der ihre Schnurrhaare vibrieren ließ.
    Die beiden Personen setzten sich wieder in Bewegung, als sich der Zugang weit genug geöffnet hatte.
    Ihr feines Gehör vernahm ein Klacken in der Wand.
    Offenbar war diese Tür so gesteuert, dass sie nur einen kurzen Zeitraum geöffnet blieb.

    Selbst für Menschen musste die Halle dahinter eine ziemliche Größe haben. Für Milani war es mehr wie ein gewaltiger Dom, als sie mit den beiden Menschen den Raum betrat. Rechts gab es eine Sicherheitsstation, die auch von drei Agenten in gepanzerter Schutzkleidung besetzt war. Links befand sich eine kompliziert aussehende Pumpenstation die ein tieftönendes Brummen aussandte, was die Menschen wahrscheinlich gar nicht bemerkten.
    Aus dem Raum kam eine weitere Person auf die beiden zu, die einen weißen Kittel trug. Milani wich zur linken Seite aus und schlüpfte zwischen die Rohrelemente der Pumpenstation.
    „Warum kommen Sie denn persönlich hierher?“ rief die Gestalt im Kittel den beiden anderen entgegen.
    „Wir wollen sofort zu Ookamis Zylinder! Hagen Kosaka. Und kommen sie mir nicht mit Kompetenzen!“ schnappte der Verantwortliche in einem gewohnheitsmäßigen Befehlston.
    Milani peilte aus dem Schatten der Rohrverbindungen zu der kleinen Versammlung.
    Die Erwiderung der Kittelgestalt konnte sie nicht verstehen, da etwas innerhalb der Rohre gluckerte.

    Die Reihen der Zylinder erstrecken sich scheinbar endlos. Auf jeder Seite des Mittelganges stand eine Doppelreihe dieser gefüllten Zylinder. Die Doppelreihe war in regelmäßigen Abständen unterbrochen, so dass man in einen Kontrollgang zwischen den beiden Reihen gelangen konnte. Über den Zylindern verliefen Rohre und Schläuche, die sie wohl mit der Pumpenstation verbanden.
    Milani folgte der kleinen Gruppe in dem Freiraum zwischen Wand und der ersten Reihe. Sie hoffte, dass in diesem Bereich keine zusätzlichen Kontrollsensoren angebracht waren.
    Die drei Personen bogen plötzlich in den kleineren Kontrollgang ein und blieben vor einem der Zylinder stehen.
    „Da wären wir. Hagen Kosaka. Kontrollmonitor zeigt vollkommen normale Werte“, leierte der Kittel herunter. Offenbar war er mit dem Eindringen der anderen nicht einverstanden. Der Verantwortliche blickte trotzdem selbst auf die Anzeigen.
    „Das sieht mir viel zu normal aus!“ knurrte er. Offenbar hatte er schon vorher mit Hagen zu tun gehabt. Milani wusste aus eigenem Erleben, wie sehr sich Hagen gegen die ihm aufgezwungenen Regeln gewehrt hatte. Er hatte es nie den Leuten leicht gemacht, die ihn für seine Missionen einteilten.

    „Wir überwachen hier neben den Körperfunktionen auch die Gehirnwellen. Damit können wir sofort feststellen, wenn der Proband sich gegen die Matrix wehrt“, kam es von dem Weißkittel. Milani war jetzt hinter Hagens Zylinder angekommen und versuchte auch den Rest zu verstehen.
    „Dieser hier hat an einigen der ersten Testphasen teilgenommen und könnte daher bemerken, dass es eine künstlich eingegebene Welt ist!“
    „Wir hatten ein paar Ausschläge, dass ihm einige Unstimmigkeiten aufgefallen sind. Aber die Medikation wurde sofort erhöht, so dass er wieder in dem Glauben ist, gerade Mittag zu essen“, kam sofort die Antwort.
    „So sicher waren die damals auch, Doktor. Aber er hat alle getäuscht und wäre fast noch entkommen!“
    „Das waren alles Erfahrungen außerhalb der Zylinder. Das verfeinerte Verfahren sorgt für eine sichere Trennung von der Umgebung“, fuhr der Weißkittel fort.
    „So etwas wie Sicherheit gibt es bei diesen PSI-Begabungen nicht, Doktor. Einige der Schüler hier könnten sie in der Luft zerreißen, ohne sie überhaupt anzufassen! Ihre Selbstsicherheit ist absolut fehl am Platz. Seien Sie sich weniger sicher und üben sie mehr Vorsicht!“
    Die Wut war dem Verantwortlichen deutlich anzumerken. Er hielt in Bezug auf die Mutanten nichts als gegeben vor, was er eindeutig durch eigenes Erleben erlangt hatte. Aber der Doktor schien besondere Befugnisse für diesen Bereich zu besitzen, da er nicht einlenkte.
    Nach einem abschließenden Blick auf die Kontrollen wandten sich der Verantwortliche und sein Begleiter von dem Tank ab und marschierten den Weg zurück, den sie gekommen waren. Milani blieb erst einmal wo sie war.

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    Kaum waren die beiden außer Sichtweite, als sich das Verhalten des Weißkittels veränderte. Milani spürte die Welle der Abneigung, die plötzlich von der Person ausging. Überrascht beobachtete sie weiter.
    „Die Ungläubigen werden langsam unruhig. Wir müssen unsere Pläne schneller vorantreiben. Wir sind hier einfach zu wenige!“ sagte der Weißkittel laut. Milani zuckte geschockt zusammen, als eine weitere Person zwischen den Tanks auftauchte. Sie hatte nicht das Geringste gespürt!
    „Die Behälter sind noch nicht hier. Sie sind immer noch auf dem Schiff“, antwortete die neue Person mit modulationsloser Stimme.
    „Wir müssen sie herschaffen!“ ordnete der Weißkittel an. „Nur wenn wir all diese verblendeten Kinder zu unseren Brüdern machen, können wir gegen den Widerstand siegen.“
    Milani veränderte ihre Augen etwas, um die Personen besser erkennen zu können. Während der Weißkittel einen ziemlich normalen Eindruck machte, war die zweite Person von einer merkwürdigen Schicht bedeckt.
    „Die GLA hier?“ durchzuckte es sie. Diese seltsame Masse, die auch gegen die Schwerkraft einen Körper umhüllte, konnte einfach nichts anderes sein. Aber alleine ihr Hiersein bedeutete eine weitaus größere Gefahr, als es die Soldaten und Geheimdienstler je darstellen könnten.
    Offenbar hatte die GLA bereits einige Bereiche unterwandert.
    Und dass die Methoden der GLA sich sehr verändert hatten, zeigte auch die geheime Vorgehensweise hier vor Ort.
    „Wenn sie den Schleim über die Pumpstation in die Zylinder leiten, dann haben sie alle Schüler übernommen, ohne eine Patrone abzufeuern. Sie haben einfach Zwietracht gesät und die Geheimdienste die Dreckarbeit übernehmen lassen!“ So ein Plan ließ sich nicht in wenigen Tagen aufstellen, da musste die GLA wohl sehr langfristig geplant haben. Deshalb waren einige Vorfälle so ganz aus dem Raster gefallen.
    Die schleimbedeckte Gestalt war genauso spurlos wieder zwischen den Zylindern verschwunden, wie sie zuvor aufgetauchte. Der Weißkittel schaute sich noch einmal um und ging dann langsam wieder zurück.
    Milani zwang sich still zwischen den Leitungen am Zylinder zu verharren. Die Gefahr war gerade um ein Vielfaches gestiegen. Also hatte Direktorin Amasowa schon im Vorfeld etwas von der Infiltration geahnt. Möglicherweise hatten sie sogar noch etwas länger warten wollen.
    Hagen hatte wegen der Abschottung der Insel und der gesonderten Untersuchung des Personals eine ähnliche Vermutung gehabt. Aber diese Abschottung konnte die langfristigen Pläne der GLA etwas durcheinander gebracht haben.
    Dieser Schleimregen, den Hagen aus den Visionen von der zweiten Yuna gesehen hatte, war vielleicht der eigentliche Plan gewesen. Die GLA hätte einfach genügend von der Masse über der Insel abgesprüht…
    Jetzt war es unbedingt notwendig, die anderen wieder aus den Zylindern zu bekommen. Solange der Schleim noch nicht von dem Schiff entladen war, dass in dem Gespräch gerade erwähnt wurde, hatten sie noch eine Chance. Wenn die Schüler erst einmal infiziert waren, dann war die Insel verloren.
    Milani bewegte sich extrem vorsichtig und nahm die Leitungen in Augenschein, die zu den einzelnen Zylindern führten. Sie musste nach oben zu den Zuleitungen, um von dort aus etwas zu unternehmen. Der schmale Zwischenraum zur Wand ermöglichte ihr mit dem Katzenkörper ein paar Sprünge, die sie nach oben auf die Schienen brachte, die einen Teil der Schläuche hielten.
    Direkt über Hagens Zylinder nahm sie ihre andere Gestalt an und begann die Anschlüsse von Kabeln und kleinen Schläuchen zu lösen. Die größere Zuleitung von der Flüssigkeit, in der die Körper schwammen, konnte sie nicht alleine abnehmen. Deshalb würden die kleinen Zuleitungen genügen müssen.
    Einige der schmalen Schläuche schienen Medikamente zu befördern. Sie musste zeitgleich einige Warnmeldungen unterdrücken, die wegen der gelösten Leitungen aufleuchteten. Dabei war sie so konzentriert, dass sie die schleimbedeckte Gestalt nicht bemerkte, die lautlos zwischen den Zylindern auftauchte und sich ihr näherte…

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    Tag 36 – 13:33 Uhr – Verwaltungsgebäude – Speisesaal

    Nach der Erkenntnis, dass seine Wahrnehmung manipuliert wurde, hatte Hagen auch sofort die Auswirkungen gespürt. Wer oder was auch immer seine Wahrnehmung überwachte reagierte mit einer Maßnahme, die ihn wahrscheinlich auch mit einem Flackern aus der Simulation heraus nahm.
    Für ihn selbst war es so, als würde er in eine Art Traum verfallen in dem seine Umgebung nicht näher definiert war.
    Aber der Druck, der auf ihn einwirkte, ließ plötzlich nach. Seine Gedanken konnten wieder klarer die Situation erfassen. Damit einher ging eine erste Wahrnehmung seiner tatsächlichen Umgebung. Dass diese Möglichkeit nicht von dem Steuersystem gewollt war, merkte er an den Impulsen die auf ihn einwirken wollten.
    Sein gesicherter Bereich innerhalb seines Bewusstseins konnte die Eindrücke jetzt auch unterscheiden. Die künstlich erzeugte Umgebung des Speisesaal wurde eindeutig von außerhalb eingespielt, denn sie hatte durch die körperlichen Wahrnehmungen stark an Substanz verloren. Obwohl er noch lange nicht die Kontrolle über seinen Körper zurück gewonnen hatte, so funktionierten seine PSI-Sinne plötzlich wieder. Während der Körper sich ziemlich merkwürdig anfühlte, war sein Kopf schnell imstande die äußeren Einwirkungen abzublocken.
    Mit seiner wieder einsetzenden Wahrnehmung erfasste er ein bekanntes Gedankenmuster in seiner direkten Umgebung. Milani war in seinem direkten Umfeld und scheinbar damit beschäftigt, ihn aus seiner derzeitigen Lage zu befreien.
    Hagen bekam über sie einen Eindruck von der Umgebung und den aufrecht stehenden Zylindern, die mit Rohren, Schläuchen und Kabeln verbunden waren. Sie hockte wohl auf dem Zylinder, in dem er sich tatsächlich befand.
    „Sie haben also tatsächlich an diesem System weiter gearbeitet!“ dachte er in jäher Erkenntnis, um was sich das Ganze um ihn herum handelte. Sie hatten die künstliche Beeinflussung des Bewusstseins also doch noch vollenden können. Trotz seiner Gegenmaßnahme hätte er sich alleine niemals aus dem System befreien können, da die drogenverursachte Blockade der Fähigkeiten dieses effektiv verhindert hatte. Jetzt waren die Schläuche aber abgetrennt und die blockierenden Drogen liefen außen am Tank herunter.
    Damit waren die Kopfschmerzen, die sonst sofort einsetzten, auch gleich auf ein erträgliches Maß reduziert. Allerdings würden die Sensoren an seinem Körper bestimmt den beobachtenden Personen melden, dass er keineswegs mehr im Tiefschlaf war.
    Hagen wusste, dass er wohl nur diese eine Chance bekommen würde, um aus dieser Anlage zu fliehen. Aus den Gedanken von Milani konnte er entnehmen, dass zumindest die Zeitangabe und das Datum den tatsächlichen Begebenheiten entsprach. Wahrscheinlich brauchte das System einen Teil der Wirklichkeit für die perfekte Täuschung.
    Noch während seine Gedanken zu rasen begannen, nahm er eine weitere Präsenz in seiner Nähe wahr. Da die Drogen noch längst nicht abgebaut waren, konnte sie nur sehr dicht bei ihm sein. Das Gedankenmuster war irgendwie seltsam und kam ihm trotzdem doch vertraut vor.
    Es dauerte einen Augenblick, bis er seine Eindrücke zuordnen konnte. Das Gedankenmuster hatte er bei den Leuten auf dem U-Boot zuletzt wahrgenommen. Dort ganz speziell bei den Personen, die von dieser schleimigen Masse bedeckt waren.
    Hagen griff hinaus nach dem fremden Bewusstsein und nahm dadurch die Umgebung durch diese wahr. Eine schleimbedeckte Gestalt, die sich zwischen Leitungen und Zylindern bewegte. Ein bestimmter Zylinder war in deren Sichtfeld auf dem oben ein Mädchen hockte, dass sich mit Schläuchen und Leitungen beschäftigte.
    Obwohl unter dem Schleim ein Mensch steckte, war das Gedankenmuster nicht rein menschlich. War das die wahre GLA? So musste es sich anfühlen, wenn man in einen Teil eines Gemeinschaftswesens hinein blickte. Hagen konnte keine Individualität in den Gedanken feststellen, obwohl es zielstrebig die Bedrohung der Planung anging.
    Dieses Wesen hatte die klare Anweisung, das Mädchen auf dem Zylinder zu töten!
    Hagen konnte sehen, dass Milani durch ihre Arbeit zu abgelenkt war, um die Gefahr wahrzunehmen. Und das Wesen war schon fast bei ihr angekommen.
    Ob die Leute an den Überwachungsmonitoren die unterschiedlichen Fähigkeiten unterscheiden konnten, wusste er nicht, aber in dem Augenblick, in dem er den Teil seines Gehirns aktivierte, das für die Pyrokinese zuständig war, würden bei den die Glocken schrillen.
    Hagen erfasste das Wesen und ließ die Kraft auf seinen Gedanken in das Wesen gelangen. Sofort begann die Temperatur des Wesens zu steigen. Die Gedanken ließen von dem Auftrag ab, als die ungewöhnliche Veränderung registriert wurde. Aber für das Wesen war es da bereits zu spät!
    Die schleimige Masse begann zu dampfen, als die Temperatur auch sie beeinflusste, um dann zusammen mit dem ganzen Körper in Flammen aufzugehen.
    Die erzeugte Energie ließ eine brüllende Flammensäule bis an die Decke der Halle aufragen, die selbst im weiter weg liegenden Kontrollraum gesehen werden konnte. Das Wesen selbst spürte sein Ende nicht mehr kommen, denn die Entwicklung war zu schnell.
    Milena blickte erschrocken auf, als so plötzlich eine Flammensäule neben ihr auftoste. Sie konnte noch den Umriss des Wesens für einen kurzen Moment erkennen, bevor dieses in der Hitze zu Staub zerfiel. Für einen kurzen Moment schlug ihr die heiße Luft entgegen, aber da fiel die Säule auch schon wieder in sich zusammen.

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    Milena zuckte zusammen, als die Feuersäule ganz in ihrer Nähe entstand. Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie dicht ein anderes Wesen an sie heran gekommen war. Und sie konnte für einen kurzen Moment noch Teile der Schleimschicht erkennen, die wohl auch den Geruch des Körpers darunter überdeckt hatte.
    Die bis zur Decke der Halle reichende Flammensäule konnte einfach nicht unbemerkt bleiben, so dass gleich darauf eine Sirene zu jaulen begann und rote Notlampen an den Wänden aufleuchteten.
    In diesem Augenblick würden sich Leute aus dem fremden Kontingent der Insel auf den Weg in diese Halle machen.
    Noch bevor diese hier eintrafen sollte sie zusammen mit Hagen verschwunden sein, oder alle Mühe war umsonst gewesen. Die kleineren Schläuche und Leitungen waren alle gelöst, so dass für sie nichts mehr auf dem Zylinder zu tun war.
    >>Milani, wir müssen hier verschwinden!<< vernahm sie Hagens Gedanken wieder in ihrem Kopf.
    Noch während sie von dem Zylinder herunter kletterte, begann er sich durch die Hülle des Zylinders zu brennen.


    Die Flüssigkeit, in der sein Körper im Augenblick schwamm, nahm einen Teil der Hitze ohne Blasenbildung auf. Hagen konzentrierte seine Kraft auf die Innenseite seiner Hände, die er gegen die Wandung des Behälters presste. Wie er bereits vermutet hatte, waren weder der Tank noch die Flüssigkeit auf die volle Kraft eingestellt.
    Vermutlich würde das bei einem betäubten Patienten auch nicht notwendig werden. Wegen der Schmerzen, die man ihn hatte fühlen lassen, wie auch dem tauben Gefühl deutete alles auf den Einsatz von Medikamenten hin.
    Hagen konzentrierte sich wieder ganz auf seine Handflächen, die inzwischen eine große Hitze auf den Behälter projizierten, so dass auch die Flüssigkeit weiße Blasen erzeugte. Langsam rückten seine Hände vor und durchstießen schließlich die Behälterwandung. Sofort begann die Flüssigkeit auszulaufen.
    Der entstehende Druck an der Öffnung ließ dass bereits geschwächte Material noch weiter aufreißen, so dass sein Körper ins Freie gespült wurde. Dabei blieb die Haube, die seinen Kopf bedeckt hatte, im Tank zurück.
    Seine Beine erwiesen sich als etwas wackelig, so dass er auf Händen und Knien statt auf den Füßen landete.
    Mit einem Platschen landete Milani dicht bei ihm auf dem Boden.
    Sie beugte sich vor und griff ihm unter die Arme, so dass er auf die Beine kam. Schon waren sie in Bewegung, denn die Sirenen, die Hagen jetzt auch deutlich vernehmen konnte, würden nicht lange auf Reaktionen warten lassen.


    Der Schichtleiter war mit seiner Begleitung gerade wieder im Kontrollraum angekommen, als die Alarme alles in Bewegung setzten. Er warf nur einen schnellen Blick auf den Übersichtsschirm und fand dort seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt.
    Alle Versicherungen dieses Weißkittels zum Trotz war der Behälter, an dem er erst vor wenigen Momenten gewesen war, aus dem System gerissen worden. Diesen kompletten Verlust konnte keinesfalls nur ein Fehler im System verursacht haben.
    Die Sirenen rissen die gesamte Anlage aus ihrer bisherigen Ruhe. Füße in Stiefeln knallten über die Böden, als Spezialkommandos auf ihre Positionen rannten.

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    „Diese Anlage liegt unter der Schule. Ich bin über einen Eingang am Brunnen auf dem Hauptplatz hier hinein gelangt“, erklärte Milani in Gedankenbildern. Hagen erfuhr so von den Gängen und Räumen, die Milani bereits erkundet hatte.
    „Ich hatte schon etwas in der Art vermutet, aber Direktorin Amasowa kennt genug von dem ganzen PSI-Getue der Behörden, um den Einsatz nicht gut zu heißen“, teilte er ihr mit.
    Sie hatten die Halle der Zylinder auf einem anderen Weg verlassen, als Milani hinein gekommen war. Die paar Leute, die ihnen bislang begegnet waren, hatte Hagen mittels Suggestition einfach vergessen lassen, dass sie da waren.
    An dem Gang, den sie genommen hatten, lagen nur ein paar kleine Lagerräume, von denen sie gerade einen nutzten. Die Nachwirkungen des Medikamentencocktails ließen Hagen noch immer schwach auf den Beinen zurück. Er brauchte erst einmal etwas Zeit, um seinen Körper wieder voll zu kontrollieren.
    Dabei konnte er seinen Geist bereits nutzen, um sich weitere Informationen aus den Köpfen der Leute zu ziehen, die inzwischen die ganze Anlage geflutet hatten.


    Sergenant Dombrowsky rannte mit seinen acht Leuten zu der befohlenen Position innerhalb der Anlage. Obwohl sie erst ein paar Tage hier vor Ort waren, hatte man ihnen während der Vorbereitungsphase doch eine gute Ortskenntnis der Anlage vermittelt.
    Allerdings wusste er nicht, warum man all diese jungen Leute bewusstlos gemacht hatte, um sie dann in diese befüllten Zylinder zu stecken. Das einzige, was man ihnen offiziell für diesen Auftrag mitgeteilt hatte, war das es alles PSI-Talente waren.
    Die inoffiziellen Kanäle hatten da über eine Bedrohung gesprochen, die man nur mit Hilfe dieser PSI-Talente in den griff bekommen konnte. Allerdings waren die Informationen eher wage, da es sich um eine Verschlusssache auf oberster Ebene handelte. Dort hielt man es für besser, wenn so wenig Leute wie möglich die Wahrheit über die Situation auf dem Planeten kannten.
    Das die GLA mit ihrem religiösen Getue ebenfalls in diese Bedrohung gehörte schoss ihm dabei plötzlich durch den Kopf. Ganz so, als hätte er gerade diese Verknüpfung selbst entdeckt. Mit dieser Verbindung machten einige andere Vorkommnisse, wie z.B. dieses zerstörte Lager in das man ihn vor einigen Wochen geschickt hatte, plötzlich auch einen Sinn.
    Als dann plötzlich ein paar Leute vom wissenschaftlichen Team auf den Korridor traten und diese in eine gallertartige Masse gehüllt waren, fielen ein paar weitere Informationsbrocken wie durch Geisterhand an die richtige Stelle.
    "Achtung, die GLA ist in der Station! Sie haben Mitglieder des Wissenschaftsteams übernommen!" sprach er in sein Funkgeräte, während er seine Männer abstoppte und in Position gehen ließ.
    "Was ist denn mit denen los?" fragte einer von den Soldaten beim Anblick der Leute überrascht.
    "Die Anlage wurde infiltriert und sie versuchen an die PSI-Talente heran zu kommen!" sprach Dombrowsky weiter, während seine Gedanken das Puzzle zusammen setzten.
    Hinter den Wissenschaftlern tauchten noch ein paar mehr Leute auf, die in schweren Schutzanzügen steckten und große Tanks auf dem Rücken trugen.
    "Rückzug!" befahl Dombrowsky, ehe ihm auch nur der Sinn dieser Tanks aufgegangen wäre.
    War er überhaupt selbst auf diesen Gedanken gekommen?

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    Nach dem Eingang der Funkmeldung von Sergeant Dombrowski war im Kontrollraum eine Woge des Schreckens durch die Anwesenden gezogen. Das die GLA bereits hier innerhalb der Einrichtung war hatte sich die Einsatzleitung nicht träumen lassen.
    Noch schlimmer war die Erkenntnis, dass die Aktion „Inselübernahme“ dem Gegner Tür und Tor geöffnet hatte, anstatt Sicherheit zu bringen. Dem Schichtleiter wurde schlagartig klar, dass die Direktorin Amasowa mit ihrer Politik der Isolation den richtigen Weg eingeschlagen hatte. Die Organisationen hatten sich in ihrem Bestreben die Kontrolle zu erhalten längst von der GLA unterwandern lassen, die damit ihr Interesse voran treiben konnte.
    Nun hatten sie ihnen sozusagen ihre letzte Verteidigung auf dem Silbertablett präsentiert. Die ganzen Tanks, in denen die PSI-Schüler steckten, waren durch die zirkulierende Flüssigkeit ein idealer Angriffspunkt!
    Noch während aus dem Funkempfänger das Knattern von Automatischen Waffen drang, hatte der Schichtverantwortliche die Situation erfasst. Die Kamerasysteme hatten einen Teil der Szene erfasst, wobei man die Gestalten in den Schutzanzügen sehen konnte, die ihre Tankrohre eine zähe Flüssigkeit verspritzen ließen.
    Die anderen, in eine gallertartige Masse gehüllten, Personen verdeutlichten dabei den Sinn dieser Flüssigkeit mehr als gut. Zum anderen wurde auch eine weitere Fähigkeit dieser Flüssigkeit offenbar, denn die Kugeln aus den Waffen der Soldaten blieben in dieser stecken, ohne die Leute im Inneren erreichen zu können.
    Der Schichtleiter ließ seine Hand auf eine Schaltung sinken, die er niemals hatte verwenden wollen.
    Bevor die ganzen Schüler in den Tanks ein leichtes Opfer für die GLA werden würden, musste er diese nun einsetzen!
    Eine bruchsichere Abdeckung fuhr über einem Schalter zurück, als an zwei Zugängen zum Kontrollraum Leute in den Schutzanzügen mit Tanks erschienen. Sie richteten die Sprührohre einfach in den Raum und ließen die Masse unter Druck aus den Behältern.
    Noch bevor die ersten Tropfen ihn berühren konnten, hatte der Schichtleiter den Schalter mit Kraft in die Fassung gepresst.

    In der großen Halle der Zylinder waren mehrere dumpfe Geräusche zu vernehmen, als die große Verteileranlage von versteckten Sprengladungen außer Kraft gesetzt wurde. Diese ziemlich am Schluss der Planung geforderte Notprävention hatte irgendwie keine Eintragung in die Unterlagen gefunden. Nachdem die Hauptpumpenanlage mit den Sprengungen effektiv ausgeschaltet war, öffneten sich gleichzeitig die Notablassventile an den Bodenhalterungen durch die alle Flüssigkeit aus den Zylindern abfloss. Die Schülerinnen und Schüler wurden dabei durch Aufputschmittel aus ihrem bisherigen Dämmerzustand gerissen.

    Noch ein Stockwerk tiefer lag eine andere Räumlichkeit, die dem Bunker an der Oberfläche entsprach. Hier wurden die Lehrer und Ausbilder festgehalten, die man entsprechend mit der Suppressordroge „entschärft“ hatte.
    Die vor Ort anwesende Wachmannschaft hatte noch nichts von dem Chaos mitbekommen, das nur ein Stockwerk über ihnen ausgebrochen war. Die GLA hatte diesen Inhaftierungsblock als nicht so wichtig eingestuft, da man die festgesetzten Personen ja auch zum Abschluss einsammeln konnte. Nun waren die Pläne einer „stillen“ Übernahme durch den Ausbruch eines Schülers hinfällig geworden. Die Einheit des galaktischen Bruders, die direkt am Zylinder vernichtet worden war, hatte den Ausbruch noch entsprechend an das Kollektiv weiter gegeben, so dass diese sich im handlungszwang sahen.
    Die Einheiten der GLA traten deshalb überall in der Anlage offen hervor und griffen die Menschen an. Jetzt konnte nur noch die gewaltsame Übernahme zum Ziel führen!
    Noch während sie sich mit den Truppen in der Anlage auseinander setzten, waren die Zylinder in der großen Halle schon geleert.
    Die Anschlüsse der Kontroll-Einheiten hatten sich mit der Notfall-Schaltung ebenfalls gelöst, so dass die Schülerinnen und Schüler in den Zylindern auf deren Böden gesunken waren. Aber die zuletzt verabreichten Aufputschmittel taten bereits ihre Wirkung und brachten die ersten auf die Beine.
    Die letzte Funktion der Notfall-Schaltung zog die durchsichtigen Zylinder mit den oberen Anschlusshalterungen hoch, so dass der Sockel mit den darauf liegenden Personen frei lag.
    In der Halle waren sonst keine Einheiten der GLA mehr, da diese alle zu den Auseinandersetzungen gerufen worden waren.