Japanologie

  • Da ich nun schon mit mehreren Usern gesprochen habe, die sich ein Studium der Japanologie einbilden, habe ich mal eine Bekannte von mir etwas interviewt zu dem Theama.
    Sie arbeitet bei der Deutsch-Japanischen Gesellschaft und hat das vor ca. 15 Jahren studiert - also sind ihre Auskünfte zwar nicht der aktuellste Stand, aber dafür ist ja so ein Thread da, dass man da neue Aspekte dazu sammelt.


    Wie kam sie dazu?
    Sie hat sich nach dem Abitur nach USA aufgemacht und dort Japaner kennengelernt und sich für ihre Kultur begeistert. - Also kein Animefan ^^


    Wo hat sie studiert?
    Heidelberg


    Wie lief das Studium ab?
    Es hängt sehr stark von deinem Dozenten ab, wie sich so ein Studium entwickelt. Entgegen der Annahme, dass man da viel Soziologie, also Land und Kultur der aktuellen Zeit erfährt, wurde der Schwerpunkt sehr stark auf Geschichte fokussiert. Der reine Sprachteil kam sehr kurz und war nicht besonderes praktisch aufgezogen.
    Das ist aber von Uni zu Uni verschieden. Je mehr Dozenten für diesen Lehrstul tätig sind, desto vielseitiger entwickelt sich das Fach. Also ihre Empfehlung war: Such dir ne große Uni, die einen entsprechend dimensionierten Lehrstuhl dafür hat.


    Hast du im Studium Japanisch gelernt?
    Ja und Nein. Theoretisch habe ich etwas gelernt, aber als ich dann nach Japan kam, konnte ich außer dem Bahnhof kein Wort verstehen, noch wirklich reden. Es war sehr frustrierend ...
    Mit anderen Worten: Japanologie beinhaltet die "Lehre über Japan", also nicht zwingend die Sprache. Auf jeder Sprachschule wird praktisches Japanisch besser gelehrt, als auf der Uni. Sie ist daher mit Hilfe eines Stipendiums ein Jahr nach Japan gegangen und hat dort 5 Tage die Woche einen Kurs an eiuner Schule besucht, dem sie alles an Japanisch zu vedanken hat, das sie heute im Job anwendet.


    Jobaussichten?
    Schwierig! Bei der Deutsch-Japanischen Gesellschaft bewerben sich viele Studienabgänger. Praktikanten sowieso. Es werden kaum welche eingestellt. Bei der Botschaft sieht es da nicht wesentlich rosiger aus. Interessant sei Japanologie mit einer Kombination mit einem praktischen Studium. Bei Firmen, die mit Japan Kontakte haben, seien die Möglichkeiten besser. Es ist nicht selten, dass Firmenrepräsentanten sie fragen würden, ob sie ihnen nicht mal einen Studenten oder Abgänger vermitteln kann, um einige Aufgaben zu übernehmen, vorausgesetzt, es wären beispielsweise kaufmännische Kenntnisse vorhanden.



    Ich kann sie ja bei nächster Gelegenheit noch einiges fragen, was euch so am Herzen liegt - also postet mal ^^


    Wer da selber Erfahrungen hat, der solle natürlich damit nicht hiterm Berg halten ^^

  • Das ist wirklich hilfreich!
    Ich habe mir schon oft Gedanken über den weiteren Weg nach der Schule gemacht. Einem Studium in Japanologie war ich nicht abgeneigt und meine Hoffnung, das es dort eher um Geschichte geht hat sich hiermit erfüllt.^^

    Aber eine Frage hätte ich da schon...
    Also weiß sie, wie der Stellenmarkt innerhalb Japans ist?
    Ich meine, hätte man als Deutsche mit einem Japanologieatudium in Japan eine Chance arbeit zu finden?


    Heyhey liebe Freunde!^^
    Sorry dass ich momentan nicht aktiv bin, da ich erst mal einen neuen PC anschaffen muss.
    Viele liebe Grüße ~Shira~

  • Zitat


    Also weiß sie, wie der Stellenmarkt innerhalb Japans ist?
    Ich meine, hätte man als Deutsche mit einem Japanologieatudium in Japan eine Chance arbeit zu finden?



    Das kommt auf deine Jobvorstellungen an. Das Studium verhilft dir dazu, dass du dich mit japanischer Soziologie, Geschichte und Sprache auskennst, was dich so für den Arbeitsmarkt in Japan nicht primär interessant macht. Der Bereich der kulturellen und diplomatischen Interaktion zwischen Deutschland und Japan ist dagegen denkbar. Hier sind jedoch die Jobs rar und der Einstieg mit viel Geduld und persönlichem Engagement verbunden. Schau im Internet, unter "Deutsch-Japanischer-Gesellschaft EV", welcher Verein in deiner Nähe liegt, oder für dein Bundesland zuständig ist.
    Auch das Goethe-Institut unterhält in Japan Einrichtungen. Ein sehr schöner und menschennaher Arbeitsplatz, aber man muss sowas mit Begeisterung machen wollen, denn die Bezahlung ist erwartungsgemäß nicht hoch.

    Die deutsche exportierende Industrie ist mit unter noch der beste Arbeitgeber. Aber dazu musst du dich in erster Linie für diese Betriebe qualifizieren, wie beispielsweise Maschinenbau, Solartechnik, Management, Ingenieurwesen, Bankwesen, um nur einige zu nennen. Viele große Unternehmen und Banken haben in Japan Außenstellen.

    Ein Rat noch: Einmal Dolmetscher - immer Dolmetscher! Wer sich als qualifizierter Angestellter zum Übersetzen verdonnern lässt, wird es immer bleiben.

    In Japan selber werden Deutsche in der Regel nicht eingestellt, es sei denn sie verfügen über spezielle Qualifikationen, wie Deutsches Brauereiwesen - das kann man in Weihenstephan bei München studieren.

    • Offizieller Beitrag

    Ergänzen könnte man da noch, das Reiseunternehmen, die Japan mit im Programm haben, auch Japanologiestudenden als Reiseführer beschäftigen.

    Aber auch hier nicht das große Salär erwarten. Es ermöglicht einem den Aufenthalt in Japan, bindet aber an die Tourenplanung der Unternehmen.

    Außerdem, so wie ich es dort gesehen habe, ist das Leben dort - besonders in Tokio - nicht billig.

    Nicht immer ist das, was wir sagen auch das, was wir meinen. Doch wenn wir sagen, was wir

    meinen, kann man immer noch falsch verstanden werden.