Keine Eltern -eintypisches Stilmittel der Animes?

  • Ich habe das nun schon oft beobachtet:
    Die Eltern der Hauptcharas der Animes sind bei einem Unfall getötet worden - die Hauptakteure sind Waisen, oder haben ihre Vergangenheit vergessen ...


    Ist das nicht interessant? Jugendliche oder Kinder sind in vielen Plots auf sich alleine gestellt und müssen mit einer Welt aus Erwachsenen und Gleichaltrigen fertig werden.
    Ich finde das sehr interessant und sind in meinen Augen ein sehr typisches Stilmittel von Mangas und Animes.
    Woran liegt das?
    Stehen Erwachsene den Storys bloss im Weg?
    Sind sie nicht in der Lage, Probleme zu lösen, weswegen Kinder zu Hauptakteuren erhoben werden?
    Warum funktioniert beispielsweise Death Note nicht mit Erwachsenen?
    Sind Erwachsene nicht in der Lage, solche Emotionen zu entwickeln?
    Storys, wie die des Peter Pan beweisen sehr klar, weshalb man viele Entscheidungen lieber jungen Menschen überlassen sollte. Aber liegt das nur daran, dass man nur jungen Menschen Träume zugestehen kann?


    Aber auf der anderen Seite guckt ihr doch alle auch gerne Filme in Real Live, in denen Erwachsene die Hauptrolle spielen. Also weshalb verwenden Animes stets Jugendliche als Protagonisten?


    Weil Animes nur für junge Menschen gemacht sind - ist das der einzige Grund? Wiederspruch: Die Japaner lesen auch mit Ü-40 die Tankobons - habe ich selber beobachtet,^^


    Würde mal gerne euere Meinung dazu hören ...


  • Weil Animes nur für junge Menschen gemacht sind


    Es liegt daran, denke ich. Natürlich schauen auch viele Erwachsene & Kinder Animes, jedoch sind locker 2/3 der Anime Gucker jüngere Menschen. Und da man sich mit jemanden gleichaltrigem besser indentifizieren kann, sind die meisten Anime-Protagonisten junge Leute.


    Wobei in Japan die Ratio villt. 50-50 sein könnte, wer weiss das schon :D


    Vielleicht hat es aber auch damit zu tun, dass man jüngere Chars "animehafter" gestalten kann und bei älteren Chars mehr Realitätstreue Details hinzufügen muss...keine Ahung.

  • Ein Waise, dessen Eltern auf tragische Weise umgekommen sind, löst bei den Lesern/Zuschauern mehr Sympathiegefühle aus.
    Außerdem spielen die meisten Szenen in Animes außerhalb der Häuser der Hauptcharaktere, man bekommt also sowieso kaum etwas von der privaten Situation mit und Eltern würden manchmal keinen großen Unterschied machen... denke ich

  • Eine interessante Fragestellung, ist mir so auch schon mal aufgefallen. Im Grunde sprichst du ja zwei Punkte an, die aber offensichtlich auch etwas miteinander zu tun haben.


    Es ist einfacher bestimmte Geschichten zu gestalten, wenn die Eltern keine große Rolle spielen, weil so nebensächliche Konflikte gemieden werden und sich die Handlung besser auf die Hauptstory konzentrieren kann.
    Um mal ein Beispiel zu nennen: In Tetsuwan Birdy Decode teilt sich der Hauptprotagonist - ein ganz gewöhnlicher Schüler - den Körper mit einer Außerirdischen, wobei sich das Aussehen ihrer Körper auch ständig ändert. Da er jedoch alleine wohnt, weil seine Eltern kurzfristig aufgrund der Arbeit seines Vaters umgezogen sind, kommt es mit diesen zu keinen Konflikten. Das ist erstens einfacher, da nicht ständig dumme Ausreden erdacht werden müssen und zweitens spart das Zeit und die sowieso schon voll gepackte Geschichte kann sich auf andere Dinge konzentrieren. Ein anderes nicht ganz passendes Beispiel: Stellt euch vor, wenn Hideki aus Chobits noch bei seinen Eltern wohnen würde, als er Chi findet.


    Tote Eltern können aus ähnlichen Gründen tot sein (-.-''). In irgendwelchen Fantasygeschichten ist es nämlich deutlich unwahrscheinlicher, dass jemand aus Jobgründen nicht mit seiner Familie lebt. Allerdings können die toten Eltern bzw. eher das "Waise-Sein" auch ein sehr gutes Mittel zur Dramatik darstellen. Für viele Kinder und auch jugendliche ist es die schlimmste Vorstellung, dass die Eltern irgendwann tot sein werden oder plötzlich an z.B. einem Unfall sterben, daher ist das eine Dramatik, die auch von Kindern gut Begriffen wird.


    Warum aber überhaupt jugendliche als Protagonisten? Wer hat sich noch nicht gefragt, warum es ausgerechnet 14 jährige sein sollen, die die EVAs steuern? Da spielen einmal auf jeden Fall die von Ikuhara und Ninjavogel genannten Gründe rein. Andererseits denke ich, dass die Psyche von Jugendlichen noch nicht so gefestigt - oder sollte man sagen verhärtet? - ist wie von Erwachsenen. Kinder nehmen Dinge viel offener auf und können sich in jede mögliche Richtung entwickeln. Bei Erwachsenen dagegen ist diese Entwicklung meist schon vorbei. Was die Charakterentwicklung angeht bieten Kinder und Jugendliche meiner Meinung nach daher deutlich spannendere Möglichkeiten. Allerdings soll gesagt sein, dass es sehr wohl Mangas und Animes gibt, die gerade ältere Menschen zum Thema haben. Ein gutes Beispiel dafür wären die Mangas von Jiro Taniguchi (Die Sicht de Dinge, Vertraute Fremde, usw. einfach mal googlen).


    Klar schaue auch ich "echte" Filme mit erwachsenen Hauptdarstellern, aber meine Animes sind mir hundert mal lieber. Außerdem gibt es kaum Filme oder Serien, die eine ordentliche Charakterentwicklung bieten, weil dafür meist nicht genügend Zeit vorhanden ist. Das ist für mich eine der größten Schwächen des "echten" Films gegenüber des Animes.

  • Ich glaube nicht das Waisenkinder so viel mehr Gefühle auslösen als Kinder mit Eltern oder allg Erwachsene. Ich sehe den entscheidenden Punkt darin das in einem Anime bzw das die Japaner eher diesen Figurtyp bevorzugen als einen anderen.
    Und es ist mit diesem Charaktertyp einfacher eine traurige dramatische Stimmung aufzubauen.

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