[Ibukis Prolog]
Es war ein wundervoller Abend in Saitama. Die Leute benahmen sich wie eh und je. Sie gingen nach einem anstrengenden Arbeitstag nach Hause und freuten sich auf ihre Familie. Einige Kinder rannten mit den Taschen voll mit Süßigkeiten zu ihren Eltern, um nicht allein gelassen zu werden. Touristen informierten sich über die Stadt und bestimmte Wege und die Köche und Händler brüllten gegenseitig um die Wette, um die meisten Kunden anzulocken. Die Autofahrer wirken gestresst, wenn eine Ampel vor ihrer Nase rot anzeigte oder Mopedfahrer sich durch das Getümmel drängelten.
Doch ein Schrei durchbrach das sonst so alltägliche Gewirr. Dann noch einer. Und wieder einer. Langsam realisierte die große Menschenmasse, dass es sich hier nicht nur um einen kleinen Zwischenfall wie eine hinfallende, alte Dame oder ein davonlaufenden Taschendieb handelte.
Stattdessen sah man ein Mädchen, eine Jugendliche mitten auf der Straße stehen. Niemand hatte bemerkt, wie sie da hin gekommen war oder warum sie es tat. Man konnte sich jedoch einen Reim machen, was sie vorhatte.
Ibuki sah keinen Sinn mehr darin weiter zu leben. Das erste Mal in ihrem Leben hatte sie aufgegeben. Sonst wollte sie sich immer beweisen, immer zeigen, dass sie die Stärkste und die Raffinierteste war. Doch mittlerweile war sie es leid, immer wieder aufstehen und sich selbst anspornen zu müssen, immer wieder sich selbst und ihre Fähigkeiten zu hinterfragen.
Aber das, was sie nun tat, würde sie nicht bereuen. Es gab nichts für sie was sie halten würde, nichts was ihr einen Grund gäbe weiterhin diese Tortur durchzustehen. Stattdessen nur diese simple und vollkommene Lösung auf all ihre Probleme. Sie musste einfach... einfach nur loslassen.
Die Menschen schrien in diesen endlos langen Sekunden, sie solle weg von der Straße, fragten sie ob es sich lohnen würde oder ob sie Geisteskrank wäre.
Als sie ihnen antworten wollte, traf sie schon ein LKW. Sie hat ihn nicht einmal kommen sehen. Ein höllischer Schmerz durchführ sie, stärker als alles was sie je gespürt hat. Sie spürte eindeutig wie ihr linker Arm brach und auch einige Rippen.
Und dann wa da noch etwas. Etwas, was zu verlehrnen sie sich immer erhoffte und nun in jeder Faser ihres Körpers spürte.
Angst. Angst um ihr Leben.
Irgendwann aber wachte sie wieder auf, mit Schmerzen wie man sie nicht mal seinem schlimmsten Feind wünschte. Doch sie sah kaum was, alles war verschwömmen und hell.
"Können sie uns hören, Madam? Nicken sie, wenn sie uns verstehen."
Langsam nickte Ibuki, während sich ihre Sicht langsam wieder verbesserte. Sie konnte sehen, dass sie sich in einem weißen Zimmer aufhielt. Der Mann, welcher sie untersuchte, war bestimmt ein Arzt, da er ebenfalls irgendwas Weißes trug. Er sprach kurz mit der Schwester, welche nach einem schnellen Nicken irgendwas in Ibukis Arm spritzte. Und nun sah sie auch das sie nicht nur an einen Schlauch angeschlossen war. es waren rund 4 Schläuche, außerdem trug sie ein Beatmungsgerät.
Ihren linken Arm konnte sie überhaupt nicht mehr spüren. Sie wusste nicht ob er noch heilen musste oder die Ärzte ihn amputiert haben.
Noch bevor sie überhaupt nachgucken konnte, was nun Tatsache war, hörte sie ihren Vater. Sie drehte sich trotz all den Schmerzen die sie hatte zu ihm um und hätte ihn fast nicht erkannt. Dort saß er und hielt ihr Hand fest umschlossen. Hinter im konnte sie sogar aus dem Fenster sehen und bemerkte das es früher Morgen war.
Sie spürte eindeutig wie ihr Herz vor Freude raste, doch ihre Sicht verschlechterte sich wieder drastisch. Sie hörte kaum noch was sondern sah nur noch Silhouetten des einstigen Arzt und der Schwester. Ihr Vater musste schreien, denn ihn konnte sie noch hören, wenn auch dumpf.
Doch irgendwann verging auch das und alles was sie noch sah war weißes Licht.
08:23 Uhr - Große Treppe - Schulgebäude A
Als sie die Augen öffnete, fand sie sich auf dem kalten Boden wieder. Sie war vollkommen verwirrt. Wo war sie nur? Ist sie wirklich gestorben?
Erst jetzt begriff sie das hier Studenten rumliefen und nicht nur das, neben ihre lagen ebenfalls ein Haufen Leute. Einige richteten sich sofort auf, vor Schreck möglicherweise. Sie blieb einfach liegen. Was würde es ihr auch bringen nun wie von der Tarantel gebissen aufzuspringen, um sich über alles und jeden zu wundern. Mittlerweile wurde ihr klar, was hier abging, doch noch bevor sie überhaupt die Chance hatte die anderen zu inspizieren, erklang schon eine Schulglocke und ein Pärchen kam ihnen entgegen.
Dem Mädchen schenkte sie keinerlei Beachtung, sie schätzte sie kurzerhand auf 16 ein und ließ es dabei bleiben.
Der Kerl schien sich zwar vom Kleidungsstil in keinster Weise von den anderen Schülern zu unterscheiden, die vorhin noch an ihr vorbei gelaufen waren, außer vielleicht in der Tatsache, dass er anscheinend penibel auf seine Uniform achtete, jedoch kam er ihr anders vor.
Er hatte grüne Augen und graues Haar, war nicht winzig und auch gut trainiert. Alles in allem kein schlechter Fang, wenn man es denn drauf anlegen wollte.
Doch diese monotone und emotionslose Stimme, welche sie darauf hinwies, dass der Unterricht anfinge, war zum Davon rennen.
Lieber würde sie sich das liebliche Kreischen von rostigen Nägeln, die eine Tafel entlang kratzten, anhören, als weiterhin diesen Schnösel zu ertragen. Wenigstens sprach er nicht mehr und ging weiter.
Plötzlich meldete sich einer der vorhin noch Liegenden zu Wort und fragte: "Weiß einer wo zur Hölle wir sind?"
"Na wo wohl, du hast es dir doch grade selbst beantwortet, Idiot." Ibukis Stimme war, verglichen mit anderen Mädchen, tief. Das half ihr immer Leute einzuschüchtern oder einfach davon zu jagen und wenn doch mal einer der Dummköpfe nicht den Schwanz einzog und auf Helden spielen wollte, dann war Ibukis Stimme das Letzte wovor er Angst hatte.
"Wir sind in der Hölle, so einfach ist das." Sie starrte noch kurz in die Luft, malte sich aus was nun auf der Erde los sei. Vielleicht sind schon Monate vergangen, wer weiß das schon.
Doch sie wollte eh gleich los. Irgendjemand hatte ihr ihre Klamotten genommen und durch diese scheußliche Schuluniform ersetzt.