10:02 Uhr - Heizkeller der Schule
Nachdem Ibuki von der Lesbe in die provisorische Zelle gebracht worden war, zeigte sie sich enttäuscht. Der Raum war recht klein, dreckig, was sie erwartet hatte, aber wies kein Fenster auf, lediglich eine kleine Heizung. Wenn ein Fenster vorhanden gewesen wäre, hätte sie die vorbeigehenden Schüler dazu bringen können sie rauszulassen oder sich einfach irgendwie ablenken. Doch so würde es extrem langweilig werden. Noch während sie sich an die Situation gewöhnte, war die Tür hinter ihr zugefallen und die Lesbe hatte sich verabschiedet. Dabei bezeichnete sie sie wieder mit diesem furchtbaren Spitznamen, welchen sie schon lange überhörte.
Nun lag Ibuki auf dem Rücken in einer der Ecken des Raumes. Sie wippte mit den Füßen wie ein unruhiges Kind hin und her, starrte die Decke an und spielte mit ihren Haaren. Sie freute sich immens darauf, endlich wieder ihre alte Kleidung zu bekommen, vielleicht sogar etwas Besseres.
'Was soll mir der Möchtegernschneider denn überhaupt machen?' fragte sich Ibuki in Gedanken während sich sich wieder hinsetzte und an sich runter schaute.
'Mein Rock, mein Top, die Halstücher und meine Schuhe sind schon einmal selbstverständlich. Vielleicht noch ein paar Gürtel... vier sollten reichen. Und auf jeden Fall ein paar Nietenarmbänder.' Während sie innerlich alles aufzählte, was ihr durch den Kopf schoss, hob sie das von ihr verhasste Matrosenhemd, um herauszufinden was sie denn überhaupt für Unterwäsche trug. Ungewollt musste sie sich vorstellen wie das Arschloch in den Ausschnitt gaffen würde. Etwas enttäuscht musste sie feststellen, dass sie nur einen Standart BH trug.
'Vielleicht auch ein bisschen aufreizendere BH's und Slips. Oder sogar ein Catsuit. Das dürfte das Anmachen von den Männern hier deutlich vereinfachen.'
Während sie sich überlegte, was sonst noch in ihre Kleidersammlung passen würde, dachte sie auch an das eine oder andere Accessoire, was sie zu Lebzeiten besessen hatte. Darunter ihr heißgeliebtes Messer, ein Geschenk ihres Vaters, als er aus seinen Urlaub in Europa zurück gekommen war. Es war ein KM 2000, was er von einen Freund in Deutschland gekauft hatte. Sie erinnerte sich noch an jedes Wort was er sagte, während sie diese Schönheit in Händen hielt.
Er sagte: "Die Deutschen achten peinlichst auf Genauigkeit und Perfektion! Sie sind zwar fette Schweine, aber ihre Autos und Waffen sind umwerfend."
In Ibukis Augen war Kim, sie hatte die Angewohnheit ihren liebsten Waffen Namen zu geben, das Beste, was ihr je geschenkt worden war. Kim hatte eine schwarze, einschneidige Klinge aus N695, einem extrem hochwertigen, rostfreien Stahl, mit der sie ohne Umstände Springmesser oder ähnlichen Schund zerstören konnte. Dazu hatte sie ein symmetrischen, ebenfalls schwarzen Griff aus glasfaserverstärkten Polyamid, an dessen Ende der Rest der Schneide als Scheibenbrecher benutzt wurde. Die Scheide dieses wunderbaren Messers bestand aus dem selben Material wie der Griff und hatte im Inneren eine Feder, welche verhinderte das sie beim Laufen oder Rennen aus ihrer Scheide fiel. Sie hat ihr lange Zeit hervorragende Dienste geleistet und war mit Abstand das beste Messer was sie je benutzt hatte.
Mit der Zeit versank sie so in ihren Gedanken, dass sie einschlief. Sie wälzte sich während ihres Traumes hin und her, wobei ab und an ein unschuldiges Lächeln auf ihren Gesicht zu sehen war. Sie träumte alleine an der Küste Floridas gegen Tausende von Amerikanern zu kämpfen, mit nichts weiteren bewaffnet als ihrem Revolver und Kim, doch mit einem Mal schrak sie auf als alles schwarz wurde und ein riesiges Auge mit grüner Iris vor ihr erschien und aus dem Nichts was sie umgab eine Stimme flüsterte "Wir beobachten dich."
Einen Schrei hatte sie unterdrücken können, ihre Augen waren dennoch aufgerissen, ihr Atem beschleunigt, ihr Herz am Rasen und ihre Hände verkrampft. Plötzlich fiel ihr auf, das sich in ihrer rechten Hand etwas befand. Sie traute ihren Augen nicht als sie ein KM 2000 in ihren Händen hielt. Sie zog umgehend die Klinge aus der Scheide um zu kontrollieren, ob die Klinge in Ordnung war. Und tatsächlich war die Klinge nicht nur einwandfrei, es war Kim, da auf der Klinge 'Ibuki Nukui' eingraviert war. Sie wusste nicht, wie sie hier her kam, es war ihr aber auch egal, denn sie konnte sich nicht erinnern wann sie das letzte mal so glücklich war. Momentan war alles was Ibuki interessierte die Rückkehr ihrer besten Freundin Kim. Sie war sogar so darauf konzentriert, dass sie erst 5 Sekunden später mitbekam, das Jemand die Tür öffnete.