Beiträge von renpicar

    [Emma]
    Emma war froh, dass die Polizisten einen Krankenwagen für Solon gerufen hatten.
    Cale hatte angefangen von einem Hauptkommissar Hikage zu sprechen, den der Streifenpolizist nicht zu kennen schien. Wenn er also nicht für den Kommissar arbeitete, gab es nur eine andere mehr oder weniger normale Erklärung.
    "Sagt mal Jungs, kann es sein, dass ihr vielleicht bei der Präfektur Polizei wart? Das ist etwas anderes als die städtische Polizeistation... Die Präfektur Polizei ist nämlich für die ganze Insel zuständig und nicht nur für Kochi."
    Sie sah die Beiden fragend an und blickte dann noch einmal zu den beiden Polizisten.

    10. Oktober ~ 09:58 Uhr ~ Kōchi Asakura ~ In den Straßen [Emma]


    Auch Emma legte ihren Dolch langsam auf den Boden. Dann hob sie ihre Hände in die Luft, um zu demonstrieren, dass sie auch wirklich keine anderen Waffen bei sich hatte.
    Sie versuchte den Polizisten anzusehen, doch ihr Blick wanderte immer wieder zu Solon, der stark blutend über Cales Schulter hing. Diese verdammten Puppenspieler schienen wirklich vor gar nichts zurück zu schrecken.
    'Emma, ich will hier nicht sein... Ich will nach Hause...'
    'Pssst! Es ist jetzt echt zu spät um nach Hause zu gehen... Wir schaffen das schon, keine Sorge.'

    [Emma]


    Emma wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Seine Reaktion hatte sie erschüttert, wenn sie es richtig verstanden hatte, war er gegangen um sie zu schützen. Sie verstand jedoch nicht warum er es ihr nicht hatte sagen können, sie hatten sich doch sonst immer alles gesagt...
    "Sag mal, glaubst du wirklich ich würde deinen Geburtstag vergessen? Aber wann hätte ich dir denn gratulieren sollen? Wir haben uns gerade eben zum ersten mal seit zwei Jahren wiedergesehen! Was hätte ich denn sagen sollen? Oh hi Cale, lang nicht gesehn! Alles gute zum Geburtstag?!" Sie seufzte. "Aber wenn du beim Schweigen bleiben willst... gut."
    Als sie sich zu den anderen Beiden umwandte, sah sie dass Solon etwas zu Lardo sagte und dann weglief. Lardo war ihm so gleich auf den Fersen.
    "Was machen die denn..." fragte sich Emma laut und hatte sich dann auch schon in Bewegung gesetzt, um die Beiden zu folgen.
    'Emma nicht, da sind Puppenspieler in der Nähe!' Hörte sie Noah besorgt in ihrem Kopf rufen, doch sie zog nur ihren Dolch aus dem Stiefel und lief weiter.
    "Cale!! Emma!!" schallte es ihr entgegen, als Lardo wieder in Sicht kam. Ein Schuss durchnitt im gleichen Augenblick alle anderen Geräusche, gefolgt von drei weiteren, denen dann eine unheimliche Stille folgte.

    [Emma]


    Emma hatte sich auf den Boden neben Solon gehockt uns sah ihn mitleidig an.
    "Es stimmt, dass ich ihn angelogen habe um ihn zu schützen. Er ist nicht so wie wir, er ist nur ein Mensch. Solange ich ihn ein wenig auf Abstand halte, kann ich hoffen, dass ihm nichts passiert. Die, die mal liebt muss man beschützen, das ist wichtig. Auch, wenn man dabei versagt hat man sein bestes getan und das zählt doch..." Sie wollte gerade weitersprechen, als Cale auftauchte und Solon anschrie und ihm eine Ohrfeige verpasste. Geschockt sah sie zu ihm auf.
    "Euch kann ich doch egal sein. Ich habe nun alles verloren, was mich hält."
    Schnell sprang sie auf die und lief hinter ihm her. 'Emma? Was ist mit Cale los? Warum ist er so wütend?' Fragte Noah traurig in Emmas Gedanken.
    "Weil er immer noch der selbe Sturkopf ist wie früher Noah!" Rief sie auf Schwedisch aus und legte eine Hand auf Cales Schulter.
    "Cale Thomas du dickköpfiges Kleinkind!" Er hatte sich umgedreht und sie Packte ihn nun am Kragen und zog ihn ein wenig zu sich runter, so dass ihre Gesichter nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt waren.
    "Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du sprechen sollst wenn du etwas auf dem Herzen hast und nicht schlagen?! Oh, du brauchst gar nicht so böse zu gucken, das macht mir keine Angst! Dazu kenn ich dich viel zu gut mein Lieber!" Emma war stocksauer und schrie ihn regelrecht an.
    "Wir kennen uns jetzt schon so lange, wir waren immer wie Geschwister. Ich habe es dir nicht übel genommen, dass du gegangen bist, auch wenn du mich verletzt hast. Ich war mir immer sicher, dass du deine Gründe hattest und habe es so hingenommen. Und wenn du es jetzt wagst mich wieder alleine zu lassen, weiß ich wirklich nicht was ich tun werde!" Sie musste eine kurze Pause machen, um wieder zu Atem zu kommen und sprach nun so leise weiter, dass nur Cale es hören konnte.
    "Ich möchte nicht, dass du gehst. Ich wünsche mir doch nur, dass du ein einziges Mal erst denkst bevor du handelst!"
    Sie ließ von ihm ab und starrte ihn wütend an.

    [Emma]


    Der kleine Junge schien seiner Reaktion nach, nie viel Akzeptanz oder Liebe erfahren. Sie wuschelte ihm durchs Haar und lächelte nachsichtig.
    "Wir sitzen alle im selben Boot, also sollten wir auch aufeinander aufpassen! Du musst uns nichts schuldig sein, damit wir dir helfen."
    Emma war froh, dass niemand von ihnen zu Schaden gekommen war! Da steckten bestimmt die Puppenspieler hinter. Was planten sie nur?
    "Sagt mal, wie heißt ihr beiden eigentlich?" Fragte sie jetzt und die beiden stellten sich als Lardo und Solon vor.
    Plötzlich fing das Handy in ihrer Tasche an zu Vibrieren. Schnell zog sie es hervor und ging ran. Sie ahnte eh schon wer am anderen Ende der Leitung war. "Hallo Schatz, was gibts denn?"
    "Sag mal Mäuschen ist alles in Ordnung bei dir? Vor der Uni hat es einen Aufruhr gegeben... Ich hab mir Sorgen gemacht..." Mori und sie waren jetzt schon seit einem halben Jahr ein Paar und bisher immer glücklich gewesen. Sie kümmerten sich untereinander und besonders Emma freute es zu sehen, wie er langsam seine Unsicherheit überwand.
    "Wirklich?" Fragte sie, mit einem Kloß im Hals. Sie hasste es zu Lügen! "Nein, bei mir ist alles in Ordnung. Ich bin grade auf dem Weg in die Stadt. Wir sehen uns später okay?"
    "Geht in Ordnung. Lieb dich, bis Später und pass auf dich auf!"
    "Mach ich, versprochen. Ich dich auch." Dann klappte sie das Handy zu und steckte es weg. Sie musste ihn aus allem hier raushalten! Er durfte nicht in Gefahr geraten, auf keinen Fall!

    Als Emma auf der Mauer saß, sah sie wie der kleine Junge in ihre Richtung lief.
    "Komm schon!" Rief sie und hielt ihm die Hand hin, damit auch er es auf die Mauer schaffte. Sie versuchte Cale zu sehen, doch von ihm gab es keine Spur. Hoffentlich ging es ihm gut! Sie sprang von der Mauer und war kurz erleichtert, dass sie heute mal keinen Rock trug! Den Dolch hatte sie im Schaft der Stiefel, die sie heute trug gut versteckt. Sie rannten weiter, immer dem jungen Mann hinterher. Erst jetzt fiel ihr der Anhänger um seinen Hals entdeckt und auch der kleine Junge hatte ein Tier heraufbeschworen. Also waren sie tatsächlich alle Splitter!
    Sie hoffte so sehr, dass Cale bald nachkommen würde!

    10. Oktober ~ 09:47 Uhr ~ Kochi Asakura ~ Universitätscampus [Emma]


    Plötzlich scharrten sich die Leute um das kleine Grüppchen. Emma erstarrte, während die Jungs alle auf einmal zu reagieren schienen. Noch bevor sie überhaupt realisierte was geschah hatte Cale sie schon wie eine Stoffpuppe auf den Arm genommen und war mit ihr und einem seiner Begleiter weggelaufen. 'Emma?! Was ist da plötzlich los? Bitte lass mich helfen! Die sollen dich nicht verletzen!!' Noah war völlig von der Rolle
    'Nein Noah, das würde doch nur noch mehr Aufmerksamkeit auf uns lenken! Bitte gedulde dich noch.'
    Cale war schon wieder verschwunden und schien das dritte Mitglied der seltsamen Runde wieder einzusammeln. Die Gruppe stürzte nun in ihre Richtung und Emma fackelte dieses Mal nicht lang. Sie Packte die Hand des jungen Mannes neben ihr.
    "Lauf!" Rief sie und zog ihn einfach hinter sich her. Sie konnte Cale nicht weit entfernt sehen und hoffte, dass er und der kleine Junge ihnen folgen würden.


    [Emma]


    "Ist schon okay", sagte Emma beschwichtigend. Sie wollte ihm kein schlechtes Gewissen machen. Ihre Eltern waren schon lange befreundet gewesen, weswegen die Beiden den Großteil ihrer Kindheit gemeinsam verbracht haben. Auch wenn er sie jetzt verletzt hatte, so war er doch immer wie ein kleiner Bruder für sie gewesen! Nein, sie entschloss sich ihm nichts vorzuwerfen, jedenfalls jetzt noch nicht.
    Jetzt wandte sie sich Cales Begleitern zu und verbeute sich leicht.
    "Hallo, ich bin Emma. Eine alte Freundin von Cale."
    Noah reagierte seltsam auf die Beiden. Ob sie wohl auch Splitter waren? Zu fragen fand sie allerdings unhöflich. Wenn Cales Anhänger, so wie sie vermutet hatte, wirklich ein Kurīchā-Zu war, dann müsste er sich mittlerweile auch verwandelt haben.

    10. Oktober ~ 09:50 Uhr ~ Kōchi-shi ~ in der Stadt [Emma]


    'Emma? Vor...', setzte Noah gerade in Emmas Gedanken an, doch da war es schon zu spät und sie prallte mit jemanden zusammen. Sie entschuldigte sich mehrmals, als sie den Inhalt ihrer Tasche, der sich bei ihrem Sturz auf der Straße verteilt hatte, wieder einsammelte. Als sie dann aufsah, schien ihr Herz einen Schlag auszusetzen. Auch Noah schien erschrocken.
    Das konnte gar nicht sein! Aber dieses Gesicht, es kam ihr so bekannt vor...
    Als der Junge, den sie umgerannt hatte, sie nach ihrem Namen fragte, war sie sich absolut sicher. Ein kurzer Kampf begann in ihrem Inneren. Einerseits war sie froh, ihn wieder zu sehen, doch andererseits hatte sich in den letzten zwei Jahren so viel Wut und Sorge über sein plötzliches Verschwinden angesammelt, dass sie ihn liebend gerne angeschrien hätte. Emma wusste nicht genau, wie sie jetzt reagieren sollte, entschied sich aber dafür, so zu tun als wäre er nie wirklich weg gewesen.
    "Du hast meinen Namen doch nicht etwa vergessen, oder?" fragte Emma mit einem sanften Lächeln zurück. Sie musste mittlerweile aufsehen, um ihm in die Augen sehen zu können. Diese Zwei Jahre hatten bei Cale wirklich ihre Spuren hinterlassen!
    "Sag mal, warst du nicht mal ein gutes Stück kleiner als ich?" Sie legte ihm eine Hand auf den Kopf, um den Größenunterschied zu verdeutlichen.

    10. Oktober ~ 09:45 Uhr ~ Kōchi-shi ~ Universitätsgelänge [Emma]


    Emma verließ gedankenverloren den Hörsaal. Eine Freundin hatte ihr erzählt, dass die Bibliothek gestern Abend abgebrannt war. Das war ungefähr zu der Zeit gewesen, als sie bei Professor Tokumo war. Irgendwie ließ sie das Gefühl nicht los, dass die Puppenspieler dahinter steckten. Langsam fingen diese dreckigen Dämonen wirklich an ernst zu machen!
    Da Emma noch Besorgungen machen musste, ging sie in die Stadt. Später würde sie sich auf jeden Fall noch einmal bei Tokumo melden, auch wenn Noah schon wieder heftig protestierte, wenn sie nur darüber nachdachte.

    10. Oktober ~ 07:45 Uhr ~ Kōchi-shi ~ Studentenheim [Emma]

    Das Schrillen des nahezu antiken Aufziehweckers ließ Emma aus ihrem unruhigen Schlaf aufschrecken. Der Fernseher lief immer noch und die Verpackung der Schokolade schien sie irgendwann auf den Boden geschmissen zu haben. Als sie sich aufrichtete traf sie Noahs vorwurfsvoller Blick.
    "Guck nicht so! Ich träume das ja nicht mit Absicht... Du weißt ganz genau, dass ich vieles von damals gerne wieder vergessen würde... Heute ist sein Geburtstag", sagte sie wehmütig und stand langsam auf. Es war jetzt schon zwei Jahre her... Wie schnell die Zeit doch verflog.
    Nachdem sie geduscht hatte zog sie sich an und schminkte sich. Noah war mittlerweile wieder in die Anhängerform zurückgekehrt und Emma hängte sich die Kette um den Hals. Dann ging es zum Frühstück und danach gleich zu ihrer Psychologie Vorlesung. Zum Glück war das heute ihre einzige!
    Sie konnte sich nicht eine Minute auf das, was der Dozent vorne am Pult erzählte konzentrieren. Ihre Gedanken kreisten um die Puppenspieler, andere Splitter und vor allem darum, ob diese regelrechte Invasion von Dämonen hier überhaupt aufzuhalten wäre. Auch Noah machte sich große Sorgen. Vielleicht hätten sie ihr sicheres Heim in Schweden niemals verlassen sollen.