Beiträge von renpicar

    Mai erschrak als Rena sie plötzlich, scheinbar mühelos, hochhob.
    "Er heißt Hagen...und übrigens du kannst mich runterlassen, mir fehlt nichts und ich wurde heute eh schon genug getragen."
    Ein weiteres lautes Gähnen entfuhr ihr, sie war immernoch nicht wieder ganz fit.

    Mai sprang von seinem Arm und blickte jetzt ein wenig betreten drein. Sie mochte es nicht, wenn jemand wegen ihr schlecht gelaunt war.
    "Tut mir ja leid, ihr hättet mich ja einfach irgendwohin zur Seite räumen können..."
    Ihr Blick hing auf ihren Schuhen.
    "Hast du das Haus in brand gesteckt? Ach übrigens, ich bin Mai, und wie heißt du?"
    Abwartend streckte sie ihm die Hand entgegen.

    18:00 Uhr [Tori Yamada]
    Es war Nacht und Tori stand alleine in einem tiefen Wald. Sie trug ein Tiefschwarzes Ballkleid und ihre Haare waren hochgesteckt. Es raschelte hinter ihr und sie schnellte herum. Ein Vogel mit Rosa Federn flog aus einem Baum und landete auf ihrer Schulter, bevor sie überhaupt reagieren konnte tauchte plötzlich ein riesiger, schwarzer Drache direkt vor ihr auf. Erschrocken wich sie zurück, der Vogel saß immer noch auf ihrer Schulter, während der Drache sich ihr langsam näherte. Er wirkte furcht einflößend und gefährlich, doch irgendwie hatte er auch etwas Wunderschönes an sich. Seine Schuppen glänzten im Licht des Mondes und seine Augen schauten sie klug an.
    Der Vogel fing jetzt an zu zwitschern und, als hätte er auf einen Befehl gehört, legte sich der Drache auf den Boden. Tori beobachtete gebannt wie der Vogel sich erneut in die Lüfte erhob und sich dieses Mal auf dem Kopf des Drachen niederließ, der entspannt die Augen schloss.
    Es raschelte wieder hinter ihr, doch jetzt war es kein Tier, dem sie gegenüber stand. Es war Ryu. Er trug einen feinen Nadelstreifenanzug, mit einer locker gebundenen Krawatte und einem hellgrauen Hemd. Er sagte nichts, sondern hielt ihr nur die Hand hin. Als sie sie ergriff ertönte plötzlich von irgendwo her leise Musik und sie fingen an zu tanzen. Lange drehten sie sich gemeinsam, Hand in Hand, Körper an Körper.
    Doch als sie hochsah, sah sie ihren verstorbenen Onkel vor sich. Er griff plötzlich ihre Schultern und rüttelte sie durch.
    “Du lässt dich ablenken!”
    “Nein.”
    Das Gesicht änderte sich wieder und ihr Vater stand vor ihr.
    “Wegen ihm verletzt du dich!”
    “Nein!”
    Wieder ein Wechsel. Dieses Mal jedoch erschien anstelle des Körpers ein großer Spiegel. Ihr Spiegelbild begann sich von selbst zu bewegen.
    “Bist du dem Überhaupt gewachsen? Glaubst du ernsthaft du bist bereit für so was? Konzentriere dich auf deine Aufgabe! Du bist nicht zum Spaß hier!”
    “NEIN!”
    Sie schlug mit der Faust gegen den Spiegel, der in Tausend kleine Teile zersprang, doch von jeder Scherbe starrte ihr eigenes Gesicht sie an. Tori brach in Tränen aus und ging in die Knie.
    “Nein! Nein, ich will das nicht!”



    “NEIN!”
    Erschrocken fuhr Tori hoch.
    “Puh, es war nur ein Traum..”
    Doch als sie sich mit er Hand durchs Gesicht rieb merkte sie, dass sie geweint hatte, hatte sie vielleicht auch im Schlaf gesprochen? Hektisch schaute sie sich um, hatte es jemand gesehen? Doch es schien niemand in der Nähe zu sein, also lehnte sie sich wieder gegen den Baum und starrte vor sich hin. Dort wo sie saß würde sie keine der Klatschtanten so schnell finden. Das zu wissen half ihr ein wenig beim entspannen, wenn auch nicht viel.

    "Klar!"
    Sie konzentrierte sich wieder. Dieses Mal fiel es ihr ein bisschen schwerer als zuvor, doch sie wollte den Blitz von eben noch übertreffen.
    Der Blitz den sie jetzt abfeuerte, war mindestens doppelt so groß wie der davor und zertrümmerte alle noch mehr oder weniger stehenden Wände.
    "Puh..."
    Langsam fielen Mai die Augen zu und sie knallte auf den Boden, wo sie friedlich zu schlafen begann.

    Mai war jetzt wie ausgewechselt, sie schloss die Augen und konzentrierte sich.
    Langsam lud sich die Luft um sie herum auf und eine gewisse Spannung war zu spüren.
    Sie öffnete die Augen und richtete sie auf ihr Ziel. Dann hob sie eine Hand und ein Kugelblitz schoss auf eine noch mehr oder weniger stehende Wand zu, die sofort zu kleinen Trümmern zerfiel.
    "War das in Ordnung?" fragte sie den Lehrer neben sich.
    Sie musste laut gähnen. "Uaa nicht schon wieder..."

    Als sie in die Kuppel gingen, kam ein anderer Prüfling an ihnen vorbei. Mai hatte ihn noch nie gesehen und warf ihm ein breites Lächeln zu.
    Jetzt stand sie in einem großen leeren Raum.
    "Woooow....Schade, es gibt gar kein Echo..."
    Leicht lächelnd stand sie jetzt da und wartete darauf, was passieren würde.

    Mai konnte einfach nicht aufhören zu grinsen, er war zu seltsam und steif.
    "Nein, so wie ich brauchst du nicht zu werden, aber ein bisschen mehr Spaß an der Freude könnte dir wirklich nicht schaden."
    Seine Unsicherheit begeisterte Mai regelrecht und sie hofft ihm helfen zu können ein wenig lockerer zu werden.
    "Mai Tsukamoto?" erklang eine fremde Stimme.
    Mai drehte sich um und sah einen Lehrer auf sie zukommen.
    "Oh oh, ich glaub ich muss da hin. Bis später ihr beiden."
    Grinsend rannte sie zu ihm. Sie war sich nicht sicher, ob sie jetzt Ärger bekommen würde, oder ob es nur zum Test ging.
    "Jap, das bin ich. Was ist den los?"

    "Mai Tsukamoto, freut mich ihre Bekanntschaft zu machen, mein Herr." antwortete sie übertrieben förmlich und setzte noch einen, nach Verrenkung aussehenden, Knicks obendrauf.
    "Also Takashi, du musst unbedingt ein bisschen lockerer werden." fuhr sie dann lachend fort.

    Mai setzte ihren Hundeblick auf, um ihn doch noch umzustimmen.
    "Och komm schon, stell dich nicht so an. Das ist doch auch Sport und wenn der Lehrer uns erwischt, nehm ichs auf meine Kappe, versprochen!"
    Normalerweise bewirkte dieser Blick immer die erwünschte Wirkung und sie hoffte, dass es dieses Mal auch klappen würde.

    Mai ließ ihn neben Rena los und sah ihn breit grinsend an.
    "Guck nicht so geschockt. Wir wollen doch nur Fußball mit dir spielen, der normale Sportunterricht ist sooo langweilig. Also machst du mit oder nicht?"
    Sie drehte den Kopf ein wenig zur Seite und zwinkerte Rena zu, die sich auch schon den ein oder anderen geschnappt hatte.

    "Wenn du das sagst, dann muss es so sein." meinte Mai etwas beruhigt. Trotzdem wollte sie nicht tatenlos abwarten!
    Der Lehrer sah gerade nicht her, also hatte Mai eine Idee. Nicht weit entfernt lag ein Fußball in einem ruhigen Bereich des Sportplatzes.
    "Hey, schau mal, da hinten liegt ein Ball rum. Wollen wir Fußball spielen? Mir ist so langweilig und vielleicht wollen ja noch ein paar andere mitspielen."
    Mai stand auf und ging in Richtung des Balls.