Beiträge von Ryoki

    [Yukiko Sakamato]
    Tag 2 - 17:45 Uhr - Gelände der Schule - Laborraum


    "Dredd? Der Schülerpräsident kann aber auch nicht zu jeder Zeit an jedem Ort sein, Senpai. So unberechenbar wie die ist, kann man ihre Aktionen nicht vorhersehen. Egal ob der Präsident es verhindern möchte oder nicht. Es wird ihm präventiv nicht möglich sein. Er wird nur reagieren können, doch dann ist es schon zu spät."
    Yukiko seufzte und dachte über den anderen Vorschlag nach. Eine Falle war eine Möglichkeit... Aber auch die sind statisch...
    "Wenn wir es hin bekommen würden, könnten wir eine Art Falle für die Krankenstation einrichten, um den Raum unzugänglich zu machen, wenn wir nicht da sind... Vorher möchte ich aber sicher gehen, dass er auch wirklich außerhalb unserer Verkäufe nicht gebraucht wird.
    Und was meinst du, wie wird Hayato-senpai reagieren? Er wird uns kaum unterstützen, aber ob er gegen uns vorgehen wird? Ich hoffe ja nicht..."

    [Yukiko Sakamato]
    Tag 2 - 17:44 Uhr - Gelände der Schule - Laborraum


    "Eh, die Krankenstation?", wiederholte Yukiko überrascht.
    "Ich... glaub das würde sich einrichten lassen", druckste sie, weil ihr Rikas Geständnis sie noch beschäftigte. Es beruhigte sie wirklich, dass sie so dachte. Aber trotzdem blieb der Gedanke, dass sie nicht auf ewig eine Last bleiben konnte. Egal ob Rika das auch so sah, oder nicht. Nachdem sie sich im Stillen vorgenommen hatte ihr Bestes bei dem Selbstverteidigungsunterricht zu geben und anschließend etwas anderes zu finden, das sie tun konnte, um ihre Lage zu verbessern, überdachte sie Rikas Vorschlag nochmal neu. Der Raum war wenig in Gebrauch, wenn Ibuki nicht gerade auf einen Amoklauf ging. Platz gab es auch ausreichend. Wenn es sein musste, konnte man sogar auf die Schnelle die Dinge dort verstecken, falls sich der Präsident wegen Zweckentfremdung des Raums beschweren sollte.
    "Das ist wirklich keine schlechte Idee. Ich könnte dann in den Pausen die Verkäuferin spielen, während du die Leute darauf aufmerksam machst. Zumindest in der Anfangszeit, bis es bekannt ist, dass wir dort 'handeln'. Irgendwann wird dann sicherlich auch Ibuki Wind davon bekommen... Und sie halte ich definitiv für den Typen, der sich die Kleider zur Not auch klauen würde. Wahrscheinlich hat sie auch kein Problem damit sich die Dinge mit Gewalt zu besorgen... Ich mach mir da Sorgen um dich, Senpai. Wenn die erfährt, dass du die Dinge nach Belieben erschaffen kannst, könnte sie versuchen dich zu zwingen... Ich hätte kaum geglaubt das mal zu sagen, aber ich bin froh, dass du bewaffnet bist. Vielleicht werden wir das früher brauchen, als ich vermutet hatte..."
    Als sie die letzten Sätze aussprach, formte sich ein neuer Besorgnis erregender Gedanke in ihrem Kopf.
    "Ne, Senpai, glaubst du Ibuki würde willkürlich die Schüler angreifen? Gewaltübergriffe sind soweit ich das bis jetzt verstanden habe nicht vorgesehen... Deswegen gibt es auch keine wirkliche Krankenschwester in der Schule. Immer wenn ich bis jetzt da war, war sie leer und es gab kein Zeichen dafür, dass dort je jemand anderes außer ich war. Mal abgesehen von Ibuki und Leo... Was machen die Schüler, die verletzt wurden durch Ibuki, oder einen Konflikt zwischen uns und nicht wissen wo sie die Dinge zu finden haben, oder sich wegen ihren Verletzungen nicht selbst helfen können? Wäre das nicht furchtbar grausam? Beste Beispiel ist da Inugami-senpai. Wäre er nicht im Kampfsportklub gewesen, hätte er Leo-kuns Angriff wohl kaum nur leicht verletzt überstanden. Umso mehr Grund die Krankenstation zu einer Art Basis zu erklären."

    [Yukiko Sakamato]
    Tag 2 - 17:44 Uhr - Gelände der Schule - Laborraum


    Sie wusste nicht das wievielte Mal sie es heute schon getan hat, aber sie plusterte wieder ihre Backen auf und protestierte:
    "Ich hänge mich so daran auf, weil du dich vor mir halb ausgezogen hast, Senpai! Mataku mou!"
    Hätte sie ein flauschiges Kissen zur Hand gehabt, hätte sie es Rika geradewegs ins Gesicht geschmissen! Sie atmete einmal tief durch und meinte dann scherzhaft:
    "Aber gut. Ich habe schon befürchtet das nächste Mal als illegale Unterwäschedealerin vor dem Schülerpräsidenten zu stehen. Darauf kann ich wirklich verzichten. Also festzuhalten wäre auf jeden Fall, dass wir auch Kleidung zum Tausch anbieten können."
    Dann wandte sie sich dem Köfferchen zu und stellte erfreut fest, dass Rika ganz schön weit gekommen war. Selbst nach einer ähnlich schlechten Nacht wie der vergangenen würde Yukiko nun nicht mehr aussehen wie eine Leiche. Und genügend zum Tauschen hatte sie auch hergestellt. Damit sollte ihre Versorgung erst mal für einige Tage gesichert sein.
    "Wunderbar. Ich wünschte ich könnte dir beim Erschaffen der Dinge helfen... Irgendwie machst nur du die ganze Arbeit und ich profitierte dann davon", gestand sie.
    "Insbesondere da ich ja noch den Dienst in der Krankenstation zu leisten habe."

    [Yukiko Sakamato]
    Tag 2 - 17:44 Uhr - Gelände der Schule - Laborraum


    "G-gar nichts habe ich mir vorgestellt!", protestierte sie, "und unschuldig bin ich auch nicht! Es ist nur... Ich mein, wir würden Unterwäsche verkaufen! Ist das nicht Grund genug?!" Mit leiserer Stimme murmelte sie:
    "Und dass wir den Jungs das nicht unter die Nase reiben, ist auch klar..." Sie verdrängte ganz schnell den Gedanken, was passieren würde, wenn Kenichi sie dabei erwischen würde. Oder Leo. Nein, nein, nein. Daran wollte sie nun wirklich nicht denken. Aber egal wie sie es einfädelten, es würde definitiv Gerüchte geben... Das war schon schlimm genug! Als ob sie davon nicht schon genug hätte... Aber egal. Sie sah die Notwendigkeit ein.
    "Also haben wir die Möglichkeit den Sportunterricht und eventuell die Klubs zu nutzen. Ich hab mich noch nicht umgesehen, aber vielleicht gibt es auch so was wie reine Mädchenklubs. Und bei den Sportklubs bietet sich uns die gleiche Gelegenheit wie beim Unterricht." Yukiko hoffte zumindest ein wenig produktiv gewesen zu sein, bevor sie sich an den nächsten Punkt traute.
    "Und was... für Unterwäsche planst du so zu verkaufen? Also... eto... was kannst du alles erschaffen?"

    [Yukiko Sakamato]
    Tag 2 - 17:43 Uhr - Gelände der Schule - Laborraum


    Als Yukiko hörte, dass Rika vor hatte mit Unterwäsche zu handeln, hielt sie es zuerst für einen Scherz. Aber als diese dann ihr Shirt hoch hob, weiteten sich ihre Augen voller Erstaunen und für einen Moment konnte sie nur ungläubig starren. Sie merkte aber schnell, dass sie unhöflich war und riss ihren Blick von dem schwarzen Stoff.
    "W-wir werden mit Unterwäsche handeln?", piepste sie, wobei sich ihre Wangen, die sich gerade wieder beruhigt hatten, erneut rot färbten. Sofort lieferte ihre Einbildung Bilder von einem Schwarzmarkt Unterwäscheladen mit den verschiedensten BHs und Höschen im Angebot und sie als Verkäuferin, die diese dann auch noch anpreisen musste, bzw. andere Interessierte beraten musste. Sie schüttelte energisch den Kopf, um diese Bilder zu vertreiben.
    "Bist du dir sicher, dass das so eine gute Idee ist?", fragte Yukiko noch einmal nach ohne Nervosität verstecken zu können.
    "Ich mein, ich hab selbst nichts dagegen etwas schöneres zu tragen... Ich bin auch besseres gewohnt... Aber... Aber..." Ihr fehlten die Worte um ihr Zögern richtig zu beschreiben. Allerdings merkte sie selbst, dass sie selbst ihrem Vorhaben wieder im Weg stand. Innerlich resignierte sie mit dem Gedanken auch Opfer bringen zu müssen.
    Noch immer mit roten Gesicht fragte sie kleinlaut:
    "Wie hast du dir das vorgestellt?"

    [Yukiko Sakamato]
    Tag 2 - 17:43 Uhr - Gelände der Schule - Laborraum


    Yukikos Augen weiteten sich, als sie von Hayatos Reaktion hörte. Anscheinend hatte Ibuki zumindest zu einem Teil doch recht gehabt, dass sie gewisse Dinge einfach nicht mitbekam. Zwar war sie zu dem Zeitpunkt noch völlig durch den Wind gewesen, aber das konnte schließlich nicht immer als Entschuldigung gelten. Sie war trotzdem erleichtert, dass Rika sich selbst gegenüber nicht negativ eingestellt war.


    "Kouta, hmm...", sagte sie und musterte Rika neugierig. Nicht nur war es ein Junge, sie stellte ihn auch gleich mit Vornamen vor. Hatte sie sich die Abneigung gegenüber Männern vielleicht doch nur eingebildet? Sie wollte ihn wirklich gerne kennen lernen.
    "Vielleicht waren wir es? Ich mein, was gibt es hier sonst schon, dass so etwas hervorrufen könnte? Wobei wer weiß... Irgendwie habe ich das Gefühl nie jemanden etwas Neues zu erzählen. Wahrscheinlich habe ich es einfach nur nicht mitbekommen", seufzte sie.
    "Jedenfalls werden wir dann ja in den nächsten Tagen ein wenig mehr Zeit haben alles zu beobachten und eventuell neue Erkenntnisse zu gewinnen..."
    Dann kam sie auf Rikas Bemerkung bezüglich ihrer Kleidung zurück.
    "Kleider sind nicht bequem?", fragte sie mit einem skeptischen Blick auf ihr T-Shirt. "Du hast zwar Recht, dass ich nie solche Kleidung getragen habe, aber in wirklich unbequeme Kleider musste ich mich nur zu besonderen Gelegenheiten hinein zwängen. Ich kann mich nicht mal mehr an die letzte Gelegenheit erinnern, bei der ich eine Hose getragen habe... Mein Vater war da immer sehr strikt. Aber Senpai, wenn sich die Gelegenheit mal ergeben sollte, versprichst du mir dich schick anzuziehen? Und jetzt sag mir nicht, dass du nicht weiß, wie man ein Kleid erschafft... Wenn du ein T-Shirt hinkriegst, kannst du das auch. Egal was du sagst... Ich bleib der Meinung, dass es schade ist."
    Sie warf Rika einen letzten skeptischen Blick zu, lächelte entschuldigend und meinte:
    "Keine Sorge ich werde dir damit nicht weiter in den Ohren liegen. Außer es wird hier an der Schule irgendwann mal so was wie einen Ball geben oder so... Aber ich glaube kaum, dass hier so etwas geben wird."
    Nach einem Zwinkern, sagte sie:
    "Wie machen wird das denn jetzt weiterhin mit den Marken? Tauschen wir weiter, bis jedes Mädchen ein komplettes Schminkset hat?"

    [Yukiko Sakamatoi]
    Tag 2 - 17:42 Uhr - Gelände der Schule - Laborraum

    Sie lächelte gequält, als sie Rikas Erklärung bezüglich der Jungs hörte. Wie gut sie das kannte! In ihrer Welt waren Traditionen noch wichtig, obwohl man es kaum meinen mochte, dass die Elite Japans noch so dachte. Aber in gewissen Kreisen wurden die Formen steifer, je höher man aufstieg. Und da hatten die Frauen nun mal den Mund zu halten, ihre Gedanken unterzuordnen und die Männer vollkommen mit Leib und Seele zu unterstützen. Eine eigenwillige Frau musste schon eine äußerst besondere Position inne und einen Haufen Glück haben, um in dieser Welt als Autorität angesehen zu werden. Und auch dann wäre ihr Weg mit Vorurteilen gepflastert.
    Als Rika fort fuhr bemerkte Yukiko die Schwankungen in ihrer Stimme. Und da fiel ihr auf, dass Rika bis jetzt von noch keinem Jungen eine gute Meinung hatte. Zusammen mit der Reaktion dämmerte es ihr langsam, warum das so sein könnte. Sie biss sich auf ihre Unterlippe, während sie inständig hoffte, dass ihr Vermutung falsch war. Während ihrer Entführung hatte sie Glück im Unglück gehabt. Ihre Entführer hassten sie so sehr, dass sie sie zwar auf alle ihr erdenklichen Weisen folterten, aber missbraucht wurde sie nicht, auch wenn sie überall Verletzungen davongetragen hatte.


    "Ich finde, wir sollten uns die nächste Zeit möglichst still verhalten, was meinst du? Allerdings würde ich den Unterricht weiter meiden wollen, denn ich weiß noch nicht, ob und wie sich das auf den freien Willen auswirkt...", sagte sie abschließend, worauf Yukiko nur bestätigend nicken konnte.
    "Wir brauchen Zeit, um diese Welt zu verstehen. Außerdem muss ich ja eh noch meinen Strafdienst in der Krankenstation ableisten. Derweil kann ich Inugami-senpai zum Beispiel ein wenig ausfragen... Er wird sich dann bestimmt wieder das falsche denken und frech werden, aber dann kann ich erproben, ob ich für deine Ratschläge geeignet bin", sagte sie mit einem Zwinkern. Dann verfiel sie in ein kurzes Schweigen, bevor sie ihre Hände in die Hüfte stemmte, sich spielerisch vor ihr aufbaute, wobei sie sich auf die Zehenspitzen stellte um auf Augenhöhe zu sein und sagte:
    "Senpai! Hör auf deinen Körper als etwas Schlechtes darzustellen. Vielleicht hat er dir in deinem vorherigen Leben Unglück gebracht, so wie mir meine Familie Unglück gebracht hat. Aber in dieser Welt ist auch das anders. Wie du selbst sagtest. Die Jungs in dieser Welt halten sich an die Regeln der Schule. Leo-san klebt mir oder Ibuki an der Backe und bei Akuma-senpai kann ich mir kaum vorstellen, dass er überhaupt an Mädchen interessiert ist." Sie machte noch eine Pause, um die Worte sacken zu lassen. Als sie fort fuhr war ihre Stimme sanft, freundlich und ehrlich:
    "Du bist schön und attraktiv. Es gibt keinen Grund, das zu verstecken oder etwas anderes zu denken. Deine Meinung über dich selbst wegen ein paar Idioten herabzusetzen, erteilt dir selbst Unrecht." Yukiko musterte sie einmal prüfend von oben bis unten, nickte zustimmend und meint abschließend: "Wenn ich dich heraus putzen würde und du ein Kleid erschaffen könntest, wärst du definitiv jemand, nach dem sich alle umdrehen würden, wenn du in den Raum kommst. Nicht wegen irgendwelcher pubertärer Triebe, sondern aus Ehrfurcht vor deiner Schönheit. Du müsstest dich dann allerdings auch entsprechend bewegen und..." Yukiko zuckte zusammen, als sie merkte, dass sie sich in etwas hinein steigerte, das eigentlich nur eine kleine Anmerkung gewesen sein sollte.
    "Ah, verzeih, mein Einbildung geht mit mir durch...", entschuldigte sie sich schnell und hoffte inständig sie damit nicht gekränkt zu haben. Um die peinliche Situation zu überspielen, lenkte sie die Unterhaltung wieder zurück zum eigentlichen Thema.
    "Also... Eto... Das einzige, was die Schüler von uns unterscheidet ist im Grunde der Unterricht. Ich gehe also auch davon aus, dass der irgendwas mit dem regeltreuen Verhalten der anderen zu tun hat. Vielleicht haben die Lehrer alle so eine Art Hypnose zur Verfügung, wie die Stellvertreterin des Schülerpräsidenten."
    Als sie das sagte, lief es ihr kalt den Rücken herunter. Zuerst hatte sie nicht registriert, was diese Person bei ihr versucht hatte, aber nachdem sie die Situation mehrfach im Kopf durchgegangen war, kam ihr ab einem Punkt das Verhalten des Mädchens komisch vor. Sie konnte ihren Finger nicht darauf legen, was es war, aber sie hatte sich plötzlich in ihrem Kopf eingenistet. Yukiko hatte es da nur ihrer Angst zu verdanken gehabt, dass es keine Wirkung hatte. Ob es wohl daran lag, dass man Menschen nur hypnotisieren konnte, wenn diese es unterbewusst auch zuließen? Zumindest hatte sie derartiges irgendwo mal gelesen.
    "Und wirklich? Du hast jemand gefunden, der über dieselbe Fähigkeit verfügt? Dann gibt es bestimmt auch noch andere die aus der Norm fallen. Das ist großartig! Vielleicht gibt es ja noch viel mehr von uns."
    Sie dämmte ihre Aufregung ein und fragte:
    "Und wer ist es? Kannst du ihn oder sie mir vielleicht vorstellen?"

    [Yukiko Sakamato]
    Tag 2 - 17:42 Uhr - Gelände der Schule - Laborraum


    Yukiko sah ganz genau, dass Rika zumindest einen Teil ihrer Aussagen äußerst amüsant fand. Während sie zuhörte plusterte sie ihre Backen in Protest auf, sagte aber nichts um sie nicht zu unterbrechen.


    "Entschuldige, aber du hast mich da wahrscheinlich nicht richtig verstanden", setzte sie dann an. "Wenn man einen Typen ignoriert heißt das nicht, dass er einen anfassen darf! Dafür gibt es einen auf die Nase. Nein, es geht mehr um seine Faseleien, die man einfach überhört. Körperkontakt ist ohne Erlaubnis immer tabu!"
    Also sollte sie Annäherungsversuche mit Schlägen bestrafen? In aller Öffentlichkeit? Als Frau? War das ihr Ernst? Allein der Gedanke, das zu tun, erschien ihr völlig unverschämt. Wobei... Sie durchaus eine gewisse Befriedigung verspüren könnte, ihm noch weitere Ohrfeigen für weniger vertraute Gesten zu geben.


    "Er mag vielleicht aufdringlich sein, aber auch jemand wie Inugami-san wird die Schulregeln nicht zu weit beugen. Der Schülerratspräsident soll in der Hinsicht nicht gerade nachsichtig sein und sich solche Schüler zur Seite nehmen."
    Das war ja, als würde sie Inugami-senpai als Sexualstraftäter der Polizei melden! Auch wenn seine Aktionen mehr als nervig waren, so würde sie das nicht machen. Noch war sie davon überzeugt, dass er kein schlechter Kerl war. Er würde nie soweit zu gehen, dass man es tatsächlich als Verbrechen ansehen könnte. Oder zumindest würde er nie mit der Intention handeln ihr Schaden zufügen zu wollen. Auch wenn es einem Klischee entsprach, hatte sie genügend während ihres Kampfes über ihn gelernt um das beurteilen zu können. Nein, sie würde ihn dafür nicht melden. Höchstens damit drohen.


    Als sie über Inbuki anfing zu sprechen, änderte sich ihre Stimme. Yukiko konnte das nur zu gut verstehen. Dieses Tier würde das größte Hindernis und zugleich die größte Gefahr in dieser Welt werden, wenn sie ihre Wege beibehielt. Doch dann sagte Rika plötzlich etwas, das Yukiko überraschte.
    "Und wer auch immer die Kontrolle hat, wird hier keine wilde Sau dulden. Deshalb sollten wir uns entscheiden, was wir selbst tun wollen. Ich, für meinen Teil, werde mich keinem der beiden anschließen, da ich ihnen nicht traue. Auf der anderen Seite haben wir etwas, dass diese beiden nicht haben..."
    Yukiko verstand sofort worauf Rika hinaus wollte. Die Waffe und die Kleidung... Die Fähigkeit Dinge zu erschaffen. Es machte sie glücklich, dass Rika sie dazu zählte. Allerdings war ihr sofort bewusst, dass dieses "wir" im Grunde nur aus Rika bestand. Sie selbst hatte diese Fähigkeit nicht und hatte lediglich das Glück gehabt sich mit ihr anzufreunden. Und darüber war sie wirklich froh. In Rika sah sie ihre erste Freundin, die sie seit Jahren gemacht hatte.
    Sie ordnete ihre Gedanken und sagte dann:
    "Was wir tun wollen... ka? Ne, Senpai... Weißt du, anfangs dachte ich wie Akuma-senpai. Dass diese Welt eine reine Hölle wäre, konzipiert um uns immer wieder den Tod durchleben zu lassen... Aber mittlerweile bin ich mir da nicht mehr so sicher. Ne, vor meinem Tod war ich mehrere Jahre lang nicht ich selbst... Mir wurden Drogen und Medikamente verabreicht..."
    Sie zog ihre Schultern hoch und drückte ihre Hände schützend an die Brust.
    "Selbst zu handeln... Oder gar zu denken war mir völlig fremd. Ich hatte es einfach verlernt... Und als ich gestern in dieser Welt aufwachte, dachte ich nicht. Ich bin einfach davon ausgegangen, dass sich nichts geändert hatte. Dass ich einem weiteren Gefängnis gelandet bin. Wenn ich ehrlich bin, wollte ich einfach nur sterben. Für immer mit allem abschließen und endlich Ruhe finden.
    Aber jetzt? Trotz dieser Ibuki kann ich diese Welt kaum noch als böse empfinden. Selbst mit der Tatsache, dass man den Tod unendlich oft durchleben kann... Mir sträuben sich noch immer jegliche Härchen wenn ich daran denke, wie mir Ibuki einfach mal so das Genick gebrochen hatte. Ich erinnere mich noch genau daran, wie es sich anfühlte... Auch wenn es noch eine harmlose Art war zu sterben."
    Sie musste kurz eine Pause machen, schlucken und die Erinnerungen an ihre Gefangenschaft und den Mord an ihr abschütteln.
    "Was ich damit sagen will... Ich weiß nicht, ob ich den Gott dieser Welt überhaupt gestürzt sehen will... Vielleicht klingt es komisch, aber trotz Ibuki, trotz Inugami-senpais Unverschämtheit, trotz meiner anscheinend völligen Unwissenheit was Verhalten an normalen Schulen angeht... Ernsthaft, es ist als würde ich in einer völlig anderen Gesellschaft leben, und trotz der Gefangenschaft in dieser Welt, war heute der glücklichste Tag seit sehr langer Zeit. Nicht zuletzt dank dir, Rika-senpai... Vielen Dank, dass du dich um mich kümmerst."
    Sie lächelte schüchtern und war froh, dass die Röte noch immer in ihrem Gesicht war, weil sie sonst definitiv noch einmal rot angelaufen wäre.
    "Jedenfalls hast du Recht, was die normalen Schüler angeht. Als ich heute in der Sporthalle war, hatten so viele Schüler ihren Spaß... Was auch immer wir tun, ich möchte nicht, dass diese Welt ein Ort wird, an dem sich das ändert. Ich möchte kein Kriegsgebiet kreieren, was sie in Gefahr bringt. Und ich habe im Gefühl, dass diese beiden genau das hervorrufen würden... Mir ist gar nicht wohl dabei, wenn ich mir das vorstelle."

    [Yukiko Sakamato]
    Tag 2 - 17:42 Uhr - Gelände der Schule - Laborraum


    Yukiko hörte Rika aufmerksam zu, wobei sie Mühe hatte sie nicht zu unterbrechen. Insbesondere als sie ihr riet auf Kenichis Äußerungen nicht weiter einzugehen. Wie sollte sie das tun, wenn er wieder anfing ihren Kopf zu streicheln, oder möglicherweise noch weiterging! Allein der Gedanke daran sorgte erneut dafür, dass ihr Kopf anlief wie eine Tomate.
    Getoppt wurde dies nur von ihrer letzten Frage: "Willst du denn mit einem von ihnen näher zu tun haben?"
    Jetzt fingen auch ihre Ohrläppchen an zu brennen.
    "W-was m-meinst d-du d-damit?", stotterte sie, legte ihr Hände zusammen und drückte sie gegen ihre Brust, während sie Rika mit großen Augen anblinzelte.
    "Wie kommst du darauf, dass ich einem von ihnen näher kommen will? Leo-san macht mir mehr Angst als alles andere nach den heutigen Ereignissen und eine Trophäe will ich auch nicht werden!"
    Für die nächsten Sätze senkte sie ihre Stimme, wandte kurz ihren Blick ab und flüsterte:
    "Ich hatte zwar noch nie einen Freund... Aber so verzweifelt bin ich nicht..."
    Dann wieder in normaler, aufgeregter Stimmlage, die sie versuchte zu kontrollieren und Blickkontakt:
    "Jedenfalls... Ich soll Inugami-senpai ignorieren? Wie soll ich das machen? Ich meine, er verhält sich so vertraut! Als ob wir in einer B-b-beziehung wären! Für mich ist es unmöglich da ruhig zu bleiben. Ich glaub ich sollte ihm dann einfach aus dem Weg gehen. Sollte nicht so schwer sein, wenn ich sowieso nicht zum Unterricht gehe. Oder Senpai? Wie kann ich Inugami,senpai vertreiben? Und wenn ich dabei noch gleich die Gerüchte loswerde, ist es umso besser!"
    Sie seufzte und atmete einmal tief durch. Was mit Leo passieren würde, war bedeutend ernster, als der Hohlkopf namens Inugami. Rika hatte Recht. Auch wenn sie es kaum glauben wollte, so war es durchaus möglich, dass Leo sich mit Ibuki zusammen schloss. Yukiko hatte seine Reaktion bei ihrer Konfrontation in der Krankenstation nicht wirklich deuten konnte. Es war als wäre er unentschlossen gewesen, ob er sie oder Ibuki unterstützen wollte.
    "Es wird nicht plötzlich sein, Senpai. Ich glaube seit dem Vorfall gestern, werde ich noch lange Zeit dauerhaft in Ibukis Schusslinie stehen. Wenn Leo-san sich ihr anschließt, wird es nur einer mehr sein, der es auf mich abgesehen hat. Das ändert nur wenig."
    Ein schwaches Lächeln zeichnete sich auf ihren Lippen ab.
    "Es sind die Feinde, die man nicht erwartet, die am gefährlichsten sind." Ihre Augen nahmen einen traurigen Ausdruck an.
    "Na ja, uns bleibt wohl nichts übrig, als abzuwarten. Auch wenn Ibuki es vielleicht tun wird, werde ich mich nicht auf ihr Niveau begeben und Leo-sans Gefühle benutzen, um ihn für mich einzuspannen."

    [Yukiko Sakamato]
    Tag 2 - 17:31 Uhr - Gelände der Schule - Cafeteria


    Kleiner Gang zu ihrem letzten Experiment? Grinsend nickte sie und machte sich zusammen mit Rika auf den Weg zum Labor. Der kurze Fußmarsch verlief ereignislos, was Yukiko half ihre Gedanken zu ordnen. Doch währenddessen regte sie sich nur wieder über Kenichis Verhalten auf. Sobald sich die Tür des Labors hinter ihr schloss, platzte es förmlich aus ihr heraus, auch wenn sie versuchte ihre Stimme möglichst kontrolliert klingen zu lassen.
    "Senpai, ist Inugami-senpais Verhalten normal für Schulen wie diese? Ich... Ich habe so was nur ein einziges Mal vorher erlebt. Und das war ein Racheakt eines Kerls, um ein Mädchen zu diffamieren... Aber es war klar, dass Inugami-senpai nichts dergleichen bezwecken wollte."
    Sie blies ihre Backen erneut in Ärger auf und murmelte durch Scham gedämpfte Stimme und mit roten Wangen:
    "Ich hab noch nie jemand so dreistes kennengelernt. Und dann nennt er mich auch noch bei meinem Spitznamen! Als wäre es das selbst verständlichste auf der Welt! Und wenn ich sage, dass er damit aufhören soll, grinst er nur dämlich und nennt mich weiter so! Selbst die Jungen, die ich kennengelernt habe, haben sich so etwas in der Öffentlichkeit nicht getraut... Zwar wurde ich dann als Konsequenz ausgeschimpft oder bestraft, aber immerhin haben sie um ihr Gesicht zu wahren damit aufgehört. Aber dieser Kerl! Es ist als würde er sich einen Dreck darum kümmern!"
    Sie suchte Rikas Blick und fragte dann:
    "Ne, Senpai, du kennst dich doch bestimmt mit solchen Typen aus, oder? Ich glaube nicht, dass ich ihn so schnell wieder loswerde, nachdem was passiert ist. Ahhh, hätte ich ihn bloß nie herausgefordert! Das war eine selten dämliche Idee! Ne, was soll ich tun? Ich glaub kaum, dass 'Lass mich in Ruhe!' bei ihm helfen wird." Nach einer Pause wandte sie ihren Blick ab und flüsterte: "Und wie um Gottes Willen, soll ich mit Leo umgehen? Er scheint mir plötzlich unberechenbar und dass er anscheinend in mir interessiert ist, macht die Sache nicht leichter."
    Plötzlich sah sie wieder auf und sah Rika flehend an.
    "Ne Senpai, du kennst dich doch bestimmt mit Männern aus? Kannst du mir nicht mit einem Rat aushelfen? Ich weiß nicht, was mit den beiden Hohlköpfen machen soll..."

    [Yukiko Sakamato]
    Tag 2 - 17:31 Uhr - Gelände der Schule - Cafeteria


    Nach dem Abendessen, das ziemlich schweigsam verlief, schlug Rika vor woanders zu reden. Darauf seufzte Yukiko resignierend und warf den vorbei laufenden Schüler abschätzende Blicke zu. Ein paar begegneten ihrem Blick kurz und wandten sich dann kichernd ab. Es schien, als hätte sie unter den normalen Schülern den Ruf eines Männerschwarms zugeschrieben bekommen. Nur zu gerne hätte sie daran etwas geändert, da ihr absolut bewusst war, dass sie das nicht war. Sie war nicht hässlich, aber auch keine atemberaubende Schönheit. Und trotzdem war jetzt wohl in aller Munde, dass sich die Kerle wegen ihr prügelten.
    Innerlich schüttelte sie den Kopf. Was war nur in die beiden gefahren? Besonders in Leo!
    Anfangs hatte sie sich wegen seiner offensichtlichen Zuneigung geschmeichelt gefühlt, doch jetzt machten ihr seine Gefühle Angst. Wer wusste schon, in was bei ihm diese Zuneigung sonst noch umschlagen konnte? Vielleicht war an Brutalität grenzende Eifersucht nicht alles wozu er fähig war.
    "Das ist eine gute Idee", bestätigte Yukiko Rikas Vorschlag mit einem erschöpften Lächeln, während sie ihr Geschirr zusammensuchte und ihrem Senpai zum Transportband folgte.
    "Wo wollen wir denn hingehen?"

    Ich hab da noch ein paar Fragen, die vielleicht für alle interessant sein könnten. Wenn wir das vorher schon einmal besprochen haben, entschuldige Soul, dass ich damit nerve. :P


    Es geht um die Reaktion der NPCs auf die Charaktere. Was mir soweit klar ist:
    1. Sie halten sich an die Regeln der Schule und leben in dem Sinne ein normales Schulleben (-Familie und allem was dazu gehört)
    2. Sie sind sich ihres "Nachlebens" nicht bewusst.
    3. Sie können von alleine diese Illusion nicht durchbrechen.
    4. Fragen und Klarstellungen zu ihrer Situation werden entweder übergangen oder als Scherze aufgefasst.
    5. Allgemein wird in jeder Situation, die nach Wissen verlangt, das in der Welt nicht existieren sollte deutlich, dass sie NPCs sind, weil sie damit nicht klar kommen können (wegen der Blockade der Welt).



    Was ich mich jetzt frage ist folgendes:


    Wie steht es mit Erinnerungen über ihre Vergangenheit?
    Sind nur die Erinnerungen an den Tod vergessen worden? Können sie sich an ihre Familie, Mentoren und Erfahrungen erinnern? Oder behalten sie nur die dadurch geprägten Charakterzüge und das resultierende Wissen ohne sich daran erinnern zu können, wie sie dies erlangt haben?
    Anhand von Keita haben wir gesehen, dass Kontakt mit außergewöhnlichen Elementen in dieser Welt (unsere Charaktere vorwiegend) zu Kopfschmerzen führen kann. Ist das eine allgemeine Regel?
    Was ist nötig um NPCs in PCs zu verwandeln? Die Erinnerungen zurückbringen?
    Die NPC haben Erinnerungen an ihre Familie und einen Teilbereich ihrer Vergangenheit.Damit haben sie Zugriff auf ihre Erfahrungen. Schmerzvolle Erinnerungen sind bei ihnen blockiert. Einige der NPC sind dabei als ehemalige Erwachsene zu sehen, die noch einmal die "sorgenfreie" Schulzeit erleben möchten.
    Falls jemand versucht, einen NPC aus seinem Glauben an die Schulwelt zu reißen, ist die erste Stufe der Kopfschmerz, als physischer Beweis der Blockierung. Bei denjenigen, die bereits ein volles Leben durchlebt haben, ist keine Umwandlung möglich. Sie werden dann bewusstlos, um nicht zu erwachen.
    Bei anderen NPC, die ebenfalls Jugendliche im Vorleben waren, können bestimmte Ereignisse zur Auflösung der Blockade führen. Dafür möchte ich mir dann aber Absprachen vorbehalten, damit wir die Verwendung sicherstellen.


    Wie steht es mit den Erinnerungen der NPCs bezüglich des Schülerpräsidenten? Sie kennen ihn offensichtlich, aber Takeshi ist mit den Charakteren in der Welt aufgetaucht. Was ist mit dem "vorher"? Erinnern sie sich an den vorhergehenden Präsidenten? Oder haben sie ihn vergessen? Wie erklären sie dann, dass er da ist? Gibt es Wahlen? Oder glauben sie nur, dass es Wahlen gibt?
    NPCs die ihre "Erlösung" erhalten haben und verschwinden, werden aus dem Gedächtnis der anderen gelöscht oder?
    Die NPC wissen nur, dass er der Schülerpräsident ist. Man kennt also seinen Namen. Da er in der dritten Jahrgangsstufe ist, fragt niemand nach dem Vorgänger. Die Erinnerung gibt vor, dass er gewählt wurde und bereits zwei Jahre dort im Amt ist. Sollte es einmal zu seinem Abschluss kommen, würden auch Wahlen in Frage kommen, die natürlich vom System bestimmt würden. Da die Meisten nicht viel mit ihm zu tun haben, sind sie generell zufrieden und hinterfragen nichts.
    Wenn NPC ihre "Erlösung/Vollendung" erfahren, bleiben einige noch gewisse Zeit in Erinnerung, weil sie mit Personen mehr unternommen haben. Wie ein Schulfreund der weit weg gezogen ist. Andere, die nicht weiter auffällig waren verschwinden einfach aus der Erinnerung und werden durch einen neuen Schüler ersetzt.


    Wie reagieren NPCs auf Charaktere die erstmals zum Unterricht gehen? Gibt es eine Vorstellung im Stile von "Yoroshiku onegaishimasu" wo sich die Charaktere erstmal vorstellen müssen? Oder wird beim Auftauchen der Charaktere sofort ein Platz in der entsprechenden Klasse geschaffen und der Charakter wird wie ein völlig normaler Schüler behandelt, der schon immer da war und schon immer seinen Platz hatte? Wie reagieren NPCs auf Schwänzer? Ignorieren sie sie einfach? Oder versuchen sie (ihrem Charakter entsprechend) ihn zum Unterricht zu bewegen?
    Bei den Charakteren, die am Tag 1 aufgetaucht sind, wurden die Sitzplätze bereits vergeben, sie gehören eigentlich zur Schulgemeinschaft. Charaktere, die später einsteigen, werden als Schulwechsler angesehen und stellen sich dann auch vor. Einige NPC, wie Klassensprecher, sind durchaus daran interessiert, die Klassengemeinschaft zu fördern. Diese würden dann auch versuchen, die Schwänzer zum Unterricht zu bewegen.


    Was ist mit ungewöhnlichen Ereignissen friedlicher, als auch gewalttätiger Natur? Fallen Schüsse werden sie garantiert kreischend davon rennen. Und wie wir bei den Tauschaktionen der Mädels gesehen haben, bringen sie den friedlichen Ereignissen besonderes Interesse entgegen, da es anscheinend außerhalb der Normalität der Welt liegt.
    Was passiert mit NPCs die im Rahmen der Konflikte unserer Charaktere sterben? Werden sie an Ort und Stelle wiederbelebt (wie auch unsere Chars) oder wird dafür gesorgt, dass sie mit sauberer Kleidung in der Krankenstation aufwachen? Nach dem Motto "Zusammenbruch, weil zu wenig Schlaf".
    Behalten sie danach gegenüber ihrem Mörder gewisse Ressentiments? Oder erinnern sie sich vollständig an alles, was geschehen ist, leben die Konsequenzen mit dem Wissen gestorben und wiederbelebt worden zu sein und wenden sich dann an den Schülerpräsidenten?
    Die NPC reagieren auf Gewalt tatsächlich mit Panik, also wie bei einem Amoklauf. Bei Ereignissen friedlicher Natur, die sozusagen förderlich auf das normale Leben wirken (Tausch von Schmuck, Konzerte) ist das Interesse groß, da es eine Abwechslung darstellt. Normalerweise sollten wir vermeiden, die NPC zu involvieren. Eine Kurzzeitlöschung mit einem Transfer auf die Krankenstation, verbunden mit einer milden Begründung, ist da zweckmäßig. Manche NPC könnten dabei aber unbewusste Erinnerungen behalten, die sie reservierter gegenüber dem Mörder machen. NPC wenden sich schneller mal an den SChülerpräsidenten, ohne den Grund zu hinterfragen, da die Lehrer ja tatsächlich nicht viel unternehmen, im Gegensatz zu ihm. Sie meinen dann also nur eine Beschwerde.


    Lehrer sind noch statischer als die normalen NPCs richtig? Sie besitzen keine Vorgeschichte und sind rein funktionelle Produkte der Welt? Und selbst wenn ein Charakter eine Bindung zu diesen aufbauen sollte, werden sie die Beziehung ignorieren und streng nach den Schulregeln handeln, selbst wenn es Raum für etwaige Abweichung gäbe?
    Ja, die Lehrer sind in diesem Fall Konstrukte, nicht Seelen aus einem Leben davor. Sie sind ähnlich wie eine KI in gewisser Weise anpassungsfähig, bleiben aber den Schulregeln fest verbunden.


    Ich glaub das war es vorerst... Mir fällt aber bestimmt noch irgendwann was ein, was ich wissen müsste. xD

    [Yukiko Sakamato]
    Tag 2 - 17:16 Uhr - Gelände der Schule – Cafeteria


    "Dann bitte schön. Und guten Appetit", wünschte Kenichi Rika. An beide gewandt sagte er:
    "Ich werde mir nur ein Tee oder so gönnen. Wollen wir dann also gehen?" Um sein Vorhaben zu unterstreichen stand er langsam auf und ging mit kontrollierten, wenn auch wirklich vorsichtigen Bewegungen in Richtung Cafeteria. Hätte man keine Kenntnisse über den Vorfall, so würde man glauben, dass er einfach nur gemütlich wäre. Doch Yukiko war sich klar, dass es vom Schwindel her rührte. Aber daran würde sie jetzt auch nichts ändern können und eine Zankerei wegen seiner Sturheit würde sie nicht heraufbeschwören. Stattdessen würde sie ein Auge auf ihn haben und helfen, wenn er es brauchte.
    Sie ließ ein paar Schritte vorgehen, wandte sich dann mit einem noch immer roten Kopf Rika zu und flüsterte, sodass die Geräusche der Cafeteria dafür sorgten, dass nur Rika sie verstehen konnte:
    "Senpai, können wir nachher reden? Sobald Inugami-senpai verschwunden ist?"

    [Yukiko Sakamato]
    Tag 2 - 17:15 Uhr - Gelände der Schule - Cafeteria


    Sobald sich Takeshi und Leo zum gehen gewandt hatten, eilte Yukiko zu Kenichi und fragte besorgt:
    "Ist wirklich alles in Ordnung mit dir?"
    Dieser lächelte nur schief und erwiderte:
    "Habe ich doch gerade gesagt, oder?"
    "Nein, hast du nicht", hielt Yukiko vorwurfsvoll dagegen, "Für jemanden, der so einen Angriff abbekommen hat ginge es dir gut, hast du gesagt."
    "Wortklauberei."
    "Nichts da! Wie viele Finger zeige ich?", fragte sie aufgebracht und hielt ihm ihre Hand mit drei ausgestreckten Fingern entgegen. Die Sekunden, die er brauchte um seinen Blick zu konzentrieren, verrieten ihn. Warum konnten Männer in solchen Situationen nie die Wahrheit sagen?
    Sie plusterte ihre Backen auf und gab einen langgezogenes, aufgebrachtes "Mmmh!" von sich und starrte ihn wütend an ohne zu wissen, was sie sagen sollte.
    "Schon gut, schon gut", sagte er schnell und hob beschwichtigend die Hände. "Mir ist nur ein wenig schwindelig."
    Yukiko kniff darauf ihre Augen zusammen und starrte nur weiter. Für einen Moment erwiderte er ihren Blick, doch dann wich er ihm nach oben hin aus und fügte leise hinzu: "Und ein wenig schlecht ist mir auch..."
    Dann stellte er aber wieder Augenkontakt her lächelte und legte ihr die Hand auf den Kopf, was ihr Gefühlschaos wiederbelebte und verhinderte, dass sie sich gegen diese Geste auflehnte. Dann sagte er in einem beruhigenden Ton:
    "Du brauchst die keine Sorgen zu machen. Mit ein wenig Schlaf bin ich innerhalb von ein paar Tagen wieder auf den Beinen."
    In dem Moment wurde Yukiko bewusst, dass sie noch immer von einem Haufen schaulustiger Schüler beobachtet wurden, auch wenn sich die Situation schon am beruhigen war und viele wieder ihrer Wege gingen. Sie hatte aufgehört zu zählen, wie oft ihr Kopf an diesem Tag einer Tomate geglichen hatte, jedenfalls musste diese Zahl um eins erhöht werden. Selbst ihre Ohren glühten, während sie sich zur Ruhe zwang. Je lauter sie werden würde, desto mehr Aufmerksamkeit würden sie noch auf sich ziehen. Und davon hatte sie für die nächsten dreißig Jahre erst mal genug. Um nicht doch noch dazu verführt zu werden ihm eine Ohrfeige zu geben, fasste sie ihre eigenen Hände vor ihrem Körper, zog ihre Schultern hoch und ihren Kopf reflexartig ein, um vor seiner Hand zurückzuweichen. Dann fragte sie kleinlaut:
    "Wirklich?"
    Er lachte und strich ihr übers Haar.
    "Wirklich. Das ist nicht das erste Mal, dass ich mich von einer leichten Gehirnerschütterung erhole. Es ist auch nicht so, als ob ich den Kniestoß ungebremst gefressen hätte", erklärte er in weiterhin beruhigendem Ton. Die anderen Schüler tuschelten und stellten weitere Vermutungen über ihre Beziehung an, oder sahen vielleicht frühere Annahmen bestätigt. Dabei löste sich der Mob fast vollständig auf und langsam kehrte alles zur Normalität zurück.
    "Du konntest dem Angriff nicht ausweichen, wegen deinem Knie, oder? Ich..."
    Ehe sie den Satz vollenden konnte, blinzelte er überrascht, grinste und fragte:
    "Darüber machst du dir auch noch Sorgen? Du bist ja schlimmer als jede Mutter."
    Darauf plusterte sie sich schon wieder auf und warf ihm wütende Blicke zu.
    "Is ja gut. Was glaubst du was passiert wäre, wenn ich ihm ausgewichen wäre? Hätte er einfach aufgehört? Oder wäre er erst recht ausgerastet? Es war ziemlich eng da und hinter mir standen noch andere Schüler. Ich wollte seine Fähigkeiten, den Angriff rechtzeitig zu stoppen, nicht herausfordern. Hast du sonst noch Fragen?"
    "Du hättest dich wehren können..."
    "Aber dann wäre es erstens völlig ausgeartet und zweitens vermeide ich jegliche Kämpfe, die nicht im Rahmen des Clubs stattfinden. Außer es würde sich wirklich nicht vermeiden lassen. Aber das war hier nicht der Fall. Niemand anderes außer mir, war in Gefahr. Jeder vermiedene richtige Kampf ist ein gewonnener Kampf. Der Wettbewerb in der Halle mit Schutzausrüstung ist was völlig anderes..." Er machte eine kurze Pause und fragte dann versöhnlich:
    "Jetzt zufrieden?"
    Langsam nickte Yukiko, wobei sie seinen Blick nicht erwidern konnte und stattdessen den Boden anstarrte.
    "Gut", er nahm die Hand von ihrem Kopf, langte in seine Hosentasche, um seine zweite Marke herauszuziehen und wandte sich an Rika:
    "Jo, Senpai, ich glaub kaum, dass ich heute noch etwas runterkriege. Willst du die Marke haben?"

    [Yukiko Sakamato]
    Tag 2 - 17:14 Uhr - Gelände der Schule - Cafeteria


    "Nichts in diesem Moment. Die Angelegenheit läuft derzeit nur unter den Jungs, so dass alles andere außen vor bleibt."
    Rikas Antwort verschaffte ihr ein wenig Sicherheit, jedoch war sie mit der Entwicklung der Situation nur bedingt zufrieden. Leos plötzlich devotes Verhalten hatte den Ereignissen die Gefahr genommen. Allerdings machte ihr nach wie vor Kenichis Zustand gewisse Bedenken. Angriffe gegen das Kinn wirkten sich besonders auf den Unterkiefer und die Halswirbel aus. Aber da weder Unterkiefer gebrochen, noch größere Schäden an den Wirbeln zu beobachten waren, bestand durch das ruckartige zurück schnappen des Kopfes eine nicht unerhebliche Chance auf eine Gehirnerschütterung.
    Und dass er bis jetzt nicht aufgestanden war, bestärkte ihre Vermutung nur noch weiter. Sie machte sich ernsthafte Sorgen. Aber wie Rika es ihr geraten hatte, wollte sie sich erst wieder hören lassen, sobald alles komplett geregelt war und Leo davon nichts mitbekommen würde, damit er nicht wieder eifersüchtig werden würde.

    [Yukiko Sakamato]
    Tag 2 - 17:14 Uhr - Gelände der Schule - Cafeteria


    Yukiko war wirklich froh diese Worte von Leo zu hören. Und trotzdem traute sie der Situation nicht. Nach all dem konnte sie seine Tränen nicht ernst nehmen. So sehr sie es auch wollte. Sicherlich spiegelten sie seine Gefühlslage wider, die Frage war nur für wie lange. Doch könnte sich im nächsten Moment bei ihm wieder alles ändern.
    Dann registrierte sie, dass jemand hinter sie trat. Yukiko drehte sich kurz um und entdeckte Rika. Sie warf ihr einen dankbaren Blick zu und flüsterte:
    "Was wird jetzt von mir erwartet?"


    Dann wurde ihre Aufmerksamkeit wieder von Takeshi eingefangen, der sich bei Kenichi nach seinem Befinden erkundigte.
    "Dafür, dass ich einen Schlag eingesteckt habe, der unter Umständen ausgereicht hätte, mir das Genick zu brechen, würde ich behaupten, dass es mir ganz gut geht. Danke der Nachfrage Kaichou."
    Yukiko sog die Luft ein. Kenichi hatte nicht vor die Situation für Leo einfacher zu machen, indem er den Schaden herunterspielte. Aber warum sollte er es auch? Es war genauso wie mit ihr, er musste die Konsequenzen seines Handelns selbst tragen. Und Yukiko bekam darauf ein furchtbar schlechtes Gewissen. Hätte sie Kenichi nur nie herausgefordert. Dann wäre das alles nicht passiert! Sie musste sich unbedingt bei ihm entschuldigen. Allerdings traute sie sich nicht in die Situation einzugreifen, bevor Takeshi alles geklärt hatte. Sie würde eh nur alles noch schlimmer machen.

    [Yukiko Sakamato]
    Tag 2 - 17:14 Uhr - Gelände der Schule - Cafeteria


    Perplex stand sie da und wusste nicht was sie sagen sollte. Leos Gemütszustand hatte sich gerade innerhalb weniger Sekunden vollkommen umgedreht. Ein unsicherer Blick zu Kenichi bestätigte ihr ihre Wahrnehmung. Er runzelte ebenfalls überrascht die Stirn.
    Was sollte sie seiner Entschuldigung nur entgegensetzen? Einerseits sah sie, dass er durchaus betroffen war. Allerdings bezweifelte sie, ob er es auch tatsächlich ernst meinte. So überzeugend sein Gesichtsausdruck und Körpersprache auch waren, wer sagte ihr, dass er im nächsten Moment nicht wieder eine völlige Wandlung vollzog? Was in aller Welt hatte ihn derart geformt, dass er mit seiner Einstellung wie ein Flummi durch die Gegend hüpfen konnte?
    Sie schluckte. Eigentlich wollte sie gar nicht wissen, was für ein Leben man gehabt haben musste, um sich so zu verhalten.
    Ehe Yukiko auch nur ansatzweise passende Worte gefunden hatte, tauchte plötzlich Takeshi aus der Masse auf und begann Leo zu maßregeln. Yukikos Augen hatten sich vor Überraschung wieder geweitet, während Kenichi mit gemischten Gefühlen drein blickte. Yukiko wettete, dass er Leos Angebot zu gerne angenommen hätte...
    Wobei vielleicht auch nicht? Nachdem er in der ganzen Konfrontation nicht einen Funken Aggressivität gezeigt hatte?


    Mit dem Auftauchen des Schülerratspräsidenten war ihr Gefühlschaos perfekt. Einerseits war sie froh, dass Takeshi aufgetaucht war, um die Situation zu entschärfen. Dann allerdings machte sie sich Sorgen, dass Leo seine Autorität nicht anerkennen würde. Warum sollte er auch? Einen wirklichen Grund hatte er nicht. Dann nagte es an ihr, dass sie die Sache nicht selbst zu einem Abschluss bringen konnte und gleichzeitig freute sie sich, dass man sich auf Takeshi verlassen konnte. Dann kamen noch die Sorgen um Kenichi dazu, der definitiv angeschlagener war, als er den Eindruck machte. Die ganze Zeit über hatte er sich nicht vom Tisch wegbewegt, obwohl sie sich nur zu gut hätte vorstellen können, wie er Leo während seiner Erklärung am Kragen gepackt hätte, um es nachdrücklicher zu gestalten! Sie war sich sicher, dass er momentan ziemlich wacklig auf den Beinen war. Und das nur, weil sie sein Knie verletzt hatte!
    Sollte sie Leo deswegen verzeihen? Er hatte sich ja schon entschuldigt!
    Er war sogar am heulen wie ein kleines Kind! Und das als Junge!


    All diese Gedanken hielten sie davon ab, etwas zu sagen. Sie konnte nur abwarten, wie sich die Situation entwickeln würde. Sie musste sich eingestehen, dass sie überfordert war.

    [Yukiko Sakamato]
    Tag 2 - 17:13 Uhr - Gelände der Schule - Eingangsbereich der Cafeteria


    Yukiko war mitten in der Bewegung gewesen sich zwischen die beiden Jungen zu schieben, damit sie sich nicht zerfleischten. Leo hatte die Gerüchte definitiv in den falschen Hals bekommen. Sie hatte zwar keine Probleme damit, dass ihm das irgendwie heimgezahlt werden würde, aber nicht durch eine Prügelei und schon gar nicht durch jemand anderen als sie selbst.
    Doch bevor sie auch nur ein Wort sagen konnte, ging Leo schon in die Offensive. Yukiko war derart geschockt über den plötzlichen Ausbruch Leos, dass sie in ihrer Bewegung gefror. Ihre Augen weiteten sich, während sie seinen Angriff hilflos verfolgte. Es war eine äußerst kraftvolle Bewegung, aber zu dem Zeitpunkt, wo er sich vom Tisch ab stieß war bereits klar gewesen, was er versuchte zu bezwecken. Würde er treffen, hätte das verheerende Folgen. Aber da sie selbst mit Ken gekämpft hatte, wusste sie, dass er dem Angriff ohne weiteres ausweichen konnte. Sie, so wusste sie jetzt, hätte es zumindest mit Leichtigkeit gekonnt. Wenn Kenichi wollte würde er sogar kontern können. Seine Fähigkeit sich anzupassen, hatte sie schließlich auch am eigenen Leib erfahren. Hieß das, das Spiel würde den anderen Weg gehen? Leo würde die volle Wucht eines Konters zu spüren bekommen? Doch all diese Gedanken stoppten abrupt als der Kniestoß mit Kenichis Kinn verband.
    Entsetzt schlug sie die Hände vor den Mund. Sein Knie! Er war wegen ihr verletzt und hatte nicht ausweichen können! Wenn Kenichi nicht mit seiner Unfähigkeit auszuweichen gerechnet hat, dann könnte er sich schwere Kiefer- und Genickschäden zugezogen haben. Plante Leo ihn umzubringen? Wegen ein paar Gerüchten? Was um Himmels Willen ging in dem Kopf des Jungen vor sich?
    Yukikos Augen wurden feucht von ihrem schlechten Gewissen, doch bevor sie sich in Richtung Kenichi in Bewegung setzten konnte, kam Leo angedackelt, tänzelte nervös und mit freudiger Röte vor ihr auf der Stelle. Im ersten Moment schnürte ihr Angst die Kehle zu. Sie hatte sich völlig in diesem Jungen verschätzt. Rika hatte absolut recht gehabt. Er war unberechenbar. Alles nur wegen so ein paar blöden Gerüchten! Er hatte noch nicht einmal vorher bestätigt, dass Kenichi tatsächlich dieser Ken war, den er suchte. Was wäre, wenn er den falschen krankenhausreif geprügelt hätte? Wäre er dann zum nächsten Ken, Kenichi oder Kenchiro gegangen und hätte das bei ihm wiederholt?
    Die Angst wanderte sich langsam zu Wut. Für was hielt er sich? Mit was nahm er sich das Recht heraus, wahllos Leute zusammen zuschlagen, weil irgendjemand gesagt hatte, dass diese Person ihr etwas angetan hätte? Der Gedanke dahinter war ihr bewusst. Er versuchte sie zu schützen. Gestern wäre sie davon noch vollends begeistert gewesen. Aber der Kampf mit Kenichi und die Konfrontation mit Ibuki hatten ihr eins gezeigt. Sie brauchte derartigen Schutz nicht. Vor allem nicht gegenüber ganz normaler Schüler dieser Welt. Sie waren nicht wie sie. Sie hielten sich an die Regeln der Schule und wurden von ihnen auch gerichtet. Sie waren nicht wie Yukiko, die sich den Regeln für den Diebstahl selbst unterworfen hatte. Ihr war bewusst, dass der Präsident keine tatsächliche Macht oder Autorität über sie besaß. Das war ihre eigene Entscheidung gewesen für ihr Handeln einzustehen. Und jetzt kam so ein verrückt gewordener und liebestoller Leo daher, der meinte beurteilen zu können und dürfen, was für Konsequenzen andere erwarteten, wenn sie mit ihr in Kontakt traten. Wozu würde das führen? Dass sie nicht einmal mehr mit anderen Jungen reden durfte? Dass er sie ganz für sich behalten würde? Das war doch genau das Gefängnis, aus dem sie in ihrem Leben erst durch ihren Tod ausbrechen konnte. Fesseln aus Liebe. Und jetzt sollte das fortgeführt werden?
    "Leo-san", begann sie leise. Erstaunlicher Weise waren ihre Worte trotzdem laut und deutlich zu hören. Genauso wie ihre Wut, Entschlossenheit und Enttäuschung. Die Menge der Schüler war still geworden und bildete einen gaffenden Mob. Sie fixierte ihn mit ihren grünen Augen, die aufgebracht funkelten.
    "Glaubst du ernsthaft, dass du mir gerade einen Gefallen getan hast?" Ihre Stimme wurde nachdrücklich, auch wenn sie leise blieb.
    "Glaubst du, dass ich für solche Kleinigkeiten deine Hilfe brauche? Oder bist du es, der sich meine Hilflosigkeit wünscht, damit du den goldenen Retter spielen kannst?"
    Sie holte Luft, um die quellende Wut zu unterdrücken. Vor all den Leuten wollte sie nicht schreien. Festgefahrene Reaktion, die ihr in dem Moment alles andere als bewusst war. Sie musste ihre Wut zurückstellen... Er würde nicht verstehen, weswegen sie derart in Rage war, wenn er die Wahrheit nicht kannte.
    "Er hat mich weder begrabscht, noch sind wir zusammen. Inugami-senpai ist viel zu schnell zur vertrauten Anrede übergangen und das ist alles. Du bist ein paar lächerlichen, unwahren und übertriebenen Gerüchten auf den Leim gegangen, Leo-san. Du hast nicht nachgedacht. Kein Stück. Hast dich verhalten wie ein völliger Idiot. Und auch wenn deine Absichten vielleicht gut waren, hast du genau das Gegenteil bewirkt."
    Sie machte eine gewichtige Pause, in der sie ihre Gedanken ordnete. Vor all den Leuten wollte sie wirklich nicht die wahren Gründe für ihre Rage offenbaren.
    Plötzlich ertönte ein verhaltenes Lachen hinter Leo. Yukiko beugte sich leicht zur Seite um an Leo vorbei zusehen und entdeckte dort Kenichi, der sich den Nacken rieb und dabei auf dem Tisch saß, von dem sich Leo abgestoßen hatte. Eine Welle der Erleichterung durchspülte Yukiko. Derweil sagte Kenichi:
    "Du erdrückst sie, Punk. Jetzt verstehe ich warum die Kleine mich herausgefordert hat. Das war weder der Wunsch nach Aufmerksamkeit, noch wollte sie mich von meinem Thron stoßen, noch wollte sie einen frühzeitigen Tod sterben. Sie wollte sich ihre eigene Stärke beweisen."
    Er schüttelte den Kopf. Dann grinste er wieder wölfisch, wobei seine Augen einen traurigen Ausdruck hatten.
    "Und Leute wie du sind der Grund dafür. Du hast keinen Respekt vor ihr. Sie hat dich nicht gebeten ihr zu helfen, oder?" Yukiko wollte ihn unterbrechen, doch das Problem war, dass er sie erneut aus der Fassung brachte. Woher zum Teufel wusste er das? Warum musste ausgerechnet er die Wahrheit aussprechen, die ihr nicht über die Lippen kam?
    "'Ich werde dich immer beschützen, Yuki-chan! Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, denn ich bin hier! Ein anderer will dir an die Wäsche? Ich werde dich rächen und es ihm heimzahlen!' Kommt dir das bekannt vor? Verarsch mich doch nicht! Du zwingst sie sich auf dich zu verlassen. Du packst sie in Watte und hältst sie von der Realität fern, obwohl sie sich doch selbst in der Welt behaupten will."
    Er schnaubte und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. Dann spuckte er eine Mischung aus Blut und Speichel aus.
    "Ich hasse hirnlose Heuchler, wie dich. Bevor du dich einer Frau auch nur näherst, solltest du Gott um Hirn bitten. Aber vielleicht ist es auch nicht deine Naivität, die aus dir spricht, sondern dein Schwanz. Dann ist eh jegliche Hoffnung verloren."
    Yukiko war sprachlos. Sie kannte diesen vorlauten und dreisten Kerl seit einem verdammten Tag und trotzdem verstand sie ihn besser, als jeder andere Mensch, den sie bis jetzt getroffen hatte. Doch jetzt war nicht der Zeitpunkt sich darüber Gedanken zu machen. Sie fixierte Leo wieder mit ihrem unnachgiebigen Blick und sagte mit zitternder Stimme:
    "Er hat recht, Leo-san. Du kannst es nicht auf deine Herkunft schieben. Ob West oder Ost ist völlig egal. Ich gehöre nicht dir. Ich will und werde nicht abhängig von dir werden. Du bist gewalttätig und zwingst mich um jeden neuen männlichen Bekannten Angst zu haben, weil ein Gerücht ausreicht, um ihn durch dich ins Grab zu befördern. Du glaubst du schützt mich, aber in Wirklichkeit schüchterst du mich ein."
    Sie konnte nicht glauben, dass sie das gesagt hatte. Vor zig Leuten! Vor Rika! Vor Kenichi! Und vor demjenigen, vom dem die Gefahr ausging. Erst Ibuki dann er. Dabei hatte sie sich doch vorgenommen einen Schritt nach dem anderen zu gehen. Und nicht gleich Meisterin im Weitsprung zu werden!


    Da kam ihr plötzlich noch eine Idee, wie sie Leo in die richtige Bahn lenken konnte. Die Idee alleine erzeugte schon ein schlechtes Gewissen bei ihr, aber das war im Moment egal. Auch wenn sie damit eventuell Leos Gefühle für sie ausnutzen würde, um ihn in die richtige Bahn zu lenken.
    "Habe ich mich wirklich so sehr in dir getäuscht, Leo-san? Ich hatte dich noch vor den anderen verteidigt und gesagt, dass du kein schlechter Kerl wärst... War das wirklich eine Lüge?"

    [Yukiko Sakamato]
    Tag 2 - 17:13 Uhr - Gelände der Schule - Eingangsbereich der Cafeteria


    Yukiko registrierte ihren Fehler, sobald sie Rikas Geste sah. Sie biss sich auf die Unterlippe und warf Kenichi einen glühenden Blick zu. Sie hatte nicht daran gedacht, weil dieser Idiot sie völlig aus dem Konzept gebracht hatte. Was dachte er, wer er war? Noch nie war sie durch eine einzige Person dermaßen irritiert gewesen. Und das Problem war, sie konnte noch nicht einmal ihren Finger auf den Grund legen. Vielleicht war genau das der Grund. Dass sie ihn einfach nicht vernünftig einschätzen konnte, weil sie solch einem Typen zuvor noch nie begegnet war.
    "Ich hätte dich nie herausfordern sollen!", fauchte sie an, doch er grinste nur. Bevor er zu einer Antwort ansetzen konnte, dröhnte plötzlich eine ihr gut bekannte Stimme durch den Raum:
    "KEN-CHAN, DU ELENDER FEIGLING, ZEIG DICH!"
    Er blinzelte überrascht, während Yukiko erstarrte. Was um Himmels Willen war denn in Leo gefahren? Das passte überhaupt nicht zu ihm.
    Kenichi sah kurz in die Richtung aus der die Stimme gekommen war, wandte sich dann wieder an Yukiko, zeigte mit dem Finger auf sich und fragte ernst:
    "Ob der mich meint? Ken nennen mich eigentlich nur meine Freunde..."
    "Ich weiß es nicht... Vielleicht...", murmelte Yukiko mit einer bösen Vorahnung, "Ich weiß nicht, wie es an dieser Schule ist, aber früher haben sich Gerüchte immer sehr schnell verbreitet... Vielleicht hat er sie gehört... Und..."
    "Huh... Glaubt er dann, dass ich dir etwas getan habe? Eigentlich sollte das Gerücht doch sagen, dass du mich besiegt hast, oder nicht? Und wie Gerüchte so sind, heißt dann wahrscheinlich auch noch haushoch", fragte er verwirrt.
    Yukiko fing wieder über beide Ohren an zu glühen und fragte sich ob er sich mit Absicht so schwer von Begriff zeigte. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und flüsterte ihm mit wiederkehrender Irritation ins Ohr:
    "Es geht mehr um den Punkt, dass du mich aus dem Nichts mit Vornamen angesprochen hast. Natürlich denken die anderen dann, dass wir uns näher stehen, auch wenn es das komplette Gegenteil ist!"
    "Ah... Er denkt also wir wären zusammen? Und führt sich deswegen so auf?". Er machte eine nachdenkliche Pause und meinte dann langsam:
    "Senpai schien auf seltsame Art recht gehabt zu haben. Ihr scheint wirklich ein paar gefährliche Freunde zu haben."
    Während er sprach rieb er sich den Nacken und blickte in die Richtung aus der die Herausforderung kam. Doch statt einem wölfischen Grinsen, welches er schon bei ihrer Herausforderung gezeigt hatte, blieben seine Züge ernst und besorgte Falten zogen sich über seine Stirn.
    "Gibt nur einen Weg herauszufinden, was er will, richtig?"
    Ehe sie etwas erwidern konnte, legte er seine Hand auf ihren Kopf, lächelte und sagte:
    "Keine Sorge, ich werd einen Teufel tun und hier eine Schlägerei anfangen." Mit diesen Worten drehte er sich um und verschwand in der Menge.
    Völlig überrumpelt starrte ihm Yukiko hinterher. Hatte er das gerade wirklich getan? Schon wieder rollte eine Hitzewelle über ihren Körper, der ihr Gesicht zum glühen brachte. An Rika gewandt stotterte sie:
    "Hat er... gerade wirklich?" Dann verstummte sie schüttelte den Kopf und stampfte hilflos auf den Boden. Zuerst fand sie nicht die passenden Worte, brachte aber schließlich hervor:
    "Ich glaub ihm nicht. Ich muss verhindern, dass die sich gegenseitig zerfleischen."
    Und damit verschwand sie eilig zwischen den Leuten in Richtung Eingang.


    Kenichi erreichte nach wenigen Augenblicken Leo, der sich mitten in der Eingangshalle wie ein Gorilla aufgebaut hatte. Er stellte sich ihm gegenüber auf, sein rechtes Auge zuckte erneut, als er den gewaltigen Größenunterschied zwischen ihm und Leo bemerkte.
    "Bist du derjenige, der hier wie ein Gorilla die Halle zusammen geschrien hat? Mein Name ist Inugami Kenichi, ich weiß nicht ob ich derjenige bin, den du suchst, aber das spielt auch weniger eine Rolle. Was ist dein Problem?"
    In dem Moment kam Yukiko dazu und gab einen Laut des Entsetzens von sich. Zum einen ging es Leo offensichtlich noch nicht wieder gut und zum anderen hatte sie ihn noch nie so aggressiv erlebt. Er brannte förmlich darauf einen Kampf anzufangen. Sein Anblick alleine reichte aus, damit sie erstarrte und sich nicht direkt einmischte.