Beiträge von Ryoki

    [Yukiko Sakamato]
    Tag 3 – 08:53 Uhr – Gelände der Schule - Schulgebäude - Krankenstation


    "Und überleg doch mal, wie die erste Nacht hier war..."
    Sofort wurde Yukiko übel, als sie Rika dies sagen hörte. Die Bilder,die sie für ewig zu verfolgen schienen, erschienen erneut vor ihrem geistigen Auge und setzten ihren gesamten Denkapparat für einige Momente außer Kraft. Sie bekam nur Fetzen der Unterhaltung zwischen Rika und dem fremden Jungen mit. Unter anderem seinen Namen. Ishiguro Yoshio. Allerdings widmete sie ihm nicht sonderlich viel Aufmerksamkeit. Kenichis Verhalten machte ihr viel zu viele Sorgen, auch wenn er sich wie ein Arschloch benommen hatte. Seine Augen hatten von einem Schmerz gesprochen, die weit über den von normalen Kopfschmerzen hinausgingen. Bei den NPCs war es genauso wie bei ihr selbst, Rika und den anderen. Sie alle hatten ein schreckliches Leben, oder zumindest einen schrecklichen Tod gehabt. Nur dass sie es vergessen und sich an die Welt angepasst hatten. Und jetzt versuchte Kenichi aus dieser Welt, in die er hinein gezwungen worden war, oder sich freiwillig hinein gefunden hatte, auszubrechen. Sich selbst wieder zu finden. Zumindest hoffte Yukiko das. Wenn er in dem friedlichen Equilibrium dieser Welt verweilen, ein ganz normales Schulleben führen wollte und jetzt wegen Rika und ihr diese Schmerzen durchleben musste, würde sie sich das nicht verzeihen können. Das Leben eines anderen zu beenden war bereits eine Sache, die sie sich niemals verzeihen könnte, aber ein Leben das nicht enden konnte für immer in eine Hölle zu verwandeln... Sie wollte sich nicht vorstellen, wie sich das anfühlen musste.


    Sie warf dem Jungen einen schnellen, entschuldigenden Blick zu und wandte sich dann mit gedämpfter Stimme an Rika:
    "Senpai, ist es wirklich eine gute Idee Inugami-senpais Erinnerungen wiederbringen zu wollen? Was ist wenn er sich gar nicht erinnern will? Zu vergessen ist für mich keine Lösung, aber vielleicht es für ihn eine. Was ist wenn er sich freiwillig dieser Welt angepasst hat? Es wird unsere Schuld sein, wenn er sich wünschte zu sterben, aber es nicht kann, weil ihn diese Welt davon abhält... Ich möchte nicht, dass noch jemand das durchmacht."





    [Kenichi Inugami]


    Er stolperte entlang der Wände. Immer wieder sah er die Gesichter seiner Freunde, wie sie schnarchend in ihrem eigenen Erbrochnem lagen. Zwischendurch erinnerte er sich an einen Bahnhof bei Nacht. Ein flickerndes Laternenlicht verlieh der Gasse eine zwielichtige Atmosphäre. Direkt unter ihr stand eine Person, dessen Gesicht von der Kapuze ihres Pullis verhüllt war. Kenichi hielt geradewegs auf den Dealer zu. Er würde verhindern, dass seine Freunde sich noch weiter in die Scheiße ritten, in dem er die Quelle ausschaltete.


    Mittlerweile war er am Ausgang des Schulgebäudes angekommen und stolperte unkontrolliert hinaus.

    [Yukiko Sakamato]
    Tag 3 – 08:52 Uhr – Gelände der Schule - Schulgebäude - Krankenstation


    Yukiko verstand die Situation nicht vollständig. Kenichis Schmerzen stammten definitiv nicht nur von dem Zwischenfall mit Natsu.
    "Erinnere Dich, Inugami-san!" rief Rika ihn laut an. "Bist du vielleicht deswegen gestorben?"
    War es das? War Kenichi tatsächlich gerade im Prozess so zu werden, wie sie selbst und Rika von Anfang an waren? Aber warum war es dann für ihn so unglaublich schmerzhaft?
    Nachdem Kenichi Rikas Worte verstanden hatte, weiteten sich seine Augen, während sein Gesicht noch blasser wurde. Er stammelte etwas, viel zu leise, um verständlich zu sein, während sein Blick einen weit entfernten, nicht in dieser liegenden Punkt, zu fixieren versuchte. Deswegen war Yukiko auch stumm geblieben. Sie wusste nicht wo sich seine Gedanken befanden. Sie hatte keine Ahnung wie sie ihm helfen konnte.


    Kenichis Kopfschmerzen hatten einen weiteren Höhepunkt erreicht. Im Sekundentakt brandeten Schmerzwellen gegen die Innenwände seines Schädels, die drohten ihn von innen heraus aufzubrechen. Zwischen jeder Welle blitzten weitere Bilder auf, sah er neue Gesichter und in seinen Ohren hörte er deren Stimmen. Plötzlich befand er sich für einen Sekundenbruchteil wieder auf der Straße, in einer dunklen Gasse, wo sich mehrere Leute versammelt hatten. Takeo, Kumiko, Akira, Dai, Sakura, Arata, die Schwestern Etsu und Emi und Kaori. Sie alle sahen auf den Boden, vermieden jeglichen Blickkontakt. Sie vermieden die toten Augen der anderen. Sie hatten alle aufgegeben. Die Welt hatte sie aufgegeben.
    "Land der Ungleichheit, mein Arsch...", hörte sich Kenichi selbst knurren, während er zusah, wie sie sich im Schatten eines 14-stöckigen Kaufhauses mit gestreckten Billigdrogen zudröhnten. Sie waren nicht die schlausten. Keiner von ihnen. Ihre Schule hatte einen schlechten Ruf gehabt und selbst wenn sie es geschafft hätten ihren Abschluss zu machen, wären sie nur mit argwöhnischen Blicken angesehen worden. Eine gut bezahlte Arbeit hätte vermutlich keiner von ihnen gefunden, aber sie wären wenigstens über die Runden gekommen ohne ihren Familien Schande zu bringen. Aber soweit sollte es nie kommen. Ein paar Schnösel mit reichen Eltern hatten sich überlegt mit den Armen zu spielen. Sie schlichen sich in ihre Schule und begannen mehr als nur geschmacklose Witze zu reichen. Die Jungen behandelten sie wie Kakerlaken, doch das war nicht der Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte. Kenichi war nicht dabei gewesen, als der Konflikt ausbrach. Einer der Schnösel versuchte Kaori zu kaufen.
    "Sie würde später eh nur eine Hure werden. Ich verhelfe ihr nur zu wertvoller Erfahrung", sagte er, während er mit einem 1000 Yen Schein versuchte sie zu locken. Und dann explodierten sie. Es gab eine deftige Schlägerei, in die Kenichi hineinplatzte. Als er seine Freunde sah, lief ihm das Grauen über den Rücken. Er war nicht der Schlauste, aber er begriff die Konsequenzen dieser Situation. Er ging dazwischen und trennte Takeo von dem Schnösel, worauf auch die Prügeleien der anderen endeten. Die Schnösel waren zu einem großen Teil heftig zugerichtet. Trotzdem lächelten sie siegessicher. Außer vielleicht jene, deren Gesicht noch bis heute verstellt sein würde. Sobald die Wut nicht mehr ihre Sinne trübte, erkannten auch die anderen, was sie getan hatten.
    "Du hättest uns nicht aufhalten dürfen, Kenichi", hatte Takeo gesagt. Hätte Kenichi gewusst, was all dem folgen würde, hätte er dies mit Sicherheit auch nicht getan.
    Am nächsten Tag wurden alle Schüler, die in der Schlägerei verwickelt waren, von der Schule geschmissen. Später stellte sich heraus, dass jener, der Kaori als Hure einstellen wollte, der Sohn eines Politikers war. Es wurde in den Medien als Übergriff neidischer Schulrowdies dargestellt, wobei sich der Anführer als überlegendes menschliches Wesen gab, das aus Mitleid von einer Anklage absehen würde. Aber der Schaden war bereits angerichtet. Keine Schule wollte sie mehr. Lediglich Kenichi blieb verschont.
    Aber diesem Zeitpunkt ging es mit seinen ehemaligen Klassenkameraden, Kohais und Senpais bergab. Am Anfang versuchten sie noch sich gegen den Sog der Armut und gegen die Chancenlosigkeit aufzurichten. Doch ihr Kampfgeist starb schnell. Und mit jedem Tag der verstrich, wuchs Kenichis schlechtes Gewissen. Er gab sich dafür die Schuld. Wäre er früher dagewesen, hätte er das alles verhindern können. Oder zumindest hätte er alles auf sich nehmen können und den Typen Mann gegen Mann seine kranken Spiele austreiben können. Aber dafür war es jetzt zu spät. Er versuchte die Gesellschaft der Ausgestoßenen zu halten und ihnen zumindest moralische Unterstützung zu bieten. Aber es half nichts. Sobald er das weiße Pulver das erste Mal gesehen hatte, verstand er das. Ab diesem Moment sah er nur noch zu, wie sie immer weiter abrutschten. Sie bekamen Schwierigkeiten mit der Polizei, die er jedoch durch Falschaussagen abwenden konnte. Er fühlte, dass er ihnen das schuldig war, wenn er sie nicht mit Worten erreichen konnte. Die Zeit war seine einzige Hoffnung... Dass sie irgendwann einsehen würden, dass sie sich nur noch weiter in die Scheiße ritten.
    Aber als Kaori an einer Überdosis starb, brach seine Welt zusammen. Sie war seine heimliche Liebe gewesen. Drogen. Kenichi hatte sie zu ihnen getrieben. Die Wut konsumierte seine Vernunft, worauf er Takeo zwang den Namen und den Ort von Kaoris Dealer preiszugeben.


    Da riss der Strom der Erinnerungen ab. Kenichi zitterte am ganzen Körper, während seine Kiefer knirschten, als er sie aufeinander mahlte. Langsam hob er seinen Blick und sah langsam von Rika über Kouta hinüber zu Yukiko. Als sich ihre Blicke trafen, zuckte Yukiko unter der Intensität zusammen. Schlagartig wurde ihr klar, dass er es todernst meinte und nicht Ruhe geben würde, bevor er sicher war, dass sie keine Drogen ausgeben würden. Ohne auf Rikas Erlaubnis zu warten, eilte sie zu einer Kiste, entnahm ihr schnell etwas von dem Make Up und näherte sich damit Kenichi. Sie musste sich überwinden ihm näher als ein paar Schritte zu kommen. In ihren Augen wirkte er momentan eher wie ein wildes Tier, das seinen Nachwuchs beschützte, als ein Mensch bei Verstand.
    Als sie vor ihm stand, hielt sie ihm die Schminkutensilien hin und erklärte mit gezwungen sanfter Stimme:
    "Wir tauschen Kosmetikprodukte und andere Kleinigkeiten gegen Essensmarken ein. Kenichi, wir würden den Schülern niemals etwas antun."
    Mit zittrigen Händen, aber ohne jegliche Spur von Kraft, nahm er die Schminke entgegen und prüfte sie auf deren Inhalt. Dann suchte er wieder Yukikos Blick und entgegnete mit krächzender und zugleich erschöpfter Stimme:
    "En-entschuldige... Ich hätte euch nie verdächtigen dürfen... Aber es... In meiner Vergangenheit gab es... Bevor ich an diese Schu... Argh", er stöhnte, als eine neue Schmerzwelle seinen Kopf füllte.
    "Willst du dich nicht hinsetzen?", fragte Yukiko besorgt.
    Und plötzlich lächelte er sie gequält an.
    "Entschuldige, Kleine", sagte er, "Aber ich bin ein Scheißkerl."


    Mit diesen Worten hievte er sich hoch und stürmte aus der Krankenstation. Yukiko starrte ihn verdattert hinterher. Unter normalen Umständen hätte sie wissen wollen, was er gemeint hatte und wäre ihm hinterher gejagt. Aber als er das gesagt hatte, lag in seinem Blick derart viel Bedauern, Zuneigung und zugleich Hass, dass sie nicht sicher war, ob sie die Bedeutung hinter seinen Worten erfahren wollte. Und zum anderen war sie sich sicher, dass er seine Ruhe wollte und auch brauchte.
    Verunsicherte drehte sie sich von der Tür weg und sah Rika entschuldigend an.
    "Scheint als wäre er mit dem Eyeliner und dem Puder abgehauen. Tut mir leid, dass ich es ihm gezeigt habe, aber ich glaube es ist besser, wenn er versteht, dass wir keine Drogendealer sind... Aber was bitte ist mit ihm los? Er scheint sich an etwas zu erinnern... Aber warum ist das bei ihm so schmerzvoll? Warum sind wir nicht dadurch gegangen?"

    [Yukiko Sakamato]
    Tag 3 – 08:51 Uhr – Gelände der Schule - Schulgebäude - Krankenstation

    Verdutzt starrte Kenichi für einen Moment auf die roten Male an seinem Arm, die von Rikas Griff hinterlassen wurden. Er kämpfte noch immer mit den Kopfschmerzen, die seinen Denkapparat mehr als nur ein bisschen beeinträchtigte.
    "Sorry", sagte knapp und hob beschwichtigend die Hände, "Ich will hier niemanden zu irgendwas zwingen, oder Ärger machen."
    Er beruhigte seine Atmung und rieb sich die Schläfe.
    "Aber wirklich Mädels, was habt ihr hier vor? Die Krankenstation hat noch nie eine Lieferung bekommen... Kein...", er stockte und machte ein Gesicht, als würde plötzlich anfangen die Welt nicht mehr zu verstehen. Dann fuhr er fort, mehr in einem Monolog, als alles andere:
    "Kein Schüler hatte je Dienst hier..."
    Er machte eine Pause, als er die Absurdität dieser Fakten erkannte.
    "Also was ist in den Kisten?"
    Plötzlich blitzten Bilder vor seinem geistigen Auge auf. Kleine Beutel, die seine Freunde wie Schätze an sich drückten und mit hektischen Blicken vor allen anderen abschirmen zu versuchten. Anfangs hatten sie das weiße Pulver nur benutzt, um eine gute Zeit zu haben und um an nichts denken zu müssen. Doch schnell wurde es zu etwas Wichtigem, zu etwas, das sie nicht hergeben konnten und zu etwas unter dem sie immer mehr litten ohne damit aufhören zu können.
    Die Kopfschmerzen wurden schlagartig stärker. Beinahe hätte er sich übergeben.
    "WAS ist in den Kisten? Ihr wollt doch nicht etwa anfangen den Schülern Stoff unterzujubeln, oder?"


    Yukiko begriff zuerst nicht, was er damit sagen wollte. Erst nach mehreren Augenblicken dämmerte ihr, dass er glaubte, dass sie Drogen verschachern würden. Ihre Augen weiteten sich in Schock und sie erwiderte verletzt:
    "Als ob wir so etwas tun würden!"
    Wieder tauchten Erinnerungsfetzen vor seinem geistigen Auge auf. Versprechungen aufzuhören, es gar nicht erst probiert zu haben. Hohle Versprechen, die von dem weißen Teufelszeug untergraben wurden.
    "Das glaube ich erst wenn ich es sehe. Ich lasse nicht zu, dass meine Freunde das alles noch einmal..." Er verstummte wieder, als er ihre Gesichter sah. Seine Freunde waren nicht an dieser Schule. Die Gesichter stimmten nicht überein. Die Kopfschmerzen wurden stärker. Schwindel ergriff ihn und er musste sich mit der Schulter an der Wand abstützten um nicht seinen sicheren Stand zu verlieren.
    "Was zum Teufel ist mit mir los...", stöhnte er ohne auf die Mädchen zu achten.

    Erleichtert wieder atmen zu können, wartete Ryan darauf, dass auch das restliche Wasser abgepumpt wurde. Währenddessen warf er Taylee prüfende Blicke zu und stellte fest, dass sie putzmunter, wenn auch wie er und Jack pitschenass war. Dann bemerkte er Jacks Lächeln und dass er ihm damit irgendwas sagen wollte. So ganz blickte er nicht hinter sein Vorhaben. Er war schon immer der direkte Typ gewesen, unter anderem weil er genauso schlecht darin war Andeutungen zu verstehen, wie sie auch selbst zu machen. Deswegen nahm er es als einfachen Kommentar über die erste gelungene Teamarbeit auf. Gelungen den Umständen entsprechend.
    Sobald das Wasser verschwunden und das Licht auf Grün umgesprungen war, setzte Ryan Taylee ab. Dann ging er zur Tür und öffnete sie. Dabei sagte er:
    "War ja halb so schlimm. Jetzt müssen es nur noch die anderen schaffen."


    Nachdem die Tür nach einem kurzen Kampf mit seinen Muskeln aufschwang, nahm er Taylees Tauchretter und legte ihn auf die Konsole, damit die anderen ihn auch ohne Probleme finden würden.
    "Mehr als hoffen können wir jetzt nicht mehr. Kommt lasst uns gehen."
    Mit diesen Worten schob er die beiden förmlich aus dem Raum und schloss hinter sich wieder die Tür, um den Mechanismus ein weiteres Mal freizugeben. Zumindest hoffte er das.

    Nachdem nichts passierte, wurde auch der nächste Schalter von Jack betätigte, jedoch ohne dass etwas geschah. Für einen Moment wunderte sich Ryan und sah sich dann im Raum um. Sofort fiel ihm auf, dass die Tür, durch die sie hineingeschwommen waren, keine Automatik besaß. Nachdem sie wieder an der Luft waren würde er sich für seine Unachtsamkeit einen Schlag auf den Hinterkopf geben.
    Er schwamm zu der Drucktür, schloss sie und erkannte dabei, dass es die richtige Entscheidung gewesen war mit der ersten Gruppe zu gehen. Das Stellrad war schwergängig und gerade unter Wasser, wusste er nicht ob die anderen es geschafft hätten, wenn er schon einen Großteil seiner Kraft dafür brauchte.


    Schließlich war die Tür fest verschlossen und er bedeutete Jack, die Schalter noch einmal zu drücken, was sich dieser auch nicht zweimal sagen ließ.

    Dankbar endlich handeln zu können, nickte Ryan und erklärte Taylee in kurzen, aber klaren Worten wie sie sich zu verhalten hatte. Sie war klein und solange er nicht großartig viele und schnelle Bewegungen machte, sollte sie sich ohne Probleme an seinem Hals festhalten können. So würden sie garantieren können, dass das Mädchen nicht mitkommen würde.


    "Ich geh zuerst mit Taylee. Falls etwas passieren sollte, kannst du sie dann noch immer greifen und an die Oberfläche befördern", erklärte er knapp. Dann ließ er sich langsam ins kalte Wasser hinab. Bevor er untertauchte versicherte er sich noch einmal, dass Taylee den Tauchretter im Mund hatte und bereit war. Er lächelte sie beruhigend an und konzentrierte sich danach auf seine Atmung. Er hohlte tief Luft und tauchte ab.

    [Ryan]


    Für seine Geschmack laberte Jack ein wenig zu viel. Anfangs hatte Ryan Slice nur zugestimmt eben um solch eine Diskussion zu vermeiden. Wobei er nicht vermeiden konnte ihm einmal Recht geben zu müssen und zum anderen ihn böse anzufunkeln. Nach diesem Raum würde er ihm abgewöhnen müssen in diesem Befehlston mit ihm zu sprechen.


    Er wollte gerade zu Taylee gehen und ihr den Tauchretter in die Hand drücken, als Slice zusammenbrach. Geistesgegenwärtig griff er nach dem leblosen Körper, der drohte ins Wasser zu rutschen. Er bekam ihm am Arm zu packen und hievte ihn wieder auf festen Boden.
    "Wunderbar", knurrte er, "Unser Buddha hat sich wieder dazu entschieden ein Päuschen einzulegen."
    Stirnrunzelnd betrachtete er den bewusstlosen Jungen, wobei sein Blick an seiner langen Wunde am Handgelenk hingen blieb. Dann kontrollierte er kurz Atem und Puls. Er war nur bewusstlos.
    "Ich habe lieber noch zwei alte Männer und Kinder in unserer Gruppe, als diesen Krüppel", schnaubte er leise.


    An die Gruppe gerichtet meinte er:
    "Wir müssen uns irgendwie um ihn kümmern, aber unsere Pläne sollte das nicht großartig ändern. Ich werde noch immer mit der ersten Gruppe tauchen und gucken was dann passiert. Vielleicht muss nur eine Gruppe überhaupt tauchen. Schließlich wissen wir nicht, was durch die Schalter bewirkt wird."


    Mit diesen Worten reichte er Taylee den Tauchretter und warf den anderen einen fragenden Blick zu.
    "Also wer will statt dem Buddha mit?"

    Also bei mir sind jetzt auch die letzten Bestätigungen und Meinungen eingetrudelt.


    Die Kurzfassung des Plans ist wie folgt:


    Die Leute in der Krankenstation "vertreiben" Kenichi in einer Art, die es Elo ermöglicht seinen Charakter halbwegs informiert in Verbindung zu Rika und Yukiko zu setzten. Dann verzieht er sich in Richtung Sportplatz, trifft derweil auf Natsus Char, der ihm dann folgt. Das kann der Grund sein, warum Ibukis Interesse geweckt wird, muss aber nicht.


    Das heißt die Szene wird an der großen Treppe zum Sportplatz stattfinden, da sie dort zwar von der Krankenstation, aber nicht von den Fenstern der Schule ohne weiteres einsehbar ist.


    Kenichi konfrontiert dann Takeshi. (Seine Aufmerksamkeit könnte z.B. aus dem selben Grund geweckt werden, der auch für Ibuki legitim wäre. Kenichi wird nicht gerade zimperlich mit einem anhänglichen Natsu umgehen.)
    Diese Konfrontation wird dann von allen Charakteren beobachtet. Die Krankenstation-Leute "stürmen" heraus (Yukiko wird dafür den Anlass geben, wenn sich sonst keiner direkt bieten sollte) und kriegen dann mit, wie Kenichi Antworten verlangt. Diese werden dann zu einem Missverständnis führen, das dem aus der Vorlage sehr ähnlich ist. (Ich bin also tot? Das musst du mir erst beweisen! - Sowas die Ecke) Takeshi müsste dann natürlich entsprechend reagieren.


    Dem folgt ein "Scharmützel", an dem mindestens Ibuki teilnehmen muss. Mit wenigen Worten: Die Ärsche der Charaktere werden geviertelt, gesechzehntelt in kochend heißem Öl gebraten und anschließend den friedlichen Chars auf einem Silbertablett serviert.
    -> Zwang zur Gruppe, um gegen diesen "bösen" Tenchi bestehen zu können.




    Das einzige, was noch vereinbart werden muss, ist der Zeitpunkt, an dem das Ganze stattfinden soll. Ich würde gerne den einzelnen Charakteren genügend Zeit zur Vorbereitung geben, gleichzeitig aber nicht zu viel Zeit ins Land streichen lassen, da sonst Kenichis Ausraster noch unglaubhafter wird, als ohnehin schon.
    Auf jeden Fall vor der ersten Pause.


    Ich würde etwas zwischen 9:30 und 10:00 anpeilen.



    Sobald das dann geklärt ist, kann ich auch mit den Posts in der Krankenstation fortfahren. Wobei die anderen vorher auch schon ihre Vorbereitungen für ihr Aufkreuzen treffen können.

    Hmkay, dann brauch ich mich wohl nicht beeilen. ^^
    Beide Termine müssten bei mir passen. Wobei ich natürlich nicht vorhersehen kann, was die Uni mir über die Wochenenden an Arbeit auftischt.

    Das könnte für mich ein wenig schwierig werden, da ich dort noch unterwegs bin. Ich könnte frühstens so gegen 4, wobei das verflucht unrealistisch ist. Ich würde dann also zwischen 5 und 6 dazustoßen. Wenn es dann noch läuft, heißt es.

    Okay findest du dann einen Weg Takeshi dorthin zu schicken? Mit Kenichi sollte das kein Problem sein.
    Ich würde vorher eh die Bestätigung der anderen abwarten, damit die Charaktere auch sicher dort zum richtigen Zeitpunkt ankommen. Die strenge Planung ist an der Stelle denke ich notwendig.

    Ah stimm Hayato hatte ich ganz vergessen.
    Ebenso die Info, dass die Szene von der Krankenstation aus (Fenster ftw) einsehbar sein wird.


    Optimal wäre es wenn alle Charaktere noch vor der Pause in Position kommen könnten... Je später es wird, desto schwerer wird es für mich Kenichi glaubwürdig reagieren zu lassen. Es ist möglich, aber ich würde es gerne vermeiden wollen.

    So alle Mitschreiber sollten jetzt 2 PNs von mir bekommen haben. Seid so freundlich und antwortet nur auf die zweite, sonst komme ich mit den beiden Gruppen durcheinander.


    Alternativ können wir es auch hier besprechen, wenn es Anmerkungen oder Fragen gibt.

    [Yukiko Sakamato]
    Tag 3 – 08:49 Uhr – Gelände der Schule - Schulgebäude - Krankenstation


    Kenichi bemerkte die Kühle in Rikas Stimme, worauf er sie neugierig musterte. Zwischendurch warf er Yukiko noch einen prüfenden Blick zu, dem sie gekonnt auswich. Dann lächelte er schwach und fragte trocken:
    "Ob ich mich verletzt habe?" Für einen Moment ließ er die Frage im Raum stehen. Währenddessen schmunzelte er leicht, was jedoch abrupt stoppte. Ruckartig hob er seine Hand, stoppte sie jedoch auf halbem Weg und ließ sie wieder sinken. Für einen Moment kniff er seine Augen zusammen und sog leicht die Luft ein. Dann schluckte er und fuhr weiterhin in dem trockenen Ton fort: "Weißt du Senpai, gestern hat mich einer eurer Bekannten angegriffen, falls du das vergessen haben solltest. Und als ich heute Morgen aufwachte, hatte ich einen ordentlichen Batzen Kopfschmerzen, die stark genug waren, um mich den Tee von gestrigen Abend noch einmal schmecken zu lassen. Bin weniger heiß darauf, dass mir das während des Unterrichts passiert. Dazu kommt noch gelegentlicher Schwindel. Mit anderen Worten habe ich vermutlich eine schwache Gehirnerschütterung abbekommen. Also ja, ich bräuchte Hilfe."
    Er schwieg wieder einen Moment und rieb sich die Schläfe. Dann warf er noch einen schweifenden Blick durch den Raum, bevor er fragte:
    "Ich hatte gehofft, einen Lehrer vorzufinden, der mir zumindest ein paar Kopfschmerztabletten geben könnte. Habt ihr eine Ahnung wo... Ich glaub, ich hab seinen Namen vergessen..." Diesmal zuckte Kenichi regelrecht zusammen, als würde der Versuch sich zu erinnern ihm Schmerzen bereiten. "Wisst ihr wo er ist?"


    Während sich die beiden unterhalten hatten, bemühte sich Yukiko darum ihre Fassung wieder zu gewinnen. Sie konnte immer noch nicht glauben, dass er ihr unter den Rock geguckt hatte. Und was konnte sie dafür, dass so ziemlich alles in ihrem Zimmer pink oder rosa war? Als er Rika seine Situation erklärte, erkannte Yukiko, dass er tatsächlich mehr als ein wenig fertig aussah. Sein Gesicht war blass, Augenringe zeichneten sich ab und seine Stimme klang leiser als gestern. Ein Teil ihrer Scham wurde von ihrem schlechten Gewissen verdrängt. Sie wusste nicht ob er das bezwecken wollte, aber er hatte nicht ganz Unrecht damit, dass er nur wegen ihr verletzt wurde. Sie straffte sich innerlich und zwang sich ihn wieder anzusehen. So ziemlich alles in ihr stellte sich momentan dagegen ihm auch nur einen Gefallen zu tun. Allerdings war es aktuell ihre Pflicht die Krankenstation zu managen. Auch wenn es Kenichi war.


    Sie trat wieder auf ihn zu und sagte mit nach wie vor leiser Stimme: "Setz dich. Ich kann dir etwas geben."
    Erstaunt blinzelte er, nickte dann aber und setzte sich gehorsam auf das nächste Bett. Yukiko hatte schon erwartet, dass sie gewöhnliche Medikamente öfters mal gebrauchen könnte und hatte sie deswegen in einer Schublade verstaut, an die sie leichter heran kam. Sie schnappte sich eine ganze Packung der Tabletten, fischte sich eine heraus und gab sie ihm mit einem Glas Wasser. Die Restlichen legte sie neben ihm aufs Bett, damit er sie später mitnehmen konnte.
    "Dank dir", sagte Kenichi mit großer Erleichterung in seiner Stimme. Yukiko nickte nur leicht, bevor sie sich wieder abwandte. Nach dem Vorfall von gerade würde sie ihn nie wieder in die Augen sehen können. Sie hörte ihn schlucken und dann fragte er:
    "Yuki-chan, warum seid ihr hier? Und was ist mit dem Lehrer?"
    Da sie mit dem Rücken zu ihm stand, konnte er ihren verlorenen Gesichtsausdruck nicht sehen. Ihr war klar, dass sie ihm nichts über ihr Vorhaben erzählen konnte. Je weniger dieser Störenfried wusste, desto besser.
    Als sie nicht sofort antwortete, warf Kenichi ihrem Rücken einen besorgten Blick zu. Als sie nach einem Momenten noch immer keinen Laut von sich gab, wurde er nervös und setzte erneut an:
    "Ne, Yuki?"
    Doch statt einer vernünftigen Antwort schielte sie nur kurz über die Schulter zu ihm herüber. Als sich ihre Blicke trafen, erkannte sie an seiner Körperhaltung, dass sich etwas geändert hatte. Er hatte sich voll und ganz zugewandt und irgendwie schien er bereit zu sein ihr nach zuspringen, wenn sie gehen würde. Darauf trafen sich ihre Blicke. Und sofort kamen ihr wieder die Szene von vorhin und die aus ihrem Traum in den Sinn. Ruckartig wandte sie sich von ihm ab und machte dabei ein "Hmpf!" Geräusch.
    "Eh?" stieß er hervor und stand auf. Dabei verlief das ein wenig zu schnell, als er für einen Moment bedrohlich schwankte. Allerdings hatte er sich blitzschnell wieder im Griff. Er dackelte ihr hinterher und sagte schnell:
    "Ne, ich hab mich doch entschuldigt? Ich konnte doch nicht wissen, dass du da stehen würdest. Es war nicht meine Absicht dir unter den Rock zu gucken!"
    "Baka!" zischte Yukiko leise. Hatte er vergessen, dass hier noch andere im Raum waren? Gut, dass die Röte nie aus ihrem Gesicht verschwunden war, sonst hätte sie den Tomaten-Counter schon wieder um eins erhöhen müssen.
    "Eh? Hast du was gesagt? Ne, Yuki?"
    Sie fühlte sich umzingelt. Jetzt wo er es gesagt hatte, konnte sie sich auch nicht zu Rika sehen, da sie sonst Blicke mit Kouta hätte kreuzen müssen. Sie hatte keine Ahnung wie sie reagieren sollte. Allerdings zwang Kenichis Drängen sie dazu irgendwas zu sagen. Also tat sie das einzige, was ihr gerade in den Sinn kam. Sie schloss ihre Augen und sagte mit tonloser Stimme:
    "Der Schülerpräsident hat mir die Krankenstation übertragen. Die beiden Helfer unterstützen mich beim Umräumen."
    Nach einer kurzen Pause, in der sie sich sammelte, wandte sie ihren Kopf ihm wieder zu und öffnete dann die Augen. Sie versuchte das, was Rika ihr gesagt hatte umzusetzen. Sich nicht gerührt zu geben, eine gewisse überdrüssige Gleichgültigkeit zum Ausdruck zu bringen. Dann hob sie langsam ihr Kinn ein Stück und bohrte ihren Blick in seinen. Es schien als würde er erstarren. Seine Augen weiteten sich in Überraschung. Ermutigt von dieser Reaktion fühlte sich Yukiko sicher genug um ihren Plan durchzuziehen.
    "Die Tabletten machen müde. Du brauchst viel Ruhe und Schlaf", riet sie ihm noch immer ungerührt. Noch immer verdattert nickte er und ging er einen Schritt rückwärts, wobei er gegen das Bett stieß und sich ungeschickt auf den Hintern plumpsen ließ. Innerlich holte sie einmal tief Luft und fügte dann in einem eindeutigen und absoluten Ton hinzu:
    "Wir haben noch viel zu tun..."
    Dann brach sie den Blickkontakt ab, als ob es nichts weiteres zu sagen gäbe. Sobald er ihr Gesicht nicht mehr sehen konnte, atmete sie erleichtert aus und warf Rika einen beschämten und zugleich entschuldigenden Blick zu. Sie hatte eigentlich nicht vorgehabt ihre Unterhaltung zu unterbrechen. Doch ehe sie ein Wort sagen konnte, hörte sie wie Kenichi sich wieder auf die Beine schwang.


    Er nutzte die Chance, dass sie ihn nicht im Blickfeld hatte und näherte sich mit zwei weiten Schritten von hinten bis auf wenige Zentimeter. Gerade als sich sein Arm um ihre Hüfte schwang, drehte sie sich überrascht um. Sie vermochte es noch zu schweigen, als er sie an sich zog und sich zu ihr herunter beugte. Erst als sich seine andere Hand auf ihre Seite legte, konnte sie ihre Fassade nicht mehr aufrecht erhalten.
    "Was soll das? Lass mich sofort los!", fiepte sie und versuchte vergeblich sich von ihm zu lösen. Dabei bemerkte sie, dass sein blasses Gesicht Farbe gewonnen hatte. Seine Wangen brannten förmlich rot. Sie konnte sich nicht weiter darüber wundern, weil er ihren Blick in seinen fasste und ihr zuflüsterte:
    "Du hast ja doch Zähne. Damit hast du es entschieden. Ich werde alles dafür tun, damit die Gerüchte über uns tatsächlich war werden."
    Auf Anhieb verstand Yukiko nicht alles, was er damit meinte. Intuitiv verstand sie jedoch, dass es ein Geständnis war. Ihr Erstes! Von diesem Typen! Nun erst recht flehend blickte sie zu Rika.

    [Yukiko Sakamato]
    Tag 3 – 08:46 Uhr – Gelände der Schule - Schulgebäude - Krankenstation

    "Wir haben noch genug Zeit und wir sollten keinen Krach machen. Fangen wir an", forderte Rika sie und Kouta auf, worauf Yukiko motiviert nickte. Während sie die Sachen, in erster Linie Schminke und dann noch ein paar Blusen holten, machte sich wieder Yukikos Muskelkater bemerkbar. Sie würde dringend etwas für ihre Fitness machen müssen. Irgendwas sagte ihr, dass sie es noch brauchen würde. Und sie selbst war auch nicht damit zufrieden sich schon nach den gestrigen Anstrengungen kaum noch ohne Schmerzen bewegen zu können.


    Nachdem sie fertig waren mit dem Transport ging es ans Einräumen und Umsortieren. Sie wollte es nicht zu offensichtlich gestalten, sodass man beim ersten Blick in die Krankenstation nicht direkt erkannte, dass es dort noch etwas anderes als Binden und Pflaster gab.
    Also schlug sie vor, in den Schränken nahe den Betten die wichtigsten Dinge zu verstauen, damit man möglichst wenig Weg hatte und auf Eventualitäten schnell reagieren konnte. Dafür mussten allerdings die Inhalte dieser Schränke um geräumt werden, um Platz zu schaffen. Deswegen war sie gerade dabei Kram in die oberste Reihe der Wandschränke, direkt neben dem Eingang, einzuräumen. Weil diese zu weit oben waren, brauchte sie auch zuvor einen der Hocker, und musste sich dann noch auf die Zehenspitzen stellen und sich strecken, um vernünftig alles verstauen zu können.
    Gerade in diesem Moment öffnete sich die Tür ruckhaft und tickte gegen den Hocker. Erschrocken zuckte sie zusammen und kämpfte mit ihrem Gleichgewicht. Als sie jedoch den verdutzten Blick des unerwarteten Gastes auffing, durchzuckte sie eine Szene ihres Traums. Mit einem unterdrückten Schrei quittierte sie ihre Niederlage im Kampf mit ihrem Gleichgewicht. In Erwartung eines harten Aufpralls drückte sie ihr Kinn gegen ihre Brust und hielt ihre Hände am Oberkörper. Warum musste es auch ausgerechnet Kenichi sein? Sie schloss ihre Augen um sein Gesicht nicht sehen zu müssen. Was wollte er hier? Warum hatte er ausgerechnet dieses Timing?
    "Hoppla... Das ist eine stürmische Begrüßung, Yuki-chan. Aber wie sehr du dich auch freust mich wieder zu sehen, wie wärs wenn du in Zukunft weniger gefährliche Methoden wählen würdest?" fragte Kenichi breit grinsend.
    Yukiko versteifte sich und drückte ihre Hände fester an ihre Brust ohne ihre Augen zu öffnen. Der Aufprall war ausgeblieben. Er hatte wirklich... Ihr wurde heiß und das Gefühl ihrer brennenden Wangen verriet ihr, dass sie mal wieder einer Tomate zum Verwechseln ähnlich war. Plötzlich spürte sie neben ihrem Ohr seinen Atem. Angst stieg in ihr auf. Die Szene aus ihrem Traum... Wie er ihre Wunde leckte... Er würde doch nicht? Nein das würde er nicht wagen. Oder? Sie spürte wie er näher kam. Der Schock verhinderte jegliche Reaktion ihrerseits, während sie sich innerlich auf die völlige Demütigung vorbereitete. Sein Atem kitzelte jetzt ihre Ohr und ihre Wange. In einem dunklen Bereich ihres Bewusstseins registrierte sie, wie er dezent nach Shampoo duftete.
    "Aber dank dessen habe ich etwas wunderbares gesehen. Wobei ich eher auf weiß getippt hätte... Pink hat mich überrascht", flüsterte er ihr leise ins Ohr. Diesmal riss sie vor Schock die Augen auf und starrte ihm geradewegs in Gesicht. Ihr Mund formte Worte, jedoch brachte sie keine zusammenhänge Buchstabenkombination hervor. Er lächelte beruhigend und entfernte sich ein wenig von ihr, wobei er sie noch immer in den Armen hielt. Dann zuckte er mit den Schultern und sagte noch immer leise:
    "Entschuldige, aber ich hatte keine andere Wahl. Hätte ich nicht geguckt, wäre dir vielleicht was passiert."
    Jetzt versuchte er sich auch noch zu rechtfertigen? Er hatte ihr unter den Rock geguckt! Todesstrafe! Folter! Ewige Verbannung ins Fegefeuer!
    "Lass mich runter...", piepste sie.
    "Un..." Und er kam ihrer Bitte nach und setzte sie vorsichtig am Boden ab. Dann registrierte Kenichi die anderen beiden und fragte:
    "Was macht ihr denn hier? Es sieht so aus, als wärt ihr schwer beschäftigt."
    Yukiko registrierte seine Frage nicht sofort. Sie war zu sehr damit beschäftigt die Situation zu verarbeiten und sich auf den Beinen zu halten, die aus irgendeinem Grund plötzlich wie Gummi unter ihr nachgeben wollten. Sie brachte zwei Schritte Abstand zwischen ihn und sich. Dann wollte sie seine Frage beantworten. Doch er entdeckte den Kram, den sie verkaufen wollte und machte große Augen.
    "Wo habt ihr denn das ganze Zeug her? Und warum seid ihr nicht im Unterricht?"
    Nach einer Pause suchte er wieder Blickkontakt zu Yukiko und fragte neugierig:
    "Was habt ihr vor?"
    Hilflos war Yukiko für einen Moment von seinem Blick gefesselt. Sofort spürte sie wieder seine Körperwärme und ihr wurde schlagartig heiß. Hilfe suchend, fast flehend blickte sie zu Rika. Sie hatte keine Ahnung wie sie ihn handhaben sollte.

    Kleine Ergänzung:


    Der Grad der Freundschaft alleine ist nicht ausschlaggebend für die Verwendung eines Vornamen. Das trifft zwar in den meisten Fällen zu, aber ein bessere Beschreibung wäre "Vertrautheit". Der Boss, der jahrelang mit seinem rangniederen Kollegen gearbeitet hat, wird ihm im Berufsalltag zwar mit Nachnamen nennen, sollten die dann aber nach der Arbeitszeit etwas miteinander zu tun haben, wird von ihm, und nur von ihm, der Vornamen mit entsprechendem Suffix verwendet. Der Kollege wird weiterhin den Nachnamen nutzen.
    Ranghöhere Personen können also auch ohne freundschaftliche Bande den Vornamen nutzen.
    Grundsätzlich gilt auch, dass ältere Personen (auch wenn es nur ein paar Monate, oder ein Jahr ist) nicht so schnell mit dem Vornamen genannt werden dürfen. In Japan ist der Respekt vorm Alter, oder auch nur "geringfügig älter sein", extrem hoch. Letzteres besonders bei jungen Menschen.


    Andere Sache: "Kennst du deinen Feind, brauchst du [und so weiter]" Soll heißen, selbst jene, die sich hassen, nutzen nicht unbedingt den Nachnamen. Ist soweit ich weiß sogar recht selten der Fall, weil man dadurch dem Gegenüber ein gewisses Maß an Grundrespekt zollen würde, was man ja vermeiden will.


    Und dann kommen halt noch die Suffixe dazu... Die spinnen die Japaner. ^^

    [Yukiko Sakamato]
    Tag 3 – 07:06 Uhr – Gelände der Schule - Cafeteria


    "Ich hoffe wirklich, dass du recht hast...", murmelte Yukiko, "Es ist nicht schlimm, wenn sie mich nicht mögen, das kann ich nicht verlangen. Wenn ich ehrlich bin, bin ich das noch nicht einmal gewöhnt. Aber so komplett gemieden zu werden, ist einfach furchtbar. Die ersten Tage ist mir das nicht aufgefallen, weil ich mit den Gedanken einfach ganz woanders war... Und dann war da noch Inugami-senpai... Doch jetzt... Das macht mir einfach bewusst, wie sehr ich damals im Elfenbeinturm gelebt habe."
    Dann seufzte sie ein letztes Mal und zuckte mit den Schultern.
    "Naja, diese Welt wird glücklicherweise nicht mehr zu mir zurückkommen. Von daher werde ich einfach versuchen das Beste daraus zu machen. Ich denke wir starten damit in der Krankenstation ein wenig Platz zu schaffen? Und anschließend unsere Ware zu holen?"

    [Yukiko Sakamato]
    Tag 3 – 07:06 Uhr – Gelände der Schule - Cafeteria


    Zuerst wart Yukiko erleichtert, dass es nicht an Schminke lag. Jedoch gaben ihr Rikas Worte zu denken. Bevor sie antwortete betrachtete sie sich selbst und erkannte zumindest zu einem Teil, was Rika ihr erklären wollte. Ein leises Seufzen entglitt ihr. Dann sagte sie:
    "‚Prinzessinnen-Gehabe‘, ka? Ich komme also wirklich so rüber?" Sie ließ die Tasse sinken und betrachtete grübelnd ihren Griff um diese. "Ich hoffe du hast recht und das wird sich mit der Zeit legen... Es ist ja nicht so, als würde ich die anderen extra meiden. Wenn ich neugierige Blicke aufschnappe, lächele ich zurück und ich habe auch versucht auf sie zu zu gehen. Aber dann ist es fast so als würden die sich ertappt fühlen und treten fluchtartig einen Rückzug an."
    Sie biss sich auf die Unterlippe und meinte dann:
    "Ich... kann nicht beurteilen ob mein Verhalten wirklich so anders ist und abschreckend ist... Aber naja, wenn wir heute in der Pause unseren kleinen Laden eröffnen, wird sich wohl eine Gelegenheit bieten, den anderen zu zeigen, dass man mich nicht meiden muss. Ich... bin keine Prinzessin... Es ist nur, dass ich nie eine andere Körpersprache zeigen durfte. Sie gehört einfach zu mir und ich glaube wenn ich sie ändern wollen würde, würde es einfach nur furchtbar gezwungen aussehen..."


    Wenn sie so darüber nachdachte, war ihr klar, dass Rika Recht hatte. Aber sie würde ihr Verhalten nicht so einfach ändern können. Zum einen musste sie aufpassen mit wem sie sich wie anfreundete, da die Gefahr durch Ibuki noch immer gegeben war. Und sie würde sich nicht so schnell in Luft auflösen. Zum anderen wollte sie ihre Körpersprache auch gar nicht ändern. Sie mochte es sich elegant und flüssig zu bewegen. Ihr Selbstwertgefühl streikte bei dem Gedanken sich absichtlich weniger gekonnt zu zeigen. Sie war stolz darauf sich so geben zu können... Deswegen wollte sie sich auch nicht außerhalb ihrer Komfortzone begeben. Weil dann würde sie sich nur wieder völlig verunsichern.