Digitale Demenz

    • Offizieller Beitrag

    Südkoreanische Mediziner haben diesen neuen Begriff geprägt, der ein Defizit bei der Entwicklung des menschlichen Gehirns umschreibt, dass durch zu frühe Nutzung des Computers auftritt.
    Schlicht und ergreifend heißt das: Surfen macht dumm!
    Nun wird diese Aussage erst einmal einen Sturm der Empörung auslösen... aber auch wenn man es nicht gerne hört, gibt es dazu eine Fülle von wissenschaftlichen Hinweisen in Studien und anderem Datenmaterial.


    Was genau wollen uns diese Leute damit sagen?
    Zum einen nehmen sie das sogenannte "Multitasking" dabei auf den Schirm, bei dem mehrere Medien gleichzeitig genutzt werden. Telefonieren beim Computer-Spiel oder auch eine Mail schreiben beim Telefonieren, um mal ganz alltägliches anzuführen. Man packt dabei also eine Nutzung dieser Medien, die einzeln vielleicht 8,5 Stunden in Anspruch nehmen würden in eine geringere Zeitspanne.
    Ist doch voll gut?
    Versuche amerikanischer Wissenschaftler zeigen auf, dass die Probanden insgesamt abgelenkter waren. Multitasking geht also insgesamt auf Kosten der Konzentration. Damit wollen sie auch darauf Aufmerksam machen, dass alles, was der Mensch tut, Spuren in seinem Gehirn hinterlässt. Das Gehirn passt sich also neuen Anforderungen an.


    Aber was, wenn Smartphone, PC un Co. eine digitale Erinnerung darstellen?
    "Tut mir leid, hab deinen Geburtstag vergessen. Habe leider meine Daten nicht auf das neue Telefon übertragen." So, oder auch für ähnliche Anlässe, kommt heutzutage schon mal eine Entschuldigung. Aber was hat das neue Telefon mit dem Geburtstag zu tun? Damit ist einfach die Auslagerung von Erinnerungen aus dem menschlcihen Gehirn in elektronische Geräte aufgezeigt. Ohne dieses "elektronische Gedächtnis" erinnern sie sich gar nicht an Termine!


    Das Abgeben von Fähigkeiten des Gehirns an elektronische Geräte zeigt sich auch bei den Navigationsgeräten, wo man immer wieder von Unfällen hört, bei denen sich Menschen nur auf diesen kleinen Kasten verlassen haben, statt sich selbst zu orientieren.


    Selbst hier im Forum erkennt man oft, dass andere Mitglieder gleichzeitig in anderen Medien unterwegs sind, wobei sich die Zeit schnell vergessen lässt.


    Sind wir bereits an einem Punkt angekommen, wo das selbstständige Denken lieber Computern überlassen wird? Auch im Anime wird oft die Neigung der Menschen, sich auf hilfreiche Elektronik zu verlassen, aufgezeigt. Und auch dort werden die Schattenseiten aufgezeigt, aber meist nur bei Nebenfiguren (Wie z.B. bei Chobits bei der Lehrerin Takako Shimizu, deren Mann sie einfach vergessen hat, weil er sich nur noch auf den Persocom konzentriert).


    In anderen Beiträgen hatten wir ja auch schon die Thematik der kurzen Aufmerksamkeitsspanne angeführt, die sich heutzutage bereits oft zeigen würde.
    Wenn man heutzutage bei Lehrgängen oder Schulungen sieht, wie sich andere auf ihr Smartphone konzentrieren, während vor ihnen jemand etwas zum Thema der Veranstaltung erzählt, macht das schon nachdenklich. Bekommen diese "Fingerspieler" tatsächlich noch mit, was man ihnen erzählen will? Oder ist mit der Nennung des Namens die ganze Veranstaltung bereits langweilig und sie suchen nach neuen Herausforderungen?


    Bücher wie:

    • "Ich bin dann mal offline" von Christoph Koch
    • "Digitale Demenz" von Manfred Spitzer


    befassen sich mit diesen Thematiken.
    Wobei der eine mehr von der "Sucht" der Onlinepräsenz schreibt, während der Neuropsychiater Spitzer den Untertitel "Wie wir unsere Kinder um den Verstand bringen" anführt.

    Nicht immer ist das, was wir sagen auch das, was wir meinen. Doch wenn wir sagen, was wir

    meinen, kann man immer noch falsch verstanden werden.

  • Das ist so ziemlich der Grund, warum ich jetzt schon weiß, dass ich meinen Kindern nicht erlauben werde sich den ganzen Tag vor den PC zu setzen und zu spielen. Ein oder zwei Stunden am Tag sind okay, aber mehr erst dann, wenn sie ein entsprechendes Alter erreicht haben...


    Mein bester Freund ist nämlich das beste Beispiel für den Nachlass der Konzentration. Er spielt am Tag mehrere Runden eines MOBAs namens Heroes of Newearth (oder so ähnlich... HoN). Diese Runden dauern ungefähr zwischen 20 und 40 Minuten. Das ist auch exakt die Zeitspanne, in der sich der Kerl auf eine Sache konzentrieren kann. Alles was darüber hinausgeht, ist für ihn kaum noch machbar. Zumindest ohne längere Pause.
    Und das ist eine ziemlich krasse Sache. Insbesondere da er selbst einsieht und zugibt, dass diese Konzentrationsschwäche von dem Spiel kommt.



    Zitat

    Aber was, wenn Smartphone, PC un Co. eine digitale Erinnerung darstellen?


    Bei der Beantwortung dieser Frage wäre ich vorsichtig. Ich muss zugeben, dass sich Geburtstage und andere Daten (z.b. Feiertage) in meinem Gedächtnis eher flüchtig verhalten. Aber das liegt nicht daran, dass ich sie auf digitale Medien auslagere und dann vergesse diese abzurufen. Allgemein hat diese Eigenart an mir keinerlei Verbindung mit irgendeinem digitalen Medium. Auch wenn ich manchmal nicht stolz darauf bin, filtere ich unwichtige Daten einfach raus, um mir "Speicherplatz" für die wichtigen Dinge aufzuheben. Und dazu gehören nun mal keine Feiertage von pseudo gesellschaftlicher Relevanz und meist auch die Geburtstage meiner Freunde. Hell vor ein paar Wochen hab ich sogar den (20.) Geburtstag meiner besten Freundin vergessen. Das 13. Mal in Folge seit den 13 Jahren, die ich sie kenne... Irgendwie armselig. xD
    Das Datum, an dem ich mit meiner ersten großen Liebe zusammengekommen bin, weiß ich allerdings heute noch, ebenso wie die ehemalige Telefonnummer meines besten Kindheitsfreundes, den ich seit über 8 Jahren nicht mehr gesehen habe.
    Jeden anderen, für mich wichtigen, Termin habe ich auch so im Kopf. In meinem Leben habe ich noch nie einen Terminkalender geführt. Weder digital noch analog. Und es hat wunderbar geklappt, ohne dass ich immer wieder darauf angewiesen war von anderen daran erinnert zu werden.


    Jedenfalls möchte ich damit sagen, dass es falsch ist jeden vergessenen Geburtstag, jedes vergessene Datum, auf die Existenz von digitalen Medien zu schieben.



    Zitat

    Oder ist mit der Nennung des Namens die ganze Veranstaltung bereits langweilig und sie suchen nach neuen Herausforderungen?


    Suche nach neuen Herausforderungen? Nicht unbedingt. Bereits mit dem Namen der Veranstaltung langweilig? Garantiert.
    Die Suchen nach einer Beschäftigung, um sich nicht mit solch langweiligen Dingen herumschlagen zu müssen. Zumindest ist das meine Erfahrung. Ich mein dieses Verhalten gabs schließlich auch schon vor der Erfindung der Smart Phones. Der eine nimmt sich einen Block und zeichnet, der eine spielt mit dem programmierbaren IT im Matheleistungskurs herum, die einen spielen Käsekästchen, andere schreiben Zettelchen im Unterricht, usw.
    Es gab und wird immer Leute geben, die im Unterricht, bei Vorlesungen, bei Fortbildungen sitzen, obwohl sie es eigentlich gar nicht wollen. Das diese sich eine andere Beschäftigung suchen ist dann doch wohl klar. Und das Smart Phone bietet da die größte Vielseitigkeit. Laptops sind natürlich auch nicht schlecht. Hat man gerade weder noch zur Hand, wirds dann halt der Notizblock.
    Das dann da die Konzentration abnimmt, ist klar. Aber das ist keines Wegs ein Phänomen, das erst mit den digitalen Medien entstanden ist. Das gab es schon Jahrhunderte vorher.
    Dass es durch Smart Phones und Konsorten schlimmer wurde, will ich allerdings nicht abstreiten.