[Geschichte] Vampire Knight

  • Sayuri atmete erleichtert aus, als der Mensch sie nicht auf ihre kleine Ausrede ansprach. Ihr war es etwas peinlich, das sie ihn als Lehrer identifiziert hatte.
    Peinlich berührt sagte sie "Verzeihen Sie, das ich Sie für einen Lehrer hielt" Sie sah ihm nun wieder mitten in die Augen und entdeckte darin ein Funkeln und lächelte ihn ein wenig an. Doch da spürte sie es... ihre Augen blitzten kurz blau auf und sie wandte den Blick abrupt ab und schloss ihre Augen.
    "Oh weh, hoffentlich hat er es nicht bemerkt" Mit gesenktem Blick sprach sie mit etwas brüchiger aber sanfter Stimme "Ich glaube Sie haben etwas falsch verstanden...ich... besuche diese Schule nicht."
    Innerlich war Sayuri sehr aufgewühlt, sie wusste einfach nicht was sie machen sollte.

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    Anselmo Castilliamo überging ihren Blickabbruch, da er eine große Unsicherheit spürte.
    "Dann bitte ich um Entschuldigung, für diese übereilte Annahme. Aber vielleicht möchten sie trotzdem einen Besuch bei Direktor Kurosu machen? Diese Tage sind etwas unruhig und man sollte besser bei Anbruch der Dunkelheit nicht draußen sein!"
    Direkter wollte er eigentlich nicht ansprechen, dass sie ein Vampir war.
    "Der Direktor ist ein recht hilfsbereiter Mann, der ihnen möglicherweise weiterhelfen kann."

  • Sayuri war sehr überrascht das ihr Blick nicht angesprochen wurde. War dieser Mann etwa wirklich so unwissend oder tat er nur so, um sie nicht weiter zu verunsichern? Sie war sich ziemlich sicher, das er einfach nur unwissend war, letzteres konnte sie sich einfach nicht vorstellen.
    "Sie müssen sich nicht bei mir entschuldigen"
    Sie war es nicht gewohnt, das ihr Personen so zuvorkommend entgegen kamen... außer bei ihren Eltern. Ihre Eltern waren da ganz anders. Sie versuchten, ihr so gut sie konnten die Welt zu Füßen zu legen, zumindest in ihrer kleinen Welt zu Hause. Sie war sehr dankbar für solch wunderbare Eltern.
    "Ich denke nicht das es nötig sein wird Direktor Kurosu aufzusuchen." Sie musste ein wenig lachen. Sie hatte nie Angst in der Dunkelheit gehabt, nicht seit ihre Gabe in ihr erwacht war. Die Atmosphäre die sie erzeugte wenn ihre Augen aufblitzen war sehr besänftigend und schlug eigentlich jeden in ihren Bann wenn sie ihm damit direkt in die Augen sah.
    "Vielleicht werde ich den Direktor eines Tages kennen lernen aber heute wird es wohl nicht sein" Augenblicklich verstummte sie.
    "Habe ich das etwa gerade laut ausgesprochen?"

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    Anselmo Castilliamo verneigte sich leicht.
    "Wenn es ihr Wunsch ist, junge Dame, dann werde ich sie ihren Gedanken überlassen", antwortete er ruhig.
    Sie schien nicht aus der Gegend zu kommen, deshalb hatte Vikar Anselmo ihr einige Erfahrungen in der Stadt voraus.
    "Wenn sie nichts in der Cross Akademie zu erledigen haben, möchte ich ihnen dringend empfehlen, die Stadt noch vor Sonnenuntergang wieder zu verlassen. Es hat einige Aufregungen wegen Level E-Kreaturen gegeben und die Hunter-Organisationen sind beunruhigt."
    Das Mädchen mit den langen schwarzen Haaren war scheinbar in einer gut behüteten Umgebung gewesen, da sie sich der Gefahren nicht bewusst war.
    "Solange der Pakt aktiv ist, ist es in der Cross Akademie sicher!"
    Er hob die Hand zum Abschiedsgruß und wandte sich um. Warum hatte er ihr nun doch mehr offenbart? Irgendwie fühlte er sich derzeit in der Umgebung der Akademie merkwürdig.

  • Sayuri ließ sich einen Moment die Worte des Mannes durch den Kopf gehn.
    "Level-E Vampire...arme gefallene Wesen"
    dachte sie. Sie selbst war in ihrer Jugend einem begegnet. Es hatte ihr wahnsinnige Angst bereitet diesen ehemaligen Menschen so ganz ohne Verstand zu sehen. Damals war ihre Gabe noch nicht erwacht jedoch war sie bei Ihren Eltern gut behütet gewesen.
    Sie hatte gemerkt wie besorgt und unruhig der Mensch war und aus irgend einem Grund wollte sie ihm etwas von dieser Unruhe nehmen. Jedoch hatte dieser sich bereits umgedreht und ging. Sayuri dachte nicht lange nach und rief "Warten Sie!"

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    Vikar Anselmo erstarrte bei dem Anruf und seine rechte Hand lag automatisch an seiner Hüfte.
    Seine Mission war hier eine andere und die verknöcherte Steifheit von Khanzu-san, dem Vater, hatte die Lage sehr angespannt. Durch den Sohn waren auch die Älteren wieder etwas besänftigt worden. Trotzdem waren Aktivitäten von einigen Walisern in der Gegend festgestellt worden.
    Eigentlich musste er unbedingt mit dem jungen Hikaru sprechen...
    Deshalb war er ja auch hierher gekommen! Warum konnte ihm das entfallen?
    "Magie!" schoss es ihm durch den Kopf.
    Was wollte nun das Mädchen noch von ihm?

  • Sayuri rannte dem Menschen hinterher. Als sie direkt vor ihm stand war sie fest entschlossen ihm etwas seiner Unruhe zu nehmen. "Ich hoffe sie werden mir das nicht übel nehmen" Sie sah ihm fest in die Augen und lächelte ein wenig. Ihre Augen begannen sofort in einem stahlenden hellen blau zu glänzen genau wie Sayuri es von ihnen wollte. Sie ließ etwas von ihrer tief in ihrem inneren lieger Ruhe und Ausgeglichenheit in ihn einfließen. Es dauerte nicht lange und ihre Augen nahmen wieder ihre gewohnte Farbe an.
    Sie lächelte und sagte sanft "Passen Sie auf sich auf" mit diesen Worten verbeute sie sich leicht vor ihm, drehte sich um und rannte zurück in den Wald.
    Nun war sie sich sicher, sie würde zum nächsten Schuljahr auf diese Schule gehen. Doch nun würde sie erst einmal zurück zu ihren Eltern gehen und ihnen berichten was für ein netter Mensch ihr unerwartet begegnet war.

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    16:38 Uhr – Gelände der Schule – Ein ungenutzter Raum im Hauptgebäude

    Kanade Asakura hatte eine Kopie der Aufnahme am Abend des Balls vorbereitet, die sie nun den Anwesenden vorspielte. Darin war eine Frau zu sehen, die Kohana erpresste. Die Forderung, jeden abend einen DayClass-Schüler um 20:00 Uhr am Schultor zu übergeben, trieb Kohana wieder die Tränen in die Augen. Sie hatte nicht bemerkt, dass die Tante und sie dabei beobachtet worden waren. Nachdem sie Corvin bereits alles erzählt hatte, musste sie feststellen, dass jemand anders es auch wusste.
    Das Kohana Sousuke um 20:00 Uhr zum Schultor bestellt hatte, ließ sich nicht mehr ändern, da der entsprechende Schüler scheinbar nicht auf dem Schulgelände war. Aber mit dem Wissen, wann und wo als nächstes etwas passieren sollte, konnten sie doch etwas anfangen.

    Obwohl sich nach wie vor kein wirkliches Vertrauen zwischen den Anwesenden ausbreiten wollte, war ihnen ihre Verbundenheit bewusst.
    „Wir hätten dort die Möglichkeit die Initiative zu ergreifen!“ stellte Samusa fest, der sich wie die meisten anwesenden Vampire etwas abseits der Menschen hielt.
    „Möglicherweise kommt nur die Tante…“, warf Kohana leise ein.
    „Wer auch immer kommt, wird uns dann zu einem der Verschwörer führen!“ erwiderte Hikaru. Bislang waren sie alle einzeln abgepasst worden und jeder hatte selbst versucht sein Problem zu lösen.
    „Wir werden niemals gegen alle auf einmal ankommen, egal wie stark wir sind. Deshalb bleibt uns nur die Möglichkeit sie einzeln abzupassen und auszuschalten!“
    „Dazu kommt noch, dass es alles Reinblüter sind und wir ihre Fähigkeiten nicht kennen“, sagte Felic in ganz entspanntem Ton.
    „Deshalb sollten wir möglichst geballt zuschlagen, um dem Gegner gar keine Zeit zum Reagieren zu geben!“ verdeutlichte Samusa und blickte auffordernd in die Runde.

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    19:38 Uhr – Gelände der Schule – Umgebung des Haupttores


    Ohne sich noch einmal versammelt zu haben war die Kunde an alle Beteiligten auf dem Gelände der Cross Akademie weiter gegeben worden. Nun, wo der Zeitpunkt der Übergabe eines Schülers an die Beauftragte eines der Reinblüter näher rückte, versammelten sich alle Beteiligten in der Umgebung des Haupttores.
    Eigentlich war die Trennung zwischen Day- und NightClass rein zeitlich bereits wieder gekommen und alle mussten sich zusätzlich vor Yuki und Zero verbergen.


    Yume spürte die Unruhe in ihrem Inneren. Zu viele Fragen kreisten durch ihren Kopf und lenkten sie immer wieder ab. Besonders da auch Samusa in der Nähe war, fand sie es schwer, sich auf den eigentlichen Grund ihres Hierseins zu konzentrieren. Der eine war ohne Abschied verschwunden und hatte ihr nur Fragen hinterlassen und der andere stellte eine ständige Beunruhigung für sie dar. Das Üben mit dem Schwert hatte ihr wenigstens etwas Ruhe gegeben, so dass sie den Vorgängen folgen konnte.


    Hikaru blickte zum Haupttor hinüber, wo sich recht bald die Ereignisse abspielen würden. Merkwürdigerweise war dieser Sousuke, den Kohana angesprochen hatte, bislang auf dem gesamten Akademiegelände nicht zu finden gewesen. Ob er wirklich etwas Besonderes in der Stadt besorgte, wie die Mädchen vermuteten?
    Wie auch immer es um dessen Umstände stand, sie hatten hier die Möglichkeit, dass Heft des Handelns in die Hand zu bekommen.
    Wenn ihr Plan gelang, dann würde an diesem Abend ihr erster Gegner fallen!

  • Der Menschenjunge blieb einige Schritt vor Corvin stehen und verschränkte demonstrativ die Arme.
    ,,Was ist los?"
    Dieses provokative Verhalten beeindruckte den Rumänen nicht im Mindesten. Er wusste, dass meistens hinter solch einer Maskerade nur Angst steckte. Und nach dem, was er gehört hatte, konnte er es ihm nicht verdenken. Selbst er und die anderen Vampire hatten keine Ahnung, welches Spiel hier gespielt wurde, wie unwissend mussten dann erst die Menschen sein?
    ,,Corvin Vrajescu, Schüler der Nightclass. Und die Dame neben mir ist Kohana Ito", stellte er mit einem knappen Nicken sich und Kohana vor, ohne auf seinen Gegenüber einzugehen.
    ,,Nun, da schließlich du mich aufsuchst, sollte normalerweise ich dir diese Frage stellen. Aber diese Haarspaltereien sollten wir lassen. Ich kann dir jedoch nur Antworten, wenn du mir auch eine vernünftige Frage stellst."
    Corvin bemühte sich um einen diplomatischen Tonfall setzte ein freundliches Lächeln auf, um den Jungen nicht noch mehr zu reizen.
    ,,Entschuldige für seine Direktheit. Mein Name ist Chinatsu Takahashi", das weißhaarige Mädchen hatte zum ersten Mal das Wort ergriffen und verbeugte sich höflich bei ihrer Begrüßung.
    ,,Takeya Hirakawa."
    ,,Nachdem diese Höflichkeiten nun geklärt sind, was möchtet ihr wissen? Ich schätze, ihr seid nicht gekommen um einfach nur Freundschaft zu schließen. Auch wenn ich selbst nur sehr wenig über all die Vorfälle hier weis, werde ich versuchen euch sogut es geht weiterzuhelfen."
    Der Vampir bemerkte, wie sich Takeyas Gesichtszüge etwas entspannten. Etwas Argwohn hielt sich jedoch immer noch in seinem Blick.
    ,,Gut. Ich glaube aber, das sollten wir in Ruhe und nicht hier klären."

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    19:39 Uhr – Gelände der Schule – Umgebung des Haupttores


    Hikaru blickte zu der kleinen Gruppe, die sich gerade irgendwohin begeben wollte.
    „Es sind nur etwa zwanzig Minuten bis zu dem vereinbarten Treffen am Haupttor“, rief er ihnen zu, da Kohana dann ja am Tor gebraucht wurde.
    Noch immer waren die Beteiligten untereinander misstrauisch bis ablehnend eingestellt…
    Yume Tsuyu kam zu ihm und blickte ihn an.
    „Welchen Plan haben wir denn nun ersonnen, um den bekannten Treffpunkt zu nutzen?“ fragte sie etwas von oben herab. Eigentlich wollte sie gar nicht so klingen, aber in ihrem Inneren ging alles durcheinander, so dass sie es unbewusst tat.
    Hikaru reagierte gar nicht auf ihren Ton und erwiderte ruhig ihren Blick.
    „Wenn es uns gelingt Sousuke rechtzeitig abzufangen, dann tauschen wir ihn aus. Die Tante wird ihn nicht kennen, so dass sie einfach nur einen Schüler erwartet. Da wir nicht wissen, was genau ab dem Punkt passieren wird, sollten die besten Kämpfer sich bereit halten.“
    Yume nickte langsam.
    „Vergiss den Kodex nicht…“, meinte sie nach einem kurzen Moment.
    „Habe ich nicht!“ erwiderte Hikaru. „Sollte ein Vampir oberhalb Level E gefährlich werden, wird Tori Yamada das Übernehmen. Es wäre nur schön, wenn ihr sie unterstützen könntet.“
    Yume sagte einen weiteren Moment nichts, während ihr verschiedene Gedanken durch den Kopf gingen. Das eine Hunterin vor ihren Augen einen Adligen angreifen könnte, war gelinde gesagt irritierend für sie. Andererseits agierten diese Adligen gegen sie und für sie würde das ein erzwungenes Leben mit Tian bedeuten…
    Nachdem sie nun aber schon einen anderen geliebt hatte würde sie niemals in einen solchen Käfig hinein passen. Sie hatte die Freiheit der Entscheidung genossen und wollte nicht mehr in den Gehorsam zurück kehren!
    „Höchstens Ablenkungsmanöver!“ presste sie hervor, um die Gefühlsaufwallungen in ihrem Inneren nicht heraus zu lassen.
    Hikaru nahm zwar das Vibrieren in ihrer Stimme wahr, überging es aber.
    „Einverstanden!“ stimmte er zu.
    Am Tor hielten sich, wie immer, zwei Wachposten auf, die ihre Aufmerksamkeit aber nach außen richteten. Noch immer war keine Spur von Sousuke zu sehen.

  • 19:40 Uhr – Gelände der Schule – Umgebung des Haupttores [Tori]


    Tori war in der Zwischenzeit in kampftauglichere Klamotten gewechselt und trug auch ihre Waffen nun über der Kleidung. Nur eine geblümtes Jäckchen verdeckte die Wurfmesser, die in dem Gürtel um ihrer Hüfte steckten, der Dolch war allerdings gut zu sehen. Die Haare hatte sie zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden und ihre Asche-Kette hatte sie auch wieder angelegt.
    Ein leichtes Kribbeln durchfuhr sie. Die Aussicht auf einen Kampf ließ ihre Laune steigen. Nach außen hin wirkte sie fast locker, während sie im inneren angespannt war wie eine Raubkatze vor dem Angriff.

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    19:59 Uhr – Gelände der Schule – Umgebung des Haupttores

    Der Zeitpunkt rückte näher und noch immer war keine Spur von Sousuke zu finden gewesen. Hikaru blickte zu den Positionen, an denen sich die anderen inzwischen aufgebaut hatten. Gleichzeitig vernahm er Felics amüsiertes Kichern in seinen Gedanken. Ihr schien all dies wirklich Spaß zu machen.
    Kohana hatte sich von der anderen Gruppe gelöst und bewegte sich nun langsam auf das Tor zu. Ohne dass sie Sousuke vorher abfangen konnten mussten sie vorerst der schlechteren Planvariante folgen, bei der sich Kohana tatsächlich mit ihm am Tor traf.
    Samusa Mayakashi hatte sich während der Wartezeit immer wieder nach Yume Tsuyu umgesehen, die ihm scheinbar aus dem Weg gehen wollte. Hikaru wusste nicht, was sich da zwischen den beiden abspielte oder auch abgespielt hatte, und jetzt war auch der falsche Zeitpunkt, sich damit zu beschäftigen.
    Die Turmuhr schlug zur vollen Stunde. Es war soweit!
    Mit dem zweiten Glockenschlag tauchte Sousuke zwischen den Wächtern auf und winkte Kohana zu, die nach einem tiefen Atemzug auf ihn zu ging. Wie auch immer die Tante es anstellen würde, jetzt konnte sie ihn nicht einfach wegzerren.

    Kasumi Saito trat aus dem Schatten heraus, als Kohana gerade Sousuke erreicht hatte. Ehe Kohana auch nur ein Wort sprechen konnte lächelte die Tante zufrieden.
    „Sehr klug von dir, diesen Test zu bestehen“, meinte sie, während Sousuke ebenfalls lächelte. „Er ist mein Kontakt hier in der Schule und hat dich die ganze Zeit überwacht!“
    Kohana fühlte sich, als würde sie in einen bodenlosen Abgrund stürzen.
    „Ohne deine Freunde kommst du auch nicht mehr auf so seltsame Gedanken, kleine Kohana. Du gehörst mir!“ meinte Kasumi Saito mit einem gehässigen Unterton in der Stimme.
    Nicht weit entfernt spuckte Samusa angewidert auf den Boden.
    Hikaru umschloss den Griff des Schwertes und versuchte Ruhe zu bewahren. Kein Wunder, das viele Vampire zu abfällig auf die Menschen herab sahen, wo diese doch untereinander Verrat begingen und sich für ein paar Vorteile umbrachten.
    Die Wächter hatten wieder einen glasigen Blick bekommen und reagierten gar nicht auf die Personen, die sich am Tor aufhielten.
    „Diese Kontrolle muss aus der Nähe ausgeführt werden!“ flüsterten Felics Gedanken in seinem Kopf. „Und es kann kein gewöhnlicher Vampir sein!“
    Samusa schien zu einem ähnlichen Schluss gekommen zu sein, denn er verschwand lautlos. Hikaru behielt das Tor im Auge, denn die Aufgaben waren soweit abgesprochen worden. Corvin würde von der anderen Seite versuchen an den Gegner heran zu kommen.

    Solange sich am Tor nichts Ungewöhnliches ereignen würde, wollten die Menschen diesen Part übernehmen. Takeya schien sich noch immer nicht mit der Tragweite des Geschehens abgefunden zu haben, aber er wollte eben hauptsächlich Chinatsu Takahashi schützen. Was auch immer Corvin mit ihm besprochen hatte, schien ihn jedenfalls besser fokussiert zu haben.
    „Sie sind über die Mauer!“ teilte Felic ihm lautlos mit.
    Hikaru warf noch einen kurzen Blick zu Tori, die sich für den Fall der Fälle bereit hielt. Sie war sozusagen die Notreserve, wenn etwas unvorhergesehenes passierte. Tori und er waren wohl die einzigen Menschen, die noch gegen die Vampire kämpfen konnten. Aber ohne Vertrauen aufeinander mussten sie die Einzelkämpfervariante einsetzen.
    Er nickte ihr zu und löste sich aus seinem Versteck. Takeya bewegte sich mit Chinatsu ebenfalls langsam auf das Tor zu.
    Kasumi Saito blickte auf, als sich plötzlich mehrere Personen auf das Tor zu bewegten. Sousuke schüttelte aber beruhigend mit dem Kopf. Er kannte schließlich die Freunde von Kohana. Von denen dort war es aber keiner. Kohana selbst war von dem Verrat Sousukes viel zu geschockt, um überhaupt zu reagieren. Ihre Gedanken kreisten wild in ihrem Kopf ohne einen klaren Bezug zu bilden.

    „Warum laufen hier denn noch mehr Schüler rum?“ verlangte Kasumi leise zu wissen. Sousuke zuckte in den Schultern.
    „Es sind immer noch einige Schüler unterwegs. Die beiden da sind schon etwas länger zusammen, da werden sie wohl etwas Zeit alleine verbringen wollen“, meinte er mit einem Blick auf Takeya und Chinatsu.

    Shinji Toyotomi erblickte seine Chinatsu mit ihrem kleinen Menschenfreund, wie sie langsam auf das Tor zu schlenderten. Der Anblick ließ Zorn in ihm aufwallen, was wiederum die Kontrolle über die beiden Wächter lockerte. Er trat in seinem elegant geschnittenen Anzug einen Schritt weiter vor, um die Distanz zu verringern. In diesem Augenblick verspürte er die Präsenz von anderen Vampiren in seiner Nähe. Was ging hier vor?
    „Das ist der Paladin der Catha!“ rief in diesem Augenblick Kasumi laut aus.
    Hikaru zuckte zusammen, denn dass hätte diese Frau eigentlich nicht wissen dürfen! Während Sousuke einen ratlosen Blick auf Hikaru warf, setzte sich dieser richtig schnell in Bewegung.
    Shinji zischte wütend, als er von zwei Seiten aus gleichzeitig angegriffen wurde. Dieser Abschaum wagte es tatsächlich? Mit einer eleganten Drehung wollte Shinji sich dem Zugriff der beiden entziehen, aber so einfach machten die es ihm nicht.
    Im nächsten Moment trafen die Parteien aufeinander.

  • 19:58 Uhr - Haupttor


    Ein schwacher Windhauch ließ das dichte Blätterwerk um ihn herum rascheln. Vorsichtig vergrößerte Corvin den Abstand zum Tor. Auch wenn er in seinem Versteck unmöglich von Tor aus gesehen werden konnte, machte er sich Sorgen dass seine Anwesenheit von einem anderen Vampir wahrgenommen werden konnte. Er war sich sicher, dass sie heute auf mindestens einen Reinblüter treffen mussten. Auch wenn er nicht viele dieses Hochadels kannte, waren die Geschichten über ihre Fähigkeiten auch bis in die hintersten Winkel Transsilvaniens bekannt.
    In stille Meditation versunken löste er die Ledertasche von seinem Gürtel und nahm die mit Bronzescheiben besetzten Lederriemen heraus. Am Unterarm fing er an den etwa zwei Finger breiten Riemen um den Arm zu wickeln, sorgsam darauf bedacht die Verschnürung weder lasch noch zu fest zu machen. Sie sollte hauptsächlich die Knochen vor seiner eigenen Kraft beschützen, jedoch nicht das Blut abschnüren oder die Bewegungsfähigkeit des Gelenks zu stark einschränken. Als er am Handrücken angekommen war kamen die eingeflochtenen Bronzescheiben welche schlussendlich von kleineren spitzen Eisennieten abgelöst wurden. Prüfend streckte Corvin die Faust aus. Zwar konnte er jetzt nicht mehr allzu gut greifen oder sein Handgelenk knicken, aber die Lagen des dicken Lederbandes würden ihn selbst vor den Bronzescheiben und Eisendornen schützen. Als er mit dem Caestus zufrieden war, begann er das gleiche an seinem linken Arm, was jetzt aufgrund der eingeschränkten Bewegungsfreiheit um einiges schwieriger war und ihm nur durch zahlreiche Übungen so einfach von der Hand ging.
    In völliger innerer Ruhe versunken beobachtete er wachsam das Geschehen am Tor. Der Menschenjunge hatte Kohana verraten und die von ihr so gehasste Tante schien sich an Kohanas Leid zu ergötzen. Als Takeya und Chinatsu auftauchten kam Unruhe in das ganze Geschehen. Eine weitere Präsenz kam ihn seinen Wahrnehmungsbereich. Die Tante schrie etwas, doch der Rumäne nahm schon gar nicht mehr war, was sie denn so in Entsetzen brachte. Er spürte ihn, den Reinblüter! Immer schneller werdend brach er aus seinem Versteck hervor. Wenn er die Präsenz des Vampirs wahrnahm, dann konnte dieser umgekehrt auch ihn spüren. Und auch alle anderen Vampire, die sich versteckt hielten. Wenn sie jetzt nicht schnell zuschlugen, wäre ihr ganzer Plan hinüber.


    Mit einem letzten Schritt trat er ins Freie. Er hätte ihn auch erkannt, wenn er seine Anwesenheit nicht schon gespürt hätte. Dieser blondhaarige Vampir strahlte so eine Überheblichkeit und Selbstsicherheit aus, wie sie nur Reinblüter tragen konnten. Ohne auch nur einen Moment inne zu halten sprang Corvin vor und schlug zu. Der andere machte sich nicht einmal die Mühe diesen technisch sehr plumpen Hieb abzuwehren und wich elegant nach hinten aus. Doch genau das war die Absicht des Rumänen, denn fast im gleichen Augenblick schnellte die Linke in die selbe Richtung nach. Der Reinblüter riss gerade noch rechtzeitig den Kopf zu Seite, aber auch wenn Corvins Hieb nicht wie beabsichtigt direkt das schöne Gesicht des anderen zerschmetterte, rissen die Dornen des Caestus blutige Furchen in die Wange. Noch in der selben Bewegung wich Corvin einen Schritt zurück und nahm wieder Kampfhaltung ein, sofort bereit für den nächsten Angriff. Seine Augen leuchteten auf und er ergab sich fast völlig seinen Instinkten und Reaktionen.


    Aus den Augenwinkeln sah er Takeya Chinatsu ein Stück zurück ziehen, doch seine Gedanken wurden sofort wieder vom Kampf abgelenkt.

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    20:01 Uhr – Gelände der Schule – Außerhalb des Haupttores


    Shinji hatte dem ersten Angriff des einen Vampirs ausweichen können und musste sich sofort auf den anderen einstellen, der nun ebenfalls sein Glück versuchte.
    Dabei setzte er seine Fähigkeit ein und hielt dessen Arme lang genug fest, um auch diesem Angriff auszuweichen. Der erste Angreifer setzte zum nächsten Schlag an, was seine umwickelten Fäuste wieder dicht an Shinji heran brachten. Das Brennen der blutenden Kratzer auf seinem Gesicht ließ seine klaren Überlegungen in einem roten Nebel versinken.


    Samusa knirschte mit den Zähnen, als der Reinblüter ihm auswich und musste einen schnellen Ausfallschritt machen, als seine Arme ihm kurzfristig nicht gehorchten... Seine grünen Augen blitzten ärgerlich auf.
    Dieser Kampf würde nicht einfach werden.


    Hikaru hatte die Distanz zu Kasumi Saito mit einem kurzen Sprint überbrückt und stand jetzt direkt vor ihr. Als Sousuke eingreifen wollte, wurde er von Felic mit einem Nackenklammergriff gepackt, so dass er nichts mehr unternehmen konnte.
    "Was wissen Sie?" Die Frage von Hikaru war fast schon ein Knurren, weil ihn der Ausruf völlig überrascht hatte. Die anderen würden vielleicht deswegen auch Fragen stellen, aber das war ihm in diesem Augenblick nicht wichtig.
    Felic zog den Jungen der DayClass mit sich und übergab ihn dann an Takeya, da Sousukes Blut zu sehr in seinen Adern pochte, als dass sie sich vollkommen sicher sein konnte, ihn nicht zu beißen.

  • 20:01 Uhr ~ Gelände der Schule ~ Haupttor [Tori]


    Tori hatte sich entschlossen zum Haupttor zu gehen. Das würden sicher nicht die letzten Vampire gewesen sein. Diese Viecher waren hinterlistig und man sollte ihnen wirklich niemals auch nur ein wenig vertrauen.
    Erwartungsvoll hatte sie ihren Dolch gezogen und war in Angriffshaltung gegangen.

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    20:02 Uhr – Gelände der Schule – Außerhalb des Haupttores

    Shinji setzte seine besondere Fähigkeit zur Beeinflussung ein, um seine beiden Angreifer abzulenken. Leider konnte er sich nicht voll auf sie konzentrieren, weil er noch die beiden Wachen kontrollieren musste. Aber für ein paar kleine Tricks aus seiner unerschöpflichen Erfahrungswelt war genug Kraft übrig.
    Samusa spürte plötzlich ein Kribbeln und entdeckte eine Horde Speckkäfer, die gerade an seinen Beinen hoch rannten. Diese fleischfressende Insektenspezies wurde in der Wissenschaft zwar gerne eingesetzt, aber warum sie nun gerade hier auftraten wollte ihm nicht einfallen. Seine Aufmerksamkeit wandte sich fast zwangsläufig den widerlichen kleinen Krabbeltieren zu, so dass er Shinji für einen Moment vergaß.
    Dieser nutzte seine frei werdende Aufmerksamkeit um Corvin vermittels einer kleinen, aber unzerreißbaren Kette die Hände zusammen zu binden, damit er die scharfen Dornen nicht noch einmal durch das Gesicht bekam.


    Hikaru hatte sich inzwischen drohend vor Kasumi Saito aufgebaut, die gerade begriffen hatte, das ihre Rückendeckung beschäftigt war.
    "Ich weiß nicht, was sie meinen...", begann sie ausweichend.
    Aber Hikaru hatte derzeit keine Geduld für Spielchen... seine Schwertklinge glitt mit einem Flüstern aus der Scheide und die Spitze kam nur wenige Millimeter vor Kazumis Hals zum Stehen.
    "Was wissen Sie von den Catha? Und ersparen sie mir weitere Ausflüchte!" kam es fast tonlos über seine verkniffenen Lippen. Kasumi Saito hatte zwar gerne die Oberhand, aber sie wusste auch, wann sie lieber einlenken musste.
    "Einer der Herren hat ein besonderes Interesse an der da...", sie deutete mit dem Kinn auf Felic, die wieder näher gekommen war, nachdem sie Sousuke übergeben hatte.
    "Das kann nicht alles sein!" zischte Hikaru.
    "Ich kenne nicht alle Interessen dieser Herren...", setzte Kasumi erneut an, aber die leicht in ihre Haut dringende Klinge ließ sie wieder verstummen.

  • [Corvin]


    Der Geruch frisch vergossenen Blutes verstärkte den Rausch, in dem Corvin sich befand. Sein Fausthieb, der blutige Furchen in das schöne Antlitz des Reinblüters gerissen hatte, überzeugte Rumänen davon, dass auch die Hochadeligen nicht allmächtig waren. Ohne einen weiteren Moment zu zögern setzte er mit einem weiteren wütenden Fausthieb nach. Sein Angriff kam ruckartig zum Stillstand, und Corvin musste einen Ausfallschritt nach vorne machen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Corvin bemerkte gerade noch wie Samusa erschrocken einen Satz nach hinten machte und auf seine Beine einschlug, als ihm mit einem weiteren Ruck die Unterarme aneinander gekettet wurden. Mit der neuen Situation zuerst überfordert, duckte sich Corvin unter seinem Gegner weg und brachte sich damit auf die andere Seite und für einen kurzen Moment in Sicherheit. Mit wütendem Knurren versuchte er die Fesseln zu zerreißen, bewirkte damit jedoch nur, dass ihm einer der Lederriemen schmerzhaft ins Fleisch schnitt.
    Die Wut darüber, dass er seine Gewandtheit mit den Dornenhandschuhen nicht mehr einsetzen konnte und diese ihn jetzt mehr behinderte, als dass sie ihm helfen konnten, stachelte seinen Kampfeswillen nur noch mehr an. Es ging ihm nicht mehr darum, den Reinblüter nur abzulenken, er wollte ihn besiegen und dabei sämtliche Knochen zerschmettern. Seine Augen leuchteten auf und das Blut pochte immer heftiger in seinen Adern. Wie glühendes Eisen schien es durch jede Faser seines Körpers zu rinnen und schließlich seine letzten klaren Gedanken zu ersticken.
    Der andere Vampir schaute kurz in Richtung Akademie und Corvin Nutzte die Gelegenheit, um einen erneuten Angriff zu starten. Diesmal setzte er nicht mehr auf die Kraft seiner Fäuste. Weit nach vorne gebeugt, den Kopf mit den gebleckten Zähnen zur Seite gerissen, sprang er seinen Gegner an und rammte ihn mit der Schulter. Die Wucht des Aufpralls riss ihn ein Stück zur Seite und noch während er nach vorne stürzte zog er seine zusammen geketteten Arme nach hinten, um sie dem anderen in den Rücken zu rammen.

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    20:02 Uhr – Gelände der Schule – Außerhalb des Haupttores

    Shinji ahnte die Absicht des einen Gegners mehr, als dass er sie tatsächlich sah... Die Erfahrungen eines langen Lebens machte sich hier zu seinem Vorteil bemerkbar. Dem Rammstoß mit der Schulter konnte er nicht mehr ausweichen, aber zumindest dem Schlag gegen den Rücken abschwächen. So drangen die Dornen nicht in sein Fleisch, sondern zerrissen nur den teuren Stoff des Jackets.
    Seine Gegner waren jedenfalls keine Bauern, fuhr es Shinji durch den Kopf.
    Ärger stieg in ihm auf, dass er diese beiden nun tatsächlich ernst nehmen musste. Wie konnten es diese Abkömmlinge nur wagen?
    Ein Angriff auf ein Reinblut des Hochadels würde durch den Rat schwer bestraft werden... allerdings nur, wenn jemand dieses Anliegen eben vor diesen brachte! Und die beiden schienen willens zu sein, ihn endgültig davon abzuhalten.
    Aus dem Augenwinkel nahm er auch noch eine Hunterin wahr, deren Adrenalinspiegel ihr Blut für ihn deutlich erkennbar machte.


    Mit einer Drehung brachte er sich aus dem Bereich der gebundenen Arme des einen Angreifers mit der Augenklappe. Ein scharfer Schmerz an seinem Arm brachte Senji den zweiten Gegner wieder in Erinnerung. Nicht nur sein Ärmel, sondern auch seine Haut war verletzt worden.
    Glühender Hass stieg in seinem Inneren auf und mit einem bösartigen Fauchen wandte er sein Gesicht dem Zweiten zu. Das alte Blut in seinen Ader kam nun wirklich in Wallung.
    Seine Kräfte potentierten sich und er ließ die Wachposten bewusstlos zusammenbrechen, damit er sich seiner beiden Angreifer voll und ganz annehmen konnte. Aus zwei Handgefertigten Rückenscheiden zog er lange Stilette hervor und widmete sich nun ganz dem Kampf gegen diese beiden.
    In einem Luftüberschlag sprang er über Samusa hinweg und revanchierte sich mit einem Stilett an dessen linker Schulter. Beim Bodenkontakt rollte er sich zusammen und kugelte an dem mit der Augenklappe vorbei. Direkt hinter ihm schoss er wie von einer Feder aufgerichtet in die Höhe und zog diesem in einem Rückhandstreich die andere Klinge leicht über die Wange.
    Danach ging er mit drei schnellen Pirouettendrehungen auf Abstand und bleckte dann die Reißzähne zu einem herausfordernden Lächeln.
    "Kommt nur!" forderte er sie auf.

  • Auch wenn Corvin es schaffte, den anderen zu rammen, so verfehlte sein mit wenig Eleganz geführter Schlag die beabsichtigte Wirkung. Der Reinblüter schien schon voraus zu ahnen, wohin sein nächster Angriff zielte und wich ihm mit einer Gewandtheit aus, mit der der Rumäne nicht mithalten konnte. Plötzlich ging er dann selbst zum Angriff über. Er zog zwei lange, sehr spitz zulaufende Dolche und setzte mit einem Satz über Samusa hinweg, sodass Corvin ihn für einen Moment aus den Augen verlor, bis er die kalte Klinge an seiner Wange spürte. Es dauerte einen Moment, in dem der Angreifer sich mit einer tänzerischen Eleganz wieder auf Abstand brachte, dann konnte Corvin den metallischen Geschmack von Blut auf seinen Lippen schmecken. Auch wenn es nur sein eigenes Blut war, reichte nur der Geschmack aus, um das durch seine Adern rinnende Erbe zu erwecken. Seine Muskeln begannen angenehm warm brennen und seine Sinne erweiterten sich um ein vielfaches. Der lähmende Hass, der vorher sein Handeln bestimmt hatte, wurde wieder kontrollierbar und sein Hirn wieder fähig, klare Gedanken zu fassen. Auch wenn der Reinblüter ihm in Schnelligkeit und Kampferfahrung wohl immer noch überlegen war, er hatte den Vorteil, offensichtlich unterschätzt zu werden. Corvin schaute auf seine gefesselten Hände. Die Kette konnte er nicht zerreißen, trotzdem musste er irgendwie wieder von dieser Fessel frei kommen, um in diesem Kampf überhaupt eine Chance zu haben. Die in der Sonne blitzenden Stilette waren allem Anschein nach von hoher Qualität, und auch wenn es nicht der Normalfall für solche Waffen war, mussten die Klingen auch über eine gewissen Schärfe verfügen. Der Schnitt in seiner Wange war zu präzise und filigran gesetzt, als dass es mit einer stumpfen Waffe möglich gewesen wäre. Er sollte ihn demütigen und zurechtweisen und Corvin war überzeugt, dass der anderen ihn hätte töten können, wenn er es nur gewollt hätte.


    Samusa hatte eine stark blutende Wunde an der Schulter davon getragen, wagte aber trotzdem einen weiteren Angriff. Corvin nutzte den Moment, um seinen eigenen Zug zumachen. Gerade weil sein Gegenüber ihn unterschätzte, konnte er mit seinem Angriff direkt in Samusas Offensivschlag starten. Der reinblüter bemerkte den zweiten Angriff und drehte sich erneut elegant aus der Schlagrichtung, während er gleichzeitig seine Klingen führte. Corvins Hieb mit beiden Armen wurde dabei mit schon spielerischer Leichtigkeit durch eines der Stilette abgefangen, aber Corvon drehte sich blitzschnell in der Schulterachse, so dass die Klinge, die an den Nietenbändern abgeglitten war, nun den Lederriemen durchtrennte, der seine Hände zusammengebunden hatte. Auch ein Teil der Verschnürung des Caestus wurde von der Klinge durchschnitten, so dass der Handschuh ebenfalls loskam. Der Fesselriemen war aber an dem Caestus noch befestigt, so dass Corvin, nachdem er die Hand herausgezogen hatte, nun auch noch eine Waffe mit größerer Reichweite besaß. Während sein Gegner Samusa mit einem Tritt gegen die Hausmauer beförderte, ließ Corvin die neue Waffe ausschwingen und trieb sie dann in einem Rückhandschlag gegen das linke Standbein des Reinblüters. Wie bei einer Wurfleine schlang sich das Lederband, beschwert durch den Caestushandschuh um die Wade und verhakte sich. Noch ehe der andere auf diese neue Situation reagieren konnte, riß Corvin mit aller Kraft daran und brachte seinen Gegner zu Fall.
    Noch während der Reinblüter zu Boden ging sprang Corvin mit einem schmalen Grinsen hinterher. Durch das Ungleichgewicht und das Gewicht des Schülers prallte der fremde Vampir hart auf den Boden. Aber Corvin war noch lange nicht fertig. Mit einem harten Fausthieb brach er dem Reinblüter die Nase.
    Samusa hatte sich inzwischen wieder aufgerichtet...