Der letzte Graue

  • Eine kleine, ernst gemeinte Kurzgeschichte über die letzten Momente eines alten Wolfs. Bin gespannt, was ihr dazu sagt.







    Der letzte Graue


    Wie lange war es jetzt schon her? Er wusste es nicht. Aber er spürte die Zeit im Nacken. Mit hungrigen Fängen und einer Ausdauer, die selbst der Stärkste in seinem Rudel nicht aufbringen konnte, hatte die Zeit ihn verfolgt und er war kurz davor ihr zu erliegen.
    Mit getrübtem Blick beobachte er die Jungen beim Herumtollen und erinnerte sich glücklich an seine eigenen unbeschwerten Jahre zurück. Wenn er in ihre funkelnden Augen blickte, sah er ihre Zukunft. Eine Zukunft voller Proben, Herausforderungen, Niederlagen, aber auch Selbsterkenntnisse, Siege und diesen unbezahlbaren Glücksmomenten. Eine Zukunft, die er ermöglicht hatte. Zufrieden legte er seinen schweren Kopf auf seine ausgestreckten Pfoten und füllte seine Lunge genüsslich mit dem vertrauten Duft der Erde. Einer der jungen Wölfe stolperte über seine großen Tatzen und schlug einen ungeschickten Purzelbaum. Seine Mutter, die sie schon die ganze Zeit beobachtet hatte und immer in ihrer Reichweite war, trottete gemütlich heran und leckte ihn liebevoll sauber, während er spielerisch versuchte an ihr hochzuklettern. Ja er war stolz. Er hatte seine Verantwortung erfüllt und seinem Rudel ein sicheres Leben ermöglicht.
    Doch die Natur kennt keine Gnade.
    Die Idylle wurde gestört als sich ein anderer Wolf mit steil aufgerichtetem Schweif, nach vorne gerichteten Ohren und angriffslustig gefletschten Zähnen vor dem Alten aufbaute. Ein herausforderndes Knurren drang aus seiner Kehle. Sein Blick demonstrierte seine grimmige Entschlossenheit.
    Die Zeit war nun endgültig gekommen, um sich ein letztes Mal voller Stolz und Würde aufzurichten. Das ergrautes Fell des Alten glänzte in den freundlichen Sonnenstrahlen des Frühlings und unterstrich seine imposante Erscheinung. Selbst die Jungen hatten aufgehört umher zu tollen und reckten neugierig die Köpfe in Richtung des Geschehens.
    Die Muskeln des Alten spannten sich an und fletschte nun ebenfalls die Zähne. Mit einem seltsamen Gefühl der Erfüllung stürzte er sich auf seinen Gegner. Erbarmungslos verbissen sie sich ineinander und nach wenigen Minuten wurde der Alte an der Kehle gepackt. Es war entschieden. Langsam wurden die hellsten und schönsten Farben zu einem bedrückenden Grau und doch spürte er den bedauernden Blick seines Gegners. Mit letzter Kraft stupste der Alte seinem Widersacher liebevoll in die Seite. Er brauchte sich nicht zu fürchten. Nun war er der Starke und musste anstatt des Alten die Verantwortung für das Glück des Rudels tragen.
    Und so endete der letzte goldene Tag des letzten Grauen. Doch weitere werden seinem Beispiel folgen, um den anderen ein sicheres Leben zu ermöglichen.

  • hm.... eine sehr interesannte Geschichte und ich muss sagen,
    sie gefällt mir


    dein Schreibstiel gefällt mir
    weiter so, ich hoffe wir bekommen noch mehr von dir zu lesen


    :enjoy *KiBa Tee schlürf*

    Zwielicht
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    Trenne dich nie von deinen Träumen. Wenn sie verschwunden sind wirst du weiter existieren, doch aufgehört haben zu leben.