10. Oktober – 09:56 Uhr - Kōchi Asakura - In den Straßen
[Cale]
Er wollte gerade noch etwas erwidern, als er etwas Verstörendes vernahm. Schüsse. Lardo-san war schon auf dem Weg, welchen wohl Solon eingeschlagen hatte, denn jener war nicht mehr zu sehen. Bestimmt galten diese Kugeln Solon, denn Kamari hatte gerade Alarm schlagen wollen, als die Schüsse fielen. Sofort war er Emma nachgesetzt. Cale packte im Laufen Emmas Handgelenk.
"Wir dürfen die Menschen nicht noch aufmerksamer auf uns machen! Wir kümmern uns um Solon, keine Angst! Steck das jetzt endlich weg!"
Er lief weiter, immer darauf bedacht, Emma nicht abzuhängen. Doch sie war sportlicher als früher, sodass er sich in der Hinsicht keine Sorgen um sie machen musste.
'Die Puppenspieler. Aber sie entfernen sich!' Er schüttelte den Kopf, als könne er den Gedanken so vertreiben.
'Wir müssen Solon finden!' Sie bogen in eine Straße ab, welche trotz aller Pingeligkeit, welche die Japaner offenbar an den Tag legten, doch relativ verdreckt war. Wenn man die halb zerrissenen Plakate und Poster von Konzerten als Dreck ansah, welche Events ankündigten, die schon einige Zeit vergangen waren. Erneut bogen sie ab, rannten um die Ecken einer Gasse und dort sahen sie es. Solon.
Er stand komischerweise, denn die Schüsse schienen ihn so getroffen zu haben, dass sein Körper in der Position verharrt hatte. Dort stand er, die Wut hatte ihm die Tränen in die Augen getrieben. Was war das? Er fletschte die Zähne und entblößte so sein Zahnfleisch, welches anscheinend verwundet war.
'Der erste Schritt ist also getan. Solon.' Cale schüttelte den Kopf. Die Wunden in dem Zahnfleisch waren auf die extremen Bakterien zurückzuführen, welche ein Varan in seinem Maul besaß, damit er als Aasfresser keine Nachteile durch das Verspeisen des Kadavers erhielt. Kein Mensch würde einen solchen Biss lange überleben, sondern eher schnell und qualvoll an der damit einhergehenden Entzündung verenden. Cale packte Solon um die Hüfte und hob ihn auf seine Schulter, bedacht darauf, dass der Bewegungslose sich nicht noch mehr verletzte. Die Schüsse hatten jeweils die Knie- und Armbeugen fast schon unglaublich exakt durchtrennt und es sah aus, als ob jemand erst mit einem Messer in die Haut eingeritzt hätte, um den Einschnitt danach mit einer runden Feile zu bearbeiten. Solche Wunden waren durch die unfassbar hohe Rotation der Kugeln zu erklären, so hatte man es ihm jedenfalls gesagt, als bei einem seiner jüngsten Glücksspielserien jemand über den Haufen geschossen worden war und er nachgefragt hatte.
Er hatte es genauso wie die anderen unterlassen, dem armen Mann zu helfen, der sein Lebensende in einer schmutzigen Nebengasse von Sizilien hinnehmen musste, da er anscheinend die Mafia betrogen hatte. Niemand, der noch bei Verstand war, würde sich gegen diese Organisation stellen, wenn er nicht eine Armee hinter sich hatte und selbst die Regierungen der europäischen Staaten, welche etwas hätten erreichen können, hatten sich nicht eingemischt. Also würde jemand, der noch leben wollte, wie Cale, sich bestimmt nicht gegen solch einflussreiche Personen stellen. Durch diese Erfahrung hatte er auch kein Problem gehabt, sich die Wunden genauer anzusehen, was anderen wohl den letzten Nerv raubte. Solon auf der Schulter war nur etwas zu sehr am Bluten, wie Cale und seine Klamotten fanden, aber dass konnte man ihm ja nicht übel nehmen, er hatte es sich ja nicht ausgesucht. Cale nickte Emma und Lardo-san zu. Was sollen sie nun machen?
"Wir sollten die nett aussehenden Polizisten dort drüben mal fragen, was sie für uns tun können!"
Ohne auf eine Antwort zu warten, setzte er sich in Bewegung zu dem Wagen, welchen er eben erblickt hatte.