Es ist schon nach Mittag, als ich endlich damit fertig wurde die letzten Reste meiner 16. Geburtstagsparty wegzufegen. Ich streckte mich aus und legte den Besen wieder in den Abstellraum zwischen Küche und Bad.
Unsere Wohnung ist nicht gerade groß, doch gemütlich. Wenn man die Wohnungstür öffnet, kann man einen hell gestrichenen Flur sehen. Von diesem Flur aus kommt man ins Bad, in das Zimmer meiner Mutter und in mein Zimmer. Wenn man den Flur weitergeht, kommt man in einen großen Raum, der Küche und dem Wohnzimmer. Ich liebe unsere offene Küche und die Tresen. Rechts neben der offenen Küche befindet sich unser Wohnzimmer mit Fernseher, Sofa, Tisch, Regale und Mum’s Modestücken.
Alles in allem finde ich unsere Wohnung gemütlich. Sie reicht aus für uns und Gäste haben wir auch nicht so oft.
„Ich bin fertig“, sagte ich meiner Mum, die gerade am Herd etwas kochte.
„Das riecht gut, Mum. Was kochst du?“
„Oh, du bist schon fertig? Heute gibt’s Reis mit Süß-Sauer-Soße. Es wird dir schmecken.“ Ich mochte es immer, wenn meine Mum kocht, denn bis jetzt hat es mir immer geschmeckt.
Ich setze mich an unseren kleinen Tisch in der Küche und fange an den Reis zu schöpfen. „Wow, Mum. Du hast dich selbst übertroffen!“
„Danke, Schatz. Was hast du denn noch vor heute zu machen? Aber denk daran, dass du morgen wieder in die Schule musst.“
„Ja ja, das werde ich schon nicht vergessen. Ich muss eh noch für die Geografiearbeit lernen.“
Nach dem Essen legte ich mich also auf mein kuscheliges Bett in meinem Zimmer und holte mein Geografiebuch hervor.
Mein Zimmer ist eher schlicht gehalten. Der dunkle Teppich lässt es größer wirken und die weiß gestrichenen Wände bringen einen zur Ruhe. Außer einem Glasschreibtisch, einem Kleiderschrank, einem Bett und einem Regal mit einpaar CDs und anderen Dingen ist mein Zimmer nicht sehr spannend.
Nun lag ich also auf meinem Bett und schlug das Geografiebuch auf.
Doch schon nach einer Viertelstunde hatte ich keine Lust mehr. Ich legte das Buch auf meinen Nachttisch.
Ich bin schon 16 Jahre alt. Die Hälfte meines jugendlichen Daseins ist schon vorüber. Werde ich überhaupt noch was anderes sehen, außer unserer kleinen Wohnung in Nissho? Soweit ich weiß, bin ich in Nissho geboren und lebe hier schon von Kindesbeinen an. Ich bin ein Einzelkind. Mein Vater ist bei einem Autounfall gestorben. Ich war gerade mal 5 Jahre alt, als das passierte. Ich kann mich kaum noch erinnern, wie er aussah.
Meine Mutter arbeitet als Modedesignerin. Deshalb stehen oft Kleidungsstücke im Wohnzimmer rum. Auch wenn sie viel Platz in der Wohnung wegnehmen, finde ich sie sehr schön. Doch genug verdienen tut sie trotzdem nicht damit, weil nicht jedes Label auch ihre Kleider nimmt.
Ich bin Ikiru. Die 16 Jahre alte Ikiru.
Auf meiner hellen Haut befinden sich zwei hellblaue Augen und meine Haare haben einen dezenten, schwarzen Farbton. Oft ziehe ich in dieser Sommerzeit eine kurze Jeanshose und ein Top an.
Ich gehe in die 10. Klasse ins Städtische Gymnasium von Nissho. Wir sind über 2000 Schüler.
Plötzlich klingelte das Telefon.
„Kannst du rangehen, Mum?“, rief ich ins Wohnzimmer. „Tut mir leid, ich bin beschäftigt.“ Uhh… ich bewege mich mühsam zum Telefon.
„Ikiru Akashi“, rief ich in den Hörer.
„Hi Ikiru!“
„Oh, hey Sakira. Wie geht’s?“
„Das wollte ich dich gerade fragen. Du klingst nicht gerade happy… Was ist denn los?“
„Ach nichts. Ich schaffe es nur nicht Geografie in meinen Kopf reinzukriegen.“
„Hihi… das konnte ich auch nicht. Hey, aber ich wollte dich fragen, ob du morgen nach der Schule Lust hast mit mir an den Strand zu gehen?“
Ich überlegte. Morgen habe ich eigentlich keine Zeit, weil ich meiner Mutter versprochen habe den Einkauf zu erledigen und die Küche zu putzen.
„Ok… ich werde da sein.“
„Super! Das wird toll. Bis morgen in der Schule!“
„Ja, bis morgen!“
Ich legte den Hörer in die Ladestation.
„Wer war es?“, fragte meine Mutter.
„Ach, es war nur Sakira.“
Sakira ist meine beste Freundin und immer auf dem neuesten Stand, wenn es um Jungs geht. Im Gegensatz zu mir ist sie wirklich hübsch mit langen blonden Haaren, einer süßen Stupsnase und ihrem unglaublichen Klamottenstil.
„Wir gehen morgen an den Strand.“
„Hast du etwa schon vergessen, was du mir versprochen hast? Ehe du das nicht erledigt hast, kommst du mir nicht aus dem Haus!“
„Ist ok, Mum.“, sagte ich nur.
Fortsetzung folgt...